Frage von Jan Blöd:Inspiriert durch Drehbuch und Film eines anderen Users, habe ich das Drehbuch "Die Vergebung" geschrieben. Es geht dabei um eine Mutter, die ihre Familie durch einen Unfall verloren hat, und ihrer toten Tochter die Schuld daran gibt. Ein Friedhofswärter und ein Engel helfen ihr, zu erkennen, wie wichtig Vergebung ist.
Neben dem reinen Drehbuch, ist auch die Storyline der Mutter als Bild dabei, damit alle sehen können, was die Figur der Mutter durchmacht, und, um zu sehen, wie ein Drehbuch spannungsbogenmäßig aufgebaut ist.
DIE VERGEBUNG (Drehbuch).pdf
Antwort von 7River:
Wendepunkte hin oder Herr, aber das Drehbuch ist - für meinen Geschmack - zu melodramatisch. Auch wenn das Drehbuch funktioniert, kommt es nicht an das Original heran. An den Dialogen müsste man auch noch feilen.
Alles, was man sich denken kann, die Vorwürfe usw., wird zwar hier gezeigt, braucht es aber nicht. Das beweist der Kurzfilm/das Drehbuch des Users. Man kann ja jetzt vergleichen.
Das ist halt Film, auch wenn er nur drei Minuten lang ist.
Spoiler: Die Tochter, die Gott als Herrin anspricht, Gott mit Frauenstimme, ein Engel im weißen Gewandt und flatternden Flügel, der weiblich ist... also ich weiß nicht.
Tut mir leid, Gerl..., ähm, Jan Blöd, aber das ist meine ehrliche Meinung. Das müsstest Du doch jetzt erkennen, warum ein Kurzfilm von 3 Minuten nicht unbedingt eine vorgegebene Struktur und Wendepunkte haben muss?
Antwort von Jan Blöd:
Das Drehbuch "Forgiveness" war für mich nur Inspiration, was Eigenes zu machen. Und, dass ist es ja auch!
Natürlich ist es melodramatisch, weil es ein DRAMA ist, und keine Komödie. Ich wollte nur zeigen, dass eine Geschichte mit Wendepunkten, für einen Kurzfilm funktioniert. Und, das Dialoge meine Schwachstelle sind, weiß ich am Besten.
Auf die Idee, Gott als Frau darzustellen, kam ich, weil in modernen Filmen Gott nicht als klassischer weißer alter mann mit Bart, sondern, wie bei "Bruce Allmächtig", als afrikanischer Mann gezeigt wurde. ich dachte, eine Frau als Gott wäre eine Steigerung dessen. Und, Engel sind geschlechtsneutral, aber wegen der Verwandlung in der Kapelle, hatte ich mich für eine Frau entschieden.
Das "Original" hatte übrigens die Wendepunkte, wenn auch nicht gezeigt, sondern nur angesprochen. Aber Film ist nun mal Film, man will was sehen.
Ich freue mich auf weitere Kommentare! Hoffentlich sind alle negativer, als deine ehrliche Kritik!? Du weißt, ich mag das! Je negativer über mich und meine Arbeit, desto besser (bin halt Maso)!
Antwort von Wurzelkaries:
Hallo 7river.. hab ne private Nachricht gesendet :-)
Antwort von 7River:
Wurzelkaries hat geschrieben:
Hallo 7river.. hab ne private Nachricht gesendet :-)
Kann es sein, dass Du "keine private Nachrichten empfangen" aktiviert hast?
Antwort von Wurzelkaries:
Geändert. Muss mich da erst mal reinfuchsen. :-)
Antwort von Jan Blöd:
Übrigens stimme ich mittlerweile dem zu, dass ein drei Minuten Film nicht unbedingt 5 Wendepunkte braucht, aber drei (Anstoß, Mitte, Ende) sollten zumindest drin sein. Und das kann man auch bei Horrorfilmen erreichen.
Ein Beispiel:
Mann trifft Monster (Anstoß, negativ für den Mann)
Mann wird von Monster gebissen, und kann fliehen (Midpoint, positiv für den Mann)
Mann wird selbst zum Monster (Klimax, negativ für den Mann)
Wie man sieht, auch hier ein auf und ab.
Antwort von Frank B.:
doppelt
Antwort von Frank B.:
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Ein Beispiel:
Mann trifft Monster (Anstoß, negativ für den Mann)
Mann wird von Monster gebissen, und kann fliehen (Midpoint, positiv für den Mann)
Mann wird selbst zum Monster (Klimax, negativ für den Mann)
Wie man sieht, auch hier ein auf und ab.
Ich hab jetzt nicht so viel Ahnung vom Drehbuchschreiben aber das würde ich fast als Stringenz betrachten. Es sind zwar drei Schritte, doch die bedingen sich, sind vorhersehbar und damit für mich langweilig.
Da ist eben kein Auf und Ab und keine Emotion zu erkennen.
Antwort von Jan Blöd:
Das war nur ein einfaches Beispiel, um zu zeigen, dass etwas auch mit weniger Wendepunkten funktioniert. Wie die Wendepunkte aussehen, wie die Story verläuft, muss jeder Autor selbst entscheiden, aber Wendepunkte müssen sein, um eine Story für den Zuschauer interessant zu machen. Ich hätte auch ein anderes Beispiel, z.B. aus einem fertigen Drehbuch von mir nehmen können (keine Horrorstory)
Drehbuchautor ist erfolglos, er leidet darunter (Ist-Zustand)
Der Tod sagt ihm, dass er bald sterben muss (Anstoß, negativ für den Autor)
Der Autor versucht, vor dem Tod zu fliehen, und will ihn austricksen (Plot Point 1, Positiv für Autor)
Der Tod nimmt die Frau des Autors als "Geisel" (Midpoint, negativ für Autor)
Der Autor macht mit dem Tod einen Deal (Plot Point 2, positiv für Autor)
Er beendet seine Arbeit, Der Tod lasst Frau frei, der Autor stirbt (Klimax, negativ für Autor)
Fazit: Man kann den Tod nicht betrügen.
Spannungsbogen, unvorhersehbare Wendepunkte, auf die teilweise hingearbeitet wurde (zwischen Midpoint und Klimax), also alles, was eine funktionierende Geschichte ausmacht.
Antwort von Jan Blöd:
"Frank B." hat geschrieben:
doppelt
Frank, Du kannst Deine Beiträge löschen, wenn Du auf das Kreuz seitlich unter Deinem Beitrag (da, wo das Zitatzeichen und alle anderen sind), klickst.
Slash Cam.JPG
Antwort von Frank B.:
Ja, ich weiß, aber nur den letzten. Der vorherige war aber fehlerbehaftet. Da hab ich den besseren stehen lassen.
Um nochmal auf deine Schritte zu sprechen zu kommen. Die könnteste ja dann ins Sinnloseste ausweiten. Z.B. Mann geht zu einer Tür, Mann drückt auf die Türklinke, Mann öffnet die Tür.
Da ist sogar auch eine überraschende Komponente drin. Die Tür hätte ja auch verschlossen sein können. Klar, das Ganze ist eine Handlung, aber eben keine Geschichte. Eine Geschichte ist etwas, was dem Zuhörer/ -schauer in Emotionen versetzt. Die Spannungskurve mit Emotionen und Erkenntnissen zu unterlegen, das ist die große Kunst am Erzählen.
Antwort von Jan Blöd:
"Frank B." hat geschrieben:
Um nochmal auf deine Schritte zu sprechen zu kommen. Die könnteste ja dann ins Sinnloseste ausweiten. Z.B. Mann geht zu einer Tür, Mann drückt auf die Türklinke, Mann öffnet die Tür.
Da ist sogar auch eine überraschende Komponente drin. Die Tür hätte ja auch verschlossen sein können. Klar, das Ganze ist eine Handlung, aber eben keine Geschichte. Eine Geschichte ist etwas, was dem Zuhörer/ -schauer in Emotionen versetzt. Die Spannungskurve mit Emotionen und Erkenntnissen zu unterlegen, das ist die große Kunst am Erzählen.
Bei dem Beispiel mit dem Drehbuchautor, der den Tod trifft, gab es jede Menge Wendungen! Hier eine Wendung aus dem Drehbuch (Arbeitstitel "Deal mit dem Tod". Bitte denke Dir die Formatierungen.
WOHNZIMMER KUNKEL INNEN/SPÄTER
Günther dreht den Schlüssel des Türschlosses um. Er dreht sich um, und erstarrt. Neben seiner Frau steht der Tod, den sie nicht sehen kann.
TOD
Ich gebe Ihnen 48 Stunden Zeit, das Drehbuch zu schreiben. Danach hole ich Sie ab. Sie, oder ihre Frau, wenn sie noch weitere Tricks versuchen.
HELGA KUNKEL
Was wolltest Du draußen, Schatz?
GÜNTHER KUNKEL
Nur etwas frische Luft schnappen.
HELGA KUNKEL
Dann ist ja gut. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.
Sie verlässt den Raum.
GÜNTHER KUNKEL
Der Deal lautet, dass ich das Drehbuch schreibe. So etwas dauert Monate, wenn nicht gar Jahre, bis es fertig ist.
TOD
(hebt die Hand)
Keine Spielchen mehr, Herr Kunkel!
Porzellan fällt LAUT zu Boden, ein erstickter Schrei. Bestürzt rennt Günther aus dem Wohnzimmer, gefolgt vom Tod.
KÜCHE KUNKEL INNEN/WENIG SPÄTER
Auf dem Boden der Küche liegt Helga, der Körper erstarrt. Die Augen geweitet. Ein nicht zerbrochenes Glas dreht sich auf
dem Boden. Günther kniet vor seiner Frau, weint.
GÜNTHER KUNKEL
Ist sie... tot?
TOD
Nein, sie ist in einer Art Koma.
(Pause)
Sie können ihr Leben retten, wenn sie beginnen, das Drehbuch zu schreiben, und innerhalb von 48 Stunden fertig sind.
GÜNTHER KUNKEL
Was geschieht, wenn ich es schaffe?
TOD
Dann nehme ich Sie mit. Sonst nehme ich ihre Frau mit. Die Wahl liegt ganz bei Ihnen.
GÜNTHER KUNKEL
Dann will ich keine Zeit vergeuden!
Er hebt seine Frau hoch, und trägt sie aus der Küche.
(...)
Früher Morgen:
Günther druckt das Drehbuch aus, speichert es ab, fährt das Notebook herunter, schaltet den Drucker aus. Dann heftet er
das Drehbuch ab. Er blickt auf die Titelseite:
POV GÜNTHER: Titelseite des Drehbuchs. Titel "Deal mit dem Tod".
GÜNTHER KUNKEL
(atmet auf)
Ich bin fertig.
Seine Augen fallen zu.
Vorher versuchte er, den Tod auszutricksen. Doch man kann den Tod nicht bescheißen.
Antwort von Frank B.:
Ich finde diesen Stoff mehr als merkwürdig und überhaupt nicht spannend. Er nimmt einfach die Zuhörer nicht mit. Der Stoff muss im Leben sitzen und zwar möglichst vieler Zuhörer (Zuschauer sind da mit gemeint)
Interessanter würde es sicher, wenn Günter den Tod tatsächlich austricksen könnte aber so unerwartet, dass es den Zuhörern ein Schmunzeln ins Gesicht treibt, oder sie nachdenklich macht.
