Frage von Kerstin_28:Hallo Zusammen,
meine Frage ist sicher pauschal schwer zu beantworten. Vielleicht haben aber ein paar Profis eine Richtlinie für mich.
Wir drehten bisher immer im Auftrag für verschiedene Fernsehsender. (Dokus, Features etc)
Nun muss ich bis Mittwoch aber einem Kunden aus der freien Wirtschaft eine Preis für eine zwei stündige Doku machen.
Leider habe ich überhaupt keine Ahnung von Preisen in der freien Wirtschaft.
Folgende Angaben habe ich:
Auflage - eine DVD in SD. (kein HD)
Kamerateam: Kamerafrau und Tonmann.
Begleitet werden sollen die letzte Bauphase eines Schiffes im Dock.
Wir haben DVCAM oder DVCPRO 50.
Er will eine zwei stündige DVD. Nur Schnitt und Ton ohne Sprecher. (wollen die wohl selber kommentieren)
Evtl noch ein paar O-Töne. (Redakteuer haben wir dafür)
Für nen Sender würden wir mindestens 20000 Euro nehmen.
Aber was kann man dafür so in der freien Wirtschaft bekommen?
Vor allem mit dem Gedanken, den Kunden preislich nicht abzuschrecken wegen weiterer zukünftiger Projekte.
Über eine grobe Richtline wäre ich sehr sehr dankbar.
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von Bernd E.:
...meine Frage ist sicher pauschal schwer zu beantworten...
Das seh ich auch so, denn für die Kalkulation wichtiger als die Endlänge des Films ist der Arbeitsaufwand - und der kann für eine zweistündige DVD von zwei Stunden bis fast unendlich liegen. Ich würde mir also an deiner Stelle zuerst mal Gedanken machen, wie lange ihr unterwegs sein werdet.
Gruß Bernd E.
Antwort von PowerMac:
Doku, Reportage? Was denn jetzt?
Drehzeitraum? Vor-Recherche? Ohne Vertonung? Echt?
Antwort von Kerstin_28:
Da stimme ich vollkommen zu.
Ich fürchte den Kunden interessiert eher der Preis als der Aufwand.
Naja genau den Aufwand kann ich noch nicht planen.
Ich denke mindestens 1 Woche Drehzeit und mindestens 7-10 Schnittage.
Grüße
Kerstin
Antwort von Kerstin_28:
Vorrecherche geht nicht. Wir sollen dann ja sofort anfangen.
Ich denke es läuft auf eine Doku hinaus, und der Kunde will das Bauprojekt einfach von einem Kamerateam (EB Team) begleitet haben. Drehzeit gibt es keine feste. Es muss nur im Dezember fertig sein (inkl Schnitt) und darf nicht zu teuer werden da auch andere Firmen Angebote abgeben werden. Und das sind eher welche aus der Kategorie Hochzeitsfilmer. Nichts gegen die Sparte, aber meiner Erfahrung nach machen die oft sehr günstige Lowbudgetangebote.
Ton ja, O-Töne und Situative Töne aber keine Sprecher. Hm naja, wollen die halt so.
Gruß Kerstin
Antwort von LASTG3N:
Wow, also ich hätte nie gedacht, dass man bis zu 20000€ kriegen kann. Darf ich mal Fragen für welche Sender Ihr arbeitet, sehe mir öfters einpaar Dokus an und evtl habe ich auch schon Eure gesehen...
Was mich allerdings interessieren würde:
Ist es nicht so, dass Schnitt und Vertonung(Sprecher) aufeinander abgestimmt sein müssen?
Also, dass man schlecht von Kostenaufwand sprechen kann, wenn gerade der Himmel zu sehen ist.
Ich hab nicht viel Ahnung davon, aber ich hoffe jemand kann mir da freundlich antworten.
