Frage von first_script:Hallo
Wie plant ihr eigentlich das Drehbuch, ich meine jetzt wirklich nur sachen die dann schlussendlich auch drinnstehen sollen- mit treatment und exposé, oder auch ganz anders?
Denn mir fällt das mit der Übersicht meiner Story so ziemlich schwer (z.B. bei Treatment)
glg
Antwort von PowerMac:
Idee -> Idee vergessen -> Idee wieder aufgeifen -> Gedanken aufschreiben -> Schmalspurkonzept aufschreiben -> mit Freunden bereden -> verfeinern -> um Vorschlag, der nachts um 2 im Halbschlaf hinzugekommen ist, ergänzen -> Treatment schreiben -> Drehbuch schreiben -> ständig bildlich durchdenken und offen für Anregungen Dritter bleiben
Antwort von Axel:
Denn mir fällt das mit der Übersicht meiner Story so ziemlich schwer (z.B. bei Treatment)
Ich habe Ideen für konkrete Situationen, nicht für komplette Plots. Am effektivsten ist es vielleicht, sich einen Co-Autor zu suchen, der einen auf Spur hält. Viele Ideen ergeben zusammengepappt meistens keine gute Plotlinie. Zu zweit fällt es leichter, die Ideen aus dem vorgegebenen Gerüst zu entwickeln oder aus Ideen ein Gerüst zu kneten. Enthusiastische Ja-Sager eignen sich nicht, lieber ein kluger Nein-Sager.
Alleine muß man ein bißchen schizophren sein. Einerseits zwanglos assoziieren ("Brainstorming"), andererseits diszipliniert und akribisch alles aufschreiben und (aus-)sortieren. Am besten analog zum Browser/ Projektfenster/ SuperBin: Rein mit dem ganzen Rohmaterial.
An einem anderen Tag ausgeruht und skeptisch sichten und in die Timeline (das Skript) ziehen. Behandle deine Ideen, als wären sie das fertige Rohmaterial eines anderen, denn bei fremdem Material fällt einem die Beurteilung leichter (Was hat sich Verbinski bloß bei
diesem Quark gedacht?).
Material anhäufen einerseits und editieren anderseits. Das sind zwei Tätigkeiten, die sich im Weg stehen und deshalb in der richtigen Reihenfolge und mit Abstand erledigt werden müssen.
Antwort von Schleichmichel:
Recherchieren fehlt noch.
Jedenfalls schreibe ich zuerst die Geschichte in Prosa, dann beschäftige ich mich mit den Sequenzen und Einstellungen. Dann kommen neue Ideen, oder man stellt fest, das etwas nicht geht. Dann wird wieder der Text geändert und betrachtet. Dann werden wieder Sequenzen im Detail bearbeitet, und irgendwann kommt dann auch der Bildverantwortliche vorbei und packt sein visuelles Wörterbuch aus.
Mit dem Tonmeister kommt man dann meist darauf, dass sich vieles besser auf dem akustischen Informationskanal des Filmes verteilen lässt...wieder wird die Geschichte geändert und dann die Details.....
Dann wird Dir alles viel zu konstruiert vorkommen und Du legst erstmal eine Pause ein und machst "was weiss ich was"...in den Zoo gehen oder mal in die Bücherei, pickst Dir ein Buch heraus, worauf Du wirklich Lust hast, oder Du läufst mit Augen zu auf ein Bücherregal zu und nimmst wahllos ein Buch heraus und liest bis Seite 30. Wenn es Dich bis dahin nicht gepackt hat, leg es zurück. Vielleicht kommt von irgendwo ein entscheidner Einfall her, der Dich veranlasst, das Projekt zu ändern/lassen/zerstören...
Im Ernst. Das ist ein Prozess, in dem sich jeder selbst zurechtfinden muss. Wenn Dir nichts einfällt, dann beobachte wenigstens die Menschen und lese z.B. Bücher über menschliches Verhalten und Wahrnehmungspsychologie. Schliesslich macht man ja für die Menschen Filme, und da ist es keine schlechte Idee, sich mit Menschen auszukennen.
Kleiner Tipp am Ende: Mach keinen Bullshit :)
Antwort von DWUA:
@ first_script
Folgende Arbeitsweise hat sich stets gut bewährt.
(Nicht nur für Filmschaffende; auch für Buchautoren):
1. Der Überblick
Du arbeitest wie ein Architekt.
D.h. Du zeichnest von Hand einen richtigen, großen Plan mit allem,
was in ein Haus hinein gehört. Alles nebeneinander oder verschiedene
Grundrisse für andere Etagen (Ebenen).
