Frage von SiRpRoHxO:Hallo zusammen,
Folgende Situation:
Ich bin derzeit noch Student, nehme aber hin und wieder kleinere Aufträge als Freelancer im Bereich 3D/Animation/Motion Graphics an. Jetzt hatte sich ein Job bei einer Produktionsfirma ergeben, die jemanden mit meinen Skills gesucht haben.
Was genau die Aufgabe war, konnte mir aber nicht gesagt werden, also sollte ich selbst mit dem Kunden sprechen.
Beim Projektgespräch mit dem Kunden, fragte dieser mich nun nach meinem Tagessatz, was ich ihm wahrheitsgetreu beantwortete.
(Im Grunde wollte er wissen, ob er mir eine detaillierte Email mit Anweisungen schreiben muss, oder ob wir ein bisschen Spielraum haben und es auf einen Tag mehr oder weniger nicht ankommt)
Im Gespräch mit der Produktionsfirma wurde mir dann eine Pauschale angeboten, was mich schon ein wenig störte, da mir Tagessätze lieber sind.
Meine mehrfachen Anfragen, wie ich bezahlt werde, wenn sich das Projekt unplanmäßig verlängert, wurden ignoriert.
Im weiteren E-Mailverlauf wurde ich dann plötzlich mit dem Vorwurf konfrontiert, ich hätte meinen Tagessatz an den Kunden "verraten".
"Verraten" habe ich aber gar nichts; ich finde es nur fair und transparent, wenn der Kunde einen ungefähren Preis hat, mit dem er rechnen kann.
Es wurde mir dann gesagt, dass sei "total unüblich" und es würde die Position beim Kunden schwächen und die Zusammenarbeit wurde gecancelt.
Traurig bin ich darüber nicht, zumal der vereinbarte Tagessatz wirklich gering war (eher ein Zeichen des guten Willens meinerseits), dennoch wundert es mich.
Was sagt ihr dazu? Ist mein Vorgehen wirklich so "unüblich"?
Meine Vermutung war jetzt, dass ich dem Typ ein kleines Geschäft vermießt habe, weil er beim Kunden vielleicht das doppelte verlangt hat und dieser sich dann gewundert hat, weil er schon meine Zahl im Kopf hatte. So etwa "tut mir Leid, VFX-Artist will 600/Tag", mir dann aber nur 300 geben. Aber das ist natürlich Spekulation...
Will nochmal betonen: ich bin kein Angestellter gewesen, sondern nur ein freier Mitarbeiter.
Antwort von ruessel:
So etwa "tut mir Leid, VFX-Artist will 600/Tag", mir dann aber nur 300 geben. Aber das ist natürlich Spekulation...
Das ist üblich. vor 20 Jahren hat eine Hamburger WerbeAgentur meinen Tagessatz mal 2 plus Künstlerkasse dem Kunden abgerechnet. Da wird keiner Rot......
Antwort von Frank Glencairn:
Daß ne Agentur die Kosten für einen Externen nicht 1:1 durchreicht, sollte eigentlich jedem Kunden, der bis 3 zählen kann, klar sein.
Antwort von Jott:
Selbstverständlich hast du als freier Mitarbeiter die Klappe zu halten, was Honorare angeht. Die Produktionsfirma MUSS eine ordentliche Marge aufschlagen, sonst hätte sie ja keine Einnahmen. Wie groß die ist (meistens sehr groß), geht den Kunden absolut nichts an.
Tagessatz oder Pauschale ist eine andere Baustelle - Pauschale ist halt gezockt, denn manche Kunden sind schnell happy, andere aber wollen zehn oder mehr Änderungsläufe, mit oder ohne Grund. Die einzig wirksame Medizin gegen so was: super enge Deadline, keine Zeit für Gezicke.
Antwort von MrMeeseeks:
Wenn das so selbstverständlich und üblich ist dann sollte ja weder der Kunde noch die Agentur ein Problem damit haben wenn über die genauen Zahlen geplaudert wird.
Wenn ich den Zug nutze interessiert es mich doch auch nicht was der Zugführer an meinem Ticket verdient.
Antwort von pillepalle:
So funktioniert Kapitalismus... :) Was andere verdienen, oder auf meine Leistung aufschlagen, ist mir eigentlich relativ egal, solange mein eigenes Honorar stimmt. Wenn es sich nicht richtig lohnt, braucht man es eigentlich gar nicht erst anfangen. Das lernt man mit der Zeit. Meine Devise ist, lieber zu teuer als zu billig, denn was nichts kostet ist auch nichts Wert. Klar, in der Not macht man auch mal Kompromisse, aber mit einem niedrigen Preis anzufangen funktioniert nicht. Darauf bleibt man nämlich in der Regel hängen.
Also, einfach nächstes mal die Klappe halten (gegenüber dem Kunden), soviel nehmen dass es sich richtig lohnt und sich über den Job freuen.
VG
Antwort von rdcl:
Also dass eine Agentur etwas auf deinen Tagessatz draufschlägt, meistens sogar nicht zu knapp, ist ja ziemlich logisch. Erstens wäre es ja sonst Null Gewinn für die Agentur, zweitens hat die Agentur ja auch einen Haufen zusätzliche Arbeit. Vermittlung, Projektmanagement, Art Direction etc...
Auf der anderen Seite finde ich es schon Ok deinen Tagessatz zu nennen. Das ist dann eben der Tagessatz nur für deine Arbeit, ohne Projektmanagement, ohne Art Direction und ohne Aufschlag. Ganz glücklich ist es so natürlich nicht gelaufen, aber ganz ehrlich: Was sollst du denn sagen wenn der Kunde einen Preisrahmen hören will?
Und meiner Meinung nach am Wichtigsten: Wenn eine Agentur einen Job komplett an einen Studenten abtritt, ihn also auch selbst die Kundengespräche führen lässt, dann würde ich sagen selbst schuld! Eigentlich ist die Agentur in dem Fall tatsächlich nur Vermittler. Man hätte sich sowas als Agentur auch vorher überlegen und mit dir besprechen können, bevor sie dich zum Kunden schicken.
