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Test : Drei Nikon Z 9 Lesertests aus der professionellen Praxis + Bekanntgabe des Z 9 Gewinners

von Fr, 3.März 2023 | 5 Seiten (Artikel auf einer Seite)


Oliver: Nikon Z9 im Film- (szenisch), Doku- und Greenscreen-Dreh
Tobias: Musikvideo-Dreh mit der Nikon Z 9
Aron: Dokumentarische Webserie mit der Nikon Z 9



Drei slashCAM-Leser aus dem Pro-Umfeld testeten die Flaggschiff Nikon Z 9. Um die teils sehr aufwendigen und auf hohem Niveau gesammelten Praxis-Erfahrungen möglichst ungefiltert weiterzugeben, haben wir uns entschlossen, die drei recht unterschiedlichen Texte quasi ungekürzt zu veröffentlichen.

Den Anfang macht Oliver Schumacher, der die Kamera "als Allroundtalent" gleich in drei verschiedenen Situationen unter die Lupe nahm (Greenscreen, szenisch sowie dokumentarisch). Dabei legte er sein Augenmerk besonders auf das Verhalten in der Postproduktion und analysierte unter anderem das Farbverhalten sowie die Eignung der Kamera fürs Keying.

Tobias Mrosek benutzte die Z9 dagegen für einen Musikvideodreh und ging dabei unter anderem näher auf die von ihm üppig genutzten Rigging-Möglichkeiten ein.

Zuletzt kommt Aron Krause-Arlt zu Wort, der mit der Nikon den Umbau eines denkmalgeschützten Gebäudes als Mini-Webserie dokumentiert hat. Hierbei benutzte er die Kamera praktisch ohne Zubehör als One-Man-Operator im Run-And-Gun-Style - und geht dabei unter anderem auf die Bildstile der Kamera ein.

Bei drei unterschiedlichen Erfahrungen gibt es natürlich kein einheitliches Fazit, jedoch bestätigte sich größtenteils die Einordnung der Nikon Z9 als ein "Schweizer Taschenmesser" unter den aktuellen Filmkameras. Doch interessant ist natürlich auch, auf welche Probleme die Tester im konkreten Einsatz stießen und welche Lösungen anschließend zum Einsatz kamen.

Viel Spaß beim Lesen...

HINWEIS // Unter den drei Lesertestern wurde als Dankeschön eine Nikon Z 9 im Wert von 5.999 Euro ausgelost -- Gewinner ist Tobias // Die anderen beiden Tester erhalten je eine Nikon 660 GB CFexpress Speicherkarte (im Wert von 829 Euro) als Trostpreis



Unsere Lesertester:

Oliver Schumacher ist seit über 25 Jahren als Colorist für Commercials, Musikclips und Dokumentarfilm in der Postproduktion tätig. Darüber hinaus arbeitet er auch als Foto- und Videograf und hat diverse Bildbände veröffentlicht. Kameratechnik ist eine seiner großen Leidenschaften. (Mitgewirkt bei seinem Test haben Max Schlehuber und Jan Schuberth, beides hauptberufliche DOPs.)
Webseite / Showreel


Tobias Mrosek ist kameraführender Regisseur und Editor aus Stuttgart mit inhaltlichem Schwerpunkt auf Produktionen im Bereich Bildung, Kultur und Werbung. An der Hochschule der Medien sowie als Werkstudent bei einem Stuttgarter Kameraverleih lernte er viele verschiedene Kameras kennen. Mit Nikon ist er durch die Nutzung der D80 und D7100 vertraut.
Webseite


Aron Krause-Arlt sowohl selbständiger Filmemacher als auch Teil der clipper Filmproduktion, die vor allem Musikvideos, aber auch Dokumentarisches, Imagefilme, Theatervideos und einen mittellangen Spielfilm auf dem Buckel hat. Er arbeitet mit unterschiedlichsten Kameras und versucht nach Möglichkeit, für die jeweiligen Projekte neue Lösungen auszuprobieren - in diesem Fall Nikon.
Webseite






Oliver: Nikon Z9 im Film- (szenisch), Doku- und Greenscreen-Dreh



 ... Greenscreen
 ... Szenisch
 ... Dokumentarisch
 Einordnung der Kamera
 Anmerkungen zur Nikon Z9 als Fotokamera


Da die Nikon Z9 als "Allroundtalent" gilt, war es uns wichtig, diese Kamera in möglichst vielen verschiedenen Einsatzbereichen zu testen. Zudem lag ein Fokus dieser Tests in der Bearbeitung des gedrehten Materials in der Postproduktion.

Im Detail:

• Klassischer Greenscreen-Dreh (Model mit langen Haaren in Bewegung) um die Signalqualität zu prüfen. Anschließende Bearbeitung des Materials in Flame oder Nuke.

• Szenisches Drehen (kurze inszenierte Sequenz mit Darstellerin) im ausgeleuchteten Set mit Mischlicht, zur Prüfung von Farbreproduktion (besonders Hauttöne) Autofokus und Dynamic Range.

• Simulation einer Dokumentarfilm-Situation (Interview und Training eines Frauenfußball-Teams) um Handling, Autofokus und Lichtempfindlichkeit zu testen.

• Graden des Materials sowohl in Baselight als auch in Resolve.

• Zusätzlich: Überprüfung der fotografischen Qualität (Street-, Event-, Sportfotografie)



Nikon Z 9 im Videobetrieb: Greenscreen





Codec: N-RAW hohe Qualität
Auflösung: 4128 x 2322 / 25, 50 p
Farbprofil: N-LOG

Objektiv: Z 24-70 2,8 (gedreht mit offener Blende)

Lichtequipment: 2 x Aputure Amaran T4C, 5600 K, 1 x Aputure LS300X

Aufgabe/Ziel: Prüfung der Signalqualität, sprich „Keybarkeit“
Setting: Ausgeleuchteter Greenscreen mit zwei langhaarigen Models davor

Bearbeitung: Wandlung der RAWs in Resolve, Export als Prores 4444 an Flame, Compositing am Flame

Im Vergleich zu deutlich teureren Kameras, performt die Nikon Z9 hier sehr gut. Pixelrauschen oder andere Artefakte die den Key negativ beeinflussen könnten, haben wir nicht festgestellt. Einzig in einer Szene, bei starkem Einzoomen, konnten wir das Auftauchen einer Art Treppenstruktur in den Haaren erkennen. Vielleicht eine Folge davon, „nur“ in 4K gedreht zu haben? Leider konnten wir das im Nachhinein nicht mehr gegenprüfen. Der Key blieb davon unbeeinflusst. Hier sprechen wir eine klare Empfehlung für die Z9 aus.




