HDR10(+), HLG und Dolby Vision
Um es einfach zu halten, sollten wir mit PQ (Perceptual Quantizer) anfangen. Dies ist kein eigenes Format, sondern sowohl HDR10(+) als auch Dolby Vision basieren auf diesem auch als SMPTE ST 2084 bekannten Standardisierungsvorschlag.
PQ manifestiert, dass der Referenz-Weißwert von 100 Prozent immer mit 100 Nits wiedergegeben wird. Glanzlichter oder andere Highlight-Details können weit darüber darüber gespeichert werden. Aber auf HDR-Monitoren mit zu wenig Nits, werden diese Details gnadenlos abgeschnitten, also geclippt. Diese Art der Codierung mit festen Werten bezeichnet man auch als absolut bzw. “display-referred”.
Dolby verwendet PQ in seinem Dolby Vision-Standard mit 12 Bit Farbquantisierung. HDR10 verwendet dagegen “nur” 10 Bit, kostet dafür aber keine Lizenzgebühren. Manchmal spricht man daher auch einfach nur kurz von PQ10 und PQ12 um die beiden Verfahren zu unterscheiden. Um den Anschluss zu Dolby nicht zu verpassen, haben unter anderem Samsung, Panasonic und Amazon HDR10 noch mit einem “Plus”-Standard erweitert, der für jeden Frame eine eigene dynamische EOTF speichern kann. Damit kann HDR10+ theoretisch durch variables Tone-Mapping auch eine zu Dolby vergleichbare Dynamik erzielen.
HLG (Hyper Log Gamma), der Dritte große HDR-Standard wurde dagegen bewusst ohne einen festen Helligkeits-Referenzwert definiert. Man spricht hier oft von relativ oder “scene-referred”. Bei der Ausgabe “soll” der Weißpunkt einfach bei 50 Prozent der Spitzenleuchtdichte liegen. Ein 100 Nits-Display zeigt 100%Weiß somit mit 50 Nits an. Bei einem 500 Nits-Display wird 100%Weiß dagegen mit 250 Nits dargestellt. Der Clue an HLG ist, dass der untere Teil der Kurve der bisherigen REC709, also der SDR-Dynamik entspricht. Die Lichter über 50%-Signalpegel werden jedoch logarithmisch komprimiert.
Dies hat Vorteile mit der Kompatibilität von älteren Geräten. Denn auch SDR-Monitore können somit HLG-Dateien bedingt korrekt darstellen. “Nur” die Lichter werden hier zusammengestaucht, während sie auf HDR-Displays in einen breiteren Dynamikraum entzerrt werden.
Was bedeuten drei Formate das für das HDR-Mastering?
Auch wenn man auf Messen mittlerweile Hard- und Software sieht, die zwischen den gängigsten HDR-Formaten umwandeln kann, raufen sich viele Coloristen bei diesem Thema die Haare. Denn der aktuelle Stand der Erfahrungen ist, dass man für jedes Format noch manuell Hand anlegen muss, um zu guten Ergebnissen zu gelangen. Tatsächlich werden aktuelle Filme -wenn gefordert- in den drei HDR-Versionen separat gegradet. Zusätzlich zu einer SDR-Version für die Massen, die sich ebenfalls nicht einfach automatisiert aus einem HDR-Master erstellen lässt.
Ob sich hier in Zukunft noch bessere Automatismen finden werden, steht in den Sternen, jedoch ist eher zu erwarten, dass einer der oben genannten Standards das Rennen machen wird. Und damit die anderen Standards wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden werden.