Antwort von Kerstin_28:
Man muss bedenken, das wir für einen Sender (ARD, ARTE, 3SAT, BBC etc) mit einer Ausrüstung drehen, die gut und gerne mal ein Einfamilienaus kostet. (zumindest wenn Du alles, Kamera, Optiken, Ton, Licht, Fahrzeug, Büro, Macs, Software etc mitrechnest). Da bleibt nicht soviel Geld übrig. Auch bekommt man nicht immer soviel Geld. Das Alltagsgeschäft bei den Sendern wirft nicht mehr soviel ab.
Trotzdem fürchte ich, dass man für so einen Auftrag in der freien Wirtschaft nur einen Bruchteil bekommt. Oder sehe ich das falsch?
Antwort von tommyb:
Mach eine Kalkulation anhand der Drehtage. Dazu solltest Du deinen Kunden erstmal befragen. Ohne Kalkulation geht so ziemlich gar nix.
Und erst wenn Du deine Kosten ausgerechnet hast, schlägst Du 20-30% oben drauf als Gewinn.
Kalkulation hat man heute an der Berufsschule als Mediengestalter und so schwierig ist das nicht. Spontan fällt mir folgendes ein:
- Drehtage
- Equipment (mieten, eigenes)
- Übernachtung
- Spesen
- Schnittdauer
- Externe Mitarbeiter?
Wer macht sonst bei euch so die Kalkulation? Wenn Ihr den Sendern eure Preise anbietet, dann arbeitet Ihr doch auch nicht von der Hand in den Mund, oder?
Antwort von Jürgen F.:
Hallo Kerstin,
frag doch den Auftraggeber nach seinem Maximal-Budget für dieses Projekt. Er sollte zumindest vorgeben können, wie lang (Tage) diese "Endbauphase" dauert. Dann kannst du die Dreh- und Posttage berechnen und fertig.
Wenn es aber darauf hinausläuft "...können Sie mal eben mit Kamera vorbeikommen, der Kran ist jetzt fertig..." können es auch schnell 30 Drehtage werden. Dann kommst du auch mit 20.000€ nicht aus und legst drauf.
Vielleicht hat der Kunde auch gar keine Vorstellung was sowas kostet (2Std. baubegleitenden Film/Dok..., was auch immer er wünscht).
Also frag ihn nach dem Budget, und wenn es völlig drunter liegt (andere machen sowas als Hobby für 3.000€) kannst du dir als Profi die Kalkulation schon sparen.
Also: Willkommen im Club.
Jürgen F.
PS. Wie sieht es mit den Rechten aus. Wenn du auf DVC50/16:9 drehst, ist das Material vielleicht für deine "Haussender" interessant. Dann kann man anders kalkulieren/drehen.
Antwort von Kerstin_28:
bislang machte immer mein Kollege die Kalkulationen. Da er aber gerade unerreichbar im Ausland unterwegs ist muss ich jetzt ran.
Ich weiß ja,was einer unserer Drehtage und Posttage beim Sender kostet. Dann werde ich damit wohl arbeiten.
Klar, für 3000-4000 kann sowas kein Profi drehen. Es sei denn ich Filme ne Halbe Stunde ne Baggerschaufel etc.
Die Idee mit den Rechten muss ich nochmal abklären. Vorausgesetzt einer unserer Sender hat daran Interesse.
LG
Kerstin
Antwort von PowerMac:
Ich persönlich würde es lassen. Wie soll man bitte einen Film machen, wenn man keinen Off-Text erstellen soll? Der Schnitt richtet sich doch danach.
Die erwarten einen Quatsch für ein paar Tausend Euro. Und den Auftrag kriegt irgendein günstiger Hochzeits-Filmer.
Antwort von tommyb:
Ich denke Du hast 2 Optionen:
1. Dem Privatkunden einen marktüblichen Preis nennen (also 20.000,-) um deine Kosten damit zu decken.
2. Einen Dumpingpreis abzugeben um die Hochzeitsfilmer zu ärgern, dann aber unbedingt Praktikanten für die Sache einstellen, weil kein Profi für den Preis eines Hochzeitfilmers arbeitet. Und wenn es schief geht, dann zahlt der Kunde nicht und man hat zwar drauf gezahlt, aber wenigstens nicht so viel.
