Frage von rush:Nach der Pay TV Auswertung via Sky ist nun auch die ARD am Zuge und zeigt beginnend ab heute "Babylon Berlin" im Free TV.
Daher gibt es am heutigen Sonntag ( 30.09.18 ) keinen Tatort/Polizeiruf sondern die ersten 3 Episoden der ersten Staffel "Babylon Berlin" - gefolgt von einer Doku/Reportage.
Die weiteren Folgen werden offenbar zeitnah ausgestrahlt am 04.10.18 und 11.10.18
https://www.daserste.de/unterhaltung/se ... index.html
Antwort von Roland Schulz:
Womit haben die denn die ersten Szenen an den Gleisen gedreht - mit ner RX100 so wie das rauscht ;-)???
Edit: Alexa und Alexa Mini
Antwort von Funless:
Vielleicht solltest du dir mal‘n ordentlichen Fernseher besorgen. Als ich die Serie vor einem Jahr geguckt hatte rauschte nix. 😝
Antwort von Roland Schulz:
Funless hat geschrieben:
Vielleicht solltest du dir mal‘n ordentlichen Fernseher besorgen. Als ich die Serie vor einem Jahr geguckt hatte rauschte nix. 😝
Na ja, am TV liegt‘s nicht, da mach‘ Dir
mal keine Sorgen 😉!!
Antwort von Konsument:
Wenn das ganze 1929/1930 spielen soll ist die Lok aber die totale Fehlbesetzung. Die Baureihe 52 wurde erst ab 1942 als Kriegslok (abgespeckte Version der Baureihe 50) gebaut.
Antwort von Heiko1974:
Die Tanzszenen finde ich auch irgendwie nicht so gut gelungen, wirkt auf mich zu künstlich und modern für diese Zeit.
Antwort von Funless:
Sag mal Heiko1974, dass es sich bei
Babylon Berlin nicht um eine neue Folge von
ZDF History handelt, dessen bist du dir aber bewusst?
Antwort von cantsin:
Zwei Episoden gesehen, und aus meiner Sicht nur aufgebrezelte (aber hinsichtlich Ausstattung und Bilder nicht mal gute) Krimi-Hausmannskost.
Der Plot ist eine Ansammlung aller exotistischer Stereotypen und Platitüden über das damalige Berlin, aber die historischen Details stimmen nicht - als ob heutige Berghain-Clubgänger eine 20er Jahre-Kostümparty feiern.
Da wird wieder mal Isherwoods "Cabaret" neu aufgewärmt, auf dem Billigniveau italienischer 70er-Jahre-B-Filme wie "Salon Kitty", aber ohne deren Camp- und Trash-Faktor.
Vor allem aber zieht sich das Ding langweilig vor sich hin.
Antwort von Hayos:
@authentische Tanzszenen: Ich empfehle neben der Serie noch etwas quer zu lesen oder paar Filmzeugnisse wie "Menschen am Sonntag" zu konsumieren (Drehbuch: Billy Wilder, ist aber eh mehr Impro/Dokustyle). Und von der wilden Tanzerei gibts es auch ein paar Videos im Netz...
Danach muss man zugeben, dass man die Zeit in der Serie sogar noch verrückter hätte darstellen können - gerade was da in den Szenelokalitäten abging, war man um Dekaden seiner Zeit voraus (auch mit allen negativen Begleiterscheinungen, Stichwort Drogen). Ich mein, es war zb. schicklich Schwulenbars auch als Nichtschwuler zu besuchen (selbst Nazigrößen gingen da ein und aus).
Kurz: Es war eine komplett andere Welt - besonders und auch als der Rest Deutschlands. Ich komm' "vom Dorf" und ich kenne Berichte von meiner Oma wenn die Verwandschaft aus Berlin kam vorm Krieg - das waren quasi Außerirdische. Im Familienalbum kann man auch heute noch den Kontrast erkennen. Allein das sich die Frauen ihre Haare abgeschnitten haben, plus die "komischen Hüte" war in den Augen meiner Oma schon hochgradig lasterhaft ;)
Zu Serie selbst: Sicher nicht perfekt, aber alleine mal eine deutsche Produktion zu sehen, wo ich nicht ständig die Stirn runzeln muss und mich Kamera und Licht echt begeistern (klare Anlehnungen an alte Film Noir) - das hat sich schon gelohnt. Zudem sind viele schöne Details aus der Zeit eingebaut, allein die Huldigung Walter Ruttmanns (dem Pionier des analogen After Effects ;) dessen Animationen im Abspann verbaut wurden, ist immer wieder ein Genuss.
Storymäßig finde ich es bisweilen ausbaufähig, vor allem hätte ich mir noch mehr Screentime mit Hinterhofleben gewünscht. So wie am Anfang der Serie, das war sehr nah an Heinrich Zilles (
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Zille) dokumentarischen Zeichnungen. Da hoffe ich auf die nächsten Staffeln.
Antwort von Alf_300:
Paßt scheinbar gut in die Zeit, drum ist Staffel 3+4 schon bestellt
Antwort von Hayos:
So sicher war das nicht, die Macher hingen lange in der Luft ohne konkrete Zusagen, das OK kam erst Ende Juli.
Antwort von Frank Glencairn:
Hayos hat geschrieben:
@authentische Tanzszenen: Ich empfehle neben der Serie noch etwas quer zu lesen oder paar Filmzeugnisse wie "Menschen am Sonntag" zu konsumieren (Drehbuch: Billy Wilder, ist aber eh mehr Impro/Dokustyle). Und von der wilden Tanzerei gibts es auch ein paar Videos im Netz...
Danach muss man zugeben, dass man die Zeit in der Serie sogar noch verrückter hätte darstellen können - gerade was da in den Szenelokalitäten abging, war man um Dekaden seiner Zeit voraus (auch mit allen negativen Begleiterscheinungen, Stichwort Drogen). Ich mein, es war zb. schicklich Schwulenbars auch als Nichtschwuler zu besuchen (selbst Nazigrößen gingen da ein und aus).