Ich muss bei dieser Geschichte automatisch an diese kleine Geschichte denken, die ich letzte Woche in einem Sherlock-Holmes-Film gehört habe. Die ist erstens viel kürzer uns geraffter und sagt Ähnliches aus.
Mal aus der Erinnerung:
Ein Kaufmann in Bagdad bekommt Besuch. Er erkennt den Tod, der vor ihm steht. Den Kaufmann packt das Entsetzen. Aber auch der Tod erschrickt gewaltig...
Der Kaufmann flieht aus Bagdad und versteckt sich in Samara. Als es Abend geworden war, klopft es an seiner Tür. Zaghaft öffnet er. Da steht er wieder, der Tod. Der Kaufmann wird leichenblass. "Ich weiß, du bist der Tod und du bist gekommen, mich zu holen." "Ja", antwortete der Tod, "du hast Recht, deswegen bin ich hier". "Gut, dann ist es jetzt soweit", antwortete der Kaufmann, "aber beantworte mir bitte noch eine Frage, bevor du mich mitnimmst". "Gut", sagte der Tod, "diese eine Frage sei dir gewährt". "Warum warst du heute Morgen in Bagdad so erschrocken, als du mich sahst. Fast genau so wie ich?" "Nun", antwortete der Tod, "weil ich die Anweisung hatte, dich in Samara abzuholen".
Pointiert, kurz und die Botschaft kommt im Nachdenken der Zuhörer rüber und wird nicht durch den Verfasser sofort erklärt.
Antwort von Wurzelkaries:
Jo.. gut. Gefällt mir
Antwort von Frank B.:
Warum sollte der Tod an einem Drehbuch von Herrn Kunkel interessiert sein? Was geht das die Menschen an, die die Geschichte hören? Was ist das, was für ihr Leben wichtig ist? Was will ich meinen Zuhörern mitgeben, das sie unterhält, nachdenklich macht? Was ist der Sinn dieser Geschichte? Wo betrifft sie mich?
Sie klingt wie von jemanden gemacht, der vom Drehbuchschreiben besessen ist, aber dabei vergisst, dass andere Menschen, andere Probleme, Sorgen oder Befindlichkeiten haben. Du musst etwas finden, wo sich jeder wieder findet oder zumindest eine gewisse Zielgruppe. Das Ganze ist einfach emotionslos und nichtssagend für 99% der Zuhörer. Sich selbst einzubringen in eine Geschichte heißt doch nicht, sich selbst zu bedienen und von anderen zu erwarten, dass sie da mit gehen. Sich selbst einbringen heißt, seine Zuhörer mit auf einen Weg zu nehmen, den man mit seinem Erfahrungshorizont mit ihnen gehen will, um ihnen zu dienen.
Jesus hat mal gesagt: Ich bin nicht gekommen, mir dienen zu lassen, sondern, um zu dienen.
Vielleicht ist das ja auch ein Impuls für Leute, die sonst mit dem Glauben nichts zu tun haben. Aber Geschichten zu erzählen hat mehr mit Glauben und vor allem Dienen zu tun, als man denkt. Man geht einen gemeinsamen Weg. Ich vertraue mich an und mir werden Menschen anvertraut. (Glauben ist das Selbe wie Vertrauen)
Alle großen Geschichtenerzähler wollen ihren Zuhörern dienen und sich nicht von ihnen bedienen lassen.
Man wird am Ende nicht alle für sich gewinnen. Aber wenn man niemanden gewinnt, ist man einfach ein schlechter Geschichtenerzähler und ein Egozentriker. ;)
Stell dir eine Oma vor, die von einer Kinderschar umringt mit deren großen Augen und offenen Mündern in Erwartung einer Geschichte. Was wird sie den Kindern erzählen? Wie sie die letzte Socke gehäkelt hat?
Antwort von Funless:
Gut zusammengefasst, Frank.
Ich denke das ist ein Fehler vor dem fast kein Autor gefeit ist und aus meiner Sicht wohl die größte Herausforderung für jeden Autor sich nicht vom Strudel der (ich nenne es mal) Selbstprojektion mitreißen zu lassen.
Dass ein Autor seine eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen in seine Geschichten einbringt liegt in der Natur der Sache und ist auch völlig legitim. Doch der Grat zwischen "für den Leser/Zuschauer interessant zu machen" bzw. zu bleiben und "langweiliger Selbstbeweihräuerung" ist meiner Meinung nach sehr schmal und die Gefahr eines Absturzes ins letztere jederzeit vorhanden.
Antwort von Jan Blöd:
Frank, es war eine Szene aus einem alten Drehbuch. Ich wollte damit nur einen WENDEPUNKT zeigen. Mehr nicht! Die Geschichte, warum der Tod am Drehbuchautor interessiert wird, wird in den Szenen 1 und 2 beschrieben. Ich hatte keine Lust, hier das ganze Drehbuch zu posten!
@ Funless, halt Dich bitte raus! Im Übrigen geht es in diesem Thread nicht um "Deal mit dem Tod", sondern mein aktuelles Drehbuch "Die Vergebung". Wäre nett, wenn Du dir dazu, extra für mich, ein paar negative Sachen einfallen lässt, denn wie im Post Nr 3 beschrieben, bin ich Maso.
Antwort von Frank B.:
Danke, Funless, freut mich, dass dir mal gefällt, was ich geschrieben habe. ;)
Ne, im Ernst, das ist es glaub ich auch. Vielleicht liegt ja da auch ein Stück der Filmerweisheit "Kill Your Darlings" begründet. Es ist im Grunde die permanente Anfrage an jeden Geschichtenerzähler, sich zu vergegenwärtigen, ob etwas wirklich hilfreich für die Geschichte ist und für das Publikum oder ob ich mich nur selbst verwirklichen und produzieren will. Es ist keine eherne Regel, aber eine permanente Hinterfragung.
Antwort von Frank B.:
@Jan, ich wollt nur paar Gedanken einwerfen, zu dem, was ich hier vorgefunden hab. Verstehs bitte nicht als Angriff, sondern als Gedanken zum Gespräch.
Antwort von Funless:
@Frank
Nur weil Du und ich unterschiedliche politische Ansichten vertreten müssen wir uns ja deswegen nicht bei anderen Themen in denen offenbar Meinungsschnittmengen vorhanden sind wie schmollend infantile Diven verhalten. Sollte es mal wieder politisch werden, dann streiten wir uns bestimmt auch wieder. ;-)
Zumal Streit zu einer Demokratie gehört, finde ich. Doch jetzt genug damit, bevor der böse Admin uns in die gerechte Off-Topic Hölle verbannt. ;-)
@Jan
Ziemlich ambivalent deine Reaktion. Erst soll ich mich raushalten und dann aber von dir im gleichen Atemzug deine Aufforderung an mich, dass ich doch etwas zu deinem obigen Drehbuch "die Vergebung" schreiben soll.
Antwort von Jan Blöd:
@ Funless,
Die Diskussion zwischen Frank und mir drehte sich um ganz andere Themen. (Wendepunkte etc). Ich habe diesen Thread eröffnet, weil es um mein Drehbuch "Die Vergebung" geht. Nicht um "Deal mit dem Tod", nicht um Wendepunkte, und deren Sinn, und auch sonst nichts! Darum meine Bitte, sich bei der Diskussion von Frank und mir rauszuhalten.
@Frank,
Ich habe Deine Ausführungen auch nicht als Angriff (auf mich oder meine Arbeit) gesehen. Aber wenn ich schreibe, dass ich eine Szene kopiere, dürfte es allen klar sein, dass es nur um diese Szene, und nicht um das davor oder danach geht.
Antwort von Frank B.:
Gute Ansichten, Funless. Aber glaub mir, so sehr wies oft auszusehen scheint, ist mir gar nicht nach Streit zumute. Ich möchte einfach nur meine Meinungen vertreten dürfen auch wenn die niemandem passen sollten.
Und es ist gut, sich bewusst zu machen, dass es über bestimmte Grenzen hinweg auch immer mal Dinge gibt, die man ähnlich sieht.
Antwort von Frank B.:
Jan, die Wendepunkte waren in meinen Beiträgen eigentlich nicht das Hauptthema. Es ging dir vielleicht darum. Mir ging es um die Geschichte als Gesamtheit. Wendepunkte, so wie ich sie verstehe, wenn ichs richtig verstehe (bin w.g. kein Fachmann auf dem Gebiet Drehbuch) sind Schlüsselereignisse in einer Geschichte. Sie geben sozusagen der Geschichte ihr Leben. Wendepunkte sind aber unbedingt Ereignisse, die im Leben der Zuschauer bzw. Hörer einen Sitz haben müssen. Sie müssen von den Zuhörern als interessant und erkenntnisbringend oder wenigstens amüsant empfunden werden. Das macht die Geschichte spannend. Wenn z.B. das Rotkäppchen entgegen des Willens der Mutter den Weg verlässt. Stell dir ein kleineres Kind vor. Das hält an der Stelle quasi den Atem an. Die Geschichte wendet sich dann noch ein paar Mal.
Diese Wendepunkte sind wichtig. Aber sie sind Bestandteil einer komplexen Geschichte, die insgesamt die Zielgruppe interessieren muss. Die kranke Oma besuchen, ihr helfen, auf Muttern hören, das kennt jedes Kind. Das ist einfach nah am Hörerkreis. Aber der Tod, der ein Drehbuch verlangt und das mit einer ins Koma gefallnen Ehefrau erpressen will nicht. Da findet sich keiner wieder und lehnt instinktiv das intensive Zuhören ab.
Interessanter würde es (ja, ich kenne die Geschichte im Detail nicht), wenn der Zuhörer sich mit seinem Tod und vielleicht mit einer noch nicht abgeschlossenen Lebensaufgabe auseinander setzen muss. Ein Mensch, der eine Diagnose bekommt, die ihm wenig Zeit lässt und der vielleicht jemanden was versprochen hat, was er noch erfüllen will. Dazu die Konflikte, die er durchmacht und die Zerrissenheit über die Sinnhaftigkeit von allem.
Aber wenn du genau überlegst, fallen dir dazu garantiert 2-3 Filme ein, die das schon aufgegriffen haben. Da muss man überlegen, ob man das nochmal behandeln möchte.
Antwort von Funless:
@Jan
Da du zu Deinem Drehbuch auch das Schaubild mit den Wendepunkten der Mutter dargelegt hast und sowohl in Stefan Cerosimos
Das erste Mal, als auch in Stefans
The Forgiveness das Fehlen von Wendepunkten beanstandet hast, sind Wendepunkte aus meiner Sicht ein ziemlich wichtiger Bestandteil dieser Thread Diskussion.
Du hast mich um meine Meinung bezüglich deines Drehbuchs gebeten und dass sollte ich auch noch schön negativ machen, weil du ein Maso wärst. Nun, da ich kein Sado bin und ich dir bereits damals hier schon unter deinem ersten Pseudonym mitteilte, dass ich dich in deiner Form der Selbstprojektion nicht zu unterstützen gedenke, werde ich dir den zweiten Teil deiner Bitte nicht erfüllen. Jedoch kann ich dir meine ehrliche Meinung mitteilen, weshalb das Drehbuch "Die Vergebung" aus meiner Sicht nicht "zündet".
Vorwarnung: Es folgt ein langer Text.