Den unterschiedlichen Räumen weist Du einen entsprechenden Inhalt zu.
2. Die Verflechtung
Nun kannst Du den Weg, (die Wege) den Du einschlagen willst, durch Pfeillinien, auch mit charakterisierender Farbigkeit, markieren.
Damit erhältst Du übersichtliche "Verknüpfungen" in Reihenfolge.
3. Die Details
Besser: viele, sehr viele und noch mehr Details aus Deinem "brain-storming"-Fundus werden folgendermaßen kategorisiert:
Ob durch Zahlen, Buchstaben oder Farbpunkte usw. in Deinem HAUS
gekennzeichnet, findest Du sie in einem "Dateikasten".
Unabhängig vom Computer speicherst Du die Informationen über Charaktere, Örtlichkeiten, Informationen über Einstellungen für
den Dreh usw. auf Dateikarten, die Du beliebig verbessern kannst.
Das alles klingt zunächst umständlich und "altbacken", ist aber Usus
bei vielen Profis der filmenden und schreibenden Künste.
Dabei ist es egal, um welches Genre, welche Gattung es sich handelt!
Das funktioniert bei Natur-Dokus, Filmsatiren, Krimis....etc. gleichermaßen.
Dies ist ein "Gerüst".
Den Computer solltest Du erst dann einschalten, wenn es ohne ihn
absolut nicht mehr weitergeht :))
Herzliche Grüße
DWUA
Antwort von DWUA:
@ first_script
Folgende Arbeitsweise hat sich stets gut bewährt.
(Nicht nur für Filmschaffende; auch für Buchautoren):
1. Der Überblick
Du arbeitest wie ein Architekt.
D.h. Du zeichnest von Hand einen richtigen, großen Plan mit allem,
was in ein Haus hinein gehört. Alles nebeneinander oder verschiedene
Grundrisse für andere Etagen (Ebenen).
Den unterschiedlichen Räumen weist Du einen entsprechenden Inhalt zu.
2. Die Verflechtung
Nun kannst Du den Weg, (die Wege) den Du einschlagen willst, durch Pfeillinien, auch mit charakterisierender Farbigkeit, markieren.
Damit erhältst Du übersichtliche "Verknüpfungen" in Reihenfolge.
3. Die Details
Besser: viele, sehr viele und noch mehr Details aus Deinem "brain-storming"-Fundus werden folgendermaßen kategorisiert:
Ob durch Zahlen, Buchstaben oder Farbpunkte usw. in Deinem HAUS
gekennzeichnet, findest Du sie in einem "Dateikasten".
Unabhängig vom Computer speicherst Du die Informationen über Charaktere, Örtlichkeiten, Informationen über Einstellungen für
den Dreh usw. auf Dateikarten, die Du beliebig verbessern kannst.
Das alles klingt zunächst umständlich und "altbacken", ist aber Usus
bei vielen Profis der filmenden und schreibenden Künste.
Dabei ist es egal, um welches Genre, welche Gattung es sich handelt!
Das funktioniert bei Natur-Dokus, Filmsatiren, Krimis....etc. gleichermaßen.
Dies ist ein "Gerüst".
Den Computer solltest Du erst dann einschalten, wenn es ohne ihn
absolut nicht mehr weitergeht :))
Herzliche Grüße
DWUA
Antwort von DWUA:
@ admin
Für das "Doppelte Lottchen" möchten wir uns entschuldigen!
Dies kam zustande, weil (obwohl "eingeloggt") bei dem KLICK auf "Absenden" eine Fehlermeldung erschien:
"FAILED...."
oder
"... versuchen Sie es noch einmal..."
Unsere Entschuldigung kommt deswegen so spät, weil wir Fehler
zunächst bei uns und nicht bei anderen suchen.
Nachdem der aktuellste "Luke Filewalker" seinen Suchlauf ohne
Funde beendet hat, nehmen wir an, dass der von uns
nicht
beabsichtigte "Fauxpas" auch nicht von uns stammt.
Herzliche ;/ Grüße
DWUA
Antwort von PowerMac:
Beitrag löschen.
Antwort von Axel:
Du zeichnest von Hand einen richtigen, großen Plan mit allem, was in ein Haus hinein gehört.
Den Computer solltest Du erst dann einschalten, wenn es ohne ihn
absolut nicht mehr weitergeht :))
Finde ich auch. Genau dieser Vorteil des Computers, alles zugleich präzise, aber auch widerrufbar zu machen, ist in der ersten Phase, beim Beobachten des Blubberns aus dem Unterbewußtsein, ein gewaltiger Nachteil. Eine Skizze muß genau umgekehrt grafisch, inhaltlich und formal vage und hingerotzt sein, quasi jederzeit bereit zu "morphen", andererseits aber muß sie ein reales Objekt sein, etwas, das durch deinen Geistesblitz zu einem potentiellen Element deiner Geschichte wird, oder verbannt wird. Sie besitzt soviel Eigensubstanz, daß man sie komplett streichen kann, aber nicht Ecken und Kanten glatt radieren.