Na ja, sie haben ja selbst gesagt, daß sie an Authentizität eher nicht interessiert waren, und vieles bewusst mit einem "modernen Touch" versehen haben.
Antwort von Pianist:
Konsument hat geschrieben:
Wenn das ganze 1929/1930 spielen soll ist die Lok aber die totale Fehlbesetzung. Die Baureihe 52 wurde erst ab 1942 als Kriegslok (abgespeckte Version der Baureihe 50) gebaut.
So ist es. Und dann auch noch mit Reichsbahn-Computernummer aus den 70er Jahren. Da hätte man sich eher im Bereich von Lokomotiven umschauen müssen, die später in die Baureihen 58, 89 und 94 eingruppiert wurden, aber natürlich mit damaliger Beschilderung. Da sind auch noch etliche betriebsfähig. Und mir ist auch nicht klar, wohin der vorher brennende Baum, der die Strecke blockiert hat, plötzlich verschwunden ist, weil die Weiterfahrt ja problemlos möglich war. Über Breit- und Normalspur müsste man auch mal nachdenken. Und eine Straßenbahn, wo der Beiwagen voraus fährt, muss nun auch nicht unbedingt sein...
Matthias
Antwort von Sammy D:
Ja, durchweg sehr wenig Realismus in dieser Serie. Neben den zu modernen Tanzszenen, nicht-authentischen Bahnwagons und mindestens 46 falsch platzierten Backsteinen der "Rote Burg", sind es vor allem die vielen Kleinigkeiten, welche die Serie als im Jahre 2017 produzierte Show entlarven:
Es waere Rath ueberhaupt nicht gelungen Mutti in der Kuechenstube ohne Schmiermittel wie Vaseline oder zumindest Butterschmalz zu fisten. Ein unerhoerter prop fail!
Antwort von Frank Glencairn:
Unabhängig von einigen Props (90er Jahre Telefon beim Russen, 50er Jahre Küchenuhr etc.)und den schrägen 80er Jahre Tanz/Gesangsnummern (aber das wollten die ja bewusst so), stört mich am meisten die Inkonsistenz der Kamera.
Wenn man aus Zeit/Kostengründen immer 3 Kameras gleichzeitig am laufen hat, ist das natürlich eine starke Einschränkung, weil man sich ja erstens immer gegenseitig - und auch den Schauspielern - im Weg ist, und zweitens natürlich auch nicht so leuchten kann, als wenn man nur eine Kamera hätte. Framing, Licht, und Brennweite sind also meistens ein Kompromiss - das sieht man dem Material leider oft an. Kann ich alles irgendwie verstehen, aber die Unterschiede im Look sind teilweise größer, als die oben genannten Einschränkungen vermuten lassen.
Einige Szenen sind extrem schön geleuchtet und geframed, andere sehen aus als ob man die Kamera zwischendurch einem Lokalnachrichten-Vlogger in die Hand gedrückt hätte. Viel ist natürlich der Tatsache geschuldet, daß weite Teile des Materials aus der Hand (mit Easyrig) gedreht wurden, was natürlich nur Weitwinkel zulässt, weil es sonst zu sehr wackelt. Entsprechend deutsch sieht es dann auch aus. Daß bei so einer Produktion ausgerechnet am Stativ/Dolly gespart wird, ist mir unverständlich. Das ständige unmotivierte rumeiern mit der Handkamera finde ich jedesmal extrem störend. Das schiefe Einstellungen dann nicht mal in der Post gerade gerückt werden, ist auch so ein Ding.
Apropos Framing, in vielen Szenen sieht es aus, als ob einer der 3 Kameramänner immer für Cinemascope geframed hätte - ganz oft absurd viel Headroom.
Antwort von beiti:
Hayos hat geschrieben:
Es war eine komplett andere Welt - besonders und auch als der Rest Deutschlands. Ich komm' "vom Dorf" und ich kenne Berichte von meiner Oma wenn die Verwandschaft aus Berlin kam vorm Krieg - das waren quasi Außerirdische. Umgekehrt galt das natürlich auch. Hat Erich Kästner sehr schön beschrieben - zufällig sogar genau im Jahr 1929:
Besuch vom Lande
Antwort von Hayos:
@beiti: Oh sehr schön! :D Kannte ich noch nicht :)
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Na ja, sie haben ja selbst gesagt, daß sie an Authentizität eher nicht interessiert waren, und vieles bewusst mit einem "modernen Touch" versehen haben.
Jepp, aber davon abgesehen fand ich das Stimmungsbild der Zeit wie schon erörtert recht gelungen umgesetzt. In meinen Augen auf jeden Fall der richtige Weg, besser als dieses bemüht Authentische ala "Der Untergang", wo eine objektive Wahrheit vorgaukelt wird, die Film nie leisten kann.
Noch zu deiner Kamerakritik: Waren die drei Drehteams nicht immer an unterschiedlichen Orten, so viel ich weiß (eben aus Budgetgründen)? Das Kameragewackel hat mich auch ein paar Mal gestört (aber war ja nicht immer), vielleicht war die Abstimmung zwischen den Teams dann doch nicht so 100% optimal. Vielleicht wirds in den nächsten Staffeln anders, der aufwendige Setbau mit dem ganzen Straßenzug, Kostüme etc. fällt ja nun weg. Und/oder man geht noch mal mit dem Budget hoch - 40 Millionen für 16 Folgen...da lachen ja HBO und Netflix.
Antwort von pillepalle:
Hayos hat geschrieben:
Und/oder man geht noch mal mit dem Budget hoch - 40 Millionen für 16 Folgen...da lachen ja HBO und Netflix.
Also eine Coproduktion mehrerer Sender (ARD, Sky und Beta) gefördert von den Stiftungen zweier Bundesländer, einem Bundesministerium (für Wirtschaft und Energie?) und der EU? Also gefühlt zu 70% mit öffentlichen Geldern? Und das ist dann günstig weil 'Wetten Dass' pro Minute mehr kostet, oder weil man die Serie noch an andere europäische Rundfunkanstalten (die auch mit öffentlichen Geldern finanziert werden) weiter verkaufen kann?