Vorbildlich konstruierst du artig nach den Regeln von diversen Drehbuchgurus die in unzähligen Büchern, Seminaren, Projektarbeiten, Dissertationen, YouTube Tutorials und was noch alles zum Besten gegeben wurden dein Drehbuch und deine Geschichte. Doch genau deswegen
wirkt die Geschichte eben
konstruiert und
deswegen zündet es nicht. Es beginnt schon in der ersten Szene in der die Mutter vom Tod der Familienmitglieder erfährt:
Polizist klingelt, Mutter schwant übles, Polizist bestätigt es, Mutter weint.
Selbst ich mit meiner Arroganz mich als ausgewiesenen Cineasten zu bezeichnen könnte Dir nicht die Anzahl benennen wie oft ich solche Szenen in weiß der Geier wie vielen Filmen schon gesehen habe. Konstruiert, vorhersehbar.
Und so zieht es sich das ganze Drehbuch über weiter. So stringent du deine Wendepunkte einbaust, so stringent ist die Vorhersehbarkeit des Plots.
Dabei argumentierst Du, dass man schon die Regeln des Drehbuchschreibens einhalten sollte, ähnlich einem Rezept zum Backen eines Kuchens oder bestimmter TÜV Vorgaben für die Zulassung eines Autos.
Doch wie dir schon bereits in
in diesem Thread nicht nur von mir mitgeteilt, begehst du beim Beharren auf das strikte Einhalten der Wendepunkte den verheerenden Fehler, dass Du dem Publikum dabei alles vorkaust. Somit enttarnt sich die
Konstruktion und der Plot wird
vorhersehbar. Aus Vorhersehbarkeit resultiert Desinteresse und Langeweile.
Ich hatte bereits dieses Zitat ...
Zusammenhang ist nicht gleich Ursache!
... gepostet und genau das trifft es auf den Punkt.
Ja es stimmt zwar: analysiert man die erfolgreichen Filme, die mitreißenden und bewegenden Geschichten, kommen immer irgendwelche Wendepunkte vor, dennoch sind es nicht sie, die dafür sorgen, dass der Film gut, die Geschichte mitreißend ist, sondern etwas anderes, was von den ach so hoch geschätzten Drehbuchexperten (warum auch immer) vollkommen ignoriert wird in ihren Ratschlägen: Die Katharsis.
Erst die Katharsis macht die Geschichte für den Zuschauer interessant, die Wendepunkte ergeben sich automatisch aus dieser. Erst die Katharsis von Rotkäppchen vom neugierig naiv unschuldigen Mädchen zum erschreckten Kind, das vom Wolf gefressen wird ist die eigentliche Essenz der Geschichte.
Auch bei The Big Bang Theory (um mal zu deiner Sitcom Argumentation zu kommen) ist es die Katharsis des Dr. Sheldon Cooper vom kauzigen Sonderling mit semiautistischen Zügen zum einigermaßen normal agierendem Menschen die diese Sitcom so erfolgreich macht, nicht die fünf Wendepunkte pro Episode.
Und selbst die Katharsis von Jesus, vom Sohn eines einfachen Zimmermanns zur selbst bestimmten Opferung am Kreuz für die Menschheit; die Katharsis des Mohammed vom wohlhabenden Kaufmann zum Propheten; die Katharsis von Siddhartha Gautama zum Buddha ist es was die Menschen in diesen verschiedenen Religionen bewegt und sie daran bindet.
In Stephan Cerosimos Das erste Mal gibt es vielleicht keine die in der Form von dir geforderten Wendepunkte, doch dieser Kurzfilm erzählt in den zwei Minuten und Vierunddreißig Sekunden die Katharsis des jungen Mannes zum Mörder und das in einer nicht sofort vorhersehbaren, weil nicht konstruiert wirkenden Form.
In Stefans The Forgiveness fehlen ebenfalls die ach so wichtigen Wendepunkte, wie du immer wieder zu betonen nicht müde wirst. Doch auch hier wird in drei Minuten die Katharsis des Vaters vom trauernden Mann um des Verlusts seiner Familie zum Mann mit neuem Lebensmut erzählt und das ebenfalls in einer nicht konstruiert wirkenden Form.
Bei beiden Kurzfilmen ist die Katharsis die Essenz, das worum es letztendlich geht und genau deswegen sind beide Filme im Original bei weitem besser und "zündender" als die Versionen die du daraus gemacht hast, weil du (und das ist nicht beleidigend oder provokativ gemeint) in deinem Beharren auf die Wendepunkte und somit auf das Gerüst der Konstruktion den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst.
Meine Meinung.
Antwort von Jan Blöd:
War doch nicht so schwer, Funless, oder?
Du sagst, bei der Mutter würde die Katharsis fehlen. Also, aufs Drehbuch bezogen, die Entwicklung einer Person, deren Reingung der Seele. Aber genau das passiert doch! Zunächst einmal trauert sie um alle (legt auf alle Gräber Blumen), dann erfährt sie, dass ihre Tochter am Unfall schuld hat. Sie pllegt ihr Grab nicht mehr, will ihr nicht vergeben. Lernt den Engel kennen, und begreift, dass sie UM IHRER SELBST WILLEN der Tochter vergeben muss. Was sie dann auch tut, um in Frieden sterben zu können.
"Das erste Mal":
Ich habe nicht nur die fehlenden Wendepunkte bemängelt, sondern auch, dass nur eine Location war, und nur ein Monolog. Mich hat beides deswegen gelangweilt, obgleich es gut gefilmt und geschnitten war.
"The Forgiveness":
Du irrst Dich! Das Drehbuch/der Film HAT Wendepunkte, auch, wenn sie "nur" gesprochen waren. Mir hat der Film gefallen, auch, weil er etwas in mir berührt hat. Und das ist die Aufgabe eines Filmes: Menschen zu berühren!
Schade, dass Du meinen Masochismus nicht unterstützt, aber vielleicht finden sich noch andere, die weniger Bedenken haben?
Antwort von Axel:
Nicht zu Die Vergebung sondern zu Deal mit dem Tod ein kleines Brainstorming:
Auf dem Boden der Küche liegt Helga, der Körper erstarrt. Die Augen geweitet. Ein nicht zerbrochenes Glas dreht sich auf
dem Boden.
Was mich stutzig machte und interessierte war das nicht zerbrochene Glas. Es ist ein Bild. Ich stelle mir ein Rotweinglas vor. Warum ist es nicht zerbrochen? Es ist doch zerbrechlich. Erstarrter Körper mit weit geöffneten Augen, ein Schockbild, der Schrecken, der in einen fährt, wird durch diese Augen gespiegelt (nebenbei: der lange Monolog von Detective Cohle aus True Detective Staffel 1 enthält mMn eine richtige Beobachtung. Der Gesichtsausdruck der Toten spiegelt in Wirklichkeit das Gegenteil, er heißt den Tod willkommen, er spiegelt die Erleichterung darüber, loslassen zu können. Ich selbst habe viele Sterbende begleitet und Tote gesehen).
Das Glas scheint ein überflüssiges Detail zu sein. Es *kann* jedoch ein Auslöser sein, das Traumatische der Situation zu vertiefen. Um in dieser Weise zu funktionieren, muss das Glas näher beschrieben werden, wie es sich dort dreht (es dreht sich noch >gerade erst gefallen?), wie es aussieht, wie es aufgenommen wurde. Beiläufig realistisch, surreal, hyperrealistisch? Was ist es für ein Glas? Steht es symbolhaft für Zerbrechlichkeit? Sodass der Zuschauer merkt, dass er merken soll, aha, Allegorie? Spiegelt sich etwas in seiner Oberfläche? Ist es etwas noch unbestimmt Bedeutsames wie das Schüttelglas aus Citizen Kane?
Aus den unendlichen vielen Alternativen die eine zu finden, die hier die maximale Wirkung erzielt, das trennt vielleicht das Drehbuch vom Film. Mein Lieblingsregisseur sagte mal, ein Film verhalte sich zu seinem Drehbuch wie Musik zu dem, was an Text hinten auf dem Plattencover steht.
Es ist eine Sache, ob ein Film eine tragfähige (über längere Strecken nämlich) Handlung hat oder ob er Situationen pointiert darstellt. Und zwar so, dass nicht nur das Gezeigte nachvollzogen werden kann, sondern miterlebt. Wie Ausgangssituationen in einem Traum. Der deutet an, aber lässt, bekanntlich, Spielraum für Interpretationen und wühlt Gefühle auf.
Das Thema des Drehbuchs scheint Schreibblockade zu sein, die (Traum-)Lösung dazu der existenzielle Schock, der die Blockade losrüttelt. Wird Herr Kunkel sein Drehbuch fertig schreiben? Ist nicht sonderlich spannend. Wird er es schaffen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen? Hier merkt jeder Blöde natürlich, dass er mit einem Märchenmotiv konfrontiert ist. Nachtigall, ick hör dir trappsen.
Der Kniff wäre aus meiner Sicht, einen Spannungsbogen zu errichten, der vom alten Traum "Wettlauf" getragen wird. Etwas auf Leben und Tod schaffen müssen. Die Handlung, die planerische Skizze, Blaupause, Konstruktion müsste sich dem unterordnen, das heißt, der Zuschauer und der Protagonist hecheln den Situationen hinterher. Pass auf, Kasper, das Krokodil! Das wäre einem Kurzfilm angemessen. Der Ausgang? Geht ein Traum "aus"? Spielberg: ein guter Film ist ein Anfang, der niemals aufhört anzufangen.
Antwort von Jan Blöd:
Himmel noch mal! Hier geht es um "Die Vergebung", nicht um "Deal mit dem Tod"! Wenn Du was draus machen willst, nur zu! Ich schrieb das damals für einen Bekannten, der was im Stil von "Twilight Zone" machen wollte. Hab ich gemacht, bis auf einige Sachen, hat es ihm gut gefallen, doch realisiert hatte er es nie. Schade eigentlich. Denn man hätte es, ohne großen Aufwand, realisieren können, und damals war ich noch zu Änderungen bereit, sofern die Hauptprämisse nicht verletzt wurde. Ich hatte es damals so geschrieben, dass sein Want und sein Need sich im Laufe der Handlung änderte, um so den Bogen zu erhöhen.
Du kennst nur eine Szene, und beurteilst das ganze Buch danach? Merkwürdig, höchst merkwürdig!
Antwort von Axel:
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Himmel noch mal! Hier geht es um "Die Vergebung", nicht um "Deal mit dem Tod"!
Ein bisschen überspannt, einen Thread autoritär moderieren zu wollen, auch wenn es dein eigener ist.
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Wenn Du was draus machen willst, nur zu!
Nein, danke. Mir fiel nur ein interessantes Detail auf, das mit der kopflastigen Fieberkurve deiner Plotpoints gar nichts zu tun hat, und daraus spann ich eine Assoziation, die zugegebenermaßen OT war.
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Du kennst nur eine Szene, und beurteilst das ganze Buch danach? Merkwürdig, höchst merkwürdig!
Findest du? Ich sehe nirgends, dass ich etwas beurteilt hätte. Du hast die Szene hier veröffentlicht. War sie nicht dazu gedacht, kommentiert zu werden? Dann sorry.
