Location: Flughafen (der Nicht-Ort)

// Der Film spielt ja hauptsächlich an einem Flughafen



Ja, aber eigentlich an mehreren. Das war ziemlich schwierig, wir mußten uns mehr oder weniger unsere Locations zusammenbauen. Erst hatten wir angedacht, teilweise im Studio zu drehen, aber das ist zu teuer. Besser man nimmt was fertiges, und baut das dann um.


Anfangs wollte ich natürlich unbedingt in Frankfurt drehen, ich wollte einen großen internationalen Flughafen erzählen. Gedreht haben wir dann aber vor allem am Dresdner Flughafen, der ist nicht so frequentiert, aber sehr modern, was gut zur Geschichte gepaßt hat. Da haben wir uns dann unsere Drehorte gesucht, aber trotzdem haben wir natürlich basteln müssen. Und den Rest des Flughafens haben wir dann in Leipzig gedreht.


In dem Film ist also sehr viel Ausstattung dabei, ich hoffe man sieht es nicht. Ich hoffe, alle verschiedenen Drehorte verschmelzen zu einem, und zu einem internationalen Flughafen...



// Ist das nicht recht aufwändig, an einem Flughafen zu drehen?



Und wie. Am Flughafen steht man immer mit Sicherheitskräften am Set, die einen beschneiden (müssen), obwohl die bei uns sehr entgegenkommend waren. Aber trotzdem ist es sehr sensibel, wenn man wie wir im Sicherheitsbereich gedreht hat. Aufgrund der hohen Sicherheitsauflagen ist das auch sehr teuer, denn das Personal kostet sehr viel Geld -- auf zwei Leute im Team kommt ein Sicherheitsmann.



// Für den Film war es aber wichtig, daß die Handlung an einem Flughafen spielt?



Absolut. Der Flughafen ist zwar keine Hauptfigur im eigentlichen Sinne, spielt aber eine große Rolle. Bloß mehr in seiner Leere, als Nicht-Ort. Wir wollten da unter anderem eine volle Geschäftigkeit gegen eine kalte Halle setzen, mit ihren Fließen und Glasvitrinen... Und die Figuren kommen da nicht raus. Es ist in dieser Hinsicht auch ein Konzeptfilm: wenn die da rausgehen, ist der Film zu Ende. Mit dem Flughafen haben wir sowas wie einen Käfig aufgebaut und die Figuren mit sich selber konfrontiert.



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// Was machen denn die Figuren, wenn sie 24 Stunden am Flughafen rumhängen?



Naja, ein Flughafen ist natürlich nicht nur ein Ort, es sind viele Orte, Räume in Räumen. Zum Beispiel der Sicherheitsbereich, der abgegrenzt ist, damit kann man gut spielen. Es gibt Leute, Schalter, Hürden, die man ganz gut dramaturgisch ausnützen kann, mit denen man was rausholt aus den Figuren. Barrieren. Damit haben wir gespielt: leerer Raum, voller Raum, Hürden.



// Aber wenn am Flughafen nicht viel los war, wie habt ihr dann eine gewisse Geschäftigkeit simuliert?



Das war nicht so leicht, da wir Komparsen nicht bezahlen konnten, und mit wenigen Leuten viel erzählen mussten. Also haben wir ganz sorgfältig die Bilder ausgewählt, also mit Totalen den Flughafen etablieren, und dann Leute kreuzen lassen und so was. Und natürlich haben wir viel mit Sound gearbeitet, auch in der Postproduktion. Das war natürlich auch das Gute an diesem kleineren Flughafen, daß der Geräuschpegel etwas niedriger war. Das ist ja sonst oft ein Problem, daß der aufgenommene Sound sehr schlecht ist, weil so viele Nebengeräusche da sind. Aber man muß auch aufpassen, daß man konsistent bleibt – man kann ja nicht auf der Tonebene ein Wahnsinnsding erzählen, mit Durchsagen in 20 Sprachen und im Hintergrund eine japanische Reisegruppe, und vorne im Bild sieht man gar nichts...


Wir haben das ganz gut hinbekommen, glaube ich, aber das ist auch ein Trick der Montage, daß man das einigermaßen schnell erzählt und ziemlich nah bei den Figuren ist.





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Anonymous  //  14:28 am 10.2.2007
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