.. Szenisch





Codec: N-RAW hohe Qualität
Auflösung: 4128 x 2322 / 25 p
Farbprofil: N-LOG

Lichtempfindlichkeit: ISO 800

Objektiv: Z 24-70 2,8 (gedreht mit Blende 2,8 und 5,0)

Lichtequipment: 2 x Aputure Amaran 200X

Aufgabe/Ziel: Prüfung von Farbreproduktion, Autofokus und Dynamic Range
Setting: Inszenierte Indoor-Szene mit Darstellerin unter Mischlicht

In diesem Set ließen wir eine Darstellerin in der Nähe eines Fensters ein Buch lesen. Das Tageslicht unterstützten wir mit einer der 200 Watt LED Lampen. Die Leselampe hatte eine übliche Kunstlichtbirne. Im Hintergrund hellte eine weitere 200 Watt LED Lampe den Raum leicht auf. Beim Close-up in der Küche unterstütze eine der 200 Watt LED Lampen wieder das Tageslicht und die Deckenstrahler ergänzten den warmen Touch.

Wir haben auf einen Focus-puller verzichtet und der Z9 diese Aufgabe übertragen. Das hat sie gut gemeistert. Selbst beim Gang in die Küche und der Glasscheibe als optisches „Hindernis“, verfolgte die Gesichtserkennung zuverlässig.

Bearbeitung:
Schnitt und anschließende Wandlung (Nikon RAW in 12 Bit dpx) in Da Vinci Resolve, Grading in Baselight (unter Verwendung der Nikon eigenen LUT V2)

Zu allererst galt es die Nikon LUT zu optimieren. Sie hat die Tendenz Gelbtöne zu orange darzustellen und manche Farben etwas zu übersättigen. Das kann aber im Grading schnell korrigiert werden. Beim Bearbeiten der Schatten fiel ein kaum sichtbares Fixed-pattern noise auf. Dies wird allerdings beim Anheben der Schatten deutlich verstärkt. Insgesamt ist die Z9 im Schattenbereich nicht sehr robust, d.h. Auflösung, Farbdifferenzierung und Rauschverhalten haben noch Luft nach oben. Im Mittelton-Bereich kann man die Farben gut kontrollieren, Hauttöne werden differenziert wiedergegeben. Die Z9 kann ihre Herkunft nicht verleugnen. Ein DSLM-Look ist unterschwellig vorhanden, das wurde uns in einer kleinen Umfrage mit weiteren unbeteiligten Personen bestätigt. Dabei wurde das Bild aber nicht etwa als schlecht bewertet, im Gegenteil, aber das letzte Quäntchen zum Film-Look fehlt dann doch.


.. Dokumentarisch





A.
Codec: N_RAW mittlere Qualität
Auflösung: 4128 x 2322 / 25, 50, 100 p
Farbprofil: N-LOG

B.
Codec: H.265 10 Bit
Auflösung: 3840 x 2160 / 25, 50 p
Farbprofil: N-LOG

Lichtempfindlichkeit: ISO 800 - 12.800

Objektive:
Z 24-70 2,8
Z 85 1,8
AF-S 70-200 2,8 über FTZ-Adapter
(mit allen Objektiven wurde mit offener Blende gedreht)

Lichtequipment: Nanlite MixPad II 27C

Zubehör:
DJI Ronin RS 3 pro
Tilta Advanced Ringgrip
Easyrig Minimax

Aufgabe/Ziel: Prüfung des Handlings, der Lowlight-Fähigkeit und des Autofokus

Setting: Simulation eines Dokumentarfilm-Drehs über ein Frauenfußball-Team in Hamburg.

Der Dreh fand an 3 Abenden unter Flutlicht satt. Beim Interview unterstützt durch eine Nanlite MixPad II 27C

Eine Herausforderung bestand in der richtigen Wahl von ISO in Verbindung mit N-Log. Am ersten Abend entschieden wir uns für Auto ISO mit fixer Blende 2,8 und Belichtungsmessung auf Spitzlichter, weil wir ein Ausbrennen von Flutlicht oder Trikots vermeiden wollten. Die Kamera regelte selbstständig zwischen ISO 800 und 4.500. Auf dem Sucher mit View Assist sah das auch gut aus. Beim anschließenden Sichten des Materials in Resolve zeigte sich jedoch, dass das ein Fehler war. Wenn man versuchte, die dann doch zu dichten Schwärzen im Grading zu pushen, offenbart sich ein sehr deutliches Rauschen. Das ist ein anderes Verhalten als man dies aus dem Fotomodus kennt. Dort ist es zum Beispiel möglich mit 100 ISO zu fotografieren und auf 800 zu pushen. Das sieht dann genauso aus, als hätte man gleich mit ISO 800 fotografiert (ISO-Invarianz).

Wir änderten also die Strategie und ließen am nächsten Abend die ISO auf 12.800. Das sah sehr gut aus und das Rauschen bei 12.800 war gering. Zusätzlich deaktivierten wir den View Assist und beurteilten mehr am Log-Bild. Das war für uns der bessere Weg, zumal wir in diesem Zusammenhang feststellten, dass die Kamera ein Dual-ISO-Verhalten an den Tag/Abend legte. Nach dem Sprung von 4.000 auf 5.000 ISO verringert sich das Rauschen erheblich. Ein Hinweis seitens Nikon in dieser Angelegenheit wäre wünschenswert gewesen. Das Ergebnis war zufriedenstellend und wir benutzten die Einstellungen auch am dritten Abend. Wir hatten keinerlei Probleme mit Ausbrennen der Highlights. Die Zebra-Funktion ist da ein sehr verlässlicher Assistent.

Die Kommunikation mit dem Ronin lief nicht komplett reibungslos. (Das mag auch der kurzen Einarbeitungszeit in die Funktionen dieses Neuerwerbs geschuldet sein.) Die REC ON/OFF-Funktion war nicht verlässlich und manuelles Schärfeziehen war nicht möglich.
Damit kommen wir auch zum Autofokus: Dieser hatte natürlich seine liebe Not, bei so vielen Köpfen die ein Teamsport mit sich bringt. Aus der Hand gefilmt konnten wir durch die Auswahl der Größe des Suchfeldes die Spielerinnen meist im Fokus halten. Auf dem Gimbal überließen wir der Kamera die Aufgabe, die Spielerinnen zu suchen; naturgemäß waren es dabei nicht immer diejenigen, die wir im Fokus sehen wollten. Im Großen und Ganzen bekamen wir aber auch hier genügend brauchbares Material zusammen.