Ich finde ja gut das so etwas gefördert wird, aber die Mittel fließen scheinbar immer nur zu den großen Produktionen und irgendwie immer zu den gleichen Leuten. Welche politischen Entscheidungen dahinter stehen weiss ich nicht, aber ich finde das Ergebnis doch ernüchternd kommerziell. Fernsehunterhaltung eben... auf höherem Niveau weil aufwendiger produziert. Müssen die Europäer den gleichen Weg gehen wie die Amerikaner? Ich hoffe nicht, aber fürchte schon.
VG
Antwort von Frank Glencairn:
pillepalle hat geschrieben:
.. aber ich finde das Ergebnis doch ernüchternd kommerziell.
Ich wünschte es wäre kommerziell. Für kommerziell muss man sich deutlich mehr Mühe geben, als für gefördert.
Antwort von dienstag_01:
Interessant fand ich Szenografie und Ausstattung, hier wurde ein Bild der Zeit und der Moderne versucht (in Teilen auch als Koexistenz von Alt und Neu), das sich sehr sehr wohltuend von den sonst meist zu sehenden Sets in Historienfilmen abhebt. Die werden oft zum eigentlichen Hauptdarsteller, in denen sich dann Darsteller hölzern wie ehrfürchtige Museumsbesucher bewegen.
Die Genauigkeit der Darstellung einer zeitgeschichtlichen Epoche ersetzt aber keine erzählerische Idee.
In der schauspielerischen Darstellung setzt sich das fort. (Über Tanz wurde schon gesprochen, Anfang letztes Jahrhundert entstand das, was wir heute Modernen Tanz nennen) - es wurde aber auch darauf verzichtet, die Besonderheit der Zeit durch - mal ein Beispiel, was was wahrscheinlich jeder versteht - häufiges Strammstehen zu zeigen.
Überhaupt wurde darauf verzichtet, Unterschiede zwischen der Zeit damals und jetzt hervorzuheben, im Gegenteil, es wurde das Verbindende gesucht.
Ein Film mit einer Idee - das ist doch schon mal was ;)
Antwort von Frank Glencairn:
dienstag_01 hat geschrieben:
Interessant fand ich Szenografie und Ausstattung, hier wurde ein Bild der Zeit und der Moderne versucht (in Teilen auch als Koexistenz von Alt und Neu), das sich sehr sehr wohltuend von den sonst meist zu sehenden Sets in Historienfilmen abhebt. Die werden oft zum eigentlichen Hauptdarsteller, in denen sich dann Darsteller hölzern wie ehrfürchtige Museumsbesucher bewegen.
Die Genauigkeit der Darstellung einer zeitgeschichtlichen Epoche ersetzt aber keine erzählerische Idee.
Ich seh das genau umgekehrt. Dadurch daß mich das Szenenbild die ganze Zeit anschreit "Schau her, hier haben wir einen Modernen Touch reingebracht, den es damals gar nicht gab - naaanananaaanaaa!!!" spielt es sich ungehörig in den Vordergrund, wo es nix zu suchen hat.
Wo ist der Punkt einen Film 1929 spielen zu lassen, und dann Elemente aus den 80er Jahren einzubauen? Das ist wie ein Film, der im Mittelalter spielt, und dann latscht einer mit nem Gethoblaster durchs Bild - wo ist das denn "wohltuend" - das reißt einen doch nur aus der Geschichte.
Wenn man sowas macht, wie in Gotham z.b. wo das sogar sehr gekonnt auf die Spitze getrieben wird, dann muß man aber dazu stehen, daß man eben in einer Fantasiezeit arbeitet, und alles ist gut.
Aber großkotzig 1929 erzählen wollen, aber dann drin rum pfuschen ist halt nur inkonsequent.
Antwort von dienstag_01:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
dienstag_01 hat geschrieben:
Interessant fand ich Szenografie und Ausstattung, hier wurde ein Bild der Zeit und der Moderne versucht (in Teilen auch als Koexistenz von Alt und Neu), das sich sehr sehr wohltuend von den sonst meist zu sehenden Sets in Historienfilmen abhebt. Die werden oft zum eigentlichen Hauptdarsteller, in denen sich dann Darsteller hölzern wie ehrfürchtige Museumsbesucher bewegen.
Die Genauigkeit der Darstellung einer zeitgeschichtlichen Epoche ersetzt aber keine erzählerische Idee.
Ich seh das genau umgekehrt. Dadurch daß mich das Szenenbild die ganze Zeit anschreit "Schau her, hier haben wir einen Modernen Touch reingebracht, den es damals gar nicht gab - naaanananaaanaaa!!!" spielt es sich ungehörig in den Vordergrund, wo es nix zu suchen hat. Wo ist der Punkt einen Film 1929 spielen zu lassen, und dann moderne Elemente einzubauen? Wenn man sowas macht, wie in Gotham z.b. wo das sogar sehr gekonnt auf die Spitze getrieben wird, dann muß man aber dazu stehen, daß man eben in einer Fantasiezeit arbeitet, und alles ist gut.
Aber großkotzig 1929 erzählen wollen, aber dann drin rum pfuschen ist halt nur inkonsequent.
Pfusch bleibt immer Pfusch, gar keine Frage.
Aber hier drängt sich eigentlich nichts in den Vordergrund (ganz im Gegenteil, als Zuschauer wird man sogar eher abgeholt), was auffällt ist die Kollision mit einem tradierten Bild, einer tradierten Darstellungsweise, von der wir (wiederum auch durch Filme) geprägt sind und das/die zu einer Erwartungshaltung geworden ist.
Antwort von Frank Glencairn:
Ähem... jaaaaa genau in 1929 erwarte ich 1929 und sonst nix
Antwort von dienstag_01:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Ähem... jaaaaa genau in 1929 erwarte ich 1929 und sonst nix
Das erwartet wohl jeder. Nur das eben 1929 nicht monolithisch ist.
