Wir hatten die Möglichkeit, einmal die neuen Cloud Storage Hardware Produkte von Blackmagic näher auszuprobieren. Und um es gleich auf den Punkt zu bringen: Die Dinger tun was sie versprechen. Wobei es allerdings vielen Anwendern vielleicht gar nicht klar ist, was hier eigentlich genau versprochen wird. Doch das lässt sich ja auch anhand dieses Tests klären...
Wir haben zum Test die ersten zwei lieferbaren Geräte-Gattungen zur Verfügung gestellt bekommen: Den Cloud Pod sowie den Cloud Store Mini mit 8TB. Grundsätzlich machen dabei beide Geräte (wie auch die "großen" Cloud Stores) das gleiche. Sie stellen große Mengen SSD-Speicher über eine sehr schnelle Netzwerkverbindung für mehrere Anwender zur direkten Bearbeitung zur Verfügung. Und können ihre Mediadaten zugleich mit einem Online Cloud Dienst (aktuell nur Dropbox) synchronisieren.
Im Detail unterscheiden sich die Lösungen dabei nicht nur im mitgelieferten Speicherplatz, sondern auch in den Anschlussmöglichkeiten.
Blackmagic Design Cloud Pod
Der Cloud Pod stellt die Einstiegslösung aller verfügbaren Blackmagic Cloud Store Geräte dar und wird komplett ohne internen Speicher ausgeliefert.
Bis zu zwei USB-C Speichergeräte können dabei an den Cloud Pod angeschlossen werden. Diese müssen dabei in HFS+ or ExFAT formatiert sein. NTFS oder andere Formate können nicht am Cloud Pod genutzt werden.
Zwei Laufwerke können nicht weiter zu einem schnellen oder besonders sicheren RAID-Verbund zusammengeschaltet werden. Das ist durchaus relevant, denn die beiden USB-C Buchsen unterstützen "nur" jeweils den USB 3.0 Standard mit max. 5Gb/s. Um die verbaute 10G-Ethernet-Schnittstelle also auszureizen müssten sich die genutzten Files optimal (also völlig gleichmäßig) auf beide Platten verteilt liegen, doch so ein Idealfall kommt in der Realität wohl niemals vor.
Gegenüber den größeren Geräten kann die USB-Schnittstelle auch nicht genutzt werden, um den Pod als Netzwerklaufwerk direkt an einen PC oder Mac anzuschließen - also ohne den Weg über Ethernet gehen zu müssen. Dafür kostet der Cloud Pod mit 459 Euro auch deutlich weniger als seine großen Geschwister.
Blackmagic Design Cloud Store Mini
Ganz im Gegensatz zum Pod, besitzt der Cloud Store Mini bereits universellere Anschlussmöglichkeiten. So gibt es hier neben der schnellen 10G Ethernet Schnittstelle auch noch eine weitere 1G-Ethernet Verbindung sowie eine USB-C Buchse welche Ethernet über USB beherrscht (mit max. 5 GBit).
Letzteres kann sich besonders bei dünnen Laptops als praktisch erweisen, wenn diese keinen (schnellen) Ethernet-Port besitzen.
Die richtig großen Cloud Stores ab 20TB in der "Tonne" kommen dagegen sogar mit einem eingebauten 4 x 10G-Switch, an den sich dann direkt 4 Schnittrechner über Ethernet Kabel ohne zusätzlichen Switch anschließen lassen. Dazu unterstützt "die Tonne" im Gegensatz zum Cloud Store Mini sogar RAID-5, was eine noch höhere Ausfallsicherheit für die gespeicherten Daten bietet.
Die internen SSDs sind beim Cloud Store Mini als RAID-0 verschaltet, was somit genügend Speicherbandbeite bereit hält, um auch mehrere Anwender über ein 10G-Ethernet mit Clip-Zugriff in Echtzeit zu versorgen. Um eine 10G Verbindung auszureizen müssen mehr als 1GB/s an Daten fließen. Das ist in der Praxis erst mit mehreren 4K-RAW-Videoströmen zu erreichen - je nach Kompression der gespeicherten Clips.
Zur Auslastungskontrolle liefern alle Blackmagic Cloud Storage Geräte über einen HDMI-Anschluss eine Status-Informationsanzeige, welche unter anderem die aktuelle Auslastung sowie die Datenraten der angedockten Benutzer recht übersichtlich visualisiert.