Da du ja so masochistisch bist: an Die Vergebung reizte mich nichts. Eine persönliche Sache, ich weiß. Hat auch mit der Erzählstruktur oder den Dialogen gar nichts zu tun. Ich scheine allerdings hier nicht der einzige zu sein, der bei Engeln und Vergebung im Jenseits mit den Schultern zuckt. Wer Schuld (im existentiellen Sinne) bei anderen sieht, hat einige grundsätzliche Dinge über das Leben nicht begriffen, kann sich aber womöglich an einer sentimentalen Darstellung wie hier ergötzen.
Trotzdem danke, dass du das veröffentlicht hast. Content, das zählt. Egal, ob es gefällt oder nicht. Sollen andere es erstmal besser machen.
Antwort von MLJ:
@Jan Blöd
Um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen, ich habe dein Drehbuch "Die Vergebung" aufmerksam gelesen und finde es schade, das du es versäumt hast das nötige Feingefühl für diese Thematik zu entwickeln und in dem Drehbuch festzuhalten. In der Grundidee ist es nicht schlecht, in den Dialogen für meinen Geschmack vollkommen daneben und unpassend.
Bitte fühle dich jetzt nicht auf den Schlips getreten denn es ist nur meine ehrliche Kritik und absolut nicht böse gemeint, okay ? Zum einen, die Passage, wo die Polizisten die schreckliche Nachricht der Mutter mitteilen ist völlig misslungen, so "Gefühllos" würde das kein Beamter einer betroffenen Person mitteilen. Die Szene im Himmel wo die Tochter die Erlaubnis der "Göttin" erhält auf die Erde zurückzukehren um alles mit der Mutter zu klären, nun, zum einen hinkt die ganze Formulierung zum anderen ist es "Lieblos" geschrieben.
Der Engel der als alte Frau in der Kirche erscheint, wieder, schlechte Wortwahl und erinnert mehr an Slapstick als an eine Geschichte in die man eintauchen könnte. Schließlich am Schluss, wo die Tochter der Mutter erneut erscheint und dieser der Tochter vergibt, auch da kommt von den Dialogen her keine Freude auf die Lust auf mehr machen würde.
Verstehe mich bitte nicht falsch, aber wenn man so ein Thema in so einen Film packen möchte, dann sollte zum einen das dafür nötige Feingefühl sowie die entsprechende Pietät einfließen, das vermisse ich bei diesem Drehbuch und liest sich für mich so, als wenn man schnell mit dem Drehbuch fertig werden wollte da die nötige Feinarbeit einfach fehlt.
Wie bereits gesagt, die Grundidee ist gut, das Drehbuch dagegen benötigt eine grundlegende Überarbeitung, besonders in den Dialogen. Und da es hier wieder zur Sprache kam, ja, das Drehbuch entspricht vollkommen veralteten Regeln die kein Studio oder Produzent interessiert. Der Inhalt zählt, nicht das Format, egal was auf diversen Webseiten propagiert wird. Und nochmal, das ist nicht böse gemeint und hoffe du hast meinen Beitrag richtig verstanden und aufgenommen, okay ?
Cheers
Mickey
Antwort von Wurzelkaries:
Bist Du Dir da ganz sicher, dass die formalen Regeln des Drehbuchschreibens keinen mehr interessieren. D.h. ich kann im Fließtext schreiben ohne Formatierung?
LG
Stefan
Antwort von Funless:
Wurzelkaries hat geschrieben:
Bist Du Dir da ganz sicher, dass die formalen Regeln des Drehbuchschreibens keinen mehr interessieren. D.h. ich kann im Fließtext schreiben ohne Formatierung?
LG
Stefan
Heutzutage ist es tatsächlich so, dass primär die Story interessiert. Kein Produzent wirft ein eingereichtes Drehbuch in die Ablage P weil es nicht richtig formatiert ist, sondern er tut es nur dann wenn ihn die ersten zwei/drei Seiten nicht packen, nicht interessieren oder er kein Potenzial darin erkennt.
Barefoot Films bspw. bekommt im Durchschnitt ca. 10 Drehbücher pro Tag zugeschickt, Rat Pack Filmproduktion etwas weniger, es gibt offenbar recht viele kreative Menschen mit enorm vielen Ideen in Deutschland. Ob diese Ideen gut oder schlecht sind oder über Potenzial verfügen oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.
Was ich dir jedoch aus erster Hand bestätigen kann, ist es in der Tat so, dass die Produktionsfirmen händeringend auf der Suche nach neuen und guten Filmideen sind die natürlich auch ein wirtschaftliches Potenzial haben sollten. Und wenn Ihnen eine unterkommt ist es ihnen herzlich egal ob dabei irgendwelche Formatierungen eingehalten wurden. Es ist ihnen sogar lieber wenn sie eine Synopsis oder ein Treatment in die Finger bekommen als ein fertiges Drehbuch.
Denn das Drehbuch an sich ist heutzutage nur noch ein Gerüst welches in der aktiven Vorproduktionsphase entwickelt wird. Drehbücher werden während der Produktion mehrere Male umgeschrieben gerade wenn sich während des Drehs herausstellt, dass Dialoge vor der Kamera dann doch nicht so funktionieren wie sie sich lesen.
Es zählt die Idee, es zählt die Geschichte. Wenn Du eine hast von der Du überzeugt bist, schreib eine Synopsis und ein Treatment. Schick die Synopsis ein, mach den Produzenten heiß auf deine Story. Springt er darauf an, wird er dich als nächstes nach einem Treatment fragen. Das legst Du ihm dann vor. Haut ihn das ebenfalls vom Hocker, dann erst geht es mit dem entwickeln des Drehbuchs los.
Anders sieht es wohl in den USA aus. Vor ein paar Jahren hatte ich das Glück Eva Longoria bei einem Besuch hier in Berlin kennen zu lernen, kurz nachdem John Wick, den sie produzierte, ins Kino kam. Natürlich nahm ich die Gelegenheit wahr sie in dem Gespräch von meiner Filmidee zu erzählen und sie frech zu fragen ob meine Idee denn in Hollywood eine Chance hätte. Sie erweckte den Eindruck als wäre sie davon angetan und fragte mich daraufhin ob ich denn ein Drehbuch vorlegen könnte. Ich verneinte, denn es existierte nur eine Synopsis und ein Treatment und das natürlich nicht in Englisch. Sie antwortete daraufhin, dass es gut gewesen wäre wenn es schon ein Drehbuch gäbe was sie hätte mitnehmen können. Selbstverständlich kann es auch sein, dass sie mich nur abwimmeln wollte weil ich höchstwahrscheinlich der tausendste Heini war der ihr eine super tolle Filmidee andrehen wollte. Sie war aber ein sehr netter und offener Gesprächspartner und es war echt angenehm mit ihr zu quatschen.
Antwort von Wurzelkaries:
Mein Gott Funless.. das wäre evtl. die Chance gewesen. Und das meine ich jetzt ernst.. ohne Ironie oder Sarkasmus. Kacke .. ich hoffe die Chance kommt nochmal zu Dir und dann bist Du vorbereitet.
Ich bin überzeugt, dass meine Geschichte gut ist. Sie ist nicht der Hammer, aber vom Visuellen sollte es schon mal was Neues sein. Zumindest hab ich es so noch nicht gesehen. Aber wie das immer so ist, das eigne Baby ist immer einzigartig. :-)
Das nächste Mal hast Du bitte was in der Hand, wenn Du schon so jemanden triffst. :-)
LG
Stefan
Antwort von Funless:
Ach ich weiß es nicht ob es wirklich eine Chance gewesen wäre, wenn ich ihr ein fertiges Drehbuch in die Hand hätte drücken können.
Einen sehr interessanten Tipp gab' sie mir aber während unseres Gesprächs und witziger Weise sinngemäß den gleichen Tipp, den ich auch von hiesigen Produzenten bekam: "When writing a screenplay, never waste a thought about the possible budget. This restricts you only in your creativity."
Seitdem hau' bei in meinen Storyideen nur noch auf die Kacke. :-D
Antwort von Jan Blöd:
@ MLJ,
Hast Du schon mal einen Polizisten gesehen, der eine Todesnachricht überbringt? Hast Du gesehen, wie das in Filmen (deutschen wie ausländischen) dargestellt wird? Ich muss sagen, dass Wirklichkeit und Film da oft auseinander klaffen. In Filmen sind Cops oft feinfühlig, in der Wirklichkeit kalt wie Hundeschnauzen!
Was die Szene mit Tochter und "Göttin" betrifft, stimme ich Dir zu, zumindest in weiten Teilen. Aber damals wusste ich nicht, wie ich es besser hätte schreiben sollen. Ich wollte in dieser Szene drei Dinge klar machen:
1. Gott ist eine Frau (und somit mit den alten Filmregeln über Gott ganz brechen)
2. Zu zeigen, wie sehr die Tochter die Vergebung der Mutter braucht
3. Um einen dezenten Hinweis auf die letzte Szene zu liefern.
War mir wohl nicht gelungen!
Was die Szene mit dem als alte Frau erscheinenden Engel betrifft:
Ich wollte etwas Humor hineinbringen, und gleichzeitig den Anstoß für die Prota, zu erkennen, das sie, um ihrer Selbst Willen ihrer Tochter vergeben muss, ohne oberlerhrerhaft zu wirken. Aber anscheinend wurde das nicht verstanden. Meine Schuld!
Fazit:
Ihr meint alle, dass die Idee nicht schlecht, die Umsetzung aber Oberscheiße war. Am I correct?
@ Funless,
Tu nicht so, als ob Du "Gott und die Welt" kennst, sondern BEWEISE durch ein hier oder anderswo veröffentlichtes Drehbuch (oder Film), was Du drauf hast!
Antwort von DenK:
Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.
Antwort von Axel:
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Ihr meint alle, dass die Idee nicht schlecht, die Umsetzung aber Oberscheiße war. Am I correct?
Nein. Was ist die Prämisse des Drehbuchs? Um den Frieden der Seele zu finden, muss die Mutter der toten Tochter vergeben? Was vergeben? Was bedeutet Vergebung in diesem Zusammenhang? Es gibt ja gar keine Schuld, die über einen unglücklichen Sachverhalt hinaus benannt werden könnte. Abgelenkt durch Handy, eine Verkehrs-Ordnungswidrigkeit.
Oder: es existieren überirdische Mächte, die dafür sorgen, dass schwere psychische Defekte im Moment des Todes (besser spät als nie!) geheilt werden. Kauft dir kein Produzent ab, solchen Schmarren.
Das heißt meiner Meinung nach, dass, gleichgültig wie glaubwürdig oder stringent oder interessant die Ausführung im Einzelnen ist (Spannungskurvengraph), einfach der rote Faden fehlt.
Darum gibt es zur Entwicklung einer Idee, einer einfachen wie für einen Kurzfilm oder einer komplexen wie für einen abendfüllenden, ein Modell, dem ich im Gegensatz zu anderen Schemata fundamentalistisch anhänge: man kürzt im Geiste die ganze Erzählung auf einen prägnanten Satz zusammen, der beschreibt, worum es im Kern geht. Diesem Satz muss man nicht zustimmen, er kann provokant sein oder auch phantastisch, aber er muss sitzen. Darauf folgt ein Exposé, eine Zusammenfassung des Films auf einer Schreibmaschinenseite (wie man früher sagte) im Prosastil. Kurzer Check: stimmen Prämisse und Plot überein? Hier darf wirklich nichts zurechtgebogen sein, kein deus ex machina (oder dea meinetwegen), kein Gramm Fett sozusagen. Eine Szene aus einem meiner Lieblingsfilme bricht diese Regel bewusst, die Staudammsprengung aus O Brother, Where Art Thou? , der die Protagonisten in letzter Sekunde rettet.
