Frage von Wurzelkaries:Hallo,
wenn ich diese Technik mit einer Kamera mache, muss ich soweit ich weiß, 3 Takes machen. Zum Beispiel Totale oder Halbtotale, wo beide Gesprächspartner zu sehen sind. Dann für jeweils einen Gesprächspartner eine extra Einstellung als nahe Einstellung.
Für jede Aufnahme muss der Ton extra aufgenommen werden.
Wie muss der/die Tonmann(Frau) nun die Dialoge aufnehmen? Gerade wenn sich Dialogabschnitte überscheiden, also ein Geprächspartner dem anderen ins Wort fällt. Muss das Mikrofon bei JEDER Aufnahme zu dem jeweils sprechenden Gesprächspartner ausgerichtet werden? Oder richtet man das Mikrofon in der nahen Einstellung jeweils nur auf den aus der gerade im Bild ist?
Mein Problem das ich da sehe ist, dass es ungewünschte Audioüberschneidungen gibt, da das Mikrofon ja auch immer den Dialog des Gegenübers mitaufnimmt , nur eben leiser.
Ich hoffe, dass ich das, was ich meine, verständlich beschreiben konnte.
Danke für Tipps
Schönen Sonntag
Stefan
Antwort von Silerofilms:
Dann nimm es mit zwei Mikrofonen auf. Wenn du dich nicht in der Postproduktion etwas spielen willst, ist das die beste Lösung.
Antwort von beiti:
In der Regel versucht man, den Ton jeder Einstellung optimal aufzunehmen. Also wenn nur eine Person im Bild ist, lässt man das Mikrofon auf diese Person ausgerichtet. In der Totalen schwenkt man hin und her.
So gut wie in der Naheinstellung wird der Ton in der Totalen sowieso nicht, weil man da etwas weiter weg muss, um das Mikro nicht im Bild zu haben. Gleichzeitig verringert sich das Problem, die zweite Person leiser aufzunehmen.
Selbst wenn die Raumakustik super ist und der Tonmann ein Top-Profi ist und alles richtig gemacht hat, wird es beim Schnitt zu Tonsprüngen und allerlei anderen Problemen kommen. Daher ist die O-Ton-Bearbeitung (auf gut deutsch "Bastelarbeit") ein wichtiger Teil jeder Spielfilm-Postproduktion: Da werden Lautstärke und Klang der Einstellungen angeglichen, bei Bedarf Atmo und/oder Hall zugemischt (damit der Ton der Naheinstellung besser mit dem Ton aus der Totalen harmoniert), Störungen weggemischt (d. h. durch Atmo ersetzt), manchmal auch Teile des Tons so synchron wie möglich gegen Schnipsel aus anderen Takes ausgetauscht etc.
Wenn das nicht gemacht wird, hört selbst der Filme-Laie, dass was nicht stimmt. Umgekehrt, wenn man die ganze Szene anhört und es fällt nichts auf, hat der O-Ton-Bearbeiter einen guten Job gemacht.
Man muss nicht immer den Riesen-Aufwand mit separater Sound-Software etc. treiben und sich an jedem Schnitt eine halbe Stunde aufhalten; auch mit den Sound-Funktionen der normalen Schnittprogramme kommt man recht weit, und in vielen Fällen beseitigen schon Pegelanpassungen und kurze Tonblenden das Schlimmste. Aber ein bisschen Mühe braucht es halt schon.
Es gibt eine YouTube-Tutorial-Reihe, die das Prinzip ganz gut zeigt:
https://youtu.be/9MqSD7E5K7M
(Ich habe mal den zweiten Teil verlinkt, wo die Grundlagen gut rauskommen. Wer sich wirklich dafür interessiert, sollte natürlich auch die anderen Teile anschauen.)
Antwort von Wurzelkaries:
Super ... Danke euch
Antwort von div4o:
Im Film wird meist, wenn Budget vorhanden, ein zweier Gespräch mit vier Mikrofone gelöst. Die Darsteller werden verkabelt und von oben wird zusätzlich geangelt. So fehlrt die Angleichung in der Post von einer Totalen in einer Nah wesentlich leichter.
Antwort von dirkus:
Ich nehme den Ton der Darsteller nur bei den Closeups mit, da kommt man mit dem Micro am dichtesten dran. In der Totalen werden dann nur die anfallenden Nebengeräusche und Atmo aufgenommen.
Es fällt eh nicht auf, wenn man dazwischen dann einfach ne Totale zwischen schneidet. So bleibt der Ton immer gleich und knackig, auch bei Schüssen aus grösserer Distanz.
Vieles von dem Sounddesign (Schritte, Knartschen, Klimpern etc) kommt eh meist aus der Konserve, oder wird als separates Geräusch/Soundteppich untergemischt.
Kleiner Tip: Später im Schnitt nicht nur die jeweils sprechende Person zeigen, sondern öfter mal die Mimik des Gegenübers einblenden. Die Reaktion des Gegenübers ist oft interessanter, als nur an den Lippen des Sprechers zu kleben. Damit kann man dann auch sehr gut nicht ganz Lippensyncrone Stellen verschiedener Takes ausgleichen.
Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Spielfilm und Soaps. Beim Film wird fast das gesamte Sounddesign nachträglich arrangiert, während bei Soaps allein schon aus Zeit und Kostengründen der Live Ton möglichst gut sein soll.