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Infoseite // Grundsätzliche Fragen zur Farbkorrektur



Frage von Fader8:


Liebe Community,

Ich habe mich in den letzen Wochen mehr oder weniger ziemlich Intensiv mit dem Thema Farbkorrektur auseinanderegesetzt. Ich hielt es für dringend notwendig, um meinen Produktionen auch wirklich einen guten Look, Korrektur zu verleihen. Das Thema ist ziemlich umfangreich und immer auch eine Frage der Esthetik! Ich persönlich finde das Thema "Farbkorrektur" hochkompliziert und verwirrend.

Ich habe mich unteranderem mit, primärer/sekundärer, Schneller Farbkorrektur, 3- Weg-CC, Colorista, RGB Curves/ Korrektur, Vektorscope, Wellenform, RGB Parade etc. -->deren Vor-/Nachteile auseinandergesetzt

Trotz vieler Erkenntnissen, sind noch einige Fragen bei mir offen geblieben:

Eine wichtige Erkenntnis, war der Unterschied zwischen Luma und Farbe bzw. deren Zusammenhang.

Wenn ich es richtig verstanden ist der 1. Schritt die Lumakorrektur (Highlights, Gamma, Shadows, der 2. die Farbkorrektur (RGB). Die einzelnen Farbwerte (RGB) haben aber auch unterschiedliche Lumawerte --> grün heller als rot, dies wiederum heller als Blau.

In verschiedensten Tutorials habe ich gesehen, dass man zu Beginn die Schwarz zu "reinem" schwarz und die weisse zu "reinen" weissen macht.
Wellenform als Referenz!

Hier ist meine erste 2 Frage:

1. Durch die Absenkung der "Shadows" und die Anhebung der "Highlights", wird ja der Kontrast verstärkt; nun führt das nicht zu einem Verlust von Detail? Ich hatte immer das Gefühl, dass in den dunkeln Stellen viel weniger zu sehen war als vor der Bearbeitung!

2. In Premier CS6 (mit dem ich arbeite) ist das Wellenform nicht mehr in einer -20-120% Skala, sondern in einer 0-1,2 Skala. Ist es richtig, dass reine schwarz auf 0,3 liegt?


Wenn es dann in einem zweiten Schritt an die farbe geht, dient die RGB-Parade als Referenz:

Hier geht es, wenn ich es richtig verstande habe, die farbwerte anzupassen und RGB auf "reines" schwarz und "reines" weiss abzugleichen (R+G+B= weiss oder!?). Zbsp wenn es zuviel blau hat, blau rausnehmen, oder Rot hinzufügen.

Meine Fragen hier:

1. Wir hier Luma nicht auch verändert?

2. Es mach doch nicht immer Sinn R,G,B anzupassen; wenn man ein Sonnenuntergang filmt, will man ja mehr Rottöne im Bild haben. Eine Angleichung würde doch alles vermasseln?!

3. Wenn man später dem Video einen Filmlook gibt (bläulich, grünlich und so weiter) wird dann nicht alles wieder auf den Kopf gestellt, was man zuvor erarbeitet hat?

4. Wie "matcht" man Clips bzw. was genau bedeutet das?


Ich bin sehr dankebar, wenn wissende, Erfahrende Slashcammer mein "Knüppel" lösen können. Ich denke, ich hab doch schon einige Aspekte verstanden, während andere in meinem Kopf einfach keinen Sinn ergeben

Ich hoffe meine Fragen sind einigermassen verständlich.

Ich danke EUCH!

Grüsse

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Antwort von srone:

hi fader,

auf slashcam gab in den letzten wochen einen link zu einer genialen erklärung bezüglich farbkorrektur, leider finde ich ihn im moment nicht wieder.
das was der ausführende im video erklärt hat beantwortet einen grossteil deiner fragen. vielleicht hat den link noch jemand parat?

lg

srone

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Antwort von Fader8:

Das Video habe ich gesehen...hat meine Fragen nur halbweise geklärt, aber Danke für den Tipp!

Grüsse

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Antwort von srone:

auf jeden fall sollte damit frage 4 geklärt sein ;-)


lg

srone

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Antwort von Fader8:

ja weiste, ich weiss es schon wie es funktioniert! Aber kennst du das nicht, wenn du zwar weisst um wases geht, aber irgendwie machts nicht Click?!