Antwort von SiRpRoHxO:
Danke für die zahlreichen Antworten.
Nur noch ein kleiner Hinweis: dass die Produktionsfirma nichts verdient hätte, kann man so nicht sagen. Meine Arbeit wäre nur ein kleiner Teil des Projekts gewesen, der größere Part wäre inhouse erledigt worden.
Gegen einen Aufschlag hab ich ja auch nichts, und der Kunde bestimmt auch nicht, wenn man ihm den Aufwand darlegt, aber einfach das doppelte oder dreifache zu Verlangen ohne das Arbeit geleistet wurde (bzw. nur von mir), fände ich schon ziemlich daneben.
Zumal ich ja tatsächlich alles mit dem Kunden direkt besprechen sollte. Den Kunden dann direkt anzulügen oder ihm zu sagen "uupsi, also darüber darf ich nicht reden...", find ich irgendwie keine gute Basis für eine Zusammenarbeit.
Antwort von Drushba:
SiRpRoHxO hat geschrieben:
Danke für die zahlreichen Antworten.
Nur noch ein kleiner Hinweis: dass die Produktionsfirma nichts verdient hätte, kann man so nicht sagen. Meine Arbeit wäre nur ein kleiner Teil des Projekts gewesen, der größere Part wäre inhouse erledigt worden.
Gegen einen Aufschlag hab ich ja auch nichts, und der Kunde bestimmt auch nicht, wenn man ihm den Aufwand darlegt, aber einfach das doppelte oder dreifache zu Verlangen ohne das Arbeit geleistet wurde (bzw. nur von mir), fände ich schon ziemlich daneben.
Zumal ich ja tatsächlich alles mit dem Kunden direkt besprechen sollte. Den Kunden dann direkt anzulügen oder ihm zu sagen "uupsi, also darüber darf ich nicht reden...", find ich irgendwie keine gute Basis für eine Zusammenarbeit.
Sieht für mich eher so aus als hätte die Agentur ein Management-Problem.:) Du hast Dich so verhalten, wie es für Dich richtig erschien und das ist auch gut so. Die Agentur hätte Dich briefen müssen. Aber auch wenn die Agentur ein gemeinschaftliches Projekt als Gesamtes abrechnet, dann ist Deine Leistung nur ein Teil der Kalkulation oder taucht gar nicht erst im Einzelnen auf - ohne jetzt näher informiert zu sein, hört sich das daher nicht allzu schlimm an. Trotzdem für die Zukunft: Über Preise reden nur die Chefs. Ist so, aber ist auch nicht schlecht so, denn Chef bleibt, wer gute Preise machen kann, der Rest verschwindet vom Markt.)
Antwort von tehaix:
SiRpRoHxO hat geschrieben:
Nur noch ein kleiner Hinweis: dass die Produktionsfirma nichts verdient hätte, kann man so nicht sagen. Meine Arbeit wäre nur ein kleiner Teil des Projekts gewesen, der größere Part wäre inhouse erledigt worden.
Gegen einen Aufschlag hab ich ja auch nichts, und der Kunde bestimmt auch nicht, wenn man ihm den Aufwand darlegt, aber einfach das doppelte oder dreifache zu Verlangen ohne das Arbeit geleistet wurde (bzw. nur von mir), fände ich schon ziemlich daneben.
Fühlt sich zwar erst mal merkwürdig an, ist aber normal. Letztlich bezahlt der Kunde eben für die Vermittlungsleistung ordentlich mit, außerdem für die Leute, die dir dein Briefing (nicht) geben, für den organisatorischen Hickhack, die KSK-Abgaben, Gewerbesteuern, technische Infrastruktur, Bürokosten und Archivierung sowie die Buchhaltung für das Projekt, bei jedem einzelnen Schritt. Dein Tagessatz ist ein Zahnrad im ganzen Prozess. Teilweise werden durch dich auf Projekten auch andere Teile der Filmproduktion mit "querfinanziert", die sich beim Kunden schlechter verkaufen lassen als "Der 3D-Mensch" oder "Der Kameramann". Und wegen all dieser Gründe wird bei dir als Freelancer entsprechend draufgeschlagen.
Umgekehrt "bezahlst" du als Freelancer sozusagen durch deinen "geringeren" Tagessatz dafür, dass die Agentur den Job an Land gezogen hat und dich beauftragt. Denn ohne die Agentur hättest du ja auch nicht den Job. Wenn dir das irgendwann nicht mehr passt... so werden neue Agenturen gegründet :D Da es dir niemand verboten hat und du ehrlich sein wolltest, hast du technisch betrachtet nichts falsch gemacht. Aber in der Tat ist es eigentlich eine stille Übereinkunft, dass dem Kunden keine Interna kommuniziert werden. Viele Agenturen haben für sowas auch strenge NDAs, die du unterschreiben musst. Daher für die Zukunft: wenn du von der Agentur beim Kunden bist, sind deine Tagessätze tabu. Sollte der Kunde dich mal abseits der Agentur anfragen, kann das ne andere Geschichte sein - sofern du vorher keine non-compete-Klausel unterschrieben hast.
Letztlich muss ich Drushba aber recht geben - wenn die Agentur dich ohne Briefing und als Berufseinsteiger ins Kundengespräch schickt und du mit denen über Finanzen sprichst, ist das Management der Agentur selbst schuld. Trotzdem kann ich durchaus verstehen, dass ihnen das gegen den Strich geht und in Zukunft werden sie es vermutlich anders handhaben. Gezeichnet, ein Freelancer, der sehr viele harte NDAs unterschreiben muss ;)
PS: Dass deine Agentur versucht, dich mit einer Pauschale auf das Projekt zu setzen, ist nicht sonderlich professionell. Normalerweise muss abgeschätzt werden können, wie viele Arbeitstage das Projekt an Zeit kostet. Diese werden dann gebucht, wenn unvorhergesehene Änderungen die Sache wesentlich verlängert, wird nachgebucht und/oder nachverhandelt. Eine Pauschale für ein Projekt, bei dem nicht mal die Agentur weiß, worum es geht... smells fishy. Vielleicht isses ganz gut, dass du die los bist ;)
Antwort von pillepalle:
SiRpRoHxO hat geschrieben:
Zumal ich ja tatsächlich alles mit dem Kunden direkt besprechen sollte. Den Kunden dann direkt anzulügen oder ihm zu sagen "uupsi, also darüber darf ich nicht reden...", find ich irgendwie keine gute Basis für eine Zusammenarbeit.