Oh und vieeeel Zeit für Änderungen einplanen. Bei zwei Stunden fallen dem Kunden sicherlich so viele schönde Sachen ein die er lieber hätte.
Ich rate ebenfalls davon ab, so lange die Kosten nicht klar sind.
Antwort von High_Tension:
Unabhängig davon, was Du Dir als Tagessatz vorstellst (das muss jeder für sich selbst ausrechnen) rate ich davon ab, ein Fixangebot zu machen. Damit kann man böse aufs Maul fallen wenn der Kunde dann anfängt hier und da rum zu mäkeln und da nochmal ein Meeting und da nochmal ein Schnittbild zu fordern.
Ich handhabe das immer so, dass ich eine Richtlinie angebe, die die voraussichtliche Dreh- und Schnittzeit beinhaltet, mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass zusätzliche Tage (für was auch immer die anfallen) auch zusätzlich kosten.
Mir ist es einmal passiert, dass mir ein Kunde wie blöd auf der Nase herum getanzt ist weil ich zu naiv war, eben diesen Passus in den Auftrag rein zu schreiben. Das nur als Tipp von einem gebrannten Kind ;)
Bzgl der Hochzeitsfilmer würde ich eine Flucht nach vorne versuchen, d.h. ihm eure Referenzen vor die Nase halten und auch offen sagen, dass er Qualität bekommt wenn er euch den Auftrag gibt.
Meiner Erfahrung nach ist, gerade bei einem Laien, der er ja offensichtlich ist, das explizite Erwähnen von potenziellen Konkurrenten oft nur eine Finte um den Preis von vornherein zu drücken. Und wenn er tatsächlich nen Hochzeitsfilmer anstellt, der den Auftrag für 3000€ erledigt, haste eh nix verloren bis auf einen Kostenvoranschlag.
Grüße
Max
Antwort von veejay:
Hi,
ich denk, ihr kennt eure Schmerzgrenzen bei den Tagessätzen.
Ich würde in einem Gespräch die ganz normalen Tagessätze nennen und dann die Reaktion abwarten. Großartige Kalkulationen kosten auch viel Zeit.
Außerdem, weiß der Kunde, was er sich mit zwei Stunden antut?
Viele haben doch nur Nerven für 10-20 Minuten, sind denn aber auch sehr zufrieden.
Viele Grüße
Antwort von bArtMan:
Was soll denn in den 2 Stunden gezeigt werden? Das scheint mir viel zu hoch gegriffen, denn gerade die letzte Phase beim Schiffbau ist wohl nicht gerade sehr spannend. Ohne Story geht da nix. Für welchen Endkunden soll die DVD produziert werden?
Deine Referenzen sprechen doch für Dich. Nenn ihm Deine Schmerzgrenze und laß Dir eine Zweitverwertung bei ARD & co. zusichern, falls der Kahn beim Stapellauf sinkt ;-).
Antwort von Kerstin_28:
Ihr habt Recht. Ich/Wir können und wollen uns nicht mit den Preisen irgendwelcher Hochzeitsfilmer oder Amateuren Messen. Nichts Böses gegen die. Wir arbeiten aber nun einfach mit anderem Equipment und vollkommen anderen Referenzen.
Das Problem mit ner festen Pauschale sehe ich auch ein. Alternativ kann man ja bei einem Festpreis im Angebot festlegen, was dadrin enthalten ist. Alles was mehr wird (neue Ideen, diverse Korrekturen, etc), kostet dann auch mehr.
Zwei Stunden sehe ich auch als sehr lang an. Mittlerweile konnte ich ihn von einer Std. Überzeugen. Für die freie Wirtschaft würde ich zwar eher was bis max. 10-15 Minuten empfehlen aber naja....
Was den Sprecher angeht. Ohne OFF Sprecher geht es natürlich schon. Eine gute Fernseh-Doku kann ja auch eine Geschichte mit reinen O-Tönen und situativen Tönen erzählen.
LG Kerstin
Antwort von PowerMac:
Was aber sehr selten ist und eher bei richtigen Dokumentationen vorkommt als bei Reportagen über den (langweiligen?) Bauprozess eines Schiffes.
