Gewollte Unschärfe
Ein weiterer Unterschied zwischen Video und Film sind die unterschiedlichen Tiefenschärfe-Bereiche der beiden Aufnahmeformate. Video besitzt aufgrund der viel kleineren Aufzeichnungsfläche der Bildwandler einen viel größeren Schärfebereich, weshalb sich nicht so künstlerisch mit Unschärfeebenen spielen läßt wie auf 35mm. Profis, die dennoch nicht auf den echten Look von 35mm verzichten wollen, begeistern sich daher immer mehr für den „Mini35Digital“-Adapter von P+S Technik (http://www.pstechnik.de). Auf diesem Adapter lassen sich professionelle 35mm Objektive befestigen. Der Clou ist jedoch, das sich im inneren des Gehäuses eine halb-transparente Milchglasscheibe befindet. Das Licht fällt bei diesem Prinzip durch das 35mm Objektiv auf die Milchglasscheibe und wird dort in einer Fläche abgebildet, die dem Orginalformat eines 35mm-Bildes entspricht. Dadurch entsteht auf der Scheibe eine größere Tiefenunschärfe, die dann vom dahinter liegenden CCD mit der gewonnen Tiefenunschärfe 1:1 abgefilmt wird. Damit die Struktur der Milchglasscheibe nicht sichtbar wird, wird diese von einem Motor rotiert. Die Ergebnisse sind erstaunlich, allerdings kostet der Mini35 ohne Objektiv mit über 6000,- Euro schon deutlich mehr als die zugehörigen Camcorder (VX2000 oder XL1).
Wenn man schon fürs Kino produziert, möchten viele Regisseure ihren Film natürlich auch in einem Breitwandformat aufzeichnen. Auf den ersten Blick scheint DV hierfür wie geschaffen zu sein, da je selbst die billigsten Consumermodelle in der Regel einen eigenen 16:9-Modus unterstützen. Leider gibt es keinen DV-Camcorder unter 10.000,- EURO, der bei diesem Modus nicht einfach die tatsächliche Auflösung reduziert. Dabei werden einfach am oberen und unteren Bildrand die jeweiligen Pixel abgeschnitten. Die Folge ist ein effektiver Pixelverlust, der sich beim Hochkopieren in einer unakzeptablen Unschärfe äußert. Aus diesem Grund setzen Profis stattdessen sogenannte Anamorphote ein. Dies sind Objektivaufsätze, die wie ein ausschließlich horizontal wirkender Weitwinkelkonverter arbeiten. Das Ergebnis ist ein horizontal gestauchtes Bild auf dem DV-Tape, welches in der digitalen Nachbearbeitung wieder entzerrt wird. Die horizontale Auflösung des Films wird dadurch zwar immer noch reduziert, jedoch wurde jeder Pixel des Camcorder-CCDs optimal genutzt. Geeignete DV-Anamorphote werden unter anderem von Century Optics (http://www.centuryoptics.com) und Optex (http://www.optexint.com) hergestellt und vertrieben. Kostenpunkt: Ungefähr 1000 Euro.