Das wirkt mit einem zusätzlichen Monitor recht plakativ, jedoch fänden wir eine optionale Kontrolle über einen Webbrowser auch sehr praktisch. Denn nur zur Überwachung einen separaten Monitor anzubinden und permanent laufen zu lassen, scheint uns doch etwas übertrieben, selbst beim größten Modell.
Als sehr durchdacht empfinden wir beim Cloud Store Mini das eingebaute Netzteil, mit dem sich das Gerät direkt über ein Kaltgerätestecker-Kabel mit Strom versorgen lässt. Ein externes Netzteil sorgt ja gerne für zusätzliche Unruhe im üblichen Kabelwirrwarr.
Wohl in Anbetracht der Tatsache, dass solche Kabel tatsächlich in jedem Büro meist im Überfluss vorhanden sind, legt Blackmagic nicht einmal ein solches Stromkabel bei, was wir im Sinne der Nachhaltigkeit auch prinzipiell gut finden. Alternativ lässt sich das Gerät auch über eine 12V DC Buchse betreiben (für die jedoch in ähnlichem Sinne kein Netzteil mitgeliefert wird).
Nicht an Resolve gebunden
Die Blackmagic Hardware Cloud Store Lösungen sind grundsätzlich nicht abhängig von einem bestimmten Programm wie Resolve. Sie sind vielmehr typische Netzwerkspeicher, die sich -einmal korrekt eingerichtet- anschließend wie ein permanentes Laufwerk in den Betriebssystemen nutzen lassen.
Etwas besonders ist jedoch die Integration von Dropbox und Google Drive. Hier kann das Laufwerk autonom seine Daten mit einem Dropbox/Drive-Account abgleichen. Man definiert hierfür in den Settings unter anderem die Sync Strategie zum Abgleich der Daten (Cloud Store zu Dropbox/Drive, Dropbox/Drive zu Cloudstore oder in beide Richtungen).
Also kann ein Cloud Store beispielsweise immer automatisch alles holen, was im Drive oder in der Dropbox liegt, aber ohne eigene zusätzliche Files automatisch hochzuladen.
Eventuelle Proxys können die Cloud Stores (noch?) nicht selbst erstellen. Dies kann jedoch lokal automatisiert erfolgen (was wir in einem Folgeartikel betrachten werden).
Auf der gedruckten Packung wurde neben Dropbox bereits vorausschauend als weiterer Service Google Drive genannt, der während unseres unseres Tests per Firmware-Update 1.0.3. nachgereicht wurde.
Allerdings enden aktuell sowohl Google Drive wie auch auch Microsofts Onedrive in ihren typischen Cloud Plänen bei 2 TB Onlinespeicher. So gesehen ist Dropbox momentan mit seinem Unlimited Tarif (ca. 18 Euro/Monat/ für "unlimited" Speicher) wohl die beste Wahl für üppige Clip Pools jenseits der 2 TB.
Auch noch erwähnenswert: Zusätzlich bieten ausschließlich die großen "Tonnen" eine integrierte Ingest- und Backup-Funktionalität. Denn die beiden USB-C-Ports am großen Blackmagic Cloud Store können zum automatischen Laden und für Backups von Dateien genutzt werden. Sobald ein Kartenlesegerät oder ein USB-C-Datenträger an den INGEST-Port angeschlossen wird, werden alle Dateien direkt auf den Cloud Store geladen. Und umgekehrt können automatisch Backups des gesamten Cloud Stores erstellt werden, sobald man ein Backup Drive an den Backup Port anschließt.
Praxis
In der Praxis machen all diese Geräte also primär Sinn, wenn man eine zentrale Datenquelle haben will, die mehrere Anwender gleichzeitig für ihre Projekte nutzen können. Und damit dies auch flink funktioniert, sollte jeder Arbeitsplatz über einen 10G-Ethernet Netzwerk Anschluss verfügen. Außerdem benötigt man für das Zusammenspiel auch noch mindestens einen zentralen 10G Switch sowie sehr schnelle Ethernetkabel. Hierüber sollte dann jeder Arbeitsplatz mit insgesamt 1GB/s auf die Daten aus den Cloud Stores zugreifen können. Allerdings ist dies auch die kollektive Zugriffsgeschwindigkeit. D.h. je mehr Arbeitsplätze eingebunden werden, desto mehr Anwender müssen sich diese Datenrate teilen. Bei 8K RAW Bearbeitung kann es hier früh eng werden, bei H.265-Material flutscht es dagegen auch mit vielen Anwendern noch so wie von einer internen SSD.
Als alternative Anschlussmöglichkeit bietet der Cloud Store Mini auch einen direkten Anschluss via USB-C. Dies war in unserem Fall praktisch, wenn von einem Laptop schnell viele Daten "zugefüttert" werden sollen, man jedoch nicht eine schnelle Netzwerkstruktur oder einen schnellen Switch vor Ort hat. Auch wenn man die Hardware einrichten will, kommt man hierüber schnell und unkompliziert direkt an die Konfiguration.
Das Setup selbst geht quasi blind von von der Hand und bietet kaum Optionen, was prinzipiell eine gute Sache ist: Neben dem Namen für das Netzlaufwerk und der Systemzeit lässt sich noch manuell eine statische IP zuweisen. In der Regel überlässt man die IP-Vergabe jedoch dem Router per DHCP. Dies ist bei den Cloud Stores "default" und erfordert in den meisten typischen Netzwerken mit zentraler, dynamischer IP-Vergabe kein weiteres Eingreifen des Anwenders.
In der Regel sollte somit bei einem DHCP-Netzwerk ein einfaches Einstecken des Cloud Stores ins Netzwerk genügen.
Kein manuelles Ausschalten oder Herunterfahren
Was uns bei aller "Einfachheit" etwas befremdet hat, ist die fehlende Funktion zum zentralen Ausschalten bzw. Herunterfahren der Cloud Store Hardware. Das Handbuch empfiehlt einzig explizit, dass jeder Nutzer, der den Cloud Store nutzt, diesen vor dem Trennen wie ein USB-Laufwerk manuell "auswerfen" muss. Das ist zwar sicherlich eine gute Angewohnheit, aber im hektischen Studiobetrieb vielleicht nicht von jedem Anwender zu erfüllen. Was sollte man beispielsweise machen, wenn sich ein Anwender gerade in einer Kaffeepause befindet, der Rechner aber an ist?
Und selbst wenn alle Rechner abgemeldet sind, wirkt es ziemlich schroff dem Store ohne ein softwareseitiges Herunterfahren den Netzstecker zu ziehen. Auch wenn in der Regel nichts passiert, fänden wir persönlich eine saubere Funktion zum Herunterfahren angebracht - also eine Funktion, die alle Schreib- und Lesevorgänge sorgfältig terminiert und alle Anwender automatisch abmeldet. Alleine schon für das gute Gefühl. Blackmagic geht dagegen wohl grundsätzlich davon aus, dass ein einmal eingerichtetes Gerät nicht mehr vom Netz getrennt wird und 24/7 in Dauerbereitschaft bleibt.
Fazit
Wie bereits eingangs erwähnt, arbeiten die neuen Cloud Store Geräte problemlos und unauffällig, was man bei den ausgerufenen Preisen jedoch auch erwarten darf. Sie tun schlicht, was sie sollen. Aktuell liegt der wichtigste Vorteil der Geräte in ihrem besonders einfachen Setup. Auch komplett ohne IT-Know How sollte es nahezu jedem Anwender gelingen, (s)einen Cloud Store in (s)ein Netzwerk einzubinden. Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen NAS- oder SAN-Lösungen liegt wohl auch darin, dass man diese Geräte nun mit seiner übrigen Studio-Infrastruktur direkt aus einer Hand von Blackmagic beziehen kann. Und damit auch einen einzigen technischen Ansprechpartner im Problemfall hat.
Technisch bieten sie dagegen noch nichts, was man von den typischen NAS-Anbietern Synology oder QNAP nicht auch schon seit längerem bekommen konnte. Das könnte sich jedoch noch ändern. Vielleicht sehen wir in Zukunft ja noch eine tiefere Verzahnung mit der Software-Seite der Blackmagic Cloud. Der wir uns übrigens im Herbst auch noch mit einem eigenen Artikel widmen wollen.