Test JVC Everio GZ-HD6 / GZ-HD5

JVC Everio GZ-HD6 / GZ-HD5

JVC war ja eigentlich der Vorreiter für Consumer HD-Kameras. Mit der GR-HD1 gab es bereits vor fünf Jahren (zumindest im Ausland) eine echte 720P-Kamera noch bevor Sony und Konsorten mit HDV auf den Markt kamen. So gezählt ist die GZ-HD6 bereits die vierte Generation von JVC-HD-Camcorden. Ob sie deswegen auch der Konkurrenz voraus ist?

// 13:41 Fr, 25. Apr 2008von

JVC war ja eigentlich der Vorreiter für Consumer HD-Kameras. Mit der GR-HD1 gab es bereits vor fünf Jahren (zumindest im Ausland) eine echte 720P-Kamera noch bevor Sony und Konsorten mit HDV auf den Markt kamen. So gezählt ist die GZ-HD6 bereits die vierte Generation von JVC-HD-Camcorden. Ob sie deswegen auch der Konkurrenz voraus ist?



JVC Everio GZ-HD6 / GZ-HD5 : gzhd6


Die „zweite“ Generation GZ-HD7 verband professionelle Bedienelemente mit interessanten Konzepten (wie HD-MPEG2-Clips auf SD-Karte), konnte aber in der Umsetzung nicht vollends überzeugen. Die nachfolgende GZ-HD3 war ein abgespecktes Modell, das ebenfalls in der Bildqualität etwas hinter der Konkurrenz zurückblieb. Ergo soll die neue GZ-HD5/6 nun endlich wieder zum AVCHD/HDV-Feld von Sony, Panasonic und Canon aufschließen.





Der kleine Unterschied

Die GZ-HD5 unterscheidet sich von der GZ-HD6 übrigens nicht nur durch die kleinere Festplatte (60 gegenüber 120 GB), sondern auch noch durch den fehlenden Kopfhöreranschluss sowie eine nicht mitgelieferte Sonnenblende. Das nennen wir mal kreative Produktdifferenzierung.



Nach dem Auspacken liegt die Kamera satt in der Hand und auch die Anschlussvielfalt überrascht positiv. Neben Firewire (das nur im HDV-Kompatibilitätsmodus Sinn macht) findet man auch HDMI als normal große Buchse. Im Gegenüber den Vorgängern trifft man auf altbekannte Features wie FullHD-Aufzeichnung in MPEG2 mit 26,6 Mbit, aber auch auf neue Konzepte wie z.B. ein 1080i50 auf 1080p50 Upconverter bei der Ausgabe. Bei den Bildwandlern hat sich dagegen wenig verändert. Es sitzen weiterhin drei 1/5-Zoll-CCDs mit ca. 530.000 effektiven Pixeln hinter dem Objektiv, die durch Pixelshift versuchen FullHD-Auflösung zu erreichen. Nur Panasonic setzt ebenfalls auf eine ähnliche Konstruktion, während die gesamte Konkurrenz in dieser Preisklasse auf hochauflösende CMOS-Chips setzt. Damit ist JVC zwar vor dem berüchtigten Rolling Shutter Effekt geschützt, muss sich allerdings bei der Schärfe gegenüber vielen CMOS-Kameras geschlagen geben. Dafür wurde der optische Bildstabilisator (der bei der HD7 doch recht bescheiden eingriff) nun deutlich verbessert und wird nun auch wirklich seinem Namen gerecht.





Schrupfkur für SD-Karten

Einen Rückschritt gab es dagegen bei der SD-Karten-Unterstützung: Denn statt dem Vollformat setzt JVC nun auf die Micro-SD-Karte. Abgesehen, dass diese nur in deutlich kleineren Kapazitäten erhältlich sind als die Normalgrößen (4 GB vs. 32GB), sind diese meistens auch langsamer. Damit verwässert sich JVC eine Nische, die einige Kameramänner an den Vorgängermodellen besonders schätzten: Nämlich MPEG2-Videoströme direkt auf SD-Karten direkt aufzeichnen zu können. Zwar funktioniert das weiterhin (nur mit SP-Video -19Mbit/variabel), allerdings ist man nun bei den mickrigen Karten auf 4 GB beschränkt. Ein Schritt in die andere Richtung, nämlich auch HDV auf normalgroße SD-Karte aufzuzeichnen hätte dagegen sicherlich neue Käuferschichten angelockt.



