Test Nvidia GTX1080 Ti in Resolve und Premiere Pro - purer Luxus?

Nvidia GTX1080 Ti in Resolve und Premiere Pro - purer Luxus?

Mit der GTX 1080 Ti bietet Nvidia erstmals brachiale GPU-Rechenleistung über 10 TFlops zum erträglichen Preis unter 800 Euro. Wir haben einmal Resolve und Premiere angeworfen um zu sehen, in welchen Bereichen die Mehrleistung realen Nutzen bringt.

// 15:16 Do, 20. Apr 2017von

Als Nvidia vor einem Monat die neue GTX 1080 Ti vorstellte, dürfte mancher Anwender blind seinen Geldbeutel gezückt haben. Denn mit dieser Karte gibt es erstmals die größte Ausbaustufe des aktuellen Nvidia Pascal-Chipsatzes deutlich unter 1.000 Euro. Davor musste man für diesen Chip (GP102) mindestens zur zweiten Generation der Titan X Karten greifen, die in Europa kaum unter 1.300 Euro erhältlich waren. Die neue GTX 1080 Ti ist dagegen in vielen Varianten schon unter 800 Euro zu erstehen und ist kaum weniger leistungsfähig. Gleichzeitig wurde die Titan X aus dem Programm genommen und durch die Titan XP ersetzt, die jedoch ebenfalls auf dem GP102 Chip basiert und kaum signifikant schneller ist.





Im Schatten der Titan X(P)

Denn ähnlich schon bei der Vorgänger-Generation entspricht die Ti-Version größtenteils der aktuellen Titan XP. Sie unterliegt dem neuen Nvidia Flagschiff nur knapp bei der Rechenleistung (11,5 TFlops vs. 12 TFlops) und hat 1 GB weniger Grafikspeicher wodurch sich eine recht schräge Speicherausstattung von 11 GB ergibt.



Das RAM taktet mit 5500 Mhz einen Tick langsamer und das 352-Bit-Speicherinterface fällt auch etwas schmaler als bei der Titan XP aus, die 384 Bit besitzt. Diese 11/12-Werte finden sich auch bei den CUDA-Kernen: Die 1080 Ti zählt 3584 CUDA-Cores, die neue Titan XP dagegen 3840. Kurz gesagt. Die 1080 Ti entspricht somit in praktisch jeder Hinsicht zu “elf zwölfteln” dem neuen Flaggschiff Titan XP.



Die kleinere GTX 1080 wird zeitgleich auf 499 Dollar reduziert. Außerdem wird es neue Modelle der GTX 1060 und der 1080 geben, die schnelleren Speicher und etwas mehr Takt mitbringen werden. Dennoch stellt die 1080 Ti einen relativ großen Leistungssprung gegenüber den 1070 und 1080 Modellen dar, welche den Aufpreis je nach Anwendung vertretbar erscheinen lässt. Dazu gleich mehr.





Founders Edition von EVGA

Wir hatten die GTX 1080 Ti in der Founders Edition von EVGA zum Test.



Die GeForce GTX 1080 Ti von EVGA liefert unter DaVinci Resolve eine beachtliche Leistung
Die GeForce GTX 1080 Ti von EVGA liefert unter DaVinci Resolve eine beachtliche Leistung


Gegenüber den meisten Custom-Varianten stellt diese Edition das Nvidia Referenzdesign dar, mit dem Frühkäufer noch einmal extra zur Kasse gebeten werden. Dabei bietet die Founders Edition (die in der Regel in den ersten Wochen kokurrenzlos in den Markt eingeführt wird) zwei handfeste Nachteile: Erstens besitzt sie nur einen Lüfter und ist damit relativ laut. Und zweitens bietet sie nur vergleichsweise umständliche Übertaktungsmöglichkeiten.







Custom-Modelle meist besser und günstiger

Mittlerweile gibt es jedoch auch sogenannte Custom-Modelle, die deutlich leiser agieren und teilweise auch spürbar höher getaktet werden können. Durch Übertakten sind noch einmal bis zu 10 Prozent Mehrleistung drin, was gerade mit dem Blick auf die Titan XP durchaus für manchen Anwender interessant sein könnte. Extreme Overclocker Karten kosten dann aber auch gerne nochmal 100 Euro mehr. Leisere Modelle gibt es jedoch meistens fast zum gleichen Preis wie die Founders Edition oder sogar darunter.