In dem Video zeigt er ja nicht, wie man einzelne Szenen aufeinander abstimmt...

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Antwort von srone:

doch und zwar ganz genau. ziehe alle szenen erstmal technisch neutral, das hat er wirklich perfekt erklärt, besser kannst du sie doch nicht abstimmen und dann zum schluss, in einem zweiten schritt machst du deinen look, der sich dann auch wirklich auf alle szenen gleich auswirkt, da sie technisch perfekt zueinander stimmen, was willst du mehr?

lg

srone

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Antwort von Thunderblade:

Ganz einfach: Das was du beschreibst ist die Farbkorrektur. Da ist sozusagen der erste Schritt um deine Aufnahmen neutral zu Matchen um den besten Ausgangspunkt für das spätere ,, Color Grading " zu bekommen.

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Antwort von Bruno Peter:

...um den besten Ausgangspunkt für das spätere ,, Color Grading " zu bekommen. Das macht man bereits bei der Aufnahme mit der Kamera, z.B. im BildStyle Technicolor "CineStyle" oder zumindest kameraseitigen "Neutral".

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Antwort von Thunderblade:

Das macht man bereits bei der Aufnahme mit der Kamera, z.B. im BildStyle Technicolor "CineStyle" oder zumindest kameraseitigen "Neutral". Nein, das macht man eben gerade nicht.
,,Neutral'' und Co. schaffen nur die anständigen Vorraussetzungen für diesen 1.Schritt (die Farbkorrektur).

Das der Technicolor Cinestyle für die Canon DSLR in den meisten Fällen absoluter Müll und Schwachsinn ist müssen wir ja hier bitte nicht nochmal durchkauen.

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Antwort von Axel:

1. Durch die Absenkung der "Shadows" und die Anhebung der "Highlights", wird ja der Kontrast verstärkt; nun führt das nicht zu einem Verlust von Detail? Ich hatte immer das Gefühl, dass in den dunkeln Stellen viel weniger zu sehen war als vor der Bearbeitung! Was du oft nicht siehst, sind die tiefen Shadows und die unteren Midtones. Es reicht meist nicht, Weiß- und Schwarzwert festzulegen, sondern zugleich die Mitten (der Großteil der Zeichnung tragenden Teile deines Bildes) dorthin zu verschieben, wo sie mittig (50% im Waveform-Monitor) sitzen. Eine typische Gradationskurve für die Korrektur eines visuell zu abgesoffenen Bildes siehst du im Attachment.

Colorista ist natürlich hundertmal besser geeignet, um eine solche Operation vorzunehmen als die Fummelwerkzeuge in Premiere. Ansonsten gibt's in CS5 Color Finesse und in CS6 Speedgrade.

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Antwort von srone:

Colorista ist natürlich hundertmal besser geeignet, um eine solche Operation vorzunehmen als die Fummelwerkzeuge in Premiere. Ansonsten gibt's in CS5 Color Finesse und in CS6 Speedgrade. ich sehe es gerade anders herum, je mehr ich mich damit beschäftige, desto obsoleter werden zusatz plugins.

und warum fummelwerkzeuge, du bist dir schon darüber im klaren, daß man die trennlinie zwische den werten links und den keyframes rechts bei premiere verschieben kann, so daß die kurvendarstellung nahezu riesengross wird?

lg

srone

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Antwort von Fader8:

Danke für die Antworten! Bitte noch auf die restlichen Fragen eingehen und nicht andere Diskussionen eröffnen. Danke

Grüsse

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Antwort von dirkus:

Danke für die Antworten! Bitte noch auf die restlichen Fragen eingehen und nicht andere Diskussionen eröffnen. Danke

Grüsse Das Problem wird sein, dass dir hier keiner wirklich die allumfassende Antwort geben kann.

1. Die Profis, die z.b. mit RAW Daten arbeiten, haben ganz andere Möglichkeiten, als Leute die mit DSLR und co arbeiten.

Wenn du - wie ich - nicht die Möglichkeit hast deine Filmchen in Rohdateien aufzuzeichnen, dann wirst du vor immer dem gleichen Problem stehen: Jeder aufgenommene Clip sieht anders aus und erfordert eventuell eine grundlegend andere Bearbeitung.
Filmen mit DSLR und co ist da quasi eher eine Lotterie. Du kannst allenfalls bei der Planung des Drehs dem Look eine bestimmte Richtung geben.
Frage Nr4 erübrigt sich damit, wenn du nicht in RAW aufnimmst!