Ein Ärgernis war der dreimalige Abbruch der Aufzeichnung in N-RAW am ersten Abend. Die Meldung „Aufnahme abgebrochen“ hilft da nicht wirklich weiter. Die Speicherkarte wurde von Nikon gestellt, und war eigentlich schnell genug. (Anmerkung d. Red.: Leider ist es bei der Versendung zu einem Fehler gekommen, statt Angelbird Mark2 wurden versehentlich die langsameren Mark1-Karten beigelegt.)
Wir wechselten zu H265 10 Bit und beließen es auch dabei. Im Verlauf der anderen Testtage trat der Fehler auch nicht wieder auf. Wir konnten in der Nachbetrachtung keinen nennenswerten Unterschied in der Qualität der beiden Codecs feststellen. Nur bei sehr extremem Grading unter Einsatz von Keys sah man die Blockstruktur von H265. Bei einem Doku-Dreh sollte man ohnehin einen Blick auf den Datenverbrauch haben, da man nicht immer schnellen Zugriff auf digitale Infrastruktur hat.

Obwohl wir bei unserem Dreh kein Problem mit der Akkulaufzeit hatten - die ja sehr üppig ist - war es angenehm zu wissen, dass man den Akku auch wechseln kann, während die Kamera auf einem Stativ montiert ist.

Was wir auch noch positiv vermerken wollen, ist die Geschwindigkeit, in der die Kamera drehbereit ist und wie hilfreich die rote Umrandung am Bildschirm ist, während man aufzeichnet. Außerdem sollte nicht unerwähnt belieben, dass die Kamera alle Formate intern aufzeichnen kann. Externe Aufzeichnungsgeräte müssen nicht aufgeriggt werden, was das Volumen der Kamera auch wieder relativiert. Da die Z9 über einen Sensorschutz verfügt, ist der Objektivwechsel in freier Wildbahn weniger mit dem Risiko einer Verschmutzung behaftet.

Nach dem Schnitt in Resolve erfolgte das Grading in Baselight, da unser Resolve aufgrund eines technischen Defekts nicht mehr zur Verfügung stand. Ein vom Resolve Colormanagement vorkorrigiertes ProRes 4444 in Rec 709 diente als Quelle. Im Baselight wählten wir unseren bevorzugten Farbraum ARRI LogC/Wide Gamut, der in unseren Augen einen schönen Highlight Rolloff ermöglicht. Das Color-Management im Baselight erledigt automatisch alle erforderlichen Farbraum-Wandlungen.

Die anfänglich genannten Fehler in der ISO-Verwendung beanspruchten dann auch deutlich mehr Zeit im Grading, um die Shots zu matchen. Eine starke Noise Reduction in einem Layer - die nur in den Schwärzen greift ohne den Rasen oder die Spielerinnen zu verschmieren - half bei den Shots vom ersten Drehtag. Das Fixed-pattern noise der Kamera wurde jedoch durch das Stretchen der Schwärzen sichtbar. Die beiden anderen Drehtage mussten im Grading kontrastreicher gemacht werden, was deutlich leichter ist. Mitunter haben wir das Grün separat in der Helligkeit reduziert. Obwohl ein Flutlicht keine optimale Beleuchtung darstellt, ließen sich die Shots mit hohen ISO Werten gut korrigieren.

Wir empfinden das Ergebnis ansprechend. Diese Kamera eignet sich gut, um eine Dokumentation zu drehen.


Einordnung der Kamera



Die Kamera ist ein Allrounder für Allrounder. Für Fotografen/Videografen die ein breites Portfolio (sowohl im Bewegtbild als auch in der Fotografie) anbieten und vieles mit nur einer Kamera abdecken möchten, ist diese Kamera eine echte Empfehlung. Man ist mit der Z9 auf vieles vorbereitet. Heute Sport, morgen Event und am Wochenende Landschaft. Nächste Woche einen kleinen Werbespot.

Für Kameraleute, die ausschließlich dokumentarisch oder szenisch drehen, wäre die Nikon Z9 vermutlich nicht die erste Wahl. Denn während die Z9 in der Fotografie kaum Wünsche offen lässt, fehlen ihr im Bewegtbild noch einige Prozente. Das ist zum einen der Gehäuseform geschuldet (die auf der Fotografie basiert), als auch dem Fehlen des letzten Quäntchen Dynamic Range und „Film-Look“. Wer aber aufgrund seiner Anforderungen oder reduzierten Produktionsbudgets auf eben dies verzichten kann, erhält ein Schweizer Taschenmesser.


Wo wir bei dieser Kamera Optimierungsmöglichkeiten sehen:

• Das Steuerkreuz ist leider deutlich weniger präzise als bei anderen Nikon Kameras, man verrutscht zu häufig in den Menüs.

• Obwohl die Kamera sehr gut konfiguriert werden kann, können manche Funktionen nicht auf Buttons gelegt werden. Das erschließt sich nicht immer.

• Das Menü ist generell gut gegliedert, kommt aber bei der Vielzahl der Funktionen an seine Praktikabilitätsgrenze. Sucht man im Eifer des Gefechts eine Funktion, die man nicht alltäglich benötigt, ist es mitunter schwierig diese zu finden. Ein klarer Wunsch wäre die deutlichere Trennung zwischen Foto- und Video-Sektion. Im Videomodus sollten alle Foto relevanten Menüpunkte verschwinden und umgekehrt. Auch der Modus M, S, A und P sollte bei der Z9 mit Video/Foto gekoppelt sein, sowie auch die Ausschaltverzögerung. Das wäre im Mischbetrieb (z.B. Hochzeiten) eine Erleichterung.

• Es gibt einige Funktionen, die sich gegenseitig ausschließen. Zum Beispiel verliert man die Messfeldsteuerung für den Autofokus wenn man H265 25p UHD mit digitalem Zoom betreibt. In H265 50p UHD ist der digitale Zoom nicht vorhanden, dafür aber wieder die Messfeldsteuerung. Beim Benutzen des Fokus-Peakings ist die Zebraanzeige deaktiviert. Das Downsampling funktioniert nur in 50p und nicht in 25p.

• Das Waveform könnte in der Ablesbarkeit noch verbessert werden.

• Der Autofokus ist bei einer Ranfahrt etwas präziser als bei einer Rückfahrt.

• Es wäre wünschenswert, das Fixed-pattern Noise zu beheben.

• Kleine Nebensache: Das Auslösegeräusch im Foto-Modus (digital erzeugt), könnte verbessert/„verschönert“ werden (klingt nicht sehr hochwertig). Vielleicht könnte man eine Auswahl der Sounds älterer Nikons F3, D70, D3, etc anbieten.


Hinweise:

• Wir waren verwundert, dass es bei einem RAW-Format die Möglichkeit gibt zwischen Log und SD zu wählen. Wir würden aber immer Log empfehlen.