Auch das Konzept der Audio-Abteilung wirkt etwas zu kurz gedacht. So erscheint eine Pegelanzeige nur, wenn ein externes Mikrofon angeschlossen wird. Aber selbst für dieses stehen keine manuellen Aussteuerungsmöglichkeiten bereit. Und wie bereits erwähnt wurde der Kopfhöreranschluss bei der GZ-HD5 ausgespart. Warum Firmen solche Entscheidungen wegen einer Buchse für ein paar Cent treffen, bleibt uns für immer ein Rätsel. Apropos Einsparen: Einen Sucher bietet ebenfalls keines der beiden Modelle.







Progressive Ansichten

Momentan als Alleinstellungsmerkmal gelten die 1080p50-Möglichkeiten der Kamera. Allerdings benötigen diese doch etwas Klarstellung: Mit ihren 3CCDs kann die JVC tatsächlich progressive Signale erzeugen. Allerdings werden die Aufnahmen immer (!!) nach interlaced konvertiert, bevor sie auf der internen Festplatte landen. Bei der Wiedergabe werden diese dann (nur über HDMI) im Camcorder wieder auf 1080p50 künstlich hochkonvertiert.


Das ist zwar einerseits bei der Betrachtung auf einem Flachbildschirm löblich, jedoch kann man so eine Hoch-Konvertierung heute oft auch dem Fernseher selbst überlassen oder in Software vornehmen.



Wer es selbst ausprobieren möchte findet im Hauptmenü unter Output-Optionen (HDMI) zwei etwas kryptische Bezeichnungen: Auto1 und Auto 2. Auto1 aktiviert dabei den Interlaced nach Progressive-Konverter. Sollte der Fernseher allerdings über HDMI melden, dass er keine progressive Wiedergabe unterstützt, dann bleibt das Video interlaced. Über Auto2 wird das Video direkt vom Band im Interlaced Modus ausgespielt und das Wiedergabegerät kann selber versuchen zu deinterlacen.





(K)eine Frage des Formats

Gegenüber AVCHD kann die JVC mit ihrem MPEG2-Transport-Stream-Format auf Festplatte nicht mehr so deutlich punkten, wie von einem Jahr. Wer nicht im HDV-Modus filmt, kann seine Daten auch nicht über Firewire HDV-kompatibel in ein Schnittsystem capturen. Dafür wird die Kamera über USB als normale externe Festplatte, bzw externer SD-Kartenleser erkannt, wodurch man (theoretisch) sogar direkt von der Festplatte oder SD-Karte losschneiden kann. Eigentlich optimal, doch JVC verpasst die Möglichkeit die Daten in einem gängigen AVI- oder Quicktime-Container auf die Festplatte zu schreiben. Die Clips landen auch nicht als m2ts- oder mp(e)g-Transportstrom, den ja ebenfalls viele Programme direkt einlesen könnten auf der Platte, sondern als *.tod-Files, die nach wie vor weniger Schnittprogramme kennen.


Für Mac-Anwender ist das ganze ausnahmsweise kaum ein Problem, denn hier werden entsprechende Quicktime-Erweiterungen einfach mitgeliefert. PC-Anwender können dagegen die Dateien umbenennen, wobei je nach Anwendung mal .mpg, .m2ts und mal sogar .avi zum Ziel führt. Das sollte man jedoch natürlich keinesfalls mit den Original-Daten in der Kamera machen, sondern diese zuerst auf die Festplatte des Schnittsystems kopieren. Somit wird hier durch die proprietäre Dateiendung ein manchmal völlig unnötiger Kopiervorgang erzwungen.