Wenn soweit alles stimmt, stehen der weiteren Entwicklung in der Regel nur noch die ursprünglichen Auslöser der Idee im Wege, konkrete Situationen, die man erzählenswert findet, Epiphanien, die ersten Babies, die man in Hollywood tötet. Das ist die erste Barbarei, die zu austauschbaren und vorhersagbaren Filmen führt. Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.
Aber natürlich sind diese ursprünglichen Musenküsse selbst zu hinterfragen. Sind sie so originell, wie es zunächst schien? Oder sind sie irgendwie naheliegende Archetypen, die in einem aufsteigen, weil man sie zuvor schon 1000-mal gesehen hat? Wenn Letzteres, dann ab mit der Idee in den Papierkorb und kein weiterer Gedanke daran verschwendet. Wenn sie aber originell, d.h. ursprünglich und authentisch sind, dann bestimmen sie alles Weitere. Und auf keinen Fall irgendwelche nicht getickten Checkboxen von Lektoren. Dann muss der Pitch besser geplant werden.
Die nächste Vor-Stufe des Drehbuchs ist das Treatment, in der die Geschichte in Szenen heruntergebrochen wird. Für einen Roman bedeutet das Tippen,Tippen, Tippen. Bei einem Film muss spätestens hier die visuelle Planung beginnen. Das Minimum sind Schlüsselbilder. Ein Filmschul-Dozent von mir empfahl sechs. Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können. Parallel zur weiteren Planung durch Verfassung des Drehbuchs beginnt auch die Konkretisierung der Bilder, Stichwort Moodboard und Storyboard.
Ich habe den Newsletter von NoFilmSchool abonniert. Diese Woche ein Artikel mit einem David-Mamet Interview. Darin schildert er, wie man auf einem Flug flüchtig auf den kleinen LCD-Schirm des Sitznachbarn blickt, auf dem ein Film zu sehen ist. Man erkennt sofort, ob einen der Film interessiert, auch wenn man von den Dialogen nichts mitkriegt. Es bleibt dabei, dass ein guter Film vorrangig visuell funktioniert. Beziehungsweise umgekehrt: wenn er visuell nicht funktioniert können die allerbesten Dialoge ihn nicht retten.
Wenn man so vorgeht wie oben beschrieben, wird man im Nachhinein feststellen, dass die erwähnten Schlüsselbilder zu 90% auf Wendepunkten und Höhepunkten liegen, die den Film erzählerisch strukturieren. Kann es denn dann falsch sein, mit einem Schnittmuster anzufangen, bevor man überhaupt Stoff zum Schneiden hat?
Ganz klar ja. Das ist ein zum Scheitern verurteilter Ansatz. Weder gute Romane noch gute Filme passen zu 100% in die von Philologen gefundenen Schemata, auch wenn diese dies immer wieder zu belegen versuchen. Dann nämlich nach der Devise "Was nicht passt wird passend gemacht". Es gibt haufenweise schlechte Geschichten aus solch unbeholfenem Handwerk, Melodramen von der Stange, deren Prämissen in den TV Spielfilm-Filmtips immer ganz witzig zusammengefasst sind.
Antwort von Axel:
Axel hat geschrieben:
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Ihr meint alle, dass die Idee nicht schlecht, die Umsetzung aber Oberscheiße war. Am I correct?
Nein. Was ist die Prämisse des Drehbuchs? Um den Frieden der Seele zu finden, muss die Mutter der toten Tochter vergeben? Was vergeben? Was bedeutet Vergebung in diesem Zusammenhang? Es gibt ja gar keine Schuld, die über einen unglücklichen Sachverhalt hinaus benannt werden könnte. Abgelenkt durch Handy, eine Verkehrs-Ordnungswidrigkeit.
Oder: es existieren überirdische Mächte, die dafür sorgen, dass schwere psychische Defekte im Moment des Todes (besser spät als nie!) geheilt werden. Kauft dir kein Produzent ab, solchen Schmarren.
Das heißt meiner Meinung nach, dass, gleichgültig wie glaubwürdig oder stringent oder interessant die Ausführung im Einzelnen ist (Spannungskurvengraph), einfach der rote Faden fehlt.
Darum gibt es zur Entwicklung einer Idee, einer einfachen wie für einen Kurzfilm oder einer komplexen wie für einen abendfüllenden, ein Modell, dem ich im Gegensatz zu anderen Schemata fundamentalistisch anhänge: man kürzt im Geiste die ganze Erzählung auf einen prägnanten Satz zusammen, der beschreibt, worum es im Kern geht. Diesem Satz muss man nicht zustimmen, er kann provokant sein oder auch phantastisch, aber er muss sitzen. Darauf folgt ein Exposé, eine Zusammenfassung des Films auf einer Schreibmaschinenseite (wie man früher sagte) im Prosastil. Kurzer Check: stimmen Prämisse und Plot überein? Hier darf wirklich nichts zurechtgebogen sein, kein deus ex machina (oder dea meinetwegen), kein Gramm Fett sozusagen. Eine Szene aus einem meiner Lieblingsfilme bricht diese Regel bewusst, der Staudamm aus O Brother, Where Art Thou? , der die Protagonisten in letzter Sekunde rettet.
Wenn soweit alles stimmt, stehen der weiteren Entwicklung in der Regel nur noch die ursprünglichen Auslöser der Idee im Wege, konkrete Situationen, die man erzählenswert findet, Epiphanien, die ersten Babies, die man in Hollywood tötet. Das ist die erste Barbarei, die zu austauschbaren und vorhersagbaren Filmen führt. Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.
Aber natürlich sind diese ursprünglichen Musenküsse selbst zu hinterfragen. Sind sie so originell, wie es zunächst schien? Oder sind sie irgendwie naheliegende Archetypen, die in einem aufsteigen, weil man sie zuvor schon 1000-mal gesehen hat? Wenn Letzteres, dann ab mit der Idee in den Papierkorb und kein weiterer Gedanke daran verschwendet. Wenn sie aber originell, d.h. ursprünglich und authentisch sind, dann bestimmen sie alles Weitere. Und auf keinen Fall irgendwelche nicht getickten Checkboxen von Lektoren. Dann muss der Pitch besser geplant werden.
Die nächste Vor-Stufe des Drehbuchs ist das Treatment, in der die Geschichte in Szenen heruntergebrochen wird. Für einen Roman bedeutet das Tippen,Tippen, Tippen. Bei einem Film muss spätestens hier die visuelle Planung beginnen. Das Minimum sind Schlüsselbilder. Ein Filmschul-Dozent von mir empfahl sechs. Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können. Parallel zur weiteren Planung durch Verfassung des Drehbuchs beginnt auch die Konkretisierung der Bilder, Stichwort Moodboard und Storyboard.
Ich habe den Newsletter von NoFilmSchool abonniert. Diese Woche ein Artikel mit einem David-Mamet Interview. Darin schildert er, wie man auf einem Flug flüchtig auf den kleinen LCD-Schirm des Sitznachbarn blickt, auf dem ein Film zu sehen ist. Man erkennt sofort, ob einen der Film interessiert, auch wenn man von den Dialogen nichts mitkriegt. Es bleibt dabei, dass ein guter Film vorrangig visuell funktioniert. Beziehungsweise umgekehrt: wenn er visuell nicht funktioniert können die allerbesten Dialoge ihn nicht retten.
Wenn man so vorgeht wie oben beschrieben, wird man im Nachhinein feststellen, dass die erwähnten Schlüsselbilder zu 90% auf Wendepunkten und Höhepunkten liegen, die den Film erzählerisch strukturieren. Kann es denn dann falsch sein, mit einem Schnittmuster anzufangen, bevor man überhaupt Stoff zum Schneiden hat?
Ganz klar ja. Das ist ein zum Scheitern verurteilter Ansatz. Weder gute Romane noch gute Filme passen zu 100% in die von Philologen gefundenen Schemata, auch wenn diese dies immer wieder zu belegen versuchen. Dann nämlich nach der Devise "Was nicht passt wird passend gemacht". Es gibt haufenweise schlechte Geschichten aus solch unbeholfenem Handwerk, Melodramen von der Stange, deren Prämissen in den TV Spielfilm-Filmtips immer ganz witzig zusammengefasst sind.
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Antwort von Jan Blöd:
DenK hat geschrieben:
Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.
Kannte den Film nicht, dachte also, ich hätte da "Rad" neu erfunden.
@ Axel,
Bevor ich mit dem Drehbuch begonnen hatte, schrieb ich ein Exposé aus Logline, Synopsis und Handlung. Dann beschrieb ich die Charaktere, ihr Want und Need, etc. Danach ein Treatment, wo ich, mit Szenenüberschrift, die Handlung fixierte. Und erst dann setzte ich den Spannungsbogen fest, und schrieb das Drehbuch.
Der rote Faden in der Story ist die Trauer der Mutter, die eigentlich sich die "Schuld der Überlebenden" gibt, und, als sie erfährt, dass die Tochter den Unfall verursachte (indirekt), den Sündenbock hatte, den sie für ihren eigenen Frieden brauchte. Der Rest erzählt ihre Entwicklung bis zur Erkenntnis, dass sie sich selbst etwas Gutes tut, wenn sie der Tochter vergibt.
Vielleicht nicht gut genug geschrieben, aber das war die Idee dahinter.
Ich bin jedoch im Gegensatz zu Dir nicht der Meinung, dass die "Schemata" falsch sind. Ich denke nur, dass ich sie vielleicht "falsch" angewandt habe?
Antwort von Frank B.:
DenK hat geschrieben:
Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.
Gott als Frau hat eigentlich immer feministische oder psychologisch defizitäre Hintergründe. Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern.
Man möchte den patriarchalischen Darstellungen der monotheistischen Religionen eine Erweiterung entgegen setzen oder diese ganz und gar ablehnen.
Im Grunde ist es egal, ob Gott als Mann oder Frau personifiziert ist. Beides hat in unserer Zeit meist lächerliche, komische Züge. Ich muss da automatisch an einige Filmkomödien amerikanischer Produktion denken. Jan schreibt ja auch weiter oben von Komödien wie Bruce Allmächtig.
Das Entscheidende ist für MICH, Gott (manche nennen diese Instanz auch anders oder umgehen diese) sichtbar zu machen in Prozessen wie eben Schuldempfinden (das ist oft irrational, Axel), Vergebung, Liebe, Verlorenheit, Vertrauen u.s w.
Sicher gibt es auch Komödien, die zutiefst ernsthafte Grundgedanken verarbeiten. Sie bleiben dadurch aber eine Komödie.
Irgendwo schreibt Jan, dass er mit der Gestalt eines Engels als alte Frau etwas Humor in den Stoff bringen wollte. Er sollte sich zunächst mal darüber klar werden, ob er es wirklich beabsichtigt hat, eine Komödie zu schreiben, denn das scheint es in meinen Augen am ehesten zu sein.
Engel sind im übrigen nicht geschlechtsneutral wie du weiter oben schreibst, Jan. Sie sind in den großen monotheistischen Religionen männlich bzw. Fabelwesen. Erst recht spät in der Geschichte nahmen sie in der bildlichen Darstellung androgyne und erst noch viel später weibliche Züge an und auch Puttengestalt.