Überleg Dir für's nächsate Mal einfach ein paar charmante Antworten auf derart plumpe Fragen. Da muss man nicht herum stammeln, oder lügen. Was würde Dein Kunde Dir sagen, wenn Du ihn nach seinem Einkommen fragst? ;) Ist einfach total daneben sich Dir gegenüber so zu verhalten und hat auch nichts mit guter Zusammenarbeit zu tun.
VG
Antwort von rdcl:
pillepalle hat geschrieben:
SiRpRoHxO hat geschrieben:
Zumal ich ja tatsächlich alles mit dem Kunden direkt besprechen sollte. Den Kunden dann direkt anzulügen oder ihm zu sagen "uupsi, also darüber darf ich nicht reden...", find ich irgendwie keine gute Basis für eine Zusammenarbeit.
Überleg Dir für's nächsate Mal einfach ein paar charmante Antworten auf derart plumpe Fragen. Da muss man nicht herum stammeln, oder lügen. Was würde Dein Kunde Dir sagen, wenn Du ihn nach seinem Einkommen fragst? ;) Ist einfach total daneben sich Dir gegenüber so zu verhalten und hat auch nichts mit guter Zusammenarbeit zu tun.
VG
Bitte was? Dass ein Kunde nach dem Preis fragt ist wohl das normalste der Welt. Kein Mensch kauft irgendwas ohne den Preis zu kennen. Was ist daran daneben?
Antwort von Jott:
Wir reden doch von einer Agentur? Die schreibt die Angebote und verhandelt mit dem Kunden, nicht der Freelancer.
Anders ist es nur, wenn die Agentur sagt, geh direkt zu XY, die/der macht euch das, wir halten uns da völlig raus. Gibt's ja auch.
Oder wo ist die Verwirrung?
Antwort von Cinemator:
Ich würde mir gar nicht erst viel Gedanken über die Preise von Agenturen, Mittlern und Produktionsfirmen machen, sondern eher über meine eigenen Finanzen nachdenken und zu angemessenen Preisen kommen. Egal, was mit den anderen ist.
Am meisten daran verdient ohnehin der kommerziell orientierte Kunde, der kreative Leistungen am Markt mit seinem Geschäft in Gewinne umwandelt. So sollte es zumindest sein, wenn gute Arbeit geliefert wurde.
Ein grundsätzliches Problem in Deutschland scheint zu sein, dass Geldverdienen als unredlich angesehen wird, außer es fließt einem selbst zu.
Antwort von ruessel:
...und wie schaut es wegen corona aus? Preisverfall ohne ende?
Man bin ich froh, das ich in den fetten Jahre abgreifen konnte.
Antwort von Pianist:
rdcl hat geschrieben:
Bitte was? Dass ein Kunde nach dem Preis fragt ist wohl das normalste der Welt. Kein Mensch kauft irgendwas ohne den Preis zu kennen. Was ist daran daneben?
Das kommt doch auf die Gemengelage an. Hier kam der Auftrag von einer Agentur, somit findet alles an finanziellen Absprachen zwischen der Agentur und dem Kreativling statt. Und für den Gesamtauftrag findet die finanzielle Absprache zwischen der Agentur und dem Kunden statt. Kommunikation zu finanziellen Themen sollte es bei dieser Konstellation zwischen dem Kunden und dem Kreativling nicht geben. Dann passiert nämlich genau das, was jetzt passiert ist.
Der Kunde muss die Agentur nach dem Preis für das Gesamtprojekt fragen. Wie viel Geld dann zwischen Agentur und den verschiedenen Kreativlingen fließt, das geht in diesem Augenblick den Kunden nichts an, da er mit diesen Leuten kein Vertragsverhältnis hat. Der Kontakt zwischen Kreativling und der Kundschaft wurde ja von der Agentur nur hergestellt, um inhaltliche Fragen auf direktem Wege zu klären, was ja auch sinnvoll ist.
Von daher: Wenn Agenturen im Spiel sind, mit den Endkunden nicht über Geld reden, sondern nur über Inhalte.
Es gibt in meiner beruflichen Praxis allerdings auch Konstellationen, wo das anders läuft, aber das sind sehr spezielle Sonderfälle.
Matthias
Antwort von rdcl:
Pianist hat geschrieben:
rdcl hat geschrieben:
Bitte was? Dass ein Kunde nach dem Preis fragt ist wohl das normalste der Welt. Kein Mensch kauft irgendwas ohne den Preis zu kennen. Was ist daran daneben?
Das kommt doch auf die Gemengelage an. Hier kam der Auftrag von einer Agentur, somit findet alles an finanziellen Absprachen zwischen der Agentur und dem Kreativling statt. Und für den Gesamtauftrag findet die finanzielle Absprache zwischen der Agentur und dem Kunden statt. Kommunikation zu finanziellen Themen sollte es bei dieser Konstellation zwischen dem Kunden und dem Kreativling nicht geben. Dann passiert nämlich genau das, was jetzt passiert ist.
Der Kunde muss die Agentur nach dem Preis für das Gesamtprojekt fragen. Wie viel Geld dann zwischen Agentur und den verschiedenen Kreativlingen fließt, das geht in diesem Augenblick den Kunden nichts an, da er mit diesen Leuten kein Vertragsverhältnis hat. Der Kontakt zwischen Kreativling und der Kundschaft wurde ja von der Agentur nur hergestellt, um inhaltliche Fragen auf direktem Wege zu klären, was ja auch sinnvoll ist.
Von daher: Wenn Agenturen im Spiel sind, mit den Endkunden nicht über Geld reden, sondern nur über Inhalte.