Aber auch in der zweiten Phase, dem scheinbar buchhalterischen Verwalten der genialen Epiphanien, schadet das unbegrenzte rückgängig Machen an einem Computer (copy & paste, verschiedenene Versionen sichern usw.) mehr, als es nützt.
Denn Editieren, egal ob von einer Plotline oder einer Video-Timeline, ist
kein logischer Prozess, der die Kreativität des Erfinders nur noch verwaltet! Es ist ein mindestens ebenso kreativer und intuitiver Vorgang. Die zuerst spontan gefällte Entscheidung darf/sollte hinterfragt werden, aber anstatt daran herumzubasteln, sollte man sich für"s Behalten oder Streichen entscheiden.
Das Experimentieren in der nicht-linearen, nicht-destruktiven Welt des Computer-Editings führt zu formal perfekten und völlig uninteressanten Ergebnissen.
An der Schreibmaschine haben Autoren auch immer per Hand nachgebessert oder Szenen umgestellt. Aber nur bis zu einem gewissen Grad. Irgendwann haben sie komplett von vorn begonnen und die vorherige Version nicht mehr angeguckt. Das ist kreatives, destruktives Schreiben!
Antwort von Anonymous:
erstmal vielen dank für eure größtenteils sehr aufwändigen antworten-
ich habe jetzt händisch sämtliche Handlungen meiner story aufgezeichnet und bin zu einem recht anschaulichen ergebnis gekommen. Ich weiß jetzt nämlich nicht nur, wie genau der "rote Faden" verlaufen muss (eben die plotpoints usw.) sondern auch wo es am besten wäre die nebenhandlungen einfließen zu lassen.
Das habe ich gemacht indem ich mich zuerst nur auf den kern (es ist ein Krimi) konzentriert habe und erst später auf den rest geachtet habe. erstaunlich auch, dass mir sehr viele gute ideen erst kamen als ich das ganze dann bildlich vor mir gesehen habe- eine schlüsselszene zum beispiel kam jetzt noch dazu!
glg
Antwort von rtzbild:
@ admin
Für das "Doppelte Lottchen" möchten wir uns entschuldigen!
Ref2: PowerMac:
Kann sein, daß sich der Beitrag nimmer löschen lässt, wenn darauf geantwortet wurde.
Aber egal, gehe in den Editiermodus und lösche einfach den Text.
Dann bleibt nur der Header ohne Textkörper.
LG Olli
Antwort von DWUA:
@rtzbild
Danke für Deinen Tipp!
p.s.:
Kann es sein, dass Deine Sammelbestellung (Windschutzhauben)
bereits ausverkauft ist?
In die Mongolei?
Dort pfeift der Wind oft wirklich erbarmungslos !
@ first_script
Zu Deinem Thema:
Ein Drehbuch hast Du erst dann, wenn Du mittels Deiner
Druckerei >100 Exemplare (1. Auflage) davon hast, um es zu "verteilen".
1. An wen, für wen?
2. Auftrag? "Mit" ist gut. "Ohne" ist schlecht. Es sei denn, Dein Film
ist etwas sehr Außergewöhnliches.
Aber Sch(m)erz beiseite ;))
Bleiben wir also auf dem Boden der Tatsachen.
Deine Frage nach einem Drehbuch wurde insofern noch nicht beantwortet,
als dass es auch
"lesbar"sein muss.
Nicht nur für Dich selbst, sondern auch für Produzenten, Regisseure, Darsteller, Bühnenbildner, Requisiteure, Maskenbildner....etc.
Selbst dann, wenn Du lieber alles selber machen möchtest, solltest Du
"großformatig denken".
Hat noch nie jemandem geschadet.
Nach "Drehbuch-Gestaltung" hast Du ja nicht gefragt.
Alles Gute
DWUA
Antwort von Anonymous:
Nicht vergessen:
Schreiben, Schreiben, Schreiben.
Auf keinen Fall(!) Sachen umschreiben, solange du nicht mit dem ersten Entwurf durch bist. Wenn du ne Idee hast, die du gerade in dem Moment für besser hälst, schreib eine zweite Alternative NEBEN der Ersten.