• Der digitale VR sollte besser nicht bei schnelleren Bewegungen eingesetzt werden, sonst kommt es zu digitalen „Rucklern“.

• Beim Vergleich von N-RAW in hoher Qualität zur normalen Qualität konnten wir nur einen minimalen Unterschied beim Rauschen feststellen.

• Resolve kann ProRes RAW nicht lesen.


Zu guter Letzt

Bei all den extrem umfangreichen Einstellungsoptionen dieser Kamera sind selbst nach 3 Wochen Leihgabe, intensiven Tests und Vorerfahrung mit der Z6, eventuelle Bedienungsfehler nicht auszuschließen. Man benötigt viel Einarbeitungszeit, um die Z9 optimal in all ihren Facetten perfekt einsetzen zu können.

Da wären auch noch einige Punkte, die wir nicht abschließend für uns klären konnten. Z.B. Welches Potenzial steckt in HLG und der Möglichkeit, in HLG-Qualität einzelne Parameter zu verändern? Welche Auswirkungen hat dies auf das Grading? Sollte man Greenscreen vielleicht doch besser in 8K drehen? Wie schlägt sich Prores Raw im Vergleich zu den anderen Codecs? Sollte man in gewissen Situationen die interne Noise Reduction einer externen vorziehen?


Anmerkungen zur Nikon Z9 als Fotokamera



Codec: RAW Hohe Effizienz Star
Auflösung: L (8256 × 5504 Pixel)

Objektive:
Z 24-70 2,8
Z 85 1,8
AF-S 70-200 2,8 über FTZ-Adapter
Sigma 150-600 5-6,3 über FTZ-Adapter

Wir testeten die Kamera bei: Fußballspiel, Streetphotography und Portrait-Shooting.

Während eines Fußballspiels bei Tageslicht bestand auch hier die Kunst darin, die gewünschten Spieler jeweils im Fokus zu halten. Das bedarf einiges an Übung im Handling mit dem Autofokus, führte aber am Ende zu guten Ergebnissen. Die hohe Bildfolge der Kamera ermöglichen gute Bewegungsstudien und die schweren Objektive sind mit dem Body der Z9 gut ausbalanciert.

Das Portrait-Shooting und die Streetphotography unterforderten diese Kamera nahezu und ließen keine Wünsche offen.

Die Nikon Z9 vereint eine große Anzahl des bestehenden Nikon Kamera-Portfolios in einem Gehäuse. Sie ist schnell, der Autofokus akkurat und das Handling war für unsere Handgrößen genau richtig. Im RAW-Entwickler von Capture One ließen sich die Files wie gewohnt sehr gut bearbeiten. Dabei sticht sie allerdings gegen ihre direkte Verwandtschaft auch nicht hervor. Aber man verfügt über eine Kamera mit der Auflösung der Z7, einer höheren Geschwindigkeit als die Z6, einer guten Akkulaufzeit und einem zeitgemäßen Autofokus.




Tobias: Musikvideo-Dreh mit der Nikon Z 9



Drehformate und Codec-Wahl
Dreherfahrungen mit der Nikon Z 9
Objektive und Zubehör
Nachbearbeitung
Pro und Contra zur Z 9



Testen wollte ich die Z 9 in einer echten Drehsituation. Mit einer befreundeten Band aus Esslingen, jamhed, entstand die Idee eines kleinen Low Budget-Musikvideos im Proberaum zum Song „Not There“. Gefilmt werden sollte bei Nacht in einem Proberaum ohne Lichteinwirkung von außen. Dabei sollte ein Teil der Deckenbeleuchtung genutzt werden. Als Keylight diente eine Amaran 200x mit Mini Dome II auf etwa 4300K sowie eine 100x als Aufheller für den Schlagzeuger und Spitzlicht für den Bassisten, etwas kühler auf etwa 5000K. Gefilmt wurde dabei auf 5600K, um die originale Lichtatmosphäre des Raums einzufangen.

Das „kaputte E-Girarren-Solo“ drehten wir im atmosphärischen Dusch- und Umkleidebereich eines angrenzenden Sportclubs als Lowlight-Situation. Der Key mit etwa 30% Output kam wieder von der 200x mit Mini Dome II als Modifyer. Hier auf 5600K geleuchtet und belichtet, um einen neutraleren Look zu kreieren.

Meine Motive waren neben den Bandmitgliedern auch die Instrumente und die sich schnell bewegenden Hände in Close-Ups.

Weitere Tests machte ich nach diesem Dreh mit meinem Vater, langjähriger Nikon-Nutzer, bei einer kleinen Foto-Tour durch die Stuttgarter Markthalle. Von meiner Frau machte ich Außenaufnahmen bei Tag in einem Park bei tiefstehender Sonne. Der Weißabgleich war dabei immer auf 5600K eingestellt. Motive waren hier vor allem Gesichter, mit und ohne Sonnenbrille, sowie die ausgelegten Waren in der Markthalle.



Drehformate und Codec-Wahl



Im Vorfeld zum Musikvideodreh machte ich einige Tests. Eine kleine Enttäuschung: bei 8.3K N-RAW (Videoqualität Normal) und 50p wurde die Aufnahme nach maximal 22 Sekunden unterbrochen. Bei 8.3K 25p war nach gut einer Minute Schluss. Das war praxisnaher, aber nichts für den geplanten Videodreh. War die mitgelieferte Karte zu langsam? Andere Reviewer scheinen dieses Problem nicht zu haben. (Anmerkung d. Red.: Leider ist es bei der Versendung zu einem Fehler gekommen, statt Angelbird Mark2 wurden versehentlich die langsameren Mark1-Karten beigelegt, welche nicht für 8K/60p geeignet sind.)

Meine Codec-Wahl fiel für den Musikvideodreh schließlich auf H.265 10-bit in 3840x2160 UHD mit 25p sowie N-Log als Gammakurve für den höchstmöglichen Dynamikumfang. Für den HEVC-Codec sprechen vor allem die kleinen Datenmengen bei sehr effizienter Kompression. So musste ich mir keine Gedanken um potenzielle Speicherplatzprobleme machen - obwohl ich keine Möglichkeit zum Backup hatte, konnte ich mit der für den Test beiliegenden 265GB CFexpress-Karte von Angelbird auskommen. Bei der Aufnahme in UHD nutzte ich außerdem das Extended Oversampling, um von der hohen nativen Auflösung zu profitieren.

Für die Testdrehs mit meinem Vater und mit meiner Frau nutzte ich hingegen N-RAW 8.3K. Lange Clips waren hier nicht notwendig und ich wollte das volle Videopotential der Z 9 testen.