Es gibt in meiner beruflichen Praxis allerdings auch Konstellationen, wo das anders läuft, aber das sind sehr spezielle Sonderfälle.
Matthias
Aber in dem Fall was es ja nicht so. Die Preisabsprache hat der TE selbst geführt. So hatte ich das zumindest verstanden.
Also war die Frage des Kunden nicht nach seinem Tagessatz an sich, sondern nach dem Preis für den Job.
Edit: Ok, das hatte ich wohl doch falsch verstanden. Ich dachte, auch das Angebot der Pauschale kam vom Kunden, aber der TE schreibt ja, dass das von der Produktionsfirma kam.
Mein Fehler.
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Antwort von tehaix:
ruessel hat geschrieben:
...und wie schaut es wegen corona aus? Preisverfall ohne ende?
Man bin ich froh, das ich in den fetten Jahre abgreifen konnte.
Über den Sommer ja, da wurden erstaunlich viele Anfragen dann letztlich "doch lieber in-House" gelöst, was letztlich Code war für "ein Anderer hat seine Preise halbiert". Es gab auch Spezialisten, die bereits im April anriefen und fragten, ob es denn jetzt einen "50%-Corona-Rabatt" gebe. Die sind direkt aus dem Kontaktebuch geflogen. Das jahr war jedenfalls relativ scheisse.
Seit Herbst jedoch totaler Produktionsstau, gefühlt soll alles noch schnell nachgearbeitet werden und jeder ist ausgebucht. Entsprechend klettern die Preise wieder. Aber das Niveau auf dem du gearbeitet hast werden wir vermutlich nie wieder erreichen :D
Antwort von dosaris:
viel Spekulation und platte Ideologie in der Luft hier.
Zunächst wäre zu unterscheiden, welches Dienstverhältnis zw Leistungserbringer (hier Studi) und Firma vorliegt.
- wenn ein Angestelltenverhältnis (auch zeitl begrenzt) vorliegt und die Fa den ARbeitsplatz stellt
(Ausstattung, Equipment, Büro +Sozialkosten, Gewährleistungskosten, Rückstellung etc)
muss deren Betriebsstundensatz natürlich höher als das Entgelt des Leitungserbringers sein
- bei einem Werkvertrag über ein Projekt sind ebenfalls Infrastrukturkosten einzurechnen, wenn die
ARbeitumgebung von der Fa gestellt wird.
- wenn nur ein Auftrag v der Fa "durchgereicht" wird, ohne eigene Leistung u Infrastrukturkosten,
ist ein derartiger Aufschlag in keiner Weise gerechtfertigt. Hier kann der Leistungserbringer (Studi)
natürlich selber dem Kunden ein Angebot machen, da er der vermittelnden Fa gegenüber nicht
verpflichtet ist. Manchmal möchte die Fa einfach nur den Profit abgreifen ohne selber Leistung,
Gewährleistung u Investitionen zu erbringen.
Das ist zwar asozial aber nicht strafbar.
Hier besteht aber ein formales Problem für den Leistungserbringer
(wenn er die untere EinkommensFreigrenze übersteigt),
dessen Sozialkosten am Studi-Status zu bemessen sind.
Antwort von Pianist:
tehaix hat geschrieben:
Es gab auch Spezialisten, die bereits im April anriefen und fragten, ob es denn jetzt einen "50%-Corona-Rabatt" gebe.
Ich halte eher einen Corona-Zuschlag für angemessen. Teilweise habe ich das auch realisiert. Wenn Leute unbedingt wollten, dass ich was in Mailand oder Stockholm filme, mussten sie es akzeptieren, dass ich aus Gründen des Infektionsschutzes nicht fliege, sondern mit dem Auto fahre, und dann ging da eben eine ganze Woche für drauf, bei der ich mir jeden Tag voll bezahlen ließ. Und es hat keiner gemeckert.
Was die Auslastung angeht: Ja, auch bei mir Vollausschlag. Jeden Tag von morgens bis abends. Daher hier kaum Zeit zu schreiben. Kein schlechtes Jahr. Nicht das beste Jahr, aber auch nicht besonders schlecht.
Matthias
Antwort von ruessel:
bei der ich mir jeden Tag voll bezahlen ließ. Und es hat keiner gemeckert.
Kompliment, dass hatte ich damals nicht geschafft. 50% vom Tagessatz war üblich, plus Kilometergeld.
Antwort von Pianist:
Naja, wenn ich irgendwo auf der Autobahn rumgurke, kann ich in der Zeit ja keinen anderen Auftrag ausführen, muss im Extremfall vielleicht einen Ersatzspieler zu einem weniger wichtigen Einsatz schicken. Von daher finde ich den Grundsatz "Reisezeit ist Arbeitszeit" schon vollkommen richtig. Und da meine Auftraggeber eben extrem großen Wert darauf legen, dass ich höchstpersönlich vor Ort bin, weil das alles Themen und Situationen sind, wo man nicht mal eben irgendjemanden hinschicken kann, fällt es ihnen dann doch leicht, die Mehrkosten zu akzeptieren. Ich praktiziere ja insgesamt eine sehr vernünftige Preisgestaltung, von daher kann sich da auch niemand ernsthaft beschweren. Vor allem nicht, wenn man die Ergebnisse betrachtet.
Matthias
Antwort von ruessel:
Naja, wenn ich irgendwo auf der Autobahn rumgurke.....
....wird Deine (teure Film-) Kompetenz nicht benötigt...... (war immer ein Argument was ich mir anhören musste, wurde aber auch teilweise Wochen gebucht mit vollen Satz wo ich tagsüber nur auf dem Hocker saß (oder Auto) und Tee trank - weil wieder irgendwas technisch in der Firma nicht richtig lief)
Antwort von Pianist:
Man sollte bei der Auswahl seiner Kunden durchaus auf Qualität achten. Dann kommen solche Argumente nicht...
Matthias
Antwort von ruessel:
Man sollte bei der Auswahl seiner Kunden durchaus auf Qualität achten. Dann kommen solche Argumente nicht...
Oje, damit kann ich gar nix anfangen. Ich bin eine Filmhure, wer genug bezahlt - bekommt mich.