Die EVGA GTX 1080 Ti verhielt sich bei uns im normalen Desktop-Betrieb flüsterleise. Bei voller Auslastung ist das Lüftergeräusch der Founders Edition dagegen klar tieffrequent vernehmbar, kommt aber keinesfalls an den Turbinenlärm schlechter Grafikkarten heran. Im geschlossenen Gehäuse stört da schon mehr das Spulenrasseln im Frametakt. Wer besonders geräuschempfindlich ist, sollte hier also aktuelle Testberichte studieren.





Die GTX 1080 Ti unter DaVinci Resolve von Blackmagic

Wir haben uns natürlich gleich auf Resolve gestürzt, um zu sehen, wie die Karte denn nun gegenüber den von uns bisher getesteten Modellen abschneidet. Hier erst einmal eine Vergleichstabelle:



GPUTFlops ca.Preis ca. (April 2017)Max Num Curved Nodes Full 24p PlaybackMotion Blur Better, Large, 30.0Spatial NR, small, 50, 50Spatial NR, small, 100, 100Temp NR 1 Faster Small 50 50 50Temp NR 2 better large 50 50 50
GTX 770 4GB3,3ca. 150 Euro (gebraucht)97,5113,2512,257
AMD RX480 8GB5,4230 Euro177,5227,7511,756
AMD R9 390X 8GB5,9ca. 250 Euro (gebraucht)229,7523,57,515,57,5
980Ti 6GB5,6ca. 350 Euro (gebraucht)231324920,510,25
AMD Fury 4GB7,3ca. 350 Euro (EOL)2912,25249,518,5

9,5

GTX1070 8GB6,5390 Euro1810,25217,516,758
GTX1080Ti11,5800 Euro3516,5241219

13,5

2x AMD R9 390X 8GB11,8ca. 500 Euro (gebraucht)4418241524

9,5


Alle Benchmarks mit Version 12 oder 12.5 DaVinci Resolve Studio

Alle Werte stellen die Wiedergabe in fps dar, bis auf "Max Num Curved Nodes" (=Anzahl der maximalen Nodes bei ruckelfreier 24p-Wiedergabe).



Die Tabelle mit den Messwerten bestätigt ein weiteres Mal unsere Theorie, dass sich die Speicherbandbreite der GPU unter Resolve darauf auswirkt, wie viele Nodes man ruckelfrei stacken kann. Die TFlops korrelieren dagegen mehr mit den rechenintensiven Effekten wie Motion Blur oder Noise Reduction, bei denen der GPU-Rechenaufwand pro Frame im Gegensatz zur Lade- und Speicherzeit eines Frames deutlich größer ausfällt.



Leider reichen auch die brachialen 11,5 TFlops der GTX 1080 Ti nicht dazu aus, um relevante Effekte wie Motion Blur oder Denoising in bester Qualität in 24p-Echtzeit zu berechnen. Hierfür kann man sich bei der täglichen Arbeit jedoch mit einem Render-Cache behelfen. Wer sich für einen solchen Workflow entscheidet, hat danach jedoch kaum noch Verwendung für die enorme Rechenleistung der GTX 1080 Ti. Denn einen signifikanten Nutzen durch die ca. 50 Prozent schnellere Effektberechnung gegenüber einer GTX 1070 hat man während der Arbeit dann kaum noch. Mit “einfachen” Farbkorrekturnodes kann man die Leistung der 1080Ti kaum an ihre Grenzen bringen. Auf der anderen Seite verstecken sich sogar in der primären Farbkorrektur mittlerweile vereinzelt sehr rechenaufwendige Parameter wie z.B. “Midtone Detail”, die wie auf der GTX 1080 Ti bei 4,6K URSA RAW Material zum ersten mal in ruckelfreier 24p Vorschau betrachten konnten. In den meisten Fällen hängt es somit stark vom persönlichen Arbeitsstil ab, ob man aus der 1080Ti einen realen Nutzen ziehen kann.




Was zählt das Schnittgefühl?