Einen Engel als alte Frau darzustellen, bringt zwangsläufig die Vermischung der Mythenwesen Engel und Hexe mit sich. Der Verfasser scheint nicht zu reflektieren, was das auslöst. Ich vermute tatsächlich, dass da einfach nur einige persönliche Defizite eingeflossen sind, die in den Geschichten aufgearbeitet werden.
Der Stoff an sich ist stark. Er spielt sich täglich millionenfach vor unseren Augen und in unseren Herzen ab. Schuldempfinden, Suche nach Vergebung, Prozesse, die dazu führen vergeben zu können oder eben nicht.
Das ist vielleicht der Grundgedanke, den Axel weiter oben eingefordert hat.
Das ist der Kern der Geschichte. Wenn du die aber so oberflächlich und symbolisch einfaltslos und platt auch falsch verpackst, Jan, dann nimmt dich da niemand Ernst.
Die Ernsthaftigkeit des Lebens in eine Komödie zu packen ist nochmal ein großer Schritt. Das können nur Leute, die meilenweit über sich selbst stehen können.
Für einen ernsthaften Film, der eigene Probleme thematisiert, reicht es 1 cm über sich zu stehen. ;)
Edit: Der Begriff Engel heißt ins Deutsche übersetzt soviel wie Botschafter. Er ist also im Bezug auf die klassischen Heldenreise vielleicht der Person des Mentors sehr ähnlich. Leute, die also in die Geschichte eingreifen, um neue Impulse zu setzen und bei Entscheidungen zu helfen. Von daher muss man in der Geschichte doch gar keine göttliche Komödie aufführen. Wenn eine alte Frau (weise, große Lebenserfahrung) einem anderen Menschen zu bestimmten Entscheidungen hilft (Mentor ist), ist sie quasi auch ein Engel.
Antwort von Axel:
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Der rote Faden in der Story ist die Trauer der Mutter, die eigentlich sich die "Schuld der Überlebenden" gibt, und, als sie erfährt, dass die Tochter den Unfall verursachte (indirekt), den Sündenbock hatte, den sie für ihren eigenen Frieden brauchte. Der Rest erzählt ihre Entwicklung bis zur Erkenntnis, dass sie sich selbst etwas Gutes tut, wenn sie der Tochter vergibt.
Der Engel und der ganze andere Zinnober sind Trauer-Bewältigungsstrategien der Mutter, innere Konflikte, die mit Hilfe von religiös gefärbten Wahnvorstellungen ausgetragen werden und mit dem Erschöpfungstod der Mutter enden? Dann würde ich auch so formulieren. Es ist für mich keine interessante Geschichte, weil mich die Schilderung von verpfuschten Leben nicht interessiert. Ich kann da nicht mitfiebern. Want und Need? Moderne Schlagwörter für die gute alte Motivation der Figuren.
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Ich bin jedoch im Gegensatz zu Dir nicht der Meinung, dass die "Schemata" falsch sind. Ich denke nur, dass ich sie vielleicht "falsch" angewandt habe?
Die Schemata sind nicht falsch, um die Geschichte nach fertigem Exposé und vor dem Drehbuch zu überprüfen und nachträglich zu verbessern, im Rahmen dessen, was du ursprünglich erzählen wolltest. Wenn etwas als sensationelle Plot-Idee stark ist, starke Figuren mit starkem Tatendrang und brennenden Konflikten hat, kann es sich bei den genannten Verbesserungen nur noch um kleine Anpassungen oder Verdeutlichungen handeln. Die Ausgangssituation ist die Konfrontation der Protagonistin mit dem Verlust. Es ist der Aufhänger, das Was-wäre-wenn. Er triggert das Potenzial der Figur, darauf in interessanter Weise und in einem spannenden (weil unvorhersehbaren) Ablauf von Aktivitäten zu reagieren. Eine schwache, abergläubische Kuh, deren Verwirrung den projizierten Geist der ungeliebten* (*Logik und gesunder Menschenverstand) Tochter ins Spiel bringt - das ist total deprimierend, die Handlung ein echter Abtörner.
Deswegen kann ich zur Erzähltechnik nicht viel sagen, weil ich die Geschichte als solche nicht mag.
Antwort von DenK:
"Frank B." hat geschrieben:
DenK hat geschrieben:
Gott ist übrigens auch im großartigen "Dogma" eine Frau, und der ist von 1999. So neu ist die Idee also nicht.
Gott als Frau hat eigentlich immer feministische oder psychologisch defizitäre Hintergründe. Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern.
Man möchte den patriarchalischen Darstellungen der monotheistischen Religionen eine Erweiterung entgegen setzen oder diese ganz und gar ablehnen.
Im Grunde ist es egal, ob Gott als Mann oder Frau personifiziert ist. Beides hat in unserer Zeit meist lächerliche, komische Züge. Ich muss da automatisch an einige Filmkomödien amerikanischer Produktion denken. Jan schreibt ja auch weiter oben von Komödien wie Bruce Allmächtig.
Das Entscheidende ist für MICH, Gott (manche nennen diese Instanz auch anders oder umgehen diese) sichtbar zu machen in Prozessen wie eben Schuldempfinden (das ist oft irrational, Axel), Vergebung, Liebe, Verlorenheit, Vertrauen u.s w.
Sicher gibt es auch Komödien, die zutiefst ernsthafte Grundgedanken verarbeiten. Sie bleiben dadurch aber eine Komödie.
Irgendwo schreibt Jan, dass er mit der Gestalt eines Engels als alte Frau etwas Humor in den Stoff bringen wollte. Er sollte sich zunächst mal darüber klar werden, ob er es wirklich beabsichtigt hat, eine Komödie zu schreiben, denn das scheint es in meinen Augen am ehesten zu sein.
Engel sind im übrigen nicht geschlechtsneutral wie du weiter oben schreibst, Jan. Sie sind in den großen monotheistischen Religionen männlich bzw. Fabelwesen. Erst recht spät in der Geschichte nahmen sie in der bildlichen Darstellung androgyne und erst noch viel später weibliche Züge an und auch Puttengestalt.
Einen Engel als alte Frau darzustellen, bringt zwangsläufig die Vermischung der Mythenwesen Engel und Hexe mit sich. Der Verfasser scheint nicht zu reflektieren, was das auslöst. Ich vermute tatsächlich, dass da einfach nur einige persönliche Defizite eingeflossen sind, die in den Geschichten aufgearbeitet werden.
Der Stoff an sich ist stark. Er spielt sich täglich millionenfach vor unseren Augen und in unseren Herzen ab. Schuldempfinden, Suche nach Vergebung, Prozesse, die dazu führen vergeben zu können oder eben nicht.
Das ist vielleicht der Grundgedanke, den Axel weiter oben eingefordert hat.
Das ist der Kern der Geschichte. Wenn du die aber so oberflächlich und symbolisch einfaltslos und platt auch falsch verpackst, Jan, dann nimmt dich da niemand Ernst.
Die Ernsthaftigkeit des Lebens in eine Komödie zu packen ist nochmal ein großer Schritt. Das können nur Leute, die meilenweit über sich selbst stehen können.
Für einen ernsthaften Film, der eigene Probleme thematisiert, reicht es 1 cm über sich zu stehen. ;)
Ich würde dir da widersprechen. Dein erster Satz hat eigentlich mit dem zweiten Satz garnichts zu tun. Ich muss doch keine feministischen oder psychologischen defizitäre Hintergründe oder Negativerfahrungen mit Männern/ Vätern haben, um die patriarchalischen Darstellung der Religionen zu hinterfragen. Das ist die gleiche Frage wie die ob Jesus ein Schwarzer war. Von allem was man bisher sagen kann, war Jesus, sollte er wirklich gelebt haben, auf jeden Fall sehr viel weniger weiß als er immer dargestellt wird. Das kann man vollkommen Vorurteilsfrei hinterfragen finde Ich.
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Antwort von Frank B.:
@Denk,
Ich möchte das versuchen, genauer zu erklären. Es ist vollkommen Wurst, ob Jesus schwarz, weiß, grün oder rot war. Er ist aber für die Schwarzen ein Schwarzer, für die Weißen ein Weißer, für die Grünen ein Grüner und für die Roten ein Roter. Sieh dir mal die Darstellungen in der Kunst der jeweiligen Völker und Kulturen an. Jesus ist immer einer von ihnen. Das ist das Wichtige. Und darüber hinaus, kann man nun nachdenken, was es nun genau ausmacht, dass dieser Jesus immer einer von uns ist. Was beinhaltet das?
Gleiches mit Gott. Er ist weder Mann noch Frau. Aber für einen Menschen, der von seinem Vater geschlagen wurde, kann er kein Vater sein und wenn ers wäre, dann wäre er nicht gut. Ein Dilemma. Man muss sich also fragen, was der Begriff Vater bzw. Herr in einer patriarchalischen Gesellschaft an POSITIVEM beinhaltet. Dieses Positive kann ich natürlich auch auf eine Mutter übertragen. Dass Gott, wenn es ihn gibt, weder ein Mann noch eine Frau ist, dürfte denke ich, jedem klar sein. Das Wesentliche ist es also für uns heute zu fragen, mit welchen Eigenschaften Gott behaftet sein müsste,bzw. die ihm zugewiesen werden könnten, um in ihm für unser Leben überhaupt eine Instanz zu erkennen.
Mir ging es im obigen Text generell darum, sich heutzutage gegen eine personifizierte Darstellung Gottes zu entscheiden, um nicht lächerlich zu wirken. Das kann man vielleicht in Komödien und Cartoons machen wie Bruce Allmächtig oder den Simpsons, aber um ernsthaft an ein Thema zu gehen wie Schuldgefühle, Sehnsucht nach Vergebung, Leid, Tod, Krankheit usw., da sollte man m.E. nicht seine Defizite mit dem männlichen Geschlecht einfließen lassen. Es sei denn, sie sind der wirkliche Grund für die Schuldgefühle oder anderen Probleme. Dann sollte man sie aber auch thematisieren und nicht als Mittel zum Zweck auftauchen lassen.
Antwort von DenK:
"Frank B." hat geschrieben:
@Denk,
Ich möchte das versuchen, genauer zu erklären. Es ist vollkommen Wurst, ob Jesus schwarz, weiß, grün oder rot war. Er ist aber für die Schwarzen ein Schwarzer, für die Weißen ein Weißer, für die Grünen ein Grüner und für die Roten ein Roter. Sieh dir mal die Darstellungen in der Kunst der jeweiligen Völker und Kulturen an. Jesus ist immer einer von ihnen. Das ist das Wichtige. Und darüber hinaus, kann man nun nachdenken, was es nun genau ausmacht, dass dieser Jesus immer einer von uns ist. Was beinhaltet das?
Gleiches mit Gott. Er ist weder Mann noch Frau. Aber für einen Menschen, der von seinem Vater geschlagen wurde, kann er kein Vater sein und wenn ers wäre, dann wäre er nicht gut. Ein Dilemma. Man muss sich also fragen, was der Begriff Vater bzw. Herr in einer patriarchalischen Gesellschaft an POSITIVEM beinhaltet. Dieses Positive kann ich natürlich auch auf eine Mutter übertragen. Dass Gott, wenn es ihn gibt, weder ein Mann noch eine Frau ist, dürfte denke ich, jedem klar sein. Das Wesentliche ist es also für uns heute zu fragen, mit welchen Eigenschaften Gott behaftet sein müsste, ihm zugewiesen werden könnten, um in ihm für unser Leben überhaupt eine Instanz zu erkennen.