Antwort von SiRpRoHxO:
tehaix hat geschrieben:
PS: Dass deine Agentur versucht, dich mit einer Pauschale auf das Projekt zu setzen, ist nicht sonderlich professionell. Normalerweise muss abgeschätzt werden können, wie viele Arbeitstage das Projekt an Zeit kostet. Diese werden dann gebucht, wenn unvorhergesehene Änderungen die Sache wesentlich verlängert, wird nachgebucht und/oder nachverhandelt. Eine Pauschale für ein Projekt, bei dem nicht mal die Agentur weiß, worum es geht... smells fishy. Vielleicht isses ganz gut, dass du die los bist ;)
Das denke ich jetzt im Nachhinein auch. Zumal die Pauschale auf Grundlage des ohnehin schon relativ mickrigen Tagessatzes zustande kam...
("ja, ja wir können den Tagessatz natürlich später irgendwann immer noch erhöhen...")
Und auf meine Frage, wie wir vorgehen, wenn das Projekt länger geht, nie konkret geantwortet wurde.
Insofern war es vielleicht sogar Fügung, dass ich mit meiner Schussligkeit/Unwissenheit diesen Job gekillt habe.
(und ihm vermutlich dabei aus Versehen ein gutes Geschäft zerstört habe^^)
dosaris hat geschrieben:
- wenn ein Angestelltenverhältnis (auch zeitl begrenzt) vorliegt und die Fa den ARbeitsplatz stellt
(Ausstattung, Equipment, Büro +Sozialkosten, Gewährleistungskosten, Rückstellung etc)
muss deren Betriebsstundensatz natürlich höher als das Entgelt des Leitungserbringers sein
Das war hier definitiv nicht der Fall. Meine Arbeit wäre komplett im Homeoffice erledigt worden.
Die Firma verfügt gar nicht über die Software mit der ich arbeite.
Im Freien Mitarbeiter Vertrag stand extra, dass ich für alle steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Belange selbst verantwortlich bin.
Des weiteren sollte ich mich direkt mit dem Kunden über das Projekt austauschen, bis dieser zufrieden ist; wieviel Supervision da noch von der Firma aus passiert wäre, kann ich nicht ganz abschätzen, aber vermutlich eher weniger.
Eine Frage habe aber ich noch:
Wäre es sinnvoll eine offizielle Annullierung des Vertrags anzufordern. Oder reicht die E-Mail, die ich bekommen habe aus, in der steht, dass mit sofortiger Wirkung unsere Vereinbarungen beendet werden?
Antwort von Pianist:
Naja, die Willenserklärung von denen war eindeutig, und das Ergebnis bleibt das gleiche - die wollen nicht mehr mit Dir arbeiten. Die Frage ist, ob Du überhaupt um diesen Auftrag kämpfen wollen würdest. Selbst wenn die formal vielleicht nicht zur Kündigung des Vertrages berechtigt wären, würden sie Dir ja die weitere Zusammenarbeit zur Hölle machen.
Ich würde das unter Lebenserfahrung abhaken...
Matthias
Antwort von SiRpRoHxO:
Pianist hat geschrieben:
Naja, die Willenserklärung von denen war eindeutig, und das Ergebnis bleibt das gleiche - die wollen nicht mehr mit Dir arbeiten. Die Frage ist, ob Du überhaupt um diesen Auftrag kämpfen wollen würdest. Selbst wenn die formal vielleicht nicht zur Kündigung des Vertrages berechtigt wären, würden sie Dir ja die weitere Zusammenarbeit zur Hölle machen.
Ich würde das unter Lebenserfahrung abhaken...
Matthias
Nein, zusammenarbeiten will ich sicher nicht mehr mit denen...
Es geht mir eher um die Wettbewerbsklausel im Vertrag, die mir verbietet mit Kunden (des Unternehmens) abseits der Firma Geschäfte zu machen. Würde der Kunde, dem ich den günstigen Tagessatz genannt habe, jetzt direkt zu mir kommen, wäre das ja laut Vertrag verboten. Unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie...
Antwort von gekkonier:
Wenn du für eine Produktionsfirma arbeitest hast du dir die Entlohnung mit der Produktionsfirma auszumachen und nicht mit deren Kunden.
Falls die Produktion sich weigert klipp und klar zu sagen wie das mit der Bezahlung funktioniert sei nicht traurig drum, mit denen willst du eh nicht arbeiten.
Antwort von Pianist:
SiRpRoHxO hat geschrieben:
Es geht mir eher um die Wettbewerbsklausel im Vertrag, die mir verbietet mit Kunden (des Unternehmens) abseits der Firma Geschäfte zu machen. Würde der Kunde, dem ich den günstigen Tagessatz genannt habe, jetzt direkt zu mir kommen, wäre das ja laut Vertrag verboten. Unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie...
Wenn jemand einen Vertrag kündigt, dann gilt auch keine Wettbewerbsklausel mehr.
Matthias
Antwort von SiRpRoHxO:
Ja, aber reicht eine Kündigung per E-Mail, sowas wie "mit sofortiger Wirkung beenden wir die Zusammenarbeit", oder brauche ich eine Unterschrift/offizielles Dokument oder etwas in der Art.
Willenserklärung müsste ja ausreichend sein, oder?
Antwort von klusterdegenerierung:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Daß ne Agentur die Kosten für einen Externen nicht 1:1 durchreicht, sollte eigentlich jedem Kunden, der bis 3 zählen kann, klar sein.
Andersrum genauso das man dies vorher mit der Agentur abspricht.
Antwort von klusterdegenerierung:
SiRpRoHxO hat geschrieben:
Gegen einen Aufschlag hab ich ja auch nichts
Haha, das ist schon drollig, eine Firma bietet Dir einen Job an und Du findest es nicht so schlimm wenn sie was an ihrem Auftrag verdienen. :-)
Schon mal darüber nachgedacht was alles an Kosten und Aufwand dahinter steckt so einen Auftrag/Kunden zu bekommen und halten?
