ACES-Farbraum
in der folgenden Grafik sieht man schön, was sich die Macher von ACES konkret gedacht haben:

Die Gamut (also das Dreieck) ist so gewählt, dass wirklich jede für den Menschen sichtbare Farbe innerhalb des ACES-Farbraums liegt. Er umschließt also gerade komplett den CIE XYZ-Farbraum. Somit lässt sich im ACES-Farbraum in der Theorie jede vom Menschen sichtbare Farbe speichern. Da Sensoren jedoch immer nur einen Teilbereich dieser Farben anliefern werden, wird man in Zukunft wohl davon sprechen, welchen Teil des ACES-Farbraums eine Kamera abdeckt. Am Rande sei hier noch erwähnt: Um auch genügend Farbunterschiede aufnehmen zu können, werden Farbkanäle in ACES übrigens mit 16Bit/Float-Genauigkeit gespeichert, was 329 Trillionen Farbnuancen (bei drei Farbkanälen) entspricht. Gegenüber 8 Bit bedeutet dies dennoch “nur” eine Verdoppelung der Datenrate pro Pixel. Doch bis Kameras in 16 Bit ACES aufzeichnen können werden, dürfte noch einige Zeit ins Land ziehen.
Der Rec. 2020-Farbraum
Vorher dürfte für die meisten Anwender der Rec. 2020-Farbraum spannend werden. Dieser soll den Rec. 709-Farbraum mittelfristig beerben:

Dieser Farbraum ist für Displays und Projektoren gedacht. Wie man sieht, wird nicht das komplette Hufeisen abgedeckt, jedoch schon ein beachtlicher Teil der menschlichen Farbwahrnehmung. Ziel ist es, diese Farben auch auf Consumer-Geräten mittelfristig darstellbar zu machen. Doch der Bereich innerhalb des Dreiecks stellt Monitor und Projektor-Hersteller immer noch vor immense Probleme. Eigentlich sollte Rec. 2020 mit der Einführung von 4K in die Kameras und Fernseher wandern, aber noch ist nicht abzusehen, wann Displays mit akzeptabler Rec.2020-Abdeckung in bezahlbare Regionen kommen.
Relevanz für die Praxis?
Trockener Stoff? Wir hoffen wir haben dieses eher ungeliebte Thema einigermaßen verständlich darstellen können. Für alle die uns noch bis hierher gefolgt sind, bleiben nach all der Theorie noch ein paar abschließende Worte für Praxis:
+ Wenn man für die breite Masse mastert, bleibt bis auf weiteres REC 709 als kleinster gemeinsamer Nenner die beste und sichere Option. Kann jeder, hat jeder.
+ Wer in erster Linie fürs Kino produziert, sollte sich DCI-P3, AdobeRGB und Ablegefarbräume wie Sonys S-Gamut3.cine ansehen. Oder gleich seinen Worklow auf RAW aufbauen.
+ Ohne Rec. 2020 Display in der Postproduktion macht eine Aufnahme in Rec. 2020 noch keinen Sinn, auch wenn es die eigenen Kamera auf dem Papier schon kann. Rec. 2020 Displays für die Massen sind noch in weiter Ferne. Entsprechende Formate übrigens auch.
+ ACES ist das kommende, normierte RAW, aber hierzu bedarf es noch weiterer Grundlagen(-Artikel).