Vielleicht hat sich ja schon der eine oder andere Leser gefragt, weshalb Camcorder je nach Redaktion gerade im Low-Light-Bereich so unterschiedlich in der Bewertung streuen. Wenn man versucht, verschiedenen Kameras aussagekräftige Bilder für einen Vergleich zu entlocken, stößt man an so manche Grenze. Zu Beginn unserer Tests handelten wir nach der Maxime, dass wir (nicht nur aus Bequemlichkeit) immer im Automatik-Modus bei 12 Lux und in einer bestimmten Entfernung einen Testaufbau abfilmten.
Automatik != Fair
Dies war noch vertretbar, solange die Hersteller alle im Automatik-Modus bei 1/50 Sekunde Verschlusszeit „blieben“. Seit ca. 2 Jahren stellen jedoch einige Camcorder bei wenig Licht eine Belichtungszeit von 1/25 Sekunde ein, was aufgrund der doppelt so langen Belichtung für deutlich bessere Bilder sorgt. Allerdings auch für deutliche Bewegungsunschärfe gegenüber 1/50 Sekunde. Während wir diesen Effekt durchaus gerne für bessere Bildqualität in Kauf nehmen, gibt es andere Anwender, die dies als „unmöglich“ betrachten.
Nur was soll nun Messstandard sein? Wählt man 1/50 Sekunde, so muss man Kameras, die bei der Automatik im Lowlight tricksen, entweder manuell einstellen, oder, was in vielen Fällen leider der Fall ist, ganz ausschließen, wenn sie keine manuelle Einstellung vorsehen. Also keine gute Alternative.
Wählt man jedoch 1/25 Sekunde, so sind die Probleme ähnlich: Was macht man mit den Kameras, die hier ebenfalls keine manuelle Kontrolle ermöglichen und „fairerweise“ aber auf 1/50 Sekunde im Low-light bleiben. Diese würden benachteiligt. Je nach Motiv und praktischem Anwendungsfall dürfte dabei sicherlich das eine oder andere Argument überwiegen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Weißabgleich. Unser Testaufbau liefert prinzipbedingt wegen des gedimmten Lichtes eine extrem warme Farbgebung, ähnlich der Abenddämmerung. Der automatische Weißabgleich vieler Kameras bildet eben dieses Dämmerungs-Rot praktisch unkorrigiert ab. Dies entspricht auch sehr dem subjektiven Eindruck des realen Testbildes bei 12 Lux.
Bei manuellem Weissabgleich lässt sich jedoch ein viel neutraleres Bild gewinnen, was ja vielleicht in vielen Situationen bei wenig Licht genau gewollt ist. In einer echten Dämmerung dagegen wohl definitv nicht. Für den einen Leser mag es daher im Vergleich besonders informativ sein, wie das korrigierte Bild aussieht, für den anderen ist dagegen die Automatik-Version viel interessanter.