Im Grunde geht es Dich garnix an was er für Dich nimmt selbst wenn es das vierfache ist.
Antwort von klusterdegenerierung:
ruessel hat geschrieben:
...und wie schaut es wegen corona aus? Preisverfall ohne ende?
Man bin ich froh, das ich in den fetten Jahre abgreifen konnte.
Wo gibt es denn sowas?
Wer jetzt weniger statt mehr nimmt ist doch, sorry, komplett verblödet.
Antwort von Pianist:
SiRpRoHxO hat geschrieben:
Ja, aber reicht eine Kündigung per E-Mail, sowas wie "mit sofortiger Wirkung beenden wir die Zusammenarbeit", oder brauche ich eine Unterschrift/offizielles Dokument oder etwas in der Art.
Willenserklärung müsste ja ausreichend sein, oder?
Die in der Mail geäußerte Willenserklärung ist so dermaßen eindeutig, dass da nichts weiter erforderlich ist.
Matthias
Antwort von dosaris:
Pianist hat geschrieben:
...
Die in der Mail geäußerte Willenserklärung ist so dermaßen eindeutig, dass da nichts weiter erforderlich ist.
man sollte den Eingang der Mail bestätigen und konkludieren,
dass dadurch alle gegenseitigen Ansprüche per sofort obsolet werden.
Antwort von TheBubble:
Pianist hat geschrieben:
Von daher: Wenn Agenturen im Spiel sind, mit den Endkunden nicht über Geld reden, sondern nur über Inhalte.
Warum nicht einmal darüber reden (nicht verhandeln, nur darüber sprechen/sich austausschen)? Wer wie viel bekommt bzw. zahlt ist doch für beide, also Subunternehmer und Endkunde, interessant.
Antwort von Pianist:
Interessant sicher - aber Du siehst ja, wohin das führt. Gibt nichts als Ärger.
Antwort von TheBubble:
Pianist hat geschrieben:
Interessant sicher - aber Du siehst ja, wohin das führt. Gibt nichts als Ärger.
Man muss mit der Info natürlich umgehen können und ja, man muss sie auch im Zusammenhang der Gesamtsituation sehen.
Würde der "Vermittler" einen Job an Land ziehen, den er selbst gar nicht bearbeiten kann, aber dann trotz wenig oder fast gar keinem eigenen Aufwand dem Endkunden gegenüber das Doppelte oder noch mehr zusätzlich berechnen, könnte man als Subunternehmer und Kunde zukünftig auf eine weitere Zusammenarbeit verzichten oder zumindest anders verhandeln.
Wenn niemand über Geld spricht, profitiert (finanziell) sehr oft nur der Mittelsmann. Leider gibt es Mitmenschen, die dies gezielt ausnutzen.
Antwort von klusterdegenerierung:
Problematisch wird es im dem Fall sein, weil die Firma und dessen Ansprechpartner gegenüber dem Kunden evtl. sein Gesicht und das Vertrauen verliert, denn nicht jede Branche versteht diese mitunter groteskten Magenunterschiede.
Bei einem neu gewonnenem mittelständigem Unternehmen welches es vielleicht eh schon schwer hat, versteht diese Praktiken vielleicht nicht und fühlt sich übers Ohr gehauen, auch was die Zukunft betreffen würde.
So hat die Firma evtl. nochmal viel Überzeugungsarbeit vor sich und wenn es blöd läuft, sind sie ihren Kunden vielleicht sogar los.
Das dann der CEO der Firma richtig gut zufrieden ist auf den neuen VFXler der übliche Geschäftsgebaren nicht kennt, kann man a gut verstehen und b an seiner unmissverständlichen Mail verifizieren.
Wenn dort je nochmal eine Zusammenarbeit stattfinden soll, ist zu Kreuze kriechen mit einer guten Flasche Wein und das bekunden das dies eine unverzeihliche und nie wieder vorkommende Dummheit ist, das mindeste.
Daher sollte dieser Spruch nie den Hinterkopf verlassen.
"Wer mit den großen Hunden pinkeln will, muss auch das Bein heben können."
Antwort von achtpfund:
Magisches Dreieck aus Unprofessionalität von Agentur, Produzent und Endkunden.
Zumeist mit Unzufriedenheit als Ergebnis, bei allen.
Antwort von Lord Nick:
TheBubble hat geschrieben:
Pianist hat geschrieben:
Interessant sicher - aber Du siehst ja, wohin das führt. Gibt nichts als Ärger.
Man muss mit der Info natürlich umgehen können und ja, man muss sie auch im Zusammenhang der Gesamtsituation sehen.
Würde der "Vermittler" einen Job an Land ziehen, den er selbst gar nicht bearbeiten kann, aber dann trotz wenig oder fast gar keinem eigenen Aufwand dem Endkunden gegenüber das Doppelte oder noch mehr zusätzlich berechnen, könnte man als Subunternehmer und Kunde zukünftig auf eine weitere Zusammenarbeit verzichten oder zumindest anders verhandeln.
Wenn niemand über Geld spricht, profitiert (finanziell) sehr oft nur der Mittelsmann. Leider gibt es Mitmenschen, die dies gezielt ausnutzen.
Aber was heißt denn "wenig oder fast gar kein Aufwand"? Selbst wenn ein Kunde die Agentur anruft und eine Dienstleistung verlangt, die die Agentur nicht liefern kann, entstehen doch allermindestens Kosten für
- die Person, die mit dem Kunden redet, sein Anliegen versteht und ihn berät
- das Telefon/den emailaccount, den diese Person benutzt, vermutlich in einem Büro
- die Zeit, die daür draufgeht, dass die Person sich einen VFXler sucht, sein Angebot einholt, seine Referenzen überprüft, Kenntnisse abfragt, ein Angebot an den Kunden stellt und am Ende die buchhalterische Abwicklung übernimmt.
Das alleine sind 1-2 Stunden Arbeit, dann kommen aber noch die viel wichtigeren Faktoren, die sich jede Agentur zu Recht (indirekt) bezahlen lässt:
- Werbungskosten, eine gute Homepage kostet Geld, S E O auch und darüber ist ein Neukunde ja womöglich auf die Agentur gekommen
- der gute Ruf. Wer eine Arbeit vermittelt, der stellt sich als Problemlöser dar, nicht als VFXler. Ein Problemlöser verdient natürlich mit, denn ohne ihn gäbe es den Kontakt zwischen Kunde und TE ja garnicht.
Hier schwirrte noch irgendwo der Satz "tatsächlich hätte die Agentur an weiteren Schritten noch etwas verdient" rum. Ja, aber wenn die Agentur bei jedem Schritt ihr Einkommen 1:1 an den Spezialisten, sei er frei oder angestellt, weitergeben würde, dann hätte sie ja nichts davon.
Ob eine Agentur 100% draufschlagen sollte bezweifel ich auch, wurde hier aber übrigens nie bestätigt. Dass man als Vermittler/Organisator etwas draufschlägt ist wiederum logisch, siehe oben. Denn wenn es auch nu 20-30% pro freiberufler sind, ergibt das am Ende nunmal das, worauf die Agentur wirtschaftet
Antwort von Pianist:
Mal so am Rande: Ich arbeite ziemlich viel mit Agenturen zusammen, wobei der Weg da ein anderer war bzw. ist, nämlich dass die Endkunden den Agenturen sagen, dass sie großen Wert darauf legen, dass ich die Filme drehe. Das ist den Agenturen sehr recht, weil sie wissen, dass ich mich um alles kümmere und immer mit Ergebnissen komme, die von den Auftraggebern gemocht und ohne große Diskussionen durchgewunken werden. Die Agenturen haben nämlich schon genug zu tun, weil meine Filme ja meist nur ein Teil eines Gesamtauftrages sind, zum Beispiel der Konzipierung und Durchführung einer Veranstaltung. Ich bin sehr froh darüber, dass ich durch diese Form der Zusammenarbeit viel Aufwand spare, zum Beispiel muss ich nicht ständig an irgendwelchen Besprechungen teilnehmen, sondern lege dann los, wenn schon genau klar ist, was gemacht werden soll. Oft ist es ja ein weiter Weg, wie eine Veranstaltung konzipiert werden soll und welche Rolle dabei die Filme spielen. Die eigentliche Umsetzung liegt dann in meinen Händen, wobei die Kundschaft weiß, dass die Ergebnisse am besten werden, wenn sie mich einfach machen lässt und wir uns nicht vorab irgendwelche Konzepte hin- und herschicken. Diesen Luxus kann man sich natürlich nur erlauben, wenn man perfekt in die Themen eingearbeitet ist und weiß, wie man die Filme so macht, dass die Leute begeistet sind.
Im Hintergrund ist dann die Arbeit einer Agentur mehr als Gold wert, wenn die sich zum Beispiel darum kümmern, dass zu allen Einzelfilmen ggf. nötiges Fremdmaterial angefragt und angeliefert wird, dass später alle Übersetzungen rechtzeitig beauftragt und angeliefert werden, und dass eben insgesamt alles in einem strengen Terminrahmen abgewickelt wird. Also man kann das vielleicht auch als "Projektkoordination" bezeichnen. Ich habe hier gerade ein sehr umfangreiches Projekt, wo auch eine Mitarbeiterin einer Agentur seit Wochen täglich im Hintergrund mitarbeitet. Ich melde ihr zum Beispiel, wann bei mir welche Sprecher erscheinen, dann sorgt sie dafür, dass jeweils rechtzeitig die von mir verfassten Filmtexte in den jeweiligen Sprachen übersetzt vorliegen. Vorher hat sie dafür gesorgt, dass meine Filme immer zeitnah von der Kundschaft angesehen und freigegeben werden. Und noch davor hat sie dafür gesorgt, dass ich immer rechtzeitig die Kontaktdaten der Projekte bekomme, die ich portraitieren soll, oder dass vorhandenes Material abgefragt und zugeliefert wird. Herzstück ist eine Tabelle mit vielen Zeilen und vielen Spalten, wo man stets sehen kann, wo man steht und was noch zu tun ist. Ich bin froh, dass ich das nicht auch noch machen muss, ich würde da total den Überblick verlieren. Gerade jetzt während der Ratspräsidentschaft muss man immer mehrdimensional denken, also in vielen gesprochenen Sprachen, mehreren Untertitel-Sprachen und mehreren Gebärdensprachen. So multipliziert sich der Aufwand für jeden einzelnen Film. Und auf der eigentlichen Veranstaltung passiert dieser ganze Aufwand dann noch mal mit allen Live-Elementen in diversen parallelen Streams. Da sind meine vorproduzierten Filmeinspieler dann eher die Verschnaufpause für die Leute vor Ort.
Von daher: Optimale Zusammenarbeit.
Matthias
Antwort von Jott:
Ich kenne konkrete Fälle, wo mit Faktor 5 bis 10 (also bis 1.000%) agiert wird. Großagenturen, mit denen sich Konzerne oder aufstrebende Mittelständler gerne schmücken, können das tatsächlich bringen. Irgendwo müssen die Porsches, Teslas, Designer-Loft-Workspaces und Boss-Anzüge ja herkommen. Da werden auch Kurzzeit-Schnupperpraktikanten mit 200 Euro/Stunde als Berater verrechnet. Als Zulieferer muss man einfach nur das für die eigene Leistung gewünschte Geld bekommen - alles andere muss völlig egal sein. Aber es hilft ja, den eigenen Marktwert besser einschätzen zu können.
Andersrum: wenn wir als Auftragsfilmer aus den eigenen Reihen keine Zeit haben, müssen ja auch kompetente Kollegen ran. Deren Tagessätze geben wir dann auch x 2 weiter, sonst ist am betreffenden Job ja nichts verdient. Wer so was befremdlich findet, der hat halt keine Firma mit allen Kosten und Verpflichtungen.
Es gibt natürlich auch das Provisionsmodell: die Agentur hat großes Vertrauen, man kennt sich, wir berechnen direkt an den Kunden, die Agentur erhält daraus eine vernünftige Provision.