Das Bauhaus wurde 1919 gegründet (das waren erstmal nur Visionen; die prägen uns auf die eine oder andere Art noch heute). Eine Zeit nur in ihren Pferdekutschen und Tellern/Tassen und nicht in ihren Ideen sehen zu wollen, ist aber sicherlich verbreitet.
Antwort von Frank Glencairn:
Ich kenne eigentlich keinen Film/Serie die in den 20er Jahren spielt und die Strömungen der Moderne nicht aufgreift - ist ja auch richtig. Aber mit Absicht 80er Jahre Elemente rein zu bringen (und ich spreche jetzt nicht von Telefonen und Küchenuhren - geschenkt, das sehen sowieso nur die wenigsten) wenn es sich nicht um eine Comedy handelt, ist inkonsequent. Das ist auch im allgemeinen ne typisch deutsche Krankheit, nix 100%ig zu machen und hinter nix 100%ig zu stehen, sondern immer alles irgendwie aufzuweichen, und zu verwässern (und als Entschuldigung zu sagen, das wäre jetzt eben "modern")
Antwort von dienstag_01:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Ich kenne eigentlich keinen Film/Serie die in den 20er Jahren spielt und die Strömungen der Moderne nicht aufgreift - ist ja auch richtig. Aber mit Absicht 80er Jahre Elemente rein zu bringen (und ich spreche jetzt nicht von Telefonen und Küchenuhren - geschenkt, das sehen sowieso nur die wenigsten) wenn es sich nicht um eine Comedy handelt, ist inkonsequent. Das ist auch im allgemeinen ne typisch deutsche Krankheit, nix 100%ig zu machen und hinter nix 100%ig zu stehen, sondern immer alles irgendwie aufzuweichen, und zu verwässern (und als Entschuldigung zu sagen, das wäre jetzt eben "modern")
Wo sind denn da die 80er Jahre? Hab ich nicht erkannt.
Aber, nochmal, was du 100%ig nennst, nenne ich monolithisch, oder eindimensional. Gabs nicht, gibts nicht, uninteressant.
Was ja nicht heisst, dass das alles perfekt ist, nicht falsch verstehen. Es ist ein Ansatz.
Antwort von Konsument:
Genau. Demnächst kommt dann wahrscheinlich 1940 und der ICE nach Auschwitz.
Antwort von Frank Glencairn:
dienstag_01 hat geschrieben:
Wo sind denn da die 80er Jahre? Hab ich nicht erkannt.
Einfach nochmal anschauen, auch das Making-of mit den Kommentaren der Verantwortlichen.
dienstag_01 hat geschrieben:
Aber, nochmal, was du 100%ig nennst, nenne ich monolithisch, oder eindimensional.
Was du "monolithisch" nennst nenne ich realistisch.
Antwort von dienstag_01:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
dienstag_01 hat geschrieben:
Wo sind denn da die 80er Jahre? Hab ich nicht erkannt.
Einfach nochmal anschauen, auch das Making-of mit den Kommentaren der Verantwortlichen.
dienstag_01 hat geschrieben:
Aber, nochmal, was du 100%ig nennst, nenne ich monolithisch, oder eindimensional.
Was du "monolithisch" nennst nenne ich realistisch.
Making Of interessiert mich jetzt nicht so (ich guck erstmal selber). Und gesehen, dass es explizit auf die 80er Jahre zielt (oder dass die benutzt werden) hab ich nicht.
Vielleicht fällt mir ja heute Abend dazu was auf ;)
Und was du realistisch nennst, meint eigentlich naturalistisch. Realismus - da gibt es den magischen Realismus, den Surrealismus, den... das ist so viel, Kafka, Jodorowsky... Träume sind Realität.
Antwort von Funless:
Also Serien wie bspw.
Die Leute von der Shiloh Ranch,
Bonanza oder
Unsere kleine Farm zeichnen sich ja nun auch nicht gerade durch Realismus bzgl. der jeweiligen Zeitepoche aus in der sie spielen und da scheint es bei die Mehrheit der Zuschauer nicht besonders zu stören. Wahrscheinlich weil es fiktive Geschichten sind und keine wissenschaftlichen Geschichtsdokumentationen.
Und genauso nehme ich
Babylon Berlin wahr, als einen fiktiven Krimi-Thriller, der im Setting des Berlin der 1920'er Jahre spielt. Ich habe zwar die Romanvorlage von Volker Kutscher nicht gelesen, doch soweit mir bekannt erheben die Bücher auch nicht gerade den Anspruch der vollumfänglich historischen Genauigkeit. Somit erwarte ich da ehrlich gesagt weder die Darstellung einer historisch peinlich genauen Lokomotive, noch der perfekt passenden Wanduhr oder ähnliches. Und solange da nicht einer der Protagonisten eine Casio G-Shock am Handgelenk trägt oder den Steckbrief per Fax versendet, wird es
mich jedenfalls nicht aus der Immersion reißen.
Klar, es allen Recht machen kann man natürlich nicht. Doch wer perfekten Realismus erwartet wird wohl bei mehr als 90% von allen fiktiven AV-Produktionen enttäuscht werden.
Just my 50 cents.
Antwort von dosaris:
Funless hat geschrieben:
...wer perfekten Realismus erwartet wird wohl bei mehr als 90% von allen fiktiven AV-Produktionen enttäuscht werden.
Just my 50 cents.
da würden auch Deine 50 ct nicht ausreichen.
Der letzte Rest an Authentizität wird unverhältnismäßig teuer,
bringt aber für die Wahrnehmung fast nix. Nur für's Erbsen zählen.
Also lassen die's dann halt, um im Budget zu bleiben.
Antwort von Hayos:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Was du "monolithisch" nennst nenne ich realistisch.
Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe, aber das ist für mich wiederum typisch deutsch. Deswegen gibt es sowas wie "Der Untergang", wo man eine Realität, sprich eine objektive Wahrheit vorgaukelt, die das Medium Film meiner Meinung nach nicht leisten kann. Das hat zb. auch Tarantino krititisiert und daher ist "Inglourious Basterds" der Gegenentwurf.
Selbst Dokus können nicht die Realität abbilden und auch dort fließt immer viel Subjektivität rein. Wenn man das einmal erkannt hat, kann man ganz andere Filme machen. Werner Herzog verfolgt den gleichen Ansatz und hat das hier schön auf den Punkt gebracht:
Frage: Die meisten Dokumentarfilmer verfolgen den Anspruch, Wahrheit zu konstituieren und die Welt so abzubilden, wie sie ist.
"Schon in diesem Anspruch liegt ein Widerspruch. Wenn ich die Welt so zeige, wie sie ist, oberflächlich also, dann stoße ich doch nie zu ihrer inneren Wahrheit vor. Es gibt freilich keine Formel für Wahrheit, schon gar nicht im Kino. Ist denn etwas weniger wahr, sobald ich es inszeniere? Oder bin ich womöglich in der Lage, gerade durch die Inszenierung eine viel tiefere, ekstatische Wahrheit sichtbar zu machen? Ich habe Dokumentationen gedreht, in denen so gut wie jedes Detail erfunden ist und die genau deshalb viel mehr Wahrheit enthalten als viele andere, die sich buchhalterisch an Objektivismus klammern."
https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel ... 382-4.html
P.S. Dass das viele in Deutschland vor den Kopf stößt ist klar und sicher auch der Grund, wieso er in Deutschland wie ein Ausgestoßener behandelt wird.
Antwort von Frank Glencairn:
Funless hat geschrieben:
doch soweit mir bekannt erheben die Bücher auch nicht gerade den Anspruch der vollumfänglich historischen Genauigkeit.
Soweit dir bekannt ist....
Ihre Detailkenntnis überrascht selbst gestandene Berliner. Etwa dass man einst eine Mark Maut für die Fahrt auf der Avus zahlen musste.
Ich lese alte Zeitungen, etwa die Vossische, da findet man solche Details...
Dabei versuche ich aber, die damalige Gegenwart so darzustellen, wie ich sie mir nach meinen Recherchen vorstelle. Eine ganz wichtige Quelle sind Zeitungen von damals. Wir beurteilen die Zeit ja mit dem Wissen darüber, was später alles geschehen ist. In den Schlagzeilen finde ich dagegen das naive Gefühl der damals lebenden Menschen, die noch nicht ahnen konnten, was die Zukunft bringt...
Die umfassende historische Genauigkeit ist das Ergebnis einer enormen Recherchearbeit. Sie sagen zwar, dass die Romane ganz bewusst keine Geschichtsbücher sein sollen. Trotzdem: Sehen Sie Ihre Romane auch als Dokumentationen?
Jein. Natürlich kann man in den Romanen hier und da Details erfahren, wie teuer eine Fahrt auf der AVUS war, was ein Paar Schuhe kostete oder eine Tasse Kaffee im Restaurant, und man wirft auch einen Blick in den damaligen Alltag.
Was sind Ihre Hauptquellen dafür?
Hauptsächlich die Literatur der damaligen Zeit, die Romane der Neuen Sachlichkeit, aber auch zeitgenössische Zeitungsartikel oder Filme wie »Menschen am Sonntag« oder – und da sind wir wieder bei Kästner – Emil und die Detektive. Was den Alltag der damaligen Zeit angeht, war auch meine Großmutter – Jahrgang 1914 – eine unerschöpfliche Quelle.
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Antwort von Frank Glencairn:
Hayos hat geschrieben:
.. Deswegen gibt es sowas wie "Der Untergang", wo man eine Realität, sprich eine objektive Wahrheit vorgaukelt, die das Medium Film meiner Meinung nach nicht leisten kann. Das hat zb. auch Tarantino krititisiert und daher ist "Inglourious Basterds" der Gegenentwurf.
Wir reden völlig aneinander vorbei.
Mir geht's nicht um ein paar - aus der Zeit gefallenen - Props, oder gar um "Wahrheit" - sondern darum einen historischen Film zu drehen, und dann GANZ BEWUSST 80er Jahre Tanz/Gesangseinlagen reinzukloppen um "irgendwie progressiv und modern" wirken zu wollen.
Kar kann man sowas machen, gab's ja öfter schon mal, aber entweder man macht es konsequent und mit einem zwinkernden - wir nehmen uns selbst nicht so ganz ernst - Auge wie Tarantino, oder halt nicht. Aber so ist das nicht (nasser)Fisch noch Fleisch. Schweinegeld für original Requisite, Set, Klamotten, Maske etc. raushauen (war ja auch weitgehend super gemacht), und dann irgendwelche Gimmicks einbauen, das beschädigt IMHO nur die Story, weil es einen jedesmal aus der Illusion haut.
Antwort von Hayos:
Ah okay! Dann ist muss ich mich wohl "dienstag_01" anschließen, der ja meinte den starken 80er Einfluss nicht so bemerkt zu haben wie du. Vielleicht ist dann unserer Background dann doch zu unterschiedlich (in den 80ern war ich noch ein Kind).
Antwort von dienstag_01:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Hayos hat geschrieben:
.. Deswegen gibt es sowas wie "Der Untergang", wo man eine Realität, sprich eine objektive Wahrheit vorgaukelt, die das Medium Film meiner Meinung nach nicht leisten kann. Das hat zb. auch Tarantino krititisiert und daher ist "Inglourious Basterds" der Gegenentwurf.
Wir reden völlig aneinander vorbei.
Mir geht's nicht um ein paar - aus der Zeit gefallenen - Props, oder gar um "Wahrheit" - sondern darum einen historischen Film zu drehen, und dann GANZ BEWUSST 80er Jahre Tanz/Gesangseinlagen reinzukloppen um "irgendwie progressiv und modern" wirken zu wollen.