2. Dein persönlicher Geschmack wohl darüber entscheidet, was dir gefällt und was nicht.

Viele Leute hier im Forum mögen die zur Zeit im Kino angesagten Looks überhaupt nicht...obwohl sie von Profis mit High End Equipment gemacht wurden. Daher musst du das erstmal für dich selbst herausfinden. Ausserdem ist es halt auch eine Frage, welche Stimmung du erzeugen möchtest. Colorieren ist daher auch oft eher eine kreative Kunst und nicht etwas, was man sich von der Stange kaufen kann. Bei denem Beispiel mit dem Sonnenuntergang musst du also selbst entscheiden, wie er dir am besten gefällt. (Du kannst ihn natürlich auch völlig in Grün oder jede beliebige andere Farbe eincolorieren - ob das dann deiner gewünschten Atmosphäre entspricht ist deine Entscheidung)

Die Grundlagen kann jeder im Netz nachlesen, den Rest musst du selbst durch kreatives ausprobieren herausfinden.

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Antwort von Thunderblade:

Wenn du - wie ich - nicht die Möglichkeit hast deine Filmchen in Rohdateien aufzuzeichnen, dann wirst du vor immer dem gleichen Problem stehen: Jeder aufgenommene Clip sieht anders aus und erfordert eventuell eine grundlegend andere Bearbeitung.
Filmen mit DSLR und co ist da quasi eher eine Lotterie. Du kannst allenfalls bei der Planung des Drehs dem Look eine bestimmte Richtung geben.
Frage Nr4 erübrigt sich damit, wenn du nicht in RAW aufnimmst!
RAW ist für eine gute Farbkorrektur / Color Grading überhaupt kein muss.
Falls du schonmal die Ehre hattest mit den ProRes 4444 Files einer ALEXA zu arbeiten wirst du merken, dass es auch ohne RAW geht.

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Antwort von dirkus:

RAW ist für eine gute Farbkorrektur / Color Grading überhaupt kein muss.
Falls du schonmal die Ehre hattest mit den ProRes 4444 Files einer ALEXA zu arbeiten wirst du merken, dass es auch ohne RAW geht.
Klar, gegenüber DSLR und co (wovon ich sprach) ist das auch nochmal ne andere Liga...allein schon wegen der besseren Farbabtastung.

Aber es ist eben auch nur ein Kompromiss aus guter Bearbeitbarkeit und niedriger Datenmenge.

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Antwort von domain:

Zbsp wenn es zuviel blau hat, blau rausnehmen, oder Rot hinzufügen.

Meine Fragen hier:

1. Wir hier Luma nicht auch verändert? Ja natürlich wird damit auch die Luminanz des Bildes verändert, daher gibt es ja auch in der Regel die anklickbare Option: Luminanz beibehalten, wobei die Gesamtluminanz gemeint ist. Rot ist übrigens nicht die Komplementärfarbe von Blau, sondern Gelb.
Am besten ist immer, wenn du den Waveform-Monitor eingeblendet hast. Erstens kannst du mit ihm blitzschnell mit einem Mausziehen Lichter und Schatten in den Wertebereich 0 - 100% bringen, vor allem aber deinem Geschmack bei den Mitteltönen freien Lauf lassen.
Einer der besten je gehörten Tipps kam übrigens von Marco. Wenn erst mal die Kontraste stimmen, dann stimmen die Farben meistens auch.
Voraussetzung ist allerdings, dass du keine automatischen oder manuellen Weißabgleiche bei der Aufnahme verwendest, sondern immer nur mit zwei Abstimmungen arbeitest, nämlich mit fixen Kelvinwerten für Tageslicht oder Kunstlicht.

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Antwort von ruessel:

Wenn erst mal die Kontraste stimmen, dann stimmen die Farben meistens auch. Wie soll das zusammen hängen? Der Kontrast hat nix mit den Farbvektoren zu tun.

