Mit der DMC-LX100 hat Panasonic bei den technischen Daten für eine Kompaktkamera bemerkenswertes geleistet. Man wird das Gefühl nicht los, dass Panasonic mit diesem Modell im kompakten Premiere-Segment versucht hat, die besonders beliebte Sony RX100 in fast allen Punkten auf dem Papier zu übertreffen. So wurde im Inneren ein Micro-Four-Thirds (MFT) Sensor verbaut, der gekoppelt mit einer Leica F1,7-Optik ein entsprechende Lichtstärke verspricht. Dass dabei auch der Videobereich besonders hervorsticht, verwundert wenig. So wurden neben 4K-Aufzeichnung in 24/25p bei 100 MBit/s auch viele Menüpunkte der GH4 übernommen. Nicht zuletzt deswegen sehen viele Anwender die LX100 auch als GH4 für die Hosentasche zum halben Preis. Doch bei näherer Betrachtung sind die Unterschiede dann doch etwas größer, als erwartet....

Betrachtet man zuerst das Äußere der Kamera, dann merkt man, dass sich auch Panasonic dem aktuell grassierenden Retro-Trend nicht entziehen kann oder will. Die Kamera erinnert mit ihren vielen manuellen Einstellrädern sehr stark an eine klassische, analoge Kleinbildkamera.
So gibt es einen Blendenring, einen Fokusring, ein Rad für Belichtungszeiten und eines für eine Belichtungkorrektur. Dazu gibt es echte (Um)schalter für Autofokus, eine Mini-Zoomwippe um den Foto-Auslöser sowie drei frei belegbare Funktionstasten.

Wirklich schade empfinden wir, dass das Belichtungsrad leider nur mit "NTSC-Werten" beschriftet ist und auch nur mit diesen funktioniert. So werden u.a. nur 1/30 oder 1/60s angeboten, jedoch nicht 1/25 oder 1/50s. Letztere lassen sich über das Menüdrehrad nachträglich einstellen nur verliert für Videofilmer der manuelle Shutter-Umschalter damit an brauchbarer Funktionalität. Ebenso würden wir uns wünschen, dass das Wahlrad für Belichtungskorrektur im manuellen Modus für die ISO-Werte zuständig wäre. Denn aktuell ist es für Videofilmer im manuellen Modus ebenfalls funktionslos. Die ISO lässt sich natürlich auch über einen Menüschritt einstellen oder auf den Objektivring legen. Dann steht dieser jedoch nicht mehr für dem manuellen Fokus zur Verfügung. Als leicht übertrieben empfinden wir daneben den eigenen manuellen Schalter für das Bildformat (3:2, 16:9, 1:1, 4:3), da man dieses wahrscheinlich nicht sonderlich oft wechselt. Leider lassen sich diese Schalter auch nicht frei belegen. Doch das ist schon auf hohem Niveau gejammert, denn die Bedienung der Kamera gefällt uns prinzipiell dennoch äußerst gut. Einzig, dass kein Touch-Screen verbaut wurde und dass das Display nicht neigbar ist konnte uns gelegentlich etwas ausbremsen.
Die Optik
Die verbaute Optik hat es ebenfalls in sich: Eine vergleichbares, bildstabilisiertes 11-34 mm/f1.7-2.8 Objektiv würde als MFT-Objektiv wahrscheinlich schon mehr kosten, als die ganze LX100. Bis dato hat aber noch niemand auch nur eín annähernd ähnliches Objektiv im Angebot. In der Praxis gelingt dieser Zauber dadurch, dass dass die effektive Sensorfläche der LX100 doch etwas kleiner als MFT ausfällt (Crop ca. 2,2 im Foto-Modus und ca. 2,4 im 4K-Video-Modus). Dazu kann dank dieser festgenagelten Optik-Parameter auch eine starke digitale Optik-Korrektur eingreifen, die sich nicht abstellen lässt. Ein ND-Filter wurde leider nicht verbaut, lässt sich aber dank echtem 43mm Filter-Innengewinde kostengünstig nachrüsten.
Die Anfangsblende von F1,7 nimmt relativ schnell ab. Die Anfangs-Blende 2,0 wird schon bei äquivalenten 30mm im 4K-Movie-Modus erreicht und die F2,8 setzt bei ca. 55mm ein. Dazu müssen natürlich die Blendenzahlen bei äquivalenten Brennweiten-Angaben auch umgerechnet werden. Wir haben das einmal exemplarisch für euch übernommen:
Brennweite (mm) | Anfangsblende (f) | 35mm Äquiv.(mm) FOTO | 35mm Blenden Äquivalent FOTO | 35mm Äquiv.(mm) 4K-FILM | 35mm Blenden Äquivalent 4K-FILM |
---|---|---|---|---|---|
10,91 | 1,7 | 24 | 3,74 | 26,18 | 4,08 |
11,36 | 1,8 | 25 | 3,96 | 27,27 | 4,32 |
11,82 | 1,9 | 26 | 4,18 | 28,36 | 4,56 |
12,27 | 2 | 27 | 4,4 | 29,45 | 4,8 |
12,73 | 2,1 | 28 | 4,62 | 30,55 | 5,04 |
13,64 | 2,2 | 30 | 4,84 | 32,73 | 5,28 |
15,45 | 2,3 | 34 | 5,06 | 37,09 | 5,52 |
16,82 | 2,4 | 37 | 5,28 | 40,36 | 5,76 |
18,18 | 2,5 | 40 | 5,5 | 43,64 | 6 |
20,00 | 2,6 | 44 | 5,72 | 48,00 | 6,24 |
22,27 | 2,7 | 49 | 5,94 | 53,45 | 6,48 |
23,64 | 2,8 | 52 | 6,16 | 56,73 | 6,72 |
34,09 | 2,8 | 75 | 6,16 | 81,82 | 6,72 |
Der Autofokus der LX100 funktioniert sehr schnell und auch meist zuverlässig. Wer jedoch alte Gewohnheiten nicht ablegen will oder im Dunkeln tatsächlich den Autofokus nicht in den Griff bekommt, kann sogar per manuellem Fokusring mit Display/Sucherlupe + Peaking ziemlich zielsicher scharfstellen. Zur Belichtung steht sogar ein Histogramm zur Verfügung, so dass man sich unweigerlich fragen muss, was der LX100 gegenüber der GH4 eigentlich fehlt:
Es gibt unter anderem keine Cinelike-Bildprofile, keinen HDMI-Live-Output und die maximale, kontinuierliche Aufnahmezeit beträgt in 4K “nur” 15 Minuten. Also mitunter selbst zu wenig für kurze Schullaufführungen oder ähnliche Einsatzgebiete. Auch eine Slow-Motion findet sich nicht, in FullHD beträgt die maximale Bildrate 50/60p. Und Kopfhörer- oder Mikrofonanschlüsse sucht man ebenfalls vergebens.
Was uns dazu an der LX100 noch etwas misfiel, war das verzögerte Aufnahme-Ende. Wir kennen dieses Verhalten schon von anderen Panasonic Kameras, aber bei der LX100 kommt es uns noch stärker vor, als bei ihren Schwestern. Beendet man eine Aufnahme, so läuft die Kamera noch einige Sekunden weiter. Was oft den Reflex auslöst die Auslöse-Taste ein weiteres mal zu drücken, weil man die Aufnahme wirklich stoppen will. Damit startet man dann aber im blödesten Fall eine weitere Aufnahme. Das wars dann aber schon im Groben mit unserer Kritik, denn schließlich gehts ja in erster Linie um die Bildqualität und die kann sich im Testlabor “sehen lassen”...
Aus dem Messlabor
Wie schon in unserer Voreinschätzung angedeutet , hat Panasonic bei der 4K-Schärfe der LX100 nicht geschlampt. Selbst bei komplett heruntergeregeltem Standard-Profil erreicht die Kamera bereits eine sehr hohe 4K-Auflösung mit sehr wenig Artefakten:

In dieser Disziplin steht sie somit der hauseigenen GH4 in nichts nach. Besser kann 4K momentan (Stand Februar 2015) nur die Samsung NX1, die jedoch in einer komplett anderen Preisliga spielt.
Auch bei den Farben ähnelt die LX100 stark der GH4. Der Filmmodus fängt aber erst bei ISO200 an. Allerdings traf der automatische Weißabgleich bei unserem Kunstlicht Testkasten selbst bei guter Beleuchtung nicht hundertprozentig “ins Weiße”, sondern geriet etwas zu warm:

Darum zeigen wir auch mal ausnahmsweise mal einen Weißabgleich aus der Nachbearbeitung mit dem normalen Bildprofil der LX100.

So oder so sind die Farben in der Werkseinstellung typisch stark. Wer es etwas milder mag, clippende Farben möglichst vermeiden will und/oder mehr Spielraum in der Nachbearbeitung wünscht, kann die Farben auch noch weiter zurückdrehen. Cinelike-Profile gibt es in der LX100 allerdings nicht:

Bei wenig Licht leistet die Kamera ebenso erstaunliches. Hier unsere Aufnahmen bei einer Blende 2.2 und 1/25 Sek Belichtungszeit:



Die Sensorgröße macht sich definitiv bemerkbar. Für eine Kompaktkamera sind diese Low-Light Shots bemerkenswert gut und selbst für ausgewachsene Kameras rauscht das Bild relativ wenig und zeigt noch viele Details. Es erfreut auch immer wieder, dieses Material nach FullHD herunterskaliert anzusehen, denn hier wird das Rauschen durch die Skalierung weiter minimiert und die Schärfe ist selbst verglichen mit teuren FullHD-Kameras enorm.
Fazit
Für Filmer bietet die Panasonic DMC-LX100 zwar nicht alles, aber doch eine erstaunliche Menge. Vor zwei bis drei Jahren wäre diese Bildqualität - herunterskaliert auf FullHD - noch locker für 5.000 Euro zu verkaufen gewesen. Und nun gibt es da ganze schon in Hosentaschengröße für unter 700 Euro Straßenpreis. Vom Bildstandpunkt her haben wir an der Kombination aus lichtstarkem Objektiv und großem (fast)MFT-Sensor nichts auszusetzen. Und auch die manuellen Möglichkeiten erlauben prinzipiell einen Einsatz im szenischen Bereich. Die kleinen Ärgernisse sind größtenteils dem kompakten Format geschuldet, was jedoch auch gleichzeitig eine weitere Stärke der LX100 ist. Sie kann fast überall bedenkenlos mitkommen werden und ist schnell einsatzbereit. Wer also gutes 4K auf wenig Platz mit fixer Optik sucht liegt hier goldrichtig.