Doch neben dem objektiven Nutzen gibt es auch noch das subjektive Schnittgefühl. Und das steigert sich gerade im direkten Vergleich zu einer schwächeren Karte dann doch merklich: Der Rendercache im Hintergrund füllt sich immer rasant auf, Scopes und die Oberfläche reagieren einfach einen Tick reaktiver und gerade wenn eine GTX1070 am Limit ist, wie beispielsweise beim 4,6K Raw-Debayering fühlt sich das ganze System mit einer 1080 Ti einfach responsiver an, obwohl in beiden Fällen eine ruckelfreie 24 fps Wiedergabe möglich ist.





Es gibt Alternativen aus der Vergangenheit

Was man auch nicht aus den Augen verlieren sollte: Eine mindestens ebenbürtige Performance bei ähnlicher Speicherbandbreite bekommt man aktuell von AMD noch deutlich günstiger, solange man zwei freie, schnelle Dual Slot PCI-Steckplätze sowie ein starkes Netzteil besitzt. Mit zwei AMD R9 390(X) 8GB, die man mit etwas Suche aktuell teilweise unter 200 Euro erstehen kann, liegt man im Schnitt sogar über der Leistung einer GTX 1080 Ti.




Zukunftssicherheit inklusive?

Die zukunftssichere, stressfreiere (weil nicht Dual-Setup) und stromsparendere Lösung stellt dabei dennoch die GTX 1080 Ti dar. Auch die Unterstützung in anderen Softwarepaketen die keine DUAl-Setup unterstützen ist bei der GTX 1080Ti dabei deutlich besser. Und nicht zuletzt besitzt sie die weitaus modernere GPU-Architektur, was HDMI und Displayport-Anschlüsse ebenso einschließt, wie integrierte Hardware-Codecs (h.265), die vielleicht in Zukunft beim Editing auch eine größere Rolle spielen werden.



Auf der anderen Seite werden wir in ein paar Wochen AMDs Gegenschlag in Form von VEGA zu Gesicht bekommen, der auch für die eine oder andere Überraschung unter Resolve gut sein wird. Und preislich dürfte AMD auch wieder versuchen Nvidia deutlich zu unterbieten.




Und Premiere Pro?

Bislang waren die GPU Tests unter Premiere eher witzlos, da die angebotenen GPU Effekte hier selbst bei Kombination im Dutzend sogar auf sehr einfachen GPUs eine ruckelfreie Wiedergabe ermöglichten. Mit der Integration der Lumetri-Panels und Scopes hat sich dies jedoch etwas geändert. So kann schon eine primäre 4K-Farbkorrektur im Lumetri-Panel eine GTX 1070 zu 70 Prozent auslasten. Ein Vergleichstest mit der GTX 1080 Ti ergab hier nur eine Auslastung von 50 Prozent, was bei der Kombination mit anderen GPU-Effekten dann ebenfalls hilft nicht die Echtzeitwiedergabe zu gefährden. Hier werden wir in Zukunft vielleicht ebenfalls ein paar genormte Testläufe vorbereiten, jedoch wollen wir vorher noch etwas genauer hinsehen, welche Effekte denn aktuell die GPU-Ressourcen unter Premiere am meisten beanspruchen.







Fazit

Man bekommt aktuell schon GTX 1080 Ti Modelle deutlich unter 800 Euro. Das darf einem durchaus günstig vorkommen, wenn man diesen Preis mit der Titan X(P) für 1350 Euro vergleicht. Dennoch sind auch 800 Euro kein Pappenstiel solange man mit einer GTX 1070 eine nur geringfügig verminderte Schnittperformance für weniger als die Hälfte des Preises bekommt. Unter Resolve sieht man die Vorteile eines breiteren Speicherinterfaces dabei vor allem in der Anzahl der kombinierbaren Nodes und beim 4,6K GPU-Debayering, das eine GTX 1070 zwar auch noch mit 24 fps schafft, dabei aber schon spürbar an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit ackert.



Ob dieser Luxus eines sanfteren Schnittgefühls den Aufpreis wert ist, hängt wohl in erster Linie davon ab wieviel Zeit man täglich vor Resolve verbringt. Zum Ziel kommt man auf jeden Fall auch günstiger, nur eben nicht so geschmeidig.


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