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Antwort von domain:

Mit den Farbvektoren hat das natürlich nichts zu tun, aber mit der Farbsättigung. Viele Leute wundern sich ja, warum die Farben bei flachen Gradationen so flau sind und beginnen ev. als ersten Schritt der primären Farbkorrektur die Farbintensität hinaufzusetzen.
Das ist ein Fehler. Sie übersehen, dass automatisch mit einer Kontrastaufsteilung auch die Farbsättigung zunimmt. Das hat Marco gemeint.
Bei der konventionellen Negativ-Positivverabeitung war das ja der Haupttrick um intensivere Farben als im Negativ zu erhalten. Der Negativfilm arbeitet bekanntlich ziemlich flach, das Positivmaterial dafür zum Ausgleich sehr hart, also mit einer steilen Gradation.
Wichtig ist m.E., dass man mit fixen Kelvinwerten arbeitet, nur so bekommt man, wenn auch nur eine Spur Tageslicht irgendwo im Bildbereich vorhanden ist, bei ca. 5200 Kelvin einen korrekten Farbeindruck, also so wie er wirklich war, z.B. bei Sonnenuntergang.
Interessant war ja vorgestern das Schispringen in Zakopane. Oben beim Balken hatten sie eine Halogenbeleuchtung und weiter unten im gesamten Auslaufbereich eine tageslichtähnliche Beleuchtung. Wer das Springen verfolgt hat wird gesehen haben, wie die mitschwenkende Kamera abgestimmt war.

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Antwort von Bruno Peter:

Das macht man bereits bei der Aufnahme mit der Kamera, z.B. im BildStyle Technicolor "CineStyle" oder zumindest kameraseitigen "Neutral". Nein, das macht man eben gerade nicht.
,,Neutral'' und Co. schaffen nur die anständigen Vorraussetzungen für diesen 1.Schritt (die Farbkorrektur).

Das der Technicolor Cinestyle für die Canon DSLR in den meisten Fällen absoluter Müll und Schwachsinn ist müssen wir ja hier bitte nicht nochmal durchkauen. Schwachsinn?
Wohl nur für Leutz die nicht wissen was sie nach der Aufnahme, in der Post, dann sinnvollerweise tun sollen!

Ich bekomme jedenfalls prima Ergebnisse, die allseits gefallen!

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Antwort von Fader8:

Mit den Farbvektoren hat das natürlich nichts zu tun, aber mit der Farbsättigung. Viele Leute wundern sich ja, warum die Farben bei flachen Gradationen so flau sind und beginnen ev. als ersten Schritt der primären Farbkorrektur die Farbintensität hinaufzusetzen.
Das ist ein Fehler. Sie übersehen, dass automatisch mit einer Kontrastaufsteilung auch die Farbsättigung zunimmt. Das hat Marco gemeint.
Bei der konventionellen Negativ-Positivverabeitung war das ja der Haupttrick um intensivere Farben als im Negativ zu erhalten. Der Negativfilm arbeitet bekanntlich ziemlich flach, das Positivmaterial dafür zum Ausgleich sehr hart, also mit einer steilen Gradation.
Wichtig ist m.E., dass man mit fixen Kelvinwerten arbeitet, nur so bekommt man, wenn auch nur eine Spur Tageslicht irgendwo im Bildbereich vorhanden ist, bei ca. 5200 Kelvin einen korrekten Farbeindruck, also so wie er wirklich war, z.B. bei Sonnenuntergang.
Interessant war ja vorgestern das Schispringen in Zakopane. Oben beim Balken hatten sie eine Halogenbeleuchtung und weiter unten im gesamten Auslaufbereich eine tageslichtähnliche Beleuchtung. Wer das Springen verfolgt hat wird gesehen haben, wie die mitschwenkende Kamera abgestimmt war.
Danke für deine verständliche Antwort! Aber bei gewissen Situationen seht das Bild doch völlig schräg aus mit den fix Werten, oder täusche ich mich da? Was ist mit Situationen wie Kerzenlicht, Fluorescent etc.?

Grüsse

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Antwort von WoWu:

Der Negativfilm arbeitet bekanntlich ziemlich flach, das Positivmaterial dafür zum Ausgleich sehr hart, also mit einer steilen Gradation. Hmmmm....

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Antwort von domain:

Nix Hmmmm..... :-)
Das ist wirklich so. Ausnahmen waren nur Positiv zu Positiv-Materialien, also Duplikatfilme für Diafilme und Fotopapier für Diafilme. Cibachrome z.B. konnte man direkt in großen Plattenkameras belichten mit einer vergleichsweise weichen Gradation.
Der Grund für den enormen Belichtungsspielraum von Negativfilmen war ja gerade ihre flache Gradation. Im Betrachter wirkten sie daher immer etwas unscharf mit ihren flauen Komplementärfarben.
Erst mit der Ausbelichtung und Aufsteilung im Positivcolorprozess veränderten sie sich in Richtung normal.

Zitat Fader8:
„Danke für deine verständliche Antwort! Aber bei gewissen Situationen seht das Bild doch völlig schräg aus mit den fix Werten, oder täusche ich mich da? Was ist mit Situationen wie Kerzenlicht, Fluorescent etc.?“

Wieso sieht das schräg aus? So sieht es eben aus und es realistisch zu zeigen gehört heute schon beinahe zu den üblichen Sehgewohnheiten.
Denke an folgende Szene. Ein Kameramann filmt noch im Freien in der Abendämmerung einen Prominenten der in die Semperoper eilt, in der ausnahmsweise noch reine Glühfadenbeleuchtung existiert. Er folgt ihm und plötzlich werden die Bilder schön orange. Der denkt doch nicht daran seinen Weißabgleich umzustellen. Er bleibt bei der Tageslichtabstimmung auch bei den folgenden Aufnahmen und in der Post wird auch nicht mehr viel korrigiert. Genauso sieht man es heute unentwegt im TV.
Reine Kunstlichtbeleuchtungen sind heute ja eher selten, vielleicht noch in div. Studios. Bei Außenaufnahmen hast du meist alles schön gemixt, Halogen-, Halogenmetalldampf (HMI)-, Natriumdampflampen und Leuchtstoffröhren.
Ich bleibe daher meist bei der Tageslichteinstellung, die mir die Farben wenigstens realistisch zeigt.

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Antwort von Axel:

Ich würde sagen, in der beschriebenen Situation wäre es angebracht, den Orangestich nicht völlig zu tilgen, aber es ist eben nicht realistisch, dass wir Glühlampenlicht so sehen. Wir haben eine eigene Farbkorrektur in unserer Wahrnehmung, und die Kunst ist es, diese in der Post nachzuvollziehen, ohne die spezielle Charakteristik auf neutral zu trimmen. Gleiches gilt m. E. für jede prominente Lichtfarbe.

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Antwort von domain:

Ja so mache ich es ja auch: bei reinem Glühfadenlicht stelle ich die Kamera auf 4200 Grad Kelvin um. Das ergibt noch einen schönen Goldton.

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Antwort von Axel:

Ja so mache ich es ja auch: bei reinem Glühfadenlicht stelle ich die Kamera auf 4200 Grad Kelvin um. Das ergibt noch einen schönen Goldton. Das meinte ich aber nicht mit "Stich nicht völlig tilgen". Das ist m.E. suboptimal. Der sogenannte kreative Weißabgleich (=mit einer falschen Weißwert-Korrektur aufzunehmen, um dem Bild einen stimmungsvollen Stich zu geben) verschiebt alle Farben, und so sehen wir die Dinge nicht.

Zur Erklärung möchte ich ein Bild hernehmen, das Adolf von Menzel 1850-52 malte und das "Das Flötenkonzert Friedrichs des Großen" genannt wird. Freilich standen die Promis (die Portraits waren wohl recht gelungen) nicht selbst Modell, Menzel konnte nur den Raum besichtigen und skizzieren, der Rest ist Phantasie. Das Licht hätte Menzel allerdings über all die Monate der Malzeit konstant halten können, denn wir sehen, dass Kerzen die einzigen Lichtquellen sind. Ein etwa 50m² großer Raum wird von etwa 20 Lux beleuchtet, deren Farbtemperatur 1500°K beträgt.



Stattdessen malte Menzel *fast* perfekte Hautfarben (die WB-Automatik der meisten Kameras trifft jedenfalls die "Fleischlinie" kaum genauer) . Es gab kein Instrument dafür, außer seine innere Farbwahrnehmungs"automatik". Menzel malte in etwa so, als habe er einen Tageslichfilm für Kunstlichtbeleuchtung verwendet. Das gibt dann auch dieses gemütliche Orange (wie relativ all dies ist, sieht man daran, dass es auch einige lumix-grüne Versionen des Bildes im Netz gibt, aber bei denen wurde das Original schlecht reproduziert). Gleichzeitig achtete er aber darauf, nicht alle Farben wie mit einem Foto-Effektfilter zu verzerren.

Eine neutrale Version, die man gekriegt haben würde, wenn man damals in Sancoussi mit 1500°K belichtet hätte, sähe so aus:


(Es kann natürlich nicht sein, dass die Kerzen weißes Licht abgeben, das ja vermutlich als weiß gedachte Notenblatt vor Carl Philipp Emanuel Bach jedoch dieselbe Farbe hat wie Friedrich seine Visage. Das liegt daran, dass der "Grauabgleich" in diesem Bild auf Hautfarbe getrimmt ist: Klickt mal mit der Pipette in das Notenblatt im Original und dreht die Hue-Toleranz ganz niedrig: Außer dem Notenblatt bleiben nur die Gesichter übrig!)

Nun ist es so, dass mit einer strohdoofen, rein technischen Digitalkamera und dem von dir beschriebenen kreativen Weißabgleich niemals ein gescheites Bild zustande gekommen wäre. Mal vom absolut grottigen Schwachlicht abgesehen, wären vielleicht noch so viele Farben übriggeblieben:



Fast ein SW-Bild.

Fazit: Meiner Meinung nach sollte man es sich zum Ziel machen, bei der Aufnahme die neutralsten Farben und die gleichmäßigste Belichtung zu erzielen (oder gleich, falls möglich, in Raw aufnehmen). Denn Postpro ist keine verächtliche Modeerscheinung, sondern hat in Wirklichkeit die längere Tradition als die All-in-camera-Methode.

Nun komme ich zu dem Stich. In ein neutrales Bild kann man nachträglich einen beliebigen Stich legen. Aus einem Bild, dessen Farbinformationen mit bloßem Auge auf eine bestimmte Wirkung hin stark beschnitten wurden, geht das nicht mehr.

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Antwort von domain:

Es gibt zwei Aspekte, den Weißabgleich bei Kunstlicht nicht 100%-ig durchzuführen.
Erstens sieht man Hautunreinheiten nicht mehr so deutlich (noch weniger bei Rotlicht) und zweitens stimmt die Farbbalance bei einem Sensor, der auf Tageslicht abgestimmt ist, nach einem Weißabgleich für Kunstlicht ohnehin nicht mehr.
So kann z.B. der halb verhungerte unterbelichtete Blaukanal auch durch Shiften in höhere Bitbereiche nicht mehr zur originalen Blauintensität führen und außerdem kommt sein Rauschen jetzt in den höheren Regionen der anderen Farben zum Tragen.
Sieht man sofort wenn man dieselben Objekte einmal mit Tageslicht und einmal mit Kunstlicht inkl. Weißabgleich fotografierte.
Nein, ein korrekter Weißabgleich kann nur mit Konversionsfiltern herbeigeführt werden, wo wieder alle Farbkanäle gleichmäßig belichtet sind.
Das gilt ganz besonders für die überaus qualitätsbewussten RAW-Filmer und Fotografen.

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Antwort von domain:

Vielleicht noch ein Nachtrag zu der Thematik Weißabgleich, insbesondere auch zu Axels interessanten Bildbeispielen.
Zunächst erkennt man, dass auch bei einer 8-Bitcodierung noch einige Manipulationen, hier in Richtung kälterer Farben, möglich sind. Ich gehe davon aus, dass Axel das Originalbild in Photoshop verändert hat. Praktisch Jahrzehnte hat man diese Möglichkeiten genutzt und jetzt tut man so, als wenn das nur mehr mit min. 10 Bit und in RAW möglich wäre.
Weiters glaube ich, dass es wichtig ist zu wissen, dass ein Weißabgleich in heutigen digitalen Kameras überhaupt nicht mit den seinerzeitigen unterschiedlichen Analogfilmemulsionen für Tageslicht und Kunstlicht konkurrieren kann. Diese hatten nämlich ganz unterschiedlich sensibilsierte Emulsionