Frage von Auf Achse:Mich würde interessieren wie bei einem Live Event wie zB Konzert die Kommunikation zwischen der Regie und den Kameraleuten abläuft. Es interessiert mich deswegen weil ich vor ein paar Tagen auf einem Konzert war und da hat irgendwie gar nix geklappt (Soloinstrumente verschlafen, falsche Musiker im Bild, Bildausfälle usw ...)
Ist es in der Regel so daß die Regie den Kameraleuten die nächste gewünschte Einstellung vorgibt? Oder entscheiden die Kameraleute auch / nur / selbständig über die nächste Einstellung?
Hat jeder Kameramann einen eigenen Kommunikations / Funk Kanal oder hört jeder alles?
Wie wird die Kommunikation übertragen?
Per Kabel --> ????
Per Funk --> Welche Funkgeräte kommen da zum Einsatz? Gibt es beim Kameramann eine VOX Funktion die die Kommunikation von ihm Richtung Regie automatisch aktiviert?
Danke + Grüße,
Auf Achse
Antwort von acrossthewire:
Also je nach Aufwand würde ich sagen. Meist gibt es einen Rückkanal über Glas oder Kupfer mit Programmbild und Regieton für den Kameramann wenn EB oder Studiokameras verwendet werden. Und der Regisseur oder BIMI macht Ansagen ala Achtung 1 die Pauke, die 2 auf die Streicher, 1 ist drauf, 3 baut um auf Dirigent, Achtung 2, und 2 ist drauf, 3 bleibt beim Pauker.....usw.
In großen Produktionen bekommen die Kamerafrauen und Männer vorher Schnittlisten anhand derer sie die Einstellungen umbauen.
Bei kleineren Setups nehmen wir eine Sennheiser Funkstrecke die alle Kameras nur hören und die Kommunikation ist ähnlich.
Je nach Gusto werden der Kamera auch mal mehr Freiheiten gelassen ala "ich brauch was Nahes", "mach mal nen 3er" oder "biet mal was an" usw.
Je mehr Kameras im Feld sind um so wichtiger ist ein Regisseur. Das gleiche gilt für Hired Teams die man nicht so gut kennt und die den Bildmischer nicht gut kennen.
Das Rücksprechen von der Kamera aus ist in meinen Augen überschätzt da man oft eh keine Hand frei hat. Wenn der Ton vom Audiomixer embedded wird kann man die Kamera XLR oder Mikros für einen Rückkanal missbrauchen. Häufig reicht aber eine ja nein Konversation per Kamerawackeln.
Antwort von jansi:
Kommt natürlich auf die Produktion drauf an und auch welche Art von Bühnenperformance. Beim Orchester, wo man genau weiß was wann passiert, werden während der Proben die Schnitte genau festgelegt und jede Kamera hat einen Ablaufplan, wann sie wo drauf sein muss. Bei der eigentlichen Vorführung ist damit dann jeder Position klar, was sie machen muss :) Der Kanal von der Regie ist bei jeder Aufzeichnung/Live Show offen. Das heißt, jede Kamera/ SET AL hört die Regie permanent. Die Kameraleute können natürlich auch zurückfunken, macht aber i.d.R. bei der Show dann niemand, sondern dann wird das, was die Regie da fordert, einfach umgesetzt. Bei den Proben ist es dann schon eher üblich, dass der Kameramann über den Kanal zurückfunkt und sagt, warum das zum Beispiel nicht geht oder so, wenn der/die Regie bei den Proben nicht mit im Studio ist.
Bei einer Bühnenperformance wo die Bildregie kein Mitspracherecht hat (weil zum Beispiel die Band sau bekannt ist und der Sender betteln muss, dass er sie filmen darf) und die Band unvorhergesehene Sachen macht, wie runter zu der Crowd gehen oder sowas ist natürlich die Spontanität der Kamera/Regie gefragt und die Regie fragt dann z.B. eine bestimmte Kamera, ob sie nicht da und da ran kommt. Vermutlich hast du dann eher letzteres gesehen, wenn due von einem Chaos sprichst.
Kommunikation per Kabel! I.d.R. hast du als Kameramann deinen Mund zu halten - deshalb auch kein Vox.