Kar kann man sowas machen, gab's ja öfter schon mal, aber entweder man macht es konsequent und mit einem zwinkernden - wir nehmen uns selbst nicht so ganz ernst - Auge wie Tarantino, oder halt nicht. Aber so ist das nicht (nasser)Fisch noch Fleisch. Schweinegeld für original Requisite, Set, Klamotten, Maske etc. raushauen (war ja auch weitgehend super gemacht), und dann irgendwelche Gimmicks einbauen, das beschädigt IMHO nur die Story, weil es einen jedesmal aus der Illusion haut.
Ah, verstehe. Man hätte moderne (modernere) Musik sicher auch anders machen können, mit Max Raabe hätte es vielleicht nicht so geklappt, aber wie wäre es mit Zwölftontechnik, entstanden um 1920. Wäre aber sicher auch nicht so Franks Ding gewesen. Aber historisch korrekt ;)
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Antwort von Frank Glencairn:
dienstag_01 hat geschrieben:
..aber wie wäre es mit Zwölftontechnik, entstanden um 1920. Wäre aber sicher auch nicht so Franks Ding gewesen.
Nur wurde Zwölftonmusik nicht in irgendwelchen Berliner Vergnügungstempeln gespielt, sondern nationale und internationale Hits.
Die Leute wollten Entertainment und Musik zum Tanzen, kein verkopftes Geklimper.
Wenn man jetzt ne Szene in irgendeinem pseudo-intellektuellen anarchistischen Künstlerzirkel gehabt hätte, hätte es allerdings gepasst. Aber selbst dort wäre damals Dada wahrscheinlicher gewesen.
Antwort von pillepalle:
...allen kann man es eh nicht recht machen. Mal was zur Musik in Deutschland im Jahr 1929:
In Deutschland amüsierte sich das Publikum bei dem 1929 veröffentlichten, leicht dekadenten, zur ausgedachten oder auch tatsächlichen Kokain-und-Absinth-Atmosphäre der Zeit passenden Tango „Schöner Gigolo, armer Gigolo“. Das Lied schaffte sogar den Sprung über den großen Teich und wurde in den Folgejahren von Louis Armstrong und Bing Crosby als „Just A Gigolo“ amerikanisiert. Mitgeschmettert wurde zwischen Alpen und Nordsee auch der unter anderem 1929 von Paul Godwin gesungene Foxtrott „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n“ und das Richard-Tauber-Statement „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Erfolgsoperette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár.
Und? Wäre der Film mit Originalmusik aus der Zeit besser gewesen? Denke nicht.
VG
Antwort von Funless:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Funless hat geschrieben:
doch soweit mir bekannt erheben die Bücher auch nicht gerade den Anspruch der vollumfänglich historischen Genauigkeit.
Soweit dir bekannt ist....
Ihre Detailkenntnis überrascht selbst gestandene Berliner. Etwa dass man einst eine Mark Maut für die Fahrt auf der Avus zahlen musste.
Ich lese alte Zeitungen, etwa die Vossische, da findet man solche Details...
Dabei versuche ich aber, die damalige Gegenwart so darzustellen, wie ich sie mir nach meinen Recherchen vorstelle. Eine ganz wichtige Quelle sind Zeitungen von damals. Wir beurteilen die Zeit ja mit dem Wissen darüber, was später alles geschehen ist. In den Schlagzeilen finde ich dagegen das naive Gefühl der damals lebenden Menschen, die noch nicht ahnen konnten, was die Zukunft bringt...
Die umfassende historische Genauigkeit ist das Ergebnis einer enormen Recherchearbeit. Sie sagen zwar, dass die Romane ganz bewusst keine Geschichtsbücher sein sollen. Trotzdem: Sehen Sie Ihre Romane auch als Dokumentationen?
Jein. Natürlich kann man in den Romanen hier und da Details erfahren, wie teuer eine Fahrt auf der AVUS war, was ein Paar Schuhe kostete oder eine Tasse Kaffee im Restaurant, und man wirft auch einen Blick in den damaligen Alltag.
Was sind Ihre Hauptquellen dafür?
Hauptsächlich die Literatur der damaligen Zeit, die Romane der Neuen Sachlichkeit, aber auch zeitgenössische Zeitungsartikel oder Filme wie »Menschen am Sonntag« oder – und da sind wir wieder bei Kästner – Emil und die Detektive. Was den Alltag der damaligen Zeit angeht, war auch meine Großmutter – Jahrgang 1914 – eine unerschöpfliche Quelle.
Ja aber genau das zeigt doch das Interview Zitat, dass die Intention ein historisches Geschichtsbuch zu schreiben nie vorhanden war. Er garniert seine Romane mit authentischen Details, einzeln betrachtet zwar Kleinigkeiten, aber in Summe wichtig für das Narrativ seines fiktiven Unterhaltsromans.
Historiker würden sich wahrscheinlich die Haare raufen (will ich nicht bezweifeln), das würden sie aber auch bei den Indiana Jones Filmen welche bekanntermaßen mit nicht gerade wenig historischen Detailfehlern aufwarten. Dennoch unterhalten die Filme den Zuschauer, weil das ihre Hauptintention ist: Unterhaltung. Und genauso sehe ich das eben auch bei Babylon Berlin, für mich muss der Film nicht erst großartig darauf hinweisen, dass er seine Machart mit einem selbstironischen Augenzwinkern transportiert es handelt sich hier um eine sowieso nicht Ernst zu nehmende Crime Story, mehr nicht. Einfach nur pures Entertainment.
Tanrantino musste bei Inglourious Basterds so satirisch übertreibend vorgehen, denn schließlich hat er ja bei seiner Story den Ausgang des zweiten Weltkriegs komplett verändert.
Ich kann es ja verstehen, wenn dich die Tanzszene aufgrund ihrer seltsamen Choreographie aus der Illusion reißt, ich fand sie im ersten Augenblick auch etwas befremdlich anzuschauen aber nach ein paar Sekunden war's mir dann auch wieder egal, da ich ja keine historische Tanzdokumentation erwartet habe.