Apple ProRes RAW testete ich wegen fehlender Kompatibilität mit DaVinci Resolve Studio nicht. Für einen externen Rekorder war kein Bedarf, die Aufnahmen fanden alle intern statt.


Dreherfahrungen mit der Nikon Z 9



Die Nikon Z 9 hat im Videobetrieb tadellos funktioniert. Mit dem verwendeten HEVC-Codec kam es erwartungsgemäß zu keinem Überhitzen und keinen Clip-Abbrüchen. Der große interne Akku hielt die drei Stunden spielend durch. Damit erfüllt die Z 9 meine Mindestanforderungen.

Bei der Belichtung sehr hilfreich waren die Zebra- und Wafevorm-Anzeigen. Besonders praktisch fand ich das i-Menü. Mit dem Drücken auf den i-Button (oder die entsprechende Schaltfläche auf dem Touch-Display) lässt sich ein Shortcut-Menü aufrufen, das sich personalisieren lässt. Das erlaubt den Schnellzugriff auf Funktionen wie die Einstellung des Weißabgleichs, der AF-Modi oder der elektronischen Bildstabilisierung.

Viele Video-spezifische Funktionen sind nicht im Video-Menüpunkt aufgelistet, sondern im Custom Settings Menu. Etwa die Anpassung des i-Menüs, die Einstellung der AF-Geschwindigkeit oder die Aktivierung des „View Assist“-Modus – Nikons Rec.709-Darstellung im internen Monitor der Z 9 bei der Verwendung von N-Log. Zu beachten ist hierbei, dass die Rec.709-Darstellung nur für den internen Monitor und den Sucher gilt, allerdings nicht während des Clip-Playbacks. Auch der HDMI-Output erfolgt lediglich mit N-Log-Gamma, wenn in diesem aufgezeichnet wird. Wird ein externer Monitor verwendet, muss die Nikon Rec.709-LUT deshalb auf diesen geladen werden.

Bei der Nutzung von N-Log liegt übrigens die Minimal-ISO bei der Base ISO 800. Das SDR-Farbprofil erlaubt niedrige ISOs bis 64, in diesem Fall büßt man aber Dynamikumfang ein.

Auch die vielen Buttons an der Kamera lassen sich benutzerspezifisch einstellen. Hier fehlt mir allerdings eine dedizierte Einstellung zum Aktivieren und Deaktivieren der Waveform-Anzeige. Diese lässt sich lediglich einem Custom-Display zuweisen. Eine False Color-Anzeige wäre wünschenswert.

Auf eine Schärfezieheinrichtung wie einem Follow Focus oder einer Funkschärfe habe ich verzichtet. Ich wollte die Autofokus-Performance der Z 9 auf den Prüfstand stellen. Von diese war ich begeistert. Er lag treffsicher auf den Augen der Bandmitglieder oder den sich bewegenden Händen beim Spielen. Ob er in der gleichen Liga wie Canon und Sony spielt, kann ich schwer sagen. Zumindest aber ist er sehr nah dran.

Als Stabilisierung nutzte ich auch die interne Bildstabilisierung im Sport-Modus. Diese funktionierte sehr gut und erlaubte dynamische Bildbewegung, ohne aggressiv einzugreifen.


Objektive und Zubehör



Mit im Paket von Nikon waren das Nikkor Z 24-70mm f2.8 S und das Nikkor Z 35 f1.8 S.

Für den Musikvideodreh verwendete ich ausschließlich das 24-70mm. Es ist hervorragend ausgestattet, durchgehend lichtstark, hat ein sehr gutes Handling und eine herausragende Bildqualität. Das Gehäuse ist zwar aus Kunststoff, wirkt dabei aber sehr wertig und stabil. Besonders gut gefallen hat mir die geräuschlose Fokussierung des treffsicheren AFs. Für den Musikvideodreh zwar nicht allzu relevant, für den Test mit Original-Ton allerdings schon. Einen optischen Bildstabilisator hat das Nikkor Z 24-70mm f2.87 S zwar leider nicht, der oben beschriebene gute interne Bildstabilisator der Z 9 gleicht das aber aus.

Will man die Schärfe klassisch manuell ziehen, lässt Nikon bei diesem Objektiv einen linearen Schärfegang zu. Besonders toll - sogar der Drehbereich des Fokusrings und die Drehrichtung lassen sich einstellen!

Das Nikkor Z 35mm f1.8 S habe ich bei dem Testdreh in der Stuttgarter Markthalle benutzt. Auch hier überzeugt die Verarbeitung, die Bildqualität und die leise, treffsichere Autofokus-Performance.

Ich entschied mich gegen den Einsatz von Slidern oder einem Gimbal und wollte die Z 9 beim Musikvideodreh als Hand- und Schulterkamera nutzen. Mit einer Kamera in ständiger, leichter Bewegung wollte ich die intime Perspektive eines Gastes im Proberaum erzählen.

Im Paket von Nikon befand sich auch der MC-N10 Remote-Griff. Er bietet bequemen Zugriff auf alle für das Filmen wichtige Funktionen und die Hand muss dabei nicht mehr am Body sein – er ist also prädestiniert für den Einsatz am Schulterrig, am Haltegriff des Gimbals oder am Schwenkarm eines Stativkopfes. Das Blendenrad vorne ist „decklicked“. Mit Strom versorgt wird der Griff über zwei AA-Batterien. An die Z 9 angeschlossen wird der Griff mit einem beiliegenden USB-C-Kabel. Nahezu perfekt wäre der MC-N10, wenn ich auch die Funktion der Drehräder personalisieren könnte. Etwa die Blende am Rad hinten und am Rad vorne den Fokus. Gepaart mit den oben genannten Einstellungsmöglichkeiten beim manuellen Schärfeziehen wäre das eine fantastische Funktion.

Nikon stellte mir während des Testzeitraums auch ein Cage von SmallRig zu Verfügung. Da ich die Z 9 auf der Schulter nutzen wollte, war es mir wichtig, die Kamera mit zwei Schrauben an der Stativplatte zu befestigen. Ohne Cage ist das, wie bei DSLMs üblich, nicht möglich.

Als Schulterrig nutzte ich das LeftFIeld KASBAH System von Bright Tangerine. Der Riser der LeftField Universal 15mm LWS Baseplate lässt sich austauschen und bringt gängige Cinema Kameras auf die korrekte Höhe nach 15mm LWS-Standard. Für die Z 9 gibt es keinen dedizierten Riser, deshalb musste ich basteln: als „Riser“ nutzte ich die C70-DJI-Zhuyun-Aufnahme mit einer DJI-Stativplatte von SmallRig. Damit konnte ich die Z 9 zwar sicher auf der Baseplate befestigen, die korrekte Höhe zwischen dem optischen Zentrum der Kamera und den 15mm-Rods konnte aber nicht eingehalten werden. Dafür ist der Mount der Z 9 zu hoch. Das spielte für mich und meinem Setup aber keine Rolle. Den MC-N10 befestigte ich via Arri-Rosette am Verlängerungsarm des Rigs.