Da gebe Ich dir Recht. Aber das hinterfragen bezieht sich ja nicht auf die jeweilige Sichtweise des Einzelnnen, sondern auf die offizielle Darstellung der Institution Kirche, in der Jesus eben ein Weisser und Gott ein Mann ist.
In Dogma wird das, wenn Ich mich richtig erinnere, auch nicht weiter thematisiert. Da ist Gott dann einfach eine Frau, um eben mit dem Dogma zu brechen, aber ohne tiefere Bedeutung.
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Antwort von Frank B.:
Naja, das meinte ich doch, man möchte mit etwas brechen, weil man "das Alte" ablehnt.
Es ist aber keineswegs so, dass die Kirche Gott und Jesus als Weißen darstellt. Das ist aber vielleicht teilweise in der europäischen Kirche so. Auf jeden Fall aber in der europäischen Kunst. Das sieht aber in Afrika wieder ganz anders aus. Da ist er nämlich schwarz oder in Lateinamerkika, da ist er manchmal ein Indigener. Und in China trägt er einen Hut aus Reisstroh.
Die offizielle Kirche hat sich m.W. niemals geäußert über das Aussehen von Jesus. Als gesichert gilt, dass er wohl so ausgesehen hat, wie ein Mensch des vorderen Orients um das Jahr Null. Also mit relativ großer Sicherheit etwas dunklere Hautfarbe und dunkle bis schwarze Haare. Mehr weiß man nicht. Und das ist w.g. auch vollkommen irrelevant. Nicht mal die Evangelien geben von ihm eine äußere Beschreibung ab, so dass man davon ausgehen kann, dass seine äußerliche Erscheinung von Anfang an vollkommen unwichtig war.
Aber er war halt eine reale Person. Er muss irgendwie ausgesehen haben. Mit Sicherheit war er ein Mann. Aber eigentlich ist auch das unwichtig. Aber wie reden Menschen (im Gebet) jemanden an, der wohl als Mann gewirkt hat und nun mit Gott identisch ist. Wahrscheinlich mit "Herr und Bruder", eher unwahrscheinlich mit "Herrin und Schwester" wobei das auch unwichtig ist, vielleicht nur eine Frage der Ästhetik.
So auch mit Gott selbst. Er wurde in einer patriarchalischen Gesellschaft mit "Herr" angeredet.
Er tritt z.B. in der Bibel personifiziert als ein Gegenüber des Menschen auf. Von daher kann er überhaupt angeredet werden. Wenn ich Gott aber heute personifiziert auftreten lassen möchte, im Film z.B., wird das eine heftige Gratwanderung und droht lächerlich zu werden. Da hilft es auch wenig, mit dem Patriarchalismus brechen zu wollen und ihn als eine Frau erscheinen zu lassen. Das ist zusätzlich eben noch ein ganz anderes Problem als Schuldgefühle, Vergebung usw.
Antwort von Funless:
Axel hat geschrieben:
Darum gibt es zur Entwicklung einer Idee, einer einfachen wie für einen Kurzfilm oder einer komplexen wie für einen abendfüllenden, ein Modell, dem ich im Gegensatz zu anderen Schemata fundamentalistisch anhänge: man kürzt im Geiste die ganze Erzählung auf einen prägnanten Satz zusammen, der beschreibt, worum es im Kern geht. Diesem Satz muss man nicht zustimmen, er kann provokant sein oder auch phantastisch, aber er muss sitzen. Darauf folgt ein Exposé, eine Zusammenfassung des Films auf einer Schreibmaschinenseite (wie man früher sagte) im Prosastil. Kurzer Check: stimmen Prämisse und Plot überein? Hier darf wirklich nichts zurechtgebogen sein, kein deus ex machina (oder dea meinetwegen), kein Gramm Fett sozusagen. Eine Szene aus einem meiner Lieblingsfilme bricht diese Regel bewusst, die Staudammsprengung aus O Brother, Where Art Thou? , der die Protagonisten in letzter Sekunde rettet.
Wenn soweit alles stimmt, stehen der weiteren Entwicklung in der Regel nur noch die ursprünglichen Auslöser der Idee im Wege, konkrete Situationen, die man erzählenswert findet, Epiphanien, die ersten Babies, die man in Hollywood tötet. Das ist die erste Barbarei, die zu austauschbaren und vorhersagbaren Filmen führt. Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.
Genau so versuche ich meine Geschichten zu entwickeln. Gelingt mir aber nicht immer muss ich gestehen.
Axel hat geschrieben:
Aber natürlich sind diese ursprünglichen Musenküsse selbst zu hinterfragen. Sind sie so originell, wie es zunächst schien? Oder sind sie irgendwie naheliegende Archetypen, die in einem aufsteigen, weil man sie zuvor schon 1000-mal gesehen hat?
Oh ja, das ist mein größter Fehler und es passiert mir auch immer wieder. Aus meinem Hirn generierte Figuren entpuppen sich als Versionen von zig mal bereits gesehenem.
Mittlerweile lasse ich mich bei meiner Plotentwicklung von den Prinzipien des agile software engineering inspirieren. Mir hilft's. Muss aber nicht für alle anderen gelten.
Axel hat geschrieben:
Die nächste Vor-Stufe des Drehbuchs ist das Treatment, in der die Geschichte in Szenen heruntergebrochen wird. Für einen Roman bedeutet das Tippen,Tippen, Tippen. Bei einem Film muss spätestens hier die visuelle Planung beginnen. Das Minimum sind Schlüsselbilder. Ein Filmschul-Dozent von mir empfahl sechs. Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können.
Ich bekam noch dazu mal den Ratschlag, dass es auch so geschrieben sein sollte, dass der Film sich vor dem inneren Auge des Lesers abspielt.
"Jan Blöd" hat geschrieben:
@ Funless,
Tu nicht so, als ob Du "Gott und die Welt" kennst, sondern BEWEISE durch ein hier oder anderswo veröffentlichtes Drehbuch (oder Film), was Du drauf hast!
Ich habe nirgendwo behauptet, dass ich es "drauf" hätte.
Wie ich dir auch schon im Nachbarthread mitgeteilt hatte geht es mir um Austausch und nicht um Wettbewerb.
Wenn dir am ersteren nichts liegt, ist das beileibe nicht mein Problem.
Antwort von 7River:
Muss der gute @Funless denn hier irgendwas beweisen? Ich denke mal, dass seine Kommentare dafür sprechen, dass er Ahnung hat.
Antwort von dienstag_01:
7River hat geschrieben:
Muss der gute @Funless denn hier irgendwas beweisen? Ich denke mal, dass seine Kommentare dafür sprechen, dass er Ahnung hat.
Ja, merkt man vor allem, wenn er von Katharsis schreibt. "Katharsis zum Mörder", vielleicht liest man wenigstens mal den Wikipedia Artikel quer, bevor man seitenweise Unsinn tippt.
Mal am Rande :)
Antwort von Axel:
Axel hat geschrieben:
Passen die intensiven Momente, Fragmente, um deretwillen man das Ganze angefangen hat, nicht mehr gut zu Prämisse und Exposé, stimmt nämlich die Prämisse nicht. Dann heißt es zurück auf Los.
Funless hat geschrieben:
Genau so versuche ich meine Geschichten zu entwickeln. Gelingt mir aber nicht immer muss ich gestehen.
Mir auch nicht. Die halbfertigen Drehbücher stapeln sich. Drei wären allerdings überreif. Ich bin faul.
zum Bild
Axel hat geschrieben:
Sechs voll ausgeführte Bilder, die den Film erzählen können.
Funless hat geschrieben:
Ich bekam noch dazu mal den Ratschlag, dass es auch so geschrieben sein sollte, dass der Film sich vor dem inneren Auge des Lesers abspielt.
Der Zahl sechs begegnete ich noch in anderem Zusammenhang, in meiner letzten Berufsausbildung als Lernmethode "Strukturlegetechnik". Man nimmt einen möglichst ausführlichen Text zu einem Themenfeld, das man beherrschen muss und markiert mit Textmarker Schlüsselbegriffe. Ziel ist es, den Text durch mehrfaches Lesen bereits so verinnerlicht zu haben, dass man mit zwanzig Schlüsselbegriffen auskommt, um ihn inhaltlich zu 100% korrekt wiedergeben zu können, wenn diese - auf zwanzig Karteikärtchen geschrieben und zusammenhanglos auf dem Tisch liegend - sichtbar sind. Man legt dazu die Karteikärtchen in einer bestimmten logischen Ordnung an und referiert vor sich selbst laut über das Thema. Dabei stellt man fest, dass einige der Kärtchen bereits logische Verknüpfungen gebildet haben und die Schlagwörter einem spontan einfallen. Diese Kärtchen zerreißt man und schmeißt sie weg. Dann beginnt man von vorne. Wenn nur noch sechs Kärtchen auf dem Tisch liegen, "sitzt" das Thema. Man kann aufhören zu lernen. Man bräuchte eigentlich auch diese sechs Kärtchen nicht mehr. Aber wenn das Thema nach Wochen und Monaten ein bisschen in Vergessenheit geraten ist, reichen genau diese sechs Kärtchen, um den Text korrekt wieder abzurufen.
Das Prinzip ist die Reduzierung auf das Wesentliche. Es ist nicht tragisch, wenn man eine Filmhandlung einstweilen nur mit zwanzig Bildern erzählen könnte. Bei einem langen Film mit epischen Verwicklungen ist das ja klar. Aber den Film kennzeichnen, einzigartig machen und eine Idee davon vermitteln können, wovon er handelt, dazu müssen zu guter Letzt sechs reichen. Fotos, Gemälde, Photoshop-Montagen. Nicht auf dem Computer. Ausgedruckt, in Hochglanz und in Farbe. Dann laut erzählen, spielen, vor anderen, mit Händen, Füßen und Grimassen und mit farbiger Sprache. Das ist der private Pitch. Wo hakt es? Wo sage ich, dann kommt es irgendwie von der Situation in die Situation? Wo verliere ich mein Publikum? Wo muss ich zuviel erklären?
Dann das Ende.
"Jan Blöd" hat geschrieben:
Übrigens stimme ich mittlerweile dem zu, dass ein drei Minuten Film nicht unbedingt 5 Wendepunkte braucht, aber drei (Anstoß, Mitte, Ende) sollten zumindest drin sein.
Wir denken Geschichten immer von ihrem Ende her (Godard: "Kino zeigt den Tod bei der Arbeit"). Weil der Ausgang ja die Prämisse "beweist". Tut er das wirklich? Muss die Mutter Seelenfrieden finden? Muss sie sterben? Muss es eine Lösung geben? (EDIT: naja, in einem Film, der Die Vergebung heißt, wäre es u.U. gut, wenn irgend jemandem vergeben würde. Ein offenes Ende ließe die Frage im Raum stehen, die sich m.E. aber ohnehin stellt. Wer vergibt wem und wofür? Man könnte ja auch den Titel ändern: Shit happens).