Nur um mal ein weiteres Beispiel zu nennen: Mir als Berliner fiel sofort in den U-Bahnhof Hermannplatz Szenen der große Spiegel am Ende des Bahnsteigs auf. Historischer Super Detail-Fail, denn diese Spiegel wurden erst Anfang/Mitte der 90'er nach und nach in den U-Bahnhöfen platziert weil sukzessive die Zugabfertiger (hier im Berliner Volksmund nannte man sie "U-Bahn DJs") wegrationalisiert wurden und mit dem Spiegel können die Lokführer auf den Bahnsteig blicken bevor sie die Türen schließen. Jedenfalls gab es diesen Spiegel im Jahre 1929 definitiv nicht. Als ich den Spiegel sah, hab' ich kurz aufgelacht und das war's dann auch.
Wie gesagt, die Serie will unterhalten und nicht lehren und das macht sie zwar nicht perfekt aber recht gut.
Antwort von Axel:
Nur um mal ein weiteres Beispiel zu nennen: Mir als Berliner fiel sofort in den U-Bahnhof Hermannplatz Szenen der große Spiegel am Ende des Bahnsteigs auf. Historischer Super Detail-Fail, denn diese Spiegel wurden erst Anfang/Mitte der 90'er nach und nach in den U-Bahnhöfen platziert weil sukzessive die Zugabfertiger (hier im Berliner Volksmund nannte man sie "U-Bahn DJs") wegrationalisiert wurden und mit dem Spiegel können die Lokführer auf den Bahnsteig blicken bevor sie die Türen schließen. Jedenfalls gab es diesen Spiegel im Jahre 1929 definitiv nicht. Als ich den Spiegel sah, hab' ich kurz aufgelacht und das war's dann auch.
Ich habe mal nach Foto- oder Videoaufnahmen vom Düsseldorfer Hauptbahnhof vor dem Umbau Mitte der 80er gesucht. Da gibt es offiziell nicht viel. Man müsste lange recherchieren und nach Aufnahmen in Privatbesitz forschen, wollte man ihn so rekonstruieren, wie ich ihn in Erinnerung habe. Selbst meiner eigenen Erinnerung kann ich aber nicht trauen, denn die wenigen vorhandenen Fotos widersprechen dem in vielen Details. Geschichte besteht aus wenigen, schwer einzuordnenden harten Fakten als Skelett und einem Konglomerat von späteren Ausschmückungen. Eine filmische Darstellung ist selbst dann eine Phantasie, wenn sie um größtmöglichen Realismus bemüht wäre, denn sie müsste alles, jedes einzelne Detail, konkretisieren.
Antwort von Cinemator:
Wegen des großen Tamtams um den Film habe ich ausnahmsweise mal TV geguckt.
Nach 20 Minuten aber abgeschaltet. Manche technischen und historischen Macken,
wie bereits hier angesprochen, kann ich gut hinnehmen.
Enttäuscht haben mich eher die Schauspieler und die Dialoge. MMn wie ein Tatort
inszeniert, nur in einer anderen Zeit. Für mich zeigt sich auch in BB, dass D. keine
echten Filmschauspieler hat. Bühne ist eben was anderes. Mit dem Sprechen ist es
auch nicht so toll. Im Gegensatz zu den sehr guten dt. Synchronsprechern, die
ausländische Produktionen immer wieder zum Genuß machen.
Antwort von Frank Glencairn:
Funless hat geschrieben:
Historiker würden sich wahrscheinlich die Haare raufen (will ich nicht bezweifeln), das würden sie aber auch bei den Indiana Jones Filmen welche bekanntermaßen mit nicht gerade wenig historischen Detailfehlern aufwarten. Dennoch unterhalten die Filme den Zuschauer, weil das ihre Hauptintention ist: Unterhaltung.
Jeeeez - Das scheint wirklich schwer zu verstehen zu sein. Nochmal zum mitschreiben - ich rede hier nicht von Props und Ausstattung, beides ist bis auf ein paar Kleinigkeiten grandios.
Spielberg hat bei Indiana Jones jedoch nie gesagt, ach Leute, lasst uns mal avantgardistisch sein, und da einen modernen Touch rein bringen, wie wär's mit einer Breakdance Szene bei den Nazis. Die Macher von BB aber haben genau das gesagt (und getan).
Wie schwer kann es sein, den Unterschied zu kapieren?
Antwort von dienstag_01:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Funless hat geschrieben:
Historiker würden sich wahrscheinlich die Haare raufen (will ich nicht bezweifeln), das würden sie aber auch bei den Indiana Jones Filmen welche bekanntermaßen mit nicht gerade wenig historischen Detailfehlern aufwarten. Dennoch unterhalten die Filme den Zuschauer, weil das ihre Hauptintention ist: Unterhaltung.
Jeeeez - Das scheint wirklich schwer zu verstehen zu sein. Nochmal zum mitschreiben - ich rede hier nicht von Props und Ausstattung, beides ist bis auf ein paar Kleinigkeiten grandios.
Spielberg hat bei Indiana Jones jedoch nie gesagt, ach Leute, lasst uns mal avantgardistisch sein, und da einen modernen Touch rein bringen, wie wär's mit einer Breakdance Szene bei den Nazis. Die Macher von BB aber haben genau das gesagt (und getan).
Wie schwer kann es sein, den Unterschied zu kapieren?
Das war Breakdance ?!;)
Antwort von Funless:
dienstag_01 hat geschrieben:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Jeeeez - Das scheint wirklich schwer zu verstehen zu sein. Nochmal zum mitschreiben - ich rede hier nicht von Props und Ausstattung, beides ist bis auf ein paar Kleinigkeiten grandios.
Spielberg hat bei Indiana Jones jedoch nie gesagt, ach Leute, lasst uns mal avantgardistisch sein, und da einen modernen Touch rein bringen, wie wär's mit einer Breakdance Szene bei den Nazis. Die Macher von BB aber haben genau das gesagt (und getan).
Wie schwer kann es sein, den Unterschied zu kapieren?
Das war Breakdance ?!;)
Quatsch, das war kein Breakdance. Und selbst wenn ... ist das auch Wurscht. Wenn es einen aus der Immersion rausgerissen hat, dann kommt man da auch schwer wieder rein, ich kenn‘ das. Sowas hatte ich auch schon bei anderen Filmen.
Antwort von cantsin:
Man könnte es auch so sagen - die Serie funktioniert halt auf zwei Ebenen. Das internationale (und vielleicht auch das Nicht-Berliner) Publikum sieht das durch Isherwood/"Cabaret" etablierte Bild des sündigen 20er Jahre-Berlins. Berliner sehen sofort, dass das an allen Ecken und Kanten nicht stimmt, erkennen aber eine fiktionalisierte Version des (West-) Berlin der 80er Jahre in der Serie.
Z.B. sind die Songs nicht 20er Jahre-Schlager, sondern West-Berliner Wavepop à la Joy Ryder:
Die Clubs und Lokale ähneln den damaligen Schöneberger Szenelokalen und Diskotheken Cafe M, Dschungel und Metropol.
Die Polizisten, die mit ihren Schlagstöcken auf die Straße trommeln, stammen nicht vom 1. Mai 1929, sondern vom 1. Mai 1987, dem ersten der jährlichen Maikrawalle in Kreuzberg.
Übrigens war in dieser Zeit die drei Serienmacher Filmvorführer im Neuköllner "Moviemento"-Kino (Tom Tykwer), Videothekar in der Programmvideothek Videodrom (Henk Handloegten) bzw. Philosophiestudent (Achim von Borries).
Antwort von dienstag_01:
cantsin hat geschrieben:
Man könnte es auch so sagen - die Serie funktioniert halt auf zwei Ebenen. Das internationale (und vielleicht auch das Nicht-Berliner) Publikum sieht das durch Isherwood/"Cabaret" etablierte Bild des sündigen 20er Jahre-Berlins. Berliner sehen sofort, dass das an allen Ecken und Kanten nicht stimmt, erkennen aber eine fiktionalisierte Version des (West-) Berlin der 80er Jahre in der Serie.
Z.B. sind die Songs nicht 20er Jahre-Schlager, sondern West-Berliner Wavepop à la Joy Ryder:
Die Clubs und Lokale ähneln den damaligen Schöneberger Szenelokalen und Diskotheken Cafe M, Dschungel und Metropol.
Die Polizisten, die mit ihren Schlagstöcken auf die Straße trommeln, stammen nicht vom 1. Mai 1929, sondern vom 1. Mai 1987, dem ersten der jährlichen Maikrawalle in Kreuzberg.
Übrigens war in dieser Zeit die drei Serienmacher Filmvorführer im Neuköllner "Moviemento"-Kino (Tom Tykwer), Videothekar in der Programmvideothek Videodrom (Henk Handloegten) bzw. Philosophiestudent (Achim von Borries).
Dass Regisseure auf der Basis ihrer eigenen Erfahrungen arbeiten, ist hier jedem klar. Dass dazu inzwischen auch eine Menge *virtueller Erfahrungen* in Form von Filmen und Geschichten gehört, natürlich auch.
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Antwort von Onkel Danny:
Selbst bei den teuersten Produktionen, passieren Fehler oder es gibt Ungereimtheiten.
Die Kleinigkeiten über die sich hier einige echauffieren sind mal wieder köstlich.
Da sind Sachen dabei, die fallen 99% der Leute im Leben nicht auf.
Was ich viel schlimmer finde ist: es handelt sich mal wieder nur um eine Krimi-Serie.
Die leider auch nicht übermäßig spannend ist.
Ähnlich wie die Serie Dark, nett gemacht, aber nicht wirklich spannend.
"Sammy D" hat geschrieben:
...
Es waere Rath ueberhaupt nicht gelungen Mutti in der Kuechenstube ohne Schmiermittel wie Vaseline oder zumindest Butterschmalz zu fisten. Ein unerhoerter prop fail!
Der war dafür richtig gut ;)
greetz
Antwort von Jalue:
Nun habe ich gestern (erstmalig) vier Folgen gesehen, der 80er Jahre Touch ist mir aber ehrlich gesagt nicht aufgefallen. Lediglich, dass man wohl aus Budgetgründen an Schauplätzen gedreht hat, die damals ziemlich sicher nicht so aussahen. Dass eine Lok oder ein Telefon vielleicht nicht Museumsqualität haben - geschenkt, ebenso, dass man sich an der Babelsberg-Kulissenstadt mittlerweile sattgesehen hat. In Hollywood hätte man sowas mit viel Geld und CGI übertüncht, aber diese Mittel hatte Tykwer eben nicht zur Verfügung.
Unabhängig davon verstehe ich den Hype um die Serie nicht. Ja, es ist solide gemachtes „Ereignisfernsehen“, aber das gab es, auch historisierend, schon früher, wenn man sich an die ganzen Nico-Hofmann-Edelstreifen für SAT1 und Co erinnert. Ja, die Serie ist toll besetzt, man merkt, wie viele gute Schauspieler wir hierzulande haben.
Nein, es ist kein Meilenstein, die Grundidee (Krimiplot vor dem Hintergrund einer zerfallenden Gesellschaft) ist mäßig originell, die Nebenfiguren wirken zum Teil etwas holzschnittartig. Die größte Herausforderung für die Macher wird darin bestehen, in den folgenden Staffeln nicht in die „Nazi-Falle“ zu tappen, sprich, den X-ten Aufguss schulfernsehmäßiger Belehrungsdramen zu produzieren. Dafür müsste man den zeitgeschichtlichen Hintergrund wohl austariert eben dort belassen - aber das ist, zumindest in der ersten Staffel, gerade nicht die Absicht der Macher.