Test Die Neue im Team - Toshiba Gigashot GSC A40FE

Die Neue im Team - Toshiba Gigashot GSC A40FE

Toshiba steigt als neuer Player im Spiel um den lukrativen 1000 Euro HD-Camcordermarkt in den Ring. Doch bringt die Gigashot GSC A40FE genügend neues, um ein verdientes Stück vom Kuchen abzubekommen?

// 23:50 Fr, 14. Mär 2008von

Mit einem halben Kilo ist die Kamera schon mal nicht auffällig leicht und dazu etwas voluminöser als aktuelle AVCHD-Festplatten-Modelle der anderen Hersteller (z.B. Panasonics HS9). Es muss ja nicht unbedingt schlecht sein, etwas mehr Camcorder als Masse in der Hand zu tragen, allerdings kommt so der Vorteil des kompakten Überall-Camcorders für die Hosentasche abhanden. Leider wird der zusätzliche Platz auch nicht für zusätzliche Bedienelemente benutzt. Die Bedienung erfolgt praktisch ausschließlich über ein Jog-Dial und einen Joystick im Display.



Größe und Gewicht sind mittlerweile durchschnittlich für eine AVCHD-Festplatten-Kamera.
Größe und Gewicht sind mittlerweile durchschnittlich für eine AVCHD-Festplatten-Kamera.



Heiße Sache?

Auf dem Gehäuse prangt eine Warnung „Be careful! May become hot“, die im Handbuch noch konkretisiert wird: „Schützen Sie sich vor Verbrennungen, wenn Sie den Camcorder über längere Zeit benutzen. Der Camcorder kann heiß werden, besonders in heißen Umgebungen. Für längere Aufnahmen wird die Verwendung eines Stativs empfohlen.“ Die Finger verbrannt hat sich letztlich jedoch keiner von uns, denn sooo heiß wurde die Cam dann doch nicht.



Stattdessen erstaunt die Kamera beim ersten Kontakt: Das Display wirkt deutlich schärfer als ein typisches Consumer-Display. Beinahe schon so wie das der EX1. Auf dem Papier hat es dagegen wie die meisten Displays nur 230.000 Pixel. Die Erklärung dürfte darin liegen, dass es sich hier um echte RGB-Pixel handelt, die andere Hersteller wohl dreifach zählen würden. Auch die abgespielten Aufnahmen wirken auf dem Display extrem knackig und sehr clean. Das lässt Großes erwarten.



Doch in der Praxis erwies es sich als gar nicht so leicht, aus dem Camcorder ein Bild zu entlocken. Denn die Kamera wird auch in Europa nur mit 60Hz ausgeliefert. Alle analogen Formate kommen auch nur mit dieser Bildfrequenz aus dem Camcorder, wodurch die herunterskalierten SD-Signale nur nur auf NTSC-fähigen Monitoren zu sehen sind. Im HD-Bereich ist das eigentlich nicht so tragisch, da hier die meisten Geräte auch 60 Hz unterstützen. Dennoch: Wer nur mit 60 Hz auf den europäischen Markt geht, pokert hoch.


Um den Camcorder digital über HDMI anzuschließen benötigt man dagegen einen MiniHDMI-Stecker Typ C, der noch nicht überall mal einfach so erhältlich ist. Toshiba (wie auch Panasonic) verbauen hier eine relativ neue Buchse, ohne jedoch ein passendes Kabel mitzuliefern. Über ein von uns kurzfristig beschafftes Kabel bekamen wir jedoch an zwei Monitoren keine Bildschirmausgabe. Ob der Fehler hierfür im Kabel oder in der Kamera zu suchen ist, ließ sich aus Zeit- und Alternativ-Modellmangel leider nicht mehr klären.





Eigenheiten

Auch wenn es sich laut Pressestelle bereits um die finale Version der Kamera handelte, kam uns einiges noch etwas halb gar vor: So spricht die Webseite zwar von verschiedenen Verschlusszeiten, jedoch konnten wir im und am ganzen Gerät keine Möglichkeit finden, diese zu verändern. Und die Automatik regelte selbst in tiefsten Dunkel den Shutter noch mit 1/60 Sekunde.



Fast unglaublich wirkt daneben, dass man den Gain manuell zuschalten kann. Blöd im Gegenzug, dass es hier nur die Optionen „Ein“ oder „Aus“ gibt. Ähnlich gibt es bei der Mikro-Aussteuerung nur drei Stufen („Standard, Mehr, Weniger“). Ist aber eh nicht so wichtig, denn externer Mikrofoneingang und Kopfhörerbuchse wurden, genauso wie ein Sucher weggespart.



Außerdem sind all diese manuellen Funktionen tief im Menü versteckt. Nur Schärfe und Belichtung sind direkt über den Joystick zu erreichen. Allerdings fehlt ebenfalls eine Zebra-Funktion, um die Helligkeit einzuschätzen. Bei der Fokussierung (über ein Display-Drehrad) wird immerhin jede „Schärfestufe“ von einem akustischen Klick untermahlt. Das ersetzt zwar kein Einrasten, aber hilft wenigstens etwas bei der Justierung. Gegenüber Sony und Canon mit ihren Drehrädchen ohne irgendeine haptische Rückmeldung eine kleine Verbesserung. Dennoch schade, ein neuer Hersteller hätte an dieser Stelle einmal mit den Gesetzen des Marktes brechen können und wie früher ein paar manuelle Funktionen nach außen legen können, aber scheinbar sieht auch Toshiba hierfür keine Notwenigkeit.