Als externen Monitor nutzte ich den Atomos Shinobi. Dieser lässt sich bequem via HDMI mit dem HDMI-Output der Z 9 verbinden. Dankenswerterweise setzt Nikon hier auf Fullsize-HDMI.

Als Referenzton zum Anlegen nutzte ich das Azden SMX-30 im Mono-Modus. Das Heavy Lifting machte der Vorverstärker im Mikrofon, an die Z 9 ging dann bereits ein ausreichend laut gepegeltes Signal via 3,5mm Klinke und die Gain-Einstellungen der Z 9 konnten moderat gehalten werden.

Für das Nikkor 35mm 1.8 hatte ich einen passenden Vario-ND-Filter (MRC XS-PRO Digital Nano) von B+W. Da ich die vielen Nahen und Closeups beim Musikvideo aber mit dem 24-70mm auf 70mm und offenblendig mit f2.8 drehte, musste ich die Lichtintensität der Amarans anpassen. Diese Möglichkeit hatte ich bei den Außen-Testdrehs natürlich nicht. Ein hochwertiger ND-Variofilter ist, wie bei jeder anderen Kamera ohne interne NDs, also absolutes Pflichtzubehör.

Bei den Außendrehs nutzte ich die Z 9 ohne Cage, aber mit Sennheiser MKE-440 als Stereomikrofon.


Nachbearbeitung



Geschnitten und farbkorrigiert wurde mit der aktuellen Version von DaVinci Resolve Studio 18 auf einem MacBook Pro M1 Max. Während des Edits mit Resolve fand das Video-Monitoring auf dem farbkalibrierten XDR-Display des MacBooks statt, beim Grading kam eine DeckLink Mini Monitor 4K-Karte von Blackmagic Design zum Einsatz, die einen genormten Videofeed an einen LG OLED C8 ausgibt. Das Audio-Monitoring läuft über ein MOTU M2-Interface, das via XLR mit zwei Adam Audio Monitoren verbunden ist.

Beim Musikvideo arbeitete ich in einem DaVinci YRGB SDR-Workflow mit Rec.709 und Gamma 2.4. Für die Transformation von N-Log zu Rec.709 nutzte ich die Nikon-eigene Z 9 N-Log-Full to REC709-Full 33 V01-00 LUT im letzten Node meines Nodetrees auf Timeline-Ebene. Das Grading der einzelnen Clips ist minimal gehalten: leichte Belichtungsangleichungen (via Gain in einem Node mit Linear Gamma) und Farbanpassungen (ebenfalls mit dem Gain Color-Wheel in einem Node mit Linear Gamma).

Das UHD-H.265-Footage der Nikon Z 9 sieht hervorragend aus und bietet eine beeindruckende Detailabbildung. Hier macht sich das Oversampling bezahlt. Der Dynamikumfang ist solide, das Rauschverhalten sehr gut. Mit etwas Noise Reduction bei unterbelichteten Bildinhalten ist ein sehr sauberes Bild möglich. Der Edit des UHD-Materials in HEVC in einer 4K-Timeline war auf dem System wie erwartet problemlos und ohne Ruckler möglich.

Auch mit dem N-RAW 8.3K-Footage von den anderen kleinen Testdrehs lief der Edit auf der M1 Max Workstation erfreulicherweise in Echtzeit. Im Camera Raw-Tab in Resolve lassen sich unter anderem Einstellungen zur Farbtemperatur und Belichtung vornehmen sowie Farbraum und Gamma ändern – etwa in Linear statt N-Log. So kann dann via Color Space Transform in Resolve Studio bequem in andere Log-Profile transformiert werden, etwa ARRI Log C, falls dieser Workflow für das Projekt besser geeignet ist.

Bei dem Grading der N-RAW-Projekte setzte ich auf einen Color-managed Workflow auf Projektebene. Wegen den Metadaten der RAW-Dateien erkennt Resolve das verwendete Farbprofil und Gamma ohne explizite Zuordnung (wie es bei H.265 oder ProRes nötig ist) sofort und wandelt es ins gewünschte Output-Format um.

Schon das UHD mit Overtsampling sah toll aus. Aber N-RAW mit 8.3K bietet noch größere Flexibilität in der Postproduktion.


Pro und Contra zur Z 9



Was mir gut an der Kamera gefallen hat:

- Ausgezeichnete Bildqualität und sehr gutes Oversampling
- Große Auswahl an professionellen internen Codecs, allen voran N-RAW
- Angenehmes Handling des Bodys
- Sehr gute Akkulaufzeit
- Sehr gute Autofokus-Performance
- Geräuschlose Fokussierung bei Z-Objektiven
- Drehbereich und Drehrichtung des Fokusrings lassen sich bei Z-Objektiven anpassen
- Praktischer MC-N10 Remote-Griff
- Praktisches i-Menü

Was mir nicht so gut an der Kamera gefallen hat:

- Viele Video-spezifische Funktionen sind nicht im Video-Menüpunkt aufgelistet, sondern im Custom Setttings Menu
- Oversampling ist standardmäßig deaktiviert – warum?
- Clip-Abbrüche bei meiner CFexpress-Karte in 8.3K
- Trotz der zwei Kartenslots kein Dual Slot-Recording möglich

... sowie einige Kleinigkeiten:

- Die Waveform-Anzeige lässt sich (ohne Umweg über die Custom Displays) nicht dediziert auf einen Button legen
- Kein False Color
- Nur Shutter-Anzeige möglich, kein Angle
- Bei N-Log keine Rec.709-Darstellung während des Playbacks
- Bei N-Log keine Rec.709-Darstellung beim HDMI-Output
- Keine DCI-Formate

Überrascht hat mich die tolle Performance von N-RAW 8.3K-Footage auf dem MacBook Pro M1 Max.




Aron: Dokumentarische Webserie mit der Nikon Z 9



Objektive und Autofokus
Bildmodi näher betrachtet
Pro und Contra zur Z 9
Wo ich die Kamera sehe



Ich habe die Kamera für eine kleine Webserie über den Umbau eines denkmalgeschützten Gebäudes genutzt. Das waren insgesamt drei Drehtage, die größtenteils Run-and-Gun von mir im Ein-Mann-Betrieb abliefen.