Antwort von Auf Achse:
Danke für eure Infos, ist superinteressant!
@acrossthewire: Was ist "mach mal nen 3er" ???
Das war ein Konzert einer in Österreich bekannten Band, Stadthalle Wien mit etwa 5 000 Zusehern. Zwei "lange Kameras" beim FoH, eine bemannt mobile auf der Bühne, zwei bemannt stationäre im Orchestergraben.
Die bemannt mobile ist im Lauf des Konzerts auch ins Publikum in unmittelbare Nähe von mir gekommen. Der hatte eine BM Pocket auf Gimbal. Sein Kopfkörerheadset hatte auch ein Mikro, deswegen meine Frage nach VOX Richtung Regie.
Wie geschrieben, die Regie war eher chaotisch und hatte von den Besonderheiten der Musik (Soli) nicht wirklich eine Ahnung. Ich hab schon etliche Konzerte gesehen aber noch nie so viele regiemäßige und technische Hoppalas.
Ich denk das war eine angeheuerte Truppe nur für dieses Konzert, denn wenn die Truppe mit der Band mitzieht hat sie nach ein paar Konzerten intus wann welches Solo kommt und ist rechtzeitig mit der Kamera drauf.
Danke + Grüße,
Auf Achse
Antwort von acrossthewire:
"Auf Achse" hat geschrieben:
@acrossthewire: Was ist "mach mal nen 3er" ???
Bildschirmfoto 2019-12-15 um 14.27.54.png
Antwort von dosaris:
"Auf Achse" hat geschrieben:
...Ich denk das war eine angeheuerte Truppe nur für dieses Konzert, denn wenn die Truppe mit der Band mitzieht hat sie nach ein paar Konzerten intus wann welches Solo kommt und ist rechtzeitig mit der Kamera drauf.
da kommt die Erfahrung des camOperators zum tragen:
wenn der/die den Text des Vortragenden erfasst, dann merkt er an Sprachrhythmik, Gestik u Mimik,
dass in ca 5 sek was anders Kommt.
Oder bei Musik hört er, dass ein Takt später ein break folgt und stellt sich schon drauf ein.
Wir nehmen iA 3 cams: eine mittig statisch totale (wenn möglich) und 2 manuel-portabel
(halb-)statisch und halbseitlich (je nach örtl Gegenbenheit, nur Aufzeichnung unscripted events)
Also bleibt nur die Abstimmung zw 2 CamOps. Das geht mit intercom-headset ganz gut, wo ich dann zB
" du A" gebe, wenn ich meine Führungscam (=A) abgeben/umstellen will.
Da wir uns meist sehen Bestätigung durch Kopfnicken.
Antwort von TomStg:
Für die Bildregie benutzen wir eine DIY-Variante, die per einfachsten Cat5-Kabel mit beliebig vielen Teilnehmern verbunden werden kann. Duplex-Vox ist nach unserer Erfahrung nicht erforderlich. Alle Teilnehmer hören gleichzeitig die Bildregie. Das ist auch sinnvoll, damit die gerade nicht on air befindlichen Kameras schnell auf ihre nächste Einstellung angesprochen werden können. Die Bildregie benutzt dazu ein Headset mit Mikro, die Kameramänner tragen nur leichte Kopfhörer. Bei leisen Events mit geringem Geräuschpegel, wo die Kameras in der Nähe oder direkt zw den Zuschauern stehen, muss man darauf achten, dass die Hörerlautstärke nicht zu laut eingestellt ist.
Wichtig ist, dass die Bildregie klare und eindeutige Anweisungen für die gewünschten Kameraeinstellungen gibt. Falls es keine Tally-Lichter für die jeweilige Kamera gibt, muss die Bildregie auch klar auf das kommende On Air Sein der jeweiligen Kamera vorbereiten und dann auch ansagen, wenn es soweit ist.
Antwort von carstenkurz:
Typische Kommunikation/Anweisungen würden mich interessieren. Gibt's da sowas wie nen Standard?
Antwort von Auf Achse:
Danke für eure Infos!!!!
@Carsten ... wollt ich auch grad fragen :-)
Auf Achse