Auf ein neues... Format

Klar, AVCHD ist nicht genug. Als neuer Hersteller wird man heute ohne ein eigenes Format ja kaum noch ernstgenommen ;). Also auf ein neues: Das Aufzeichnungsformat der „Toshicam“ ist AVC/H.264 mit variabler Datenrate. Wir konnten dabei ca. 16 Mbit/s im maximalen Fall messen. Allerdings ist das Format nicht mit AVCHD kompatibel, weshalb die Nachbearbeitung-Frage ein weiteres mal sehr problematisch ist. Zwar wirken die Files mit der MPG-Endung erst einmal harmlos, jedoch steckt darin eben ein komplexerer MPEG4-Strom, der offensichtlich mit PAFF codiert wurde. Wir haben die Files jedenfalls mit den bisherigen Vieleslesern Vegas und Edius nicht aufbekommen und auch Freewarelösungen wie Mplayer mussten das Handtuch werfen. Dafür konnte Premiere diese Files direkt laden und (wenn auch langsam und mit sporadischen Abstürzen) mit ihnen arbeiten. Dies ist umso absurder, da Premiere nun AVCHD nach wie vor nicht unterstützt, das neue Toshiba-Format dagegen schon.


Ansonsten konnte nur noch das mitgelieferte Nero Essentials die Files öffnen. Dieses Programm bietet als HD-Export allerdings nur die HD-DVD, die gerade offiziell beerdigt wurde. Bei einem frischen Toshiba-Gerät ist es natürlich kein Wunder, dass sich hier noch dieses geschichtliche Relikt findet. Für ernsthafte Käufer jedoch nicht sonderlich amüsant, wenn man nicht anders an sein HD-Material gelangt. Denn man kommt nur (!!) an die Videos im hochäuflösenden Modus, wenn man HD-DVD als Ausspielmedium anwählt. Ansonsten werden die HD-Aufnahmen vor der Ausgabe mit 768 x 576 Punkten zusammengestaucht. So gesehen gibt es auch hier in der Nachbearbeitung noch eine Menge „Klärungsbedarf“, der noch deutlich größer ausfällt, als bei AVCHD.





Bildqualität

Wie erwähnt sehen die Bilder am Display so clean und knackig aus, dass wir hier große Hoffnungen bei der gemessenen Bildqualität hatten. Doch schon nach den ersten Sichtungen in FullHD lüftete sich das Geheimnis der Kamera: Eine derart starke voreingestellte Kontour haben wir bisher noch bei keiner anderen Kamera erlebt.



Kontour bis zum Abwinken und die damit verbundenen Moiré-Muster
Kontour bis zum Abwinken und die damit verbundenen Moiré-Muster


Da die Kamera relativ rauschfrei ist, fällt dies auf kleineren Bildschirmen nicht so auf, weil dadurch das Grieseln nicht sonderlich in den Vordergrund tritt. Doch dafür scheint der Codec auf Motive mit scharfen Kontrasten nicht sonderlich gut Vorbereitet zu sein. So ist das Bild von Artefakten durchsetzt, die bei Testbildern sogar Muster dazuerfinden (beide folgenden Bilder sind 300 Prozent vergößert...



Hier sollten eigentlich nur horizontale Streifen sichtbar sein...
Hier sollten eigentlich nur horizontale Streifen sichtbar sein...


...und hier erfindet der Codec Muster an den Farbübergängen.
...und hier erfindet der Codec Muster an den Farbübergängen.


Der subjektive Bildeindruck ist bei 1200 Lux dann nicht ganz so „schlimm“ wie erwartet.



Die Neue im Team - Toshiba Gigashot GSC A40FE : slashcam 1200Lux




So wirkt die Kamera subjektiv von der Bildschärfe und Farbverteilung ganz in Ordnung, kommt aber nicht an unsere aktuellen 1000 Euro-HDV-Lieblinge von Canon heran. Bei Low-Light gibt es auch ganz Gutes zu berichten:



Die Neue im Team - Toshiba Gigashot GSC A40FE : slashcam 12Lux


Ohne Gain rauscht die Kamera recht wenig und liefert immerhin noch ein paar Farben. Andere Kameras dieser Preisklasse schaffen ein ähnliches Bild nur mit deutlich mehr Grieseln.





Fazit

Fangen wir mal von vorne an: Kein Fokusring, keine manuellen Bedienelemente, kein Sucher, keine Audio-Anschlüsse und verkrüppelte manuelle Werte unzugänglich in bunten Menüs versteckt. All das "können" die bisherigen Platzhirsche schon zur Genüge. Dazu kommt miniHDMI, nur NTSC- Analogausgabe und ein neues Videoformat, dass noch schlechter zu bearbeiten ist als AVCHD. Die Bildschärfe wird durch eine extreme Kontour erkauft. Außerdem produziert der Codec gegenüber Sony, Panasonic und Canon noch mehr Artefakte. Für eine 1000 Euro Kamera liefert Toshiba hier eindeutig zu wenig ab. Der schicke Spruch unter dem Firmanlogo „Leading Innovation“ wirkt dabei leider fast schon ironisch.


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