habe eigentlich gedacht ich wüsste es (hab das letztens auch irgendwo in ein Post geschrieben), aber bin mir doch nun unsicher:
Und zwar die Regel mit der Drittelung (um es mal grob zu sagen, diese goldene Mitte liegt ja nicht ganz genau dort, wo sich die Geraden der Drittel kreuzen...)
Nehme ich einen Kopf, der nach rechts guckt, muss er dann in einem Drittel sein (im ganz linken) oder soll er in zwei Dritteln zu sehen sein?
Diese goldene Mitte, wo liegt die? Nehmen wir an, ich filme einen Cogel am Himmel, soll er eher oben sien, eher unten, wie genau soll er am besten im Bild sein? (Wenn die Kamera sich mit dm Vogel mitbewegt ;-))
Liebe Grüße
Constantin
Antwort von Anonymous:
Hi,
also diese "goldene Mitte" wie Du sagst, heisst richtig "Goldener Schnitt".
Das heist im in etwa Verhätltis 1/3 zu 2/3
Wenn eine Person von links nach rechts sich bewegt oder schaut, soll in Blickrichtung/Laufrichtung mehr Raum sein (2/3), als er sich selbst befindet (1/3).
Also nicht mit der Nase schier am rechten Bildrand "anhaut".
Auf den Vogel bezogen heisst das der Raum vor dem Vogel (Flugrichtung = 2/3) soll größer sein, als hinter dem Vogel (1/3). Was die horizontale Flugbahn des Federviehs anbelangt, sieht es ästhetischer aus, wenn er sich knapp über der horizontalen Mitte befindet. Nur wird dieser sich um eine exakt gerade Fluglinie einen Sch . . . kümmern, auf keinen Fall die Cam dann krampfhaft "nachjustieren". Schön ruhig mitziehen und - wie gesagt 1/3 zu 2/3 in der vertikalen.
Gruß
karl
Antwort von chrisgau:
Nehme ich einen Kopf, der nach rechts guckt, muss er dann in einem Drittel sein (im ganz linken) oder soll er in zwei Dritteln zu sehen sein?
Diese goldene Mitte, wo liegt die?
Es ist nicht die goldene Mitte sondern der goldene Schnitt. Ich kenne die Regel so (Quelle: Wikipedia):
Teilung einer Strecke im Verhältnis des Goldenen Schnittes: a verhält sich zu b wie a+b zu a.
Bei 3/5 kommt das ungefähr hin. Ich verstehe das so, daß in Deinem Beispiel die Mitte des Kopfes auf einer von links nach rechts laufenden Skala von 0 bis 100 etwas bei 40 liegen sollte... also leicht aus der Bildmitte nach links gerückt.
danke an alle, das wars was ich wissen wollte. Ob nun dieser "goldene Schnitt" (danke apropos für die Verbesserung) 10 Pixel weiter rechts liegt, dürfte im Endeffekt auch nicht tragisch sein.
Die Drittelungsregel (*g*) werde ich aber auf alle Fälle brauchen!
Liebe Grüße
Constantin
Antwort von Axel:
Diese Regeln gibt es natürlich tatsächlich, sie sollten aber nicht bewußt angewandt werden, schließlich sitzen wir nicht wie da Vinci monatelang vor einer Leinwand, sondern reagieren eher intuitiv auf unsere Motive. Man findet den "goldenen Schnitt" auch in den Werken von Künstlern, die davon noch nie gehört haben. Eine Bildkomposition ist so einfach harmonischer.
Viel wichtiger scheint mir die Überlegung zu sein, ob ich Sehgewohnheiten aus dem Fernsehen bei der Kameraarbeit ungefragt übernehme, wie dies ja weitverbreitet ist. Persönlich finde ich Bildausschnitte mit Kopf und Torso (die Beine fügt unser Hirn von sich aus hinzu) ermüdend, da dies die Standart-Einstellung zu sein scheint (90% aller Aufnahmen in Reportagen und Fernsehserien zeigen diesen Bildausschnitt). Auch wenn es uns auf das Gesicht ankommt und die DV-Auflösung uns einschränkt: Sehr viel schöner und auch informativer wäre mal öfter ein "ganzer" Mensch.
Kleine (film-)historische Abschweifung: Propagandaminister Goebbels verfügte für die NS-Kriegsberichterstattung, dass Panzerkolonnen der Wehrmacht, die sich gen Osteuropa bewegen, von links nach rechts durchs Bild rollen müssen, da der Zuschauer sonst den Eindruck haben könnte, sie seien auf dem Rückzug ... (kein Witz;- für Frankreich galt "natürlich" die umgekehrte Richtung. Überlegt mal, ob das stimmt, warum das so ist, und was das über unsere Sehgewohnheiten aussagt.)
Die fliegenden Gänse mal in der "falschen" Bildhälfte mit einem Schwenk einzufangen, hat auch seinen Reiz, einen riskanten Reiz zwar, weil der Zuschauer in seinen Erwartungen irritiert und sich bewußt wird, dass hier "gefilmt" wird, aber immer alles "richtig" zu machen bedeutet auch, millionenfach gesehene Bilder nachzumachen und irgendwann Kitsch zu produzieren.
Zum Schluss noch eine Überlegung über die Erwartungshaltung des Kameramanns/Zuschauers in Bezug auf die Erzähl-Methode bei der Kameraführung. Godard sagte, das Kino zeige "den Tod bei der Arbeit". Das ist so zu verstehen, dass (im Gegensatz zum Leben) in einem Film Bildkomposition, Kamerabewegung und Schnitt gnadenlos auf ein bestimmtes Ergebnis hinfliessen, das dann für alle Zeiten konserviert ist und dem Zuschauer die Gewissheit vermittelt, dass die Zukunft (der nächste Take, die nächste Sequenz) schon fertig ist. Er sitzt wie in einem
Zug in Fahrtrichtung durch unbekannte Landschaft, sein Bewußtsein wartet immer auf die nächste Dorfkirche, die am Horizont auftaucht und vorbeizieht.
Setzen wir ihn gegen die Fahrtrichtung, überraschen wir ihn mit neuen Motiven in ungewohnten Zusammenhängen! Das war - glaube ich - Cocteaus Forderung an die Kunst: "Versetze mich in Erstaunen!"