Aber lösche nie, nie, nie im laufenden Prozess. Das alles hatte mal einen Sinn, und deine "verbesserte" Fassung liest sich besser, lässt aber vielleicht etwas außer acht, was in der ersten noch drin war. Diese erste Fassung - so mies sie auch sein mag - kann (muss nicht) dich immer wieder zur Grundidee zurückführen.
Schreiben ist in erster Linie Umschriben. Weis nicht woher ich das habe, war glaube Fields oder Oliver Schütte. Daher ist auch mein Liebligs Hemmingway-Zitat: Die erste Fassung ist immer scheiße! Also keine Angst vor dem Versagen, das gehört dazu. Wenn du nach dem ersten Entwurf der Meinung bist, nur noch Kleinigkeiten drehen zu müssen, bist du mit Sicherheit auf dem Holzweg.
Lieben Gruß, Christian
Antwort von DWUA:
@ Christian
Holzwege?
Derer gibts viele!
Irgendwann ist aber Schluss damit. Sonst bleibst Du in einem Sumpf
hängen. Irgendwann ist eine Entscheidung fällig.
Es gibt Filmemacher, die geradezu darauf erpicht sind,
Neues zu versuchen, bis an die Grenzen irgendeines
Drehbuches zu gehen. Das soll so sein.
Werner Herzog/Klaus Kinski mit "Aquirre, der Zorn Gottes", und weitere Herzog/Kinski Leidenschaften sind wohl Zeugnis genug davon,
dass in Extremsituationen beim Dreh vor Ort das Drehbuch
völlig "wurscht" wird.
Aber der Film selbst ist immer noch das Ergebnis eines Drehbuchs!
Und niemand käme auf die Idee, eine Idee nicht verwirklichen zu
können...
;))
DWUA
DWUA
Antwort von Axel:
Der Irrtum des Films ist das Drehbuch.
Eine provokante Aussage. Ich würde sie für mich (d.h. ohne Anspruch auf Gültigkeit für andere) so übersetzen: Es gibt einen "Writers Block", wenn man vor lauter Zweifel über die Makellosigkeit des Geschriebenen dieses schon beim Schreiben immer wieder redigiert (Christian hat dagegen schon ein Rezept verraten:"Schreiben, Schreiben, Schreiben. Auf keinen Fall(!) Sachen umschreiben, solange du nicht mit dem ersten Entwurf durch bist.").
Eine solche Blockade ist mir beim Dreh und auch beim Schneiden nicht bekannt. Hier sieht man die Hürden und Chancen der Realität und nutzt sie, ob zum Guten oder Schlechten.
Darum verschwende beim Drehbuch nicht zuviel Energie auf Details, gib eine klare Linie vor. Halte dich nicht mit sprachlich reizvollen Beschreibungen oder Anweisungen auf, schreib Ort und Zeit und Dialoge. Tu dies, wie DWUA schreiben, mit einiger Rücksicht auf ansprechende Form und Lesbarkeit, mehr eine Frage des Layouts als des Inhalts.
Beim Dreh betrachte das Drehbuch eher als Ausgangspunkt und weniger als dein komplettes Werk im Offline-Format. Ein Drehbuch ist dazu da, um von der Wirklichkeit und neuen Ideen ergänzt, erhöht, übertroffen zu werden.
Antwort von DWUA:
Hallo Axel,
nun ist gerade
Leger als Maler "Spezialist" für stillstehende Bewegungen.
Seine Bilder sind flächig erfasste, eingefrorene "Stills", die, wenn wir
sie besäßen, sie sofort für viel Geld veräußerten, weil sie zwar
Ruhe ausstrahlen, vom Design her chic aussehen, uns aber nicht gefallen.
(Um es kurz und unwissenschaftlich auszudrücken: Film war ihm wohl
zu große Konkurrenz)
Die DADA-"Bewegungen" sind ihm fremd.
Von einem Max Ernst wäre solch eine Aussage nie gekommen!
Aber wenn Du gerne Maler bei der Arbeit zusehen möchtest:
Es gibt - und Du kennst ihn sicherlich- einen sw Film
"Picasso malt" aus den 50ger Jahren!?
Regie: Ein berühmter Name.
Um zu unserem Thema zu kommen:
Dort gibt es eine "rührende" Szene:
Picasso bastelt rum und übermalt Stellen, mehrmals und immer wieder.
Nichts gefällt ihm.
Bis es ihm zu dumm wird:
Er sagt:
Das hat keinen Zweck mehr!
Die Kamera dokumentiert, wie er
alles überstreicht,
um mit etwas ganz anderem von vorn anzufangen.
Was da ein Picasso konnte, können wir doch jederzeit...
;)
DWUA