Gedreht wurde drinnen und draußen, Tag und Nacht, in unterschiedlichsten Lichtsituationen. Im Fokus stand oft das Gebäude an sich (das Dach, das Gemäuer, unterschiedlichste Räume, Details). Aber es gab auch dokumentarische Anteile der dort arbeitenden Menschen sowie Interview-Situationen.

Was mir aufgefallen ist, ist dass die Kamera beim Rein und Raus vom warmen Gebäude in die Kälte und zurück überhaupt nicht gemuckt hat. Das Objektiv hat nicht beschlagen und auch bei Optikwechseln konnte ich keinerlei Beschlag auf dem Sensor feststellen.

Wir hatten ein Stativ dabei, haben es aber nur bei zwei Interviews überhaupt genutzt. Weitere Interviews und vor allem auch die Gänge durchs Haus habe ich alle aus der Hand gemacht. Der bewegliche Sensor hat mich zwar nicht ganz so sehr umgehauen wie der der S1/S1H, funktionierte aber gut genug, dass ich mir das Filmen ohne Gimbal oder Stativ zugetraut habe. Für eine etwas ambitioniertere Fahrt (siehe Video unten) hätte ich aber dennoch ein Gimbal gebraucht. Eine Stabilisierung im Nachhinein sollte es aber erträglich machen. Teilweise habe ich auch die crop-behaftete, elektronische Stabilisierung dazugeschaltet, um zu schauen, wie die performt. Der Unterschied war nicht riesig, aber spürbar. Und Pixel hat die Kamera ja genug.





Apropos: Da die Webserie in 1080 landen sollte, habe ich hierfür alles in UHD gedreht. In H265 und 10-Bit. 8K kam mir wie ein Overkill vor, die habe ich später gesondert getestet.
Da ich das Material nicht selber Graden und Schneiden werde, habe ich mich für einen schnellen Turn-Over entschieden und alles in SDR im PictureControl „Flach“ gedreht. Das mache ich eigentlich nie und musste daher im Vorfeld ein bisschen testen, ob ich das wirklich anbieten kann. Der Bildmodus liefert, auch wenn ich aus dunklen in helle Bereiche gehe, einen guten Dynamikumfang. Helle Bereiche können ausfressen, allerdings erträglich. (siehe Video unten)


Objektive und Autofokus



Gedreht habe ich auf dem 24-70 und dem 20er. Beides Nikkor S Objektive, die wie zu erwarten sehr gut mit der Kamera harmoniert haben.
Der stufenlosen Blendenring ist ok, allerdings ist er ohne Hardstops für motorisierte Blendenfahrten eigentlich unbrauchbar. Während der Aufnahme händisch an dem dünnen Ring zu drehen, ist auch nicht super praktisch. Da hätte ich lieber einen mit Stufen gehabt, damit man zwischen den Aufnahmen schnell ohne nachdenken zu müssen eine Blende auf oder zu machen kann.

Die Schärfe habe ich zu 80 Prozent dem Autofokus überlassen. Hat man den AF-F Modus statt des AF-C erstmal als den richtigen Modus identifiziert, geht das wirklich gut und gibt während des Run-And-Gun-Drehs genug Kapazitäten fürs Framing frei. Der Modus AF-C, wie wir ihn von anderen Kameras als den kontinuierlichen AF kennen, ist hier irgendwie nur solange kontinuierlich, wie wir den Auslöser halb gedrückt halten. Mir fällt dazu kaum eine Drehsituation ein, für die ich das gebrauchen könnte. Zumal: Cool fand ich den L-Fn Button auf dem Objektiv, mit dem ich den Autofokus anhalten konnte. Also quasi andersrum gedacht als AF-C plus Auslöser. So kann ich bequem eine gewünschte Schärfeebene halten und z.B. aus der Unschärfe anfangen oder Menschen in die Unschärfe abgehen lassen und mich trotzdem während des Takes auf den Autofokus verlassen. Sehr cool! (siehe Video unten)

In einer Drehsituation in einem Heizraum mit viel Aluminium-Isolierung ist der AF komplett ausgestiegen.(siehe Video unten)

Wenn ich mal manuell geschärft habe, ging das gut von der Hand. Hardstops hätte ich mir aber auch hier gewünscht.
Das Schärfe-Display oben auf dem Objektiv fand ich ok, eine durchgehend sichtbare analoge Skala hätte ich aber lieber gesehen. Von mir aus dual mit der digitalen Anzeige für die Schärfentiefe. Das ist natürlich ein schönes Feature bei dem Nikkor.

An Zubehör habe ich tatsächlich kaum etwas genutzt. Den Empfänger des Ansteck-Mikros konnte ich easy auf den Cold-Shoe stecken und über Klinke das Signal in die Kamera geben. Der Input wurde direkt erkannt. Für die Interviews gabs ein LED-Panel extra, ansonsten Tageslicht bzw. Mischlicht.


Bildmodi näher betrachtet



Eine geplante Möglichkeit, die Kamera auch im größeren, szenischen Kontext zu testen, hat sich auf Grund einer Verschiebung des Drehdatums zerschlagen. Gedreht wird hier nun auf einer Sony FX6, also einer in vielen Belangen kompetitiven Kamera.
Stattdessen habe ich noch einen Bildmodi-Vergleich im Garten gemacht. Mit starken Kontrasten und Enten.

Dabei ist mir zunächst aufgefallen, dass die Aufnahme bei maximalem Codec (8K N-Raw 60p) immer nach 7 Sekunden abbricht. Bei 50p hat die Aufnahme einmal anderthalb Minuten durchgehalten, aber sie ist auch hin und wieder früher ausgestiegen. Die mitgelieferte Karte ist eine Angelbird 256GB AV Pro CFexpress mit Schreibgeschwindigkeiten von max. 1500 MB/s und konstanten 500 MB/s. Da hätte ich mir als Leihgabe von Nikon entweder die Eigenentwicklung oder die Mk2 von Angelbird gewünscht, um ihre Kamera auch gebührend testen zu können. Weird. (Anmerkung d. Red.: Leider ist es bei der Versendung zu einem Fehler gekommen, statt Angelbird Mark2 wurden versehentlich die langsameren Mark1-Karten beigelegt, welche nicht für 8K/60p geeignet sind.)