So gleicht die Lage mittlerweile eher einem Patt: MPEG2 braucht mehr Speicher auf der Festplatte und sorgt damit für kürzere Aufnhamezeiten, legt dafür beim Schnitt eine deutlich bessere Performance hin. Bei der Bildqualität selbst ist JVCs FullHD-MPEG2 gegenüber der dritten Generation AVCHD mit 16-17 Mbit bei Kompressions- und Bewegungsartefakten nicht überlegen.





Bedienung

Die Bedienung der Kamera selbst ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Leider geht fast alles nur noch über das Menü. Obwohl keine aufwändigen Animationen hier Prozessorleistung kosten wirkt die Bedienung etwas träge. Und um an wichtige Funktionen während des Drehs zu gelangen, sind oft mehr Joystickbewegungen nötig, als bei der Konkurrenz üblich. Dafür lassen sich Blende und Belichtungszeit tatsächlich mit konkreten Bezeichnungen wie Sekunden oder F-Stops einstellen. Heute fast schon eine Seltenheit.


Warum aber JVC nicht gleich die fantastischen Bedienungsmöglichkeiten einer GZ-HD7 weiterleben lässt, ist rätselhaft. Dafür bleibt eine alte Marotte weiterhin bestehen: So bittet die Kamera nach jedem Einschalten „Bitte wählen Sie den gewünschten Modus“, was jedes Mal einen unnötigen Klick erfordert.





Aus dem Messlabor

Bleibt natürlich noch die große Frage, was für eine Bildqualität hinten rauskommt....



Helligkeitsauflösung
Helligkeitsauflösung


Nicht ganz so scharf, wie die Konkurrenz, dafür auch nur eine geringe Kontur. So zeichnet die JVC ein etwas weiches, aber nicht unnatürliches Bild.



ISO-Testbild
ISO-Testbild


Beim direkten Blick auf das ISO-Chart erkennt man eine leichte Weichzeichnung gegenüber den absoluten Klassenbesten. Uns erinnert das Bild stark an Panasonics HS9/SD9.



Farbauflösung
Farbauflösung




Hier bekennt JVC Farbe im positiven Sinn: Einen sauberere Farbwiedergabe haben wir bei einem Consumer-Camcorder messtechnisch noch nicht zu Gesicht bekommen.



Farbwiedergabe bei 1200 Lux
Farbwiedergabe bei 1200 Lux


Auch bei der subjektiven Farbbeurteilung schlägt sich die JVC nicht gerade schlecht. Ein sehr rundes, nicht übertrieben warmes Bild ohne große Farbausfransungen.



Lowlight
Lowlight


Bei wenig Licht liefert die Kamera allenfalls Durchschnittliches. Verstärkt man das zu dunkle Bild in der Post, sieht man sogar deutlich Fixed Pattern Noise.





Fazit

Gegenüber aktuellen Festplatten-AVCHD-Camcodern wie Sonys SR-11/SR-12 spricht wenig für die neuen HD-Everios. So bietet Sony ungefähr in der selben Preislage einen Sucher, einen akzeptablen Ersatz für ein Fokusrad, die innovativere Bedienung per Touchscreen, ein für HD brauchbares Display, die bessere Bild- und Lowlightqualität, sowie die doppelte Aufnahmezeit bei selber Festplattengröße. Für die JVC sprechen da eigentlich nur die manuellen Shutter-Einstellungen, der fehlende CMOS-Rollling-Shutter und MPEG2. Allerdings wiegt das Argument „MPEG2/HDV-Schnittkomfort“ immer weniger, da man sich bei AVCHD mittlerweile auch gut mit der Konvertierung in Zwischenformate helfen kann. Schade, dass JVC nicht auf mögliche Innovationen wie HDV auf SD oder professionelle Bedienbarkeit wie bei der HD7 gesetzt hat.


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