Richtig ist es, dass der Zuschauer etwas Formales erwartet, das signalisiert, das war's, mehr kommt nicht. Formal wie inhaltlich sind aber die meisten Schlüsse der Cool Down, alles Hochdramatische löst sich auf. Es gibt natürlich Schlusspointen wie bei einem Witz. Dann gibt es einen rein semantischen Punkt. Nachdem der Kampf vorüber war gingen alle ihrer Wege. Ist okay, oft angemessen. Oder die drei Pünktchen, das offene Ende. So verwendet in den meisten Alltagsgeschichten. Hast du das schon gehört? Blablabla ...
Aber das Ende lässt viele verzweifeln. Wie gehen die besten Romane und Filme aus? Antwort: mit Pointe, Punkt oder Pünktchen. Spielt kaum eine Rolle, da die meisten guten Stoffe gar nicht vom Ende her konzipiert sind. A good film is a beginning that never stops beginning.
Antwort von MLJ:
@Jan Blöd
Ja, ich habe es hautnah erlebt wenn Polizisten so eine Botschaft den Angehörigen überbringen, mehr als einmal und jedes mal war auch zusätzlich eine psychologisch geschulte Beamtin dabei, in Deutschland und hier in Frankreich, so viel dazu. Was die "humoristische Einlage" angeht mit der alten Frau in der Kirche so finde ich das vollkommen deplatziert und lässt es nur damit ins lächerliche abdriften.
Wie ich dir bereits geschrieben habe, gute Grundidee aber nicht ausgereift genug dem man mit einer gründlichen Überarbeitung entgegensteuern könnte. Ich möchte nochmal betonen, dass ich dich in keiner Weise angreifen oder dein Drehbuch schlecht reden will und nur meinen persönlichen Eindruck und Kritik hier wiedergebe, nicht mehr und nicht weniger, okay ? ;)
@Funless
Auch in Hollywood pocht niemand mehr auf "klassische" Drehbücher, das ist Humbug denn ich hatte schon genug davon in den Händen und keines entsprach auch nur im Ansatz den Regeln der "Writers Guild" da sich andere Formen längst etabliert haben und breiten Zuspruch und Akzeptanz finden. Die Idee und Geschichte muss zünden, der Rest ist vollkommen veraltet was das "klassische" Drehbuch angeht :)
Cheers
Mickey
Antwort von Funless:
@Funless
Auch in Hollywood pocht niemand mehr auf "klassische" Drehbücher, das ist Humbug denn ich hatte schon genug davon in den Händen und keines entsprach auch nur im Ansatz den Regeln der "Writers Guild" da sich andere Formen längst etabliert haben und breiten Zuspruch und Akzeptanz finden. Die Idee und Geschichte muss zünden, der Rest ist vollkommen veraltet was das "klassische" Drehbuch angeht :)
Cheers
Mickey
Cool! Gut zu Wissen. Danke für die Info. :-)
Antwort von domain:
dienstag_01 hat geschrieben:
Ja, merkt man vor allem, wenn er von Katharsis schreibt. "Katharsis zum Mörder", vielleicht liest man wenigstens mal den Wikipedia Artikel quer, bevor man seitenweise Unsinn tippt.
Katharsis zum Mörder (völliges Missverständnis von Katharsis) ;-)
Hier wäre es besser von Wandlungen oder Verwandlungen der Protagonisten im Laufe einer Geschichte zu sprechen.
Bei der Katharsis-Konzeption von Aristoteles ist ja bis heute nicht klar, was er eigentlich gemeint hat. Speziell nicht, ob die Katharsis nur bei den Protagonisten des Schauspiels beobachtbar sein, oder auch bei den Zusehern eine reinigende Wirkung entfalten sollte, was Goethe ja ablehnte. Er war der Meinung, dass der Zuseher letzten Endes das Schauspiel nicht aufgewühlt, sondern ausgeglichen und befriedigt verlassen sollte.
Antwort von Funless:
Aus meiner persönlichen Sicht muss eine Katharsis nicht immer in die Richtung der seelischen Reinigung, bzw. in "von böse/schlecht zu Gut/Rein" verlaufen, sondern kann durchaus auch in die entgegengesetzte Richtung gehen.
In der Tat wäre der Begriff "Wandlung" jedoch für das Verständnis einiger hier wohl passender gewesen.
Antwort von domain:
Unter reinigend, wird ja meist das totale und den Normalbürger abstoßend erscheinende Ausleben von bisher unterdrückten Emotionen verstanden (Familienzusammenführungen und sonstiger Unfug).
Der Zuseher ist einfach baff und bewundert Exzentriker mit den sehr nachvollziehbaren Gefühlsexplosionen, die er selber schon gern längst ausgelebt hätte.
Wenn das dann in einem Film stellvertretend für ihn jemand macht, ist das quasi eine emotionale Befreiung und Identifikation.
Siehe Sicheritzfilme, als genial typische Beispiele (Muttertag, Hinterholz8, Poppitz, MA2412 etc.)
In letzter Zeit auf ORFIII gerne wiederholt.
Alles nicht deutsch-tiefschürfend und schwerwiegend, sondern österr. leicht ;-)
zum Bild
Antwort von Jan Blöd:
An alle, die meinen, dass die Writers Guild of America die ollen Strukturmodelle nicht mehr benutzt. Denen möchte ich zum einen die Seite der Writers Guild (Sektion West) ans Herz legen, und zum anderen ein bestimmtes Buch, erschienen 2008.
Keith Cunningham: Soul of Screenwriting: On Writing, Dramatic Truth, and Knowing Yourself. London/New York 2008.
Oder dieses tolle Buch:
John Truby: The Anatomy of Story: 22 Steps to Becoming a Master Storyteller. London 2008.
Gerade acht Jährchen alt, und lehren immer noch die verschiedenen Strukturmodelle (Akte, Steps, Sequenzen, etc.), natürlich mit Wendepunkte.
Moderne Drehbücher haben nix Neues erfunden, sondern das Alte nur etwas "aufgepeppt".
@ Funless,
Ich stimme Dir zu, dass eine Katharsis in beide Richtungen gehen kann (siehe Schweigen der Lämmer (Buch, nicht Film), zumeist aber wird es in eine Richtung erzählt (von Böse zu Gut). Wahrscheinlich, weil ein Happy End besser zu vermarkten ist.
Im übrigen schreibe ich gerade an einer Geschichte, die in Nazideutschland spielt, und die Entwicklung eines harmlosen Deutschen, der wegen eines Witzes eingesperrt wird, hin zum Widerstandskämpfer, den ausgerechnet sein Feind rettet. Ob ich es jedoch je fertig kriege, und es gut wird (I doubt it), steht auf einem anderen Blatt. In jedem Fall aber ist es eine gute Übung für mich, vor allem, da Dialoge meine Hauptschwachstelle sind.
Antwort von domain:
Warum bist du eigentlich mit deinen 60 Jahren noch so ehrgeizig?
Habe neulich meine 2. Ex nach 35 Jahren der Trennung wieder getroffen und bin im Begriffe, mit ihr ein halbwegs liebevolles Verhältnis wieder herzustellen. Ich beklagte mich ein wenig über die "Sinnlosigkeit" meiner letzten Jahre in der Rente. Da sagte sie: einen Sinn im Leben gibt es nicht, das Leben selbst ist der Sinn, keine Blume fragt warum sie blüht, kein Hund warum er sein Herrchen beim Wiedersehen stürmisch begrüßt.
Wenn dir nichts anderes einfällt, sagte sie, musst du einfach lernen zu genießen.
Eine wertvolle Ansage.
Also machs dir doch nicht so schwer mit deinen ambitionierten aber kritisierten Drehbuchversuchen dahier, sondern genieße einfach andere Sachen.
Antwort von Frank B.:
Manche genießen auch Schmerzen. :D
Antwort von Jan Blöd:
Wäre echt toll, Leute, wenn Ihr euch mit dem vorliegenden Drehbuch, und nicht mit ollen Kamellen von mir beschäftigen würdet.
Antwort von 7River:
domain hat geschrieben:
Warum bist du eigentlich mit deinen 60 Jahren noch so ehrgeizig?
Habe neulich meine 2. Ex nach 35 Jahren der Trennung wieder getroffen und bin im Begriffe, mit ihr ein halbwegs liebevolles Verhältnis wieder herzustellen. Ich beklagte mich ein wenig über die "Sinnlosigkeit" meiner letzten Jahre in der Rente. Da sagte sie: einen Sinn im Leben gibt es nicht, das Leben selbst ist der Sinn, keine Blume fragt warum sie blüht, kein Hund warum er sein Herrchen beim Wiedersehen stürmisch begrüßt.
Wenn dir nichts anderes einfällt, sagte sie, musst du einfach lernen zu genießen.
Eine wertvolle Ansage.
Also machs dir doch nicht so schwer mit deinen ambitionierten aber kritisierten Drehbuchversuchen dahier, sondern genieße einfach andere Sachen.
Und welche anderen Sachen?! Wenn sie nun mal Spaß am Drehbuchschreiben hat. Ist das so schwer zu verstehen?
Antwort von domain:
Du hast recht, jedem Tierchen sein Pläsierchen.
http://drehbuchautorenforum.xobor.de/t9 ... t-vor.html
Ein gewisser Pfeifenreiniger hat dort geschrieben:
"Dieses Forum ist ein Witz! Hier unterhält sich eine (Gerlinde) mit sich selbst (7River). So etwas kann ich nicht für voll nehmen."
Nun ist auch noch Jan Blöd hinzugestoßen.
Das ist natürlich sehr interessant, wenn es stimmt. Eine reale und zwei fiktive Personen unterhalten sich miteinander.
Besser, als wenn man mit sich selbst Schach spielt ;-)
Antwort von 7River:
Ich bin in dem Forum aktiv. Also kann ich dort nicht fiktiv sein.
Antwort von Jan Blöd:
Also, Leute, in dem Forum, dass ich als "Gerlinde" gegründet habe, sind vier Leute, mit meiner Wenigkeit mit gerechnet. Alle sind weder mit mir verwandt, noch verschwägert, oder eine multiple Persönlichkeit von mir. HIER bin ich Jan Blöd, aber der Jan Blöd in meinem Forum ist jemand aus Hamburg. Ich hatte jemanden in Verdacht (ein ehemaliger User, der im Forum Stress verursachte. 7River weiß, wenn ich meine), aber eine Überprüfung der IP ergab, dass er es nicht ist, also habe ich erlaubt, im Forum zu schreiben, er hat aber bis jetzt noch nichts veröffentlicht. Ein anderer User ist aus einem Schreibforum, in dem ich kurzzeitig war (7River kennt die Gründe, warum ich da nicht mehr bin), und dann natürlich 7River, das "Flaggschiff" des Forums, der Mann, der als Einziger im Forum wirklich GUT schreiben kann!
PS:
Wenn Du schon aus meinem Forum zitierst, dann bitte auch meinen Beitrag mit dazu. Denn das würde einiges erklären:
RE: Komme mir verarscht vor
#2 von Gerlinde , 01.05.2017 05:51
Lieber Pfeifenreiniger,
Oder sollte ich lieber "ThePassenger" sagen? Was soll das? Lass uns endlich in Ruhe! Du bekommst Hier keine Aufmerksamkeit! Und, ich lasse den Bereich vorerst für Gäste offen, weil ich hoffe, dass Du genug Anstand hast, fern zu bleiben.