Antwort von Jürgen F.:
Hallo Kerstin,
berichte doch mal, was aus dem Projekt/Auftrag geworden ist.
Wie habt ihr euch oder der Kunde entschieden.
Jürgen F.
Antwort von TomStg:
Es ist schon eine sehr merkwürdige Ansicht, dass das verwendete Equipment den Preis bestimmen solle. Die Qualität des Ergebnisses wäre wohl angemessener. Auch scheint mir in der Fragestellung nach dem Preis die Meinung zu stecken, dass bei gleicher Arbeit ein freies Unternehmen mehr bezahlen solle als ein Sender. Umgekehrt wäre es sicher der richtige Ansatz. Denn bei Unternehmen spielt grundsätzlich die Wirtschaftlichkeit die entscheidende Rolle. Bei öffentlich-rechtlichen Sender ist wirtschaftliches Arbeiten eher unbedeutend.
Ebenso merkwürdig finde ich den Hinweis, erstmal das Unternehmen zu fragen, was deren Preis-Obergrenze sei. Das ist nicht nur naiv, sondern auch unredlich. Jeder Auftraggeber in der Wirtschaft verlangt vom Auftragnehmer/Lieferant ein Angebot. Und bei mehreren Angeboten entscheidet er sich für das aus seiner Sicht günstigste - nach Abwägen von Qualität und Leistungsumfang gegenüber seinen Anforderungen.
Dabei handelt es sich um übliche Vorgänge. Warum sollte es bei einer filmischen Dokumentation/Reportage anders sein? Warum sollte bei dieser Sache das unternehmerische Risiko des Auftragnehmers, mit seinem Angebot den Zuschlag nicht zu erhalten, nach anderen Gesichtspunkten als den og. laufen?
Tom
Antwort von KrischanDO:
...
Aber was kann man dafür so in der freien Wirtschaft bekommen?
Vor allem mit dem Gedanken, den Kunden preislich nicht abzuschrecken wegen weiterer zukünftiger Projekte....
Tagessätze Dreh x Bedarf (Ansage des Kunden) +
Tagessätze Schnitt, ggf. Vertonung +
Spesen
= Gesamtpreis. Wenn es echt viele Tage sind, den Tagessatz rabbatieren, aber regeln, ab wievielen Tagen. Sonst werden 30 Tage angefragt, man lässt die Hosen runter, dann werden 5 gebucht, aber bitte zum Satz wie für 30 Tage. Nee nee.
Wenn der Kunde den Preis mit dem Hinweis auf Folgeaufträge drücken will, entweder gleich nach Hause gehen, weil das der Anfang der Verarschung sein wird, oder anbieten, den Nachlass bei den Folgeaufträgen abzuziehen.
Grüße
Christian
Antwort von Kerstin_28:
Wir haben es folgendermaßen gelöst. Wir berechnen unsere üblichen Tagessätze für Dreh und Schnitt. Wenn es viele Dreh werden gibt es Rabatt. Das ist gestaffelt. Ab 10 wird es etwas günstiger, ab 15 nochmehr pro Tag usw.
Wir haben eine bestimmte länge kalkuliert. Sollte es von der Kundeseite her doch mehr Aufwand werden (neue Wünsche etc), dauert es halt länger und kostet dann mehr.
Weitere Kosten (Musik, Sprecher, etc) sind natürlich auch Veranschlagt.
Das es ohne Sprecher sein soll war ein Missverständnis. Also dann doch mit.
Grüße Kerstin.
Antwort von Jürgen F.:
Kerstin,
schön, dass es geklappt hat.
Gutes Gelingen.
Jürgen F.
Antwort von Kerstin_28:
Oja vielen Dank.
Es ist eine große Herausforderung und macht aber auch ne Menge Spaß.
Es gibt schon schlimmere Jobs als Filme drehen :-))
Kerstin
Antwort von kgerster:
Hallo Kerstin,
würdest Du mich per Mail kontaktieren? Ich hätte eine Frage an Dich.
kurt2008@hotmail.de
Gruß Kurt