Und ja, allen professionellen Freelancern "zwischen den Stühlen" ist völlig klar, dass dem Kunden gegenüber nie über Geld gesprochen wird. Das ist alleine eine Sache zwischen Kunde und Agentur.
Antwort von Pianist:
In meinem Fall ist es sogar so, dass die Agenturen oftmals verpflichtet sind, meine Rechnungen 1:1 weiterzureichen, also wirklich samt Rechnungskopie. Die haben genug Möglichkeiten, ihre Leistungen eigenständig auf die Gesamtrechnung zu schreiben. In einigen Konstellationen ist die Zusammenarbeit so eng und langjährig, dass ich manchmal auch gegenüber den Endkunden mündlich Preise durchgebe, und diese dann von der jeweiligen Agentur ins Gesamtbudget aufgenommen werden. Wobei meine Preispolitik so transparent ist, dass sowohl Endkunden als auch Agenturen schon direkt abschätzen können, was meine Einsätze kosten. Manchmal haben die schon Monate vorher eine Kalkulation abgegeben, von der ich gar nichts wusste, die sich dann am Ende aber als Volltreffer herausgestellt hat.
Gelegentlich kommt es auch zu folgendem Dialog: "Öh - ich habe da neulich für Euch einen Film gedreht, wollte gerade die Rechnung schreiben und finde irgendwie das Angebot nicht..." - "Kein Wunder, Du hattest mir dazu mal vor einem halben Jahr einen Preis am Telefon gesagt, den hatte ich mir notiert" - "Wie lautete der?" - "XXXX EUR, aber Du warst ja zusätzlich auch noch dort und dort, kannst auch XXXX schreiben" - "Ach super, passt. Rechnung kommt."
Das mag für den einen oder anderen vielleicht chaotisch oder gar unprofessionell klingen, für mich ist das eher Kennzeichen einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Und ich hatte in meinen bisherigen 25 Jahren noch keinen einzigen Zahlungsausfall oder sonst irgendwelchen Ärger.
Matthias
Antwort von TheBubble:
"Lord Nick" hat geschrieben:
Aber was heißt denn "wenig oder fast gar kein Aufwand"?
Ich denke da an Situationen, ungefähr wie das folgende Beispiel. Klar, das ist jetzt konstruiert, aber anhand eines Beispiels kann man besser diskutieren:
Unternehmer A hat einen Auftrag von Unternehmen B in Aussicht, der mehrere Wochen/Monate benötigt. A kann den Auftrag nicht selbst bearbeiten oder würde es nicht wollen. Stattdessen sucht A einen eigenen Auftragnehmer C, der die Arbeit erledigt, verwendet darauf jedoch keine besonderen Mühen. A hat über die Suche und die Vertragsschlüsse hinaus keine eigenen Kosten oder sonstigen Aufwände zu erwarten. Fachliche Kommunikation würde nur zwischen B und C stattfinden, lediglich bei Zahlungsvorgängen wäre A zwischengeschaltet.
Jedenfalls findet A in diesem Beispiel mehrere mögliche C in kürzerer Zeit und verhandelt einen sehr viel günstigeren Preis (z.B. weniger als die Hälfte), als B mit ihm verhandelt hat.
Ich finde es offensichtlich, dass in diesem Beispiel ein Missverhältnis besteht und das Geschäftsmodell von A nur dann dauerhaft funktioniert, wenn B und C nicht über Geld reden.
Antwort von TheBubble:
Pianist hat geschrieben:
Das mag für den einen oder anderen vielleicht chaotisch oder gar unprofessionell klingen, für mich ist das eher Kennzeichen einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Und ich hatte in meinen bisherigen 25 Jahren noch keinen einzigen Zahlungsausfall oder sonst irgendwelchen Ärger.
Du kannst wirklich glücklich sein, solch nette Kunden gefunden zu haben.
Antwort von Pianist:
Absolut! Dessen bin ich mir auch voll bewusst und ausgesprochen dankbar.
Matthias
Antwort von dosaris:
Pianist hat geschrieben:
Dessen bin ich mir auch voll bewusst und ausgesprochen dankbar.
dennoch gehe ich davon aus, dass diese Situation nicht vom Himmel gefallen ist,
sondern Resultat eines sozialen Prozesses ist.
Wenn der Kunde sich sicher fühlt, nicht über den Tisch gezogen zu werden, dann kann sich das so entwickeln.
well done!
Wenn aber die Agentur sich selbstgefällig beim trickle-down erst mal üppig selber bedient
("das geht den Kunden ja nix an") ohne den adäquaten eigenen Leistungsanteil einzubringen,
dann wird sich das nie so entwickeln.
Für solche Typen ist Transparenz schon sowas wie Gotteslästerung
Antwort von Pianist:
dosaris hat geschrieben:
dennoch gehe ich davon aus, dass diese Situation nicht vom Himmel gefallen ist,
sondern Resultat eines sozialen Prozesses ist.
Selbstverständlich. Ich bewege mich ja in einem Bereich, wo die Leute sehr darauf achten, vernünftig mit anderen Menschen umzugehen. Und das gilt nicht nur bei meinen Auftraggebern aus dem politisch-gesellschaftlichen Bereich, sondern das gilt auch bei Unternehmen aus der Realwirtschaft. Da habe ich es insgesamt praktisch zu 100 Prozent mit Leuten zu tun, die alle so ähnlich ticken und auch einen entsprechenden Anspruch haben. Die wissen alle, dass man mit Zuckerbrot und Peitsche heute nicht mehr arbeiten kann.
Nun könnte man natürlich sagen, dass die Leute in einem Ministerium es warm und trocken haben und es sich daher leisten können, freundlich und entspannt zu sein, aber erfreulicherweise herrscht der gleiche Geist auch in einer industriellen Fertigungshalle, wo gerade ein neuer Zug gebaut wird. Gute Unternehmen achten eben nicht nur auf die Qualität ihrer Produkte, sondern auch auf die Qualität der Zusammenarbeit. Und Letztere hat einen erheblichen Einfluss auf Ersteres, da bin ich total von überzeugt.
Matthias