Der bewegte (Kamera-)Mann
Will man Stabilisatoren bei bewegter Kamera seriös vergleichen, so bräuchte man einen Kamera-Roboter, der die Kamerabewegung (inklusive Zittern) reproduzierbar nachstellen kann. In Ermangelung eines solchen wollen wir gleich zu unseren subjektiven Praxiserfahrungen übergehen.
Auch bei bewegter Kamera gilt, dass sowohl optische Stabilisation als auch bewegter Sensor nach unserer Erfahrung subjektiv vergleichbare Ergebnisse liefern. Allerdings gelingt es keinem Verfahren bei bewusst bewegter Kamera einen Dolly oder einen Gimbal zu ersetzen.

Wer mit einer unstabilisierten Kamera in der Hand läuft, bekommt auch mit allen Tricks der Welt kaum eine saubere Fahrt hin. Der Sensor-Randpixel-Ausgleich fällt zusätzlich gegenüber den anderen Verfahren ab, weil sowohl der Rolling Shutter als auch Bewegungsunschärfen durch die Kamera stärker hervortreten.
Bei allen Verfahren verbessert sich in der Regel die Stabilität einer Kamerabewegung dennoch deutlich. Allerdings kann es - natürlich subjektiv nach Bewegungstyp- auch zu Hängern kommen. Das bedeutet, dass der Bildstabilisator denkt, er müsse das Bild festhalten, obwohl es sich um eine bewusste Bewegung handelt. Solche Fälle sind meistens störender als eine Verwackelung, weil sie sehr unnatürlich wirken. Tritt ein solcher Fall in einer Szene auf, so hilft nur Wegwerfen oder ein Korrekturversuch in der Postproduktion...
Fix it in the Post - Die Nachbearbeitung
Grundsätzlich sind wir immer wieder erstaunt, wie gut sich Szenen in der Nachbearbeitung mittlerweile stabilisieren lassen. Deswegen eine Kamerafahrt nur schludrig mit viel Rahmen aufzunehmen oder sogar komplett nachträglich eine virtuelle Fahrt in einer statischen Aufnahme im Rechner anzulegen, gelingt nach unserer Erfahrung dennoch niemals überzeugend. Denn wenn die digitale Korrektur in extremen Bereichen stattfindet, stört schnell die unnatürliche digitale Verlagerung des optischen Fluchtpunktes im Bild. Das größte Problem ist nach unserer Erfahrung jedoch die Korrektur des Rolling-Shutter Verhaltens. Praktisch jeder größere Ausreißer der Kamera sorgt in der Korrektur für ein unnatürliches Wabern im Bild (Jello-Effekt), das sich nach der Stabilisation wie stehende Wellen über das Bild ausbreitet.
Zielführender ist es daher die Kamerafahrt immer schon so gut und sorgfältig wie möglich bei der Aufnahme auszuführen. Wer jedoch von vornherein damit rechnet, dass die Aufnahme in der Postproduktion noch einmal kräftig angefasst wird, sollte dennoch genügend Rand um das spätere Framing der Aufnahme einplanen.