Ich habe folgende Aufnahmen verglichen:
8,3K, 50/60p, N-Raw, N-Log
UHD, 60p, ProRes HQ, N-Log
7,6K, 30p, H265, SDR
FHD, 60p, H264, SDR

In der Nachbearbeitung habe ich dann alles auf 30p angeglichen und in eine UHD Timeline gepackt. ProRes ist also pixelidentisch, H265 und N-Raw runterskaliert und (für den Spaß an der Freude) das FullHD Material aufgeblasen.
Gearbeitet habe ich mit Davinci Resolve im Color Managed System. N-Log wurde sofort erkannt und recht angenehm in SDR angezeigt. Keine zu starken Kontraste oder übertriebene Farben.
Während ProRes gewohnt einen leichten Magenta-Stich hat, kommt das N-Raw etwas grünlich daher. Der Detailgewinn von N-Raw 8,3K gegenüber dem UHD ProRes ist enorm und sofort spürbar. Auch gegenüber 7,6K H265 finde ich ihn noch spürbar. An der Auflösung dürfte das eigentlich nicht liegen, also scheint es an der Kompression oder dem Bayering zu liegen.

Interessant fand ich die Highlights. Hier gibt es quasi überhaupt keine Reserven. Wenn es clippt, ist es weg. So kantig hatte ich den „Roll-Off“ bei bisher keiner Kamera, an die ich mich erinnern kann. In ProRes gibt es einen Hauch Spielraum, der bringt aber nicht viel. Ich würde hier also immer, wenn ich 100%+ Bereiche im Bild habe, eine S-Kurve anwenden, die helle Stellen unterhalb der 100% anhebt, damit der Übergang weicher wird. Oder mit Glow arbeiten.

Der Rechner ist ein gut gealterter iMac von 2014 (i5/Radeon R9). Davinci Resolve 18. Von 8K flüssig kann hier nicht die Rede sein. Aber ich kam klar.


Pro und Contra zur Z 9



Allgemeine Pros:

- Keine Frage, die Kamera ist super intuitiv (bis auf die Tatsache, dass bei Nikon alles falschrum ist ;-)). Und man gelangt schnell zu sehr guten Ergebnissen.

- Der große Akku ist ein Killer. Ich habe bei insgesamt 5 Einsatztagen 1x (!) geladen und das auch eher aus Gewohnheit. Klar, keine vollen 12-Stunden Drehtage. Aber auf 20 Stunden kam ich wohl schon insgesamt.

- Die vielen Knöpfe, nicht nur frei belegbar, sondern auch explizit für z.B. Ton, fand ich super!

- Fertigung/Wertigkeit, Klappdisplay, Steckerabdeckungen... alles top.

Cool fand ich den L-Fn Button auf dem Objektiv, mit dem ich den Autofokus anhalten konnte. Also quasi andersrum gedacht als AF-C plus Auslöser. So kann ich bequem eine gewünschte Schärfeebene halten und z.B. aus der Unschärfe anfangen oder Menschen in die Unschärfe abgehen lassen und mich trotzdem während des Takes auf den Autofokus verlassen. Sehr cool!

Allgemeine Contras:

- Die Position des Rec-Knopfs gefällt mir nicht. Ich muss den Zeigefinger unnötig lang machen. Eine Zeigefinger-Position weiter vorne oder noch besser eine Daumen-Position würde ich mir da mehr wünschen.

- Cool ist zwar natürlich die Dopplung der meisten Knöpfe auf die Hochkant-Lage der Kamera (durch den quasi fest verbauten Akku-Handgriff). Aber dann hätte es in Zeiten von Hochkant-Video auch einen Rec-Button dort vertragen können. Hätte ich zwar nicht gebraucht, aber hey!

- Die Restminuten-Anzeige war enorm ungenau. Ich habe mich erst gewundert, dass es teilweise keinen Unterschied der Restminuten bei unterschiedlichen Auflösungen und Framerates gab. Hab gedacht, naja, vielleicht gleiche Bitrate... Aber nach einer Stunde Arbeit war die Minutenanzeige nur um drei Minuten runter gegangen. Für eine ausführlichere Testserie des Problems hatte ich leider keine Zeit.
- Dass der kontinuierliche Autofokus etwas ungewohnt nicht AF-C sondern AF-F heißt, habe ich bereits erwähnt.

- N-Log war aber auch einigermaßen versteckt und ich musste es tatsächlich googlen. Dass es nicht direkt bei den PictureControl Optionen dabei ist, finde ich ok. Aber dort in der Nähe hätte ich es vermutet. Wenn ich im Menü auf Video-Dateityp gehe, vermute ich genau das dahinter. H265, H264, ProRes (Raw) und N-Raw. Am rechten Bildrand steht immer noch der standardmäßige Hinweis SDR. Gut, da denke ich mir, dort kann ich wohl auf HDR (bzw. HLG) umstellen. Dass sich dort dann N-Log versteckt, finde ich leider wenig intuitiv. Zumal im Menüpunkt Video-Dateityp! Aber googlen dauert zum Glück nicht lange und der inhaltliche Zusammenhang zu SDR ist ja auch nicht vollkommen falsch.


Wo ich die Kamera sehe



Da ich kein Fotograf bin, kann ich darüber nicht viel sagen, obwohl ich direkt gemerkt habe, dass es Spaß macht, damit zu knipsen, weil man einfach sehr schnell zu guten Ergebnissen kommt.

Im Bewegtbild kann ich mir eine Menge mit der Kamera vorstellen - die Bandbreite an Codecs, Auflösungen und Framerates ist riesig.
Schnelle, dokumentarische Sachen mit kleinen Teams, Imagefilme, Social Spots... Da brilliert die Kamera aus dem Stand heraus. Handheld, geriggt auf Schulter oder auf dem Stativ ist dabei egal. Im Gimbal und in einer Drohne kann sie sicher auch eine Menge.

Im gehobenen Cine-Bereich mit maximaler Auflösung und Codec würde ich der Kamera 1-2 Drehtage im Bereich Werbung oder Musikvideo durchaus zutrauen. Für einen Spielfilm hingegen sehe ich sie nicht. Da spricht immer noch alles für belastbare Arbeitstiere.


  

[44 Leserkommentare] [Kommentar schreiben]   Letzte Kommentare:
Hamburga    10:00 am 24.3.2023
das wäre doch mal interessant. Bin auch im Besitz dieser Kamera als Fotograf, aber Filmneuling. Schreib mir sonst gerne eine PM
Darth Schneider    13:45 am 4.3.2023
@CineFilm Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Klar, und wenn ich mir über SlashCAM eine neue Arri für 2 Tage ausleihen könnte, würde ich gleich einen Oscar gewinnen..;) Und...weiterlesen
CineFilm    13:30 am 4.3.2023
Wir sollten hier nicht "Fake" Positiv sein und jeden auf die Schulter klopfen und sagen "Gut gemacht Slashcam für die Planung & Gut gemacht lieber Tester" Wir sollten...weiterlesen
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update am 27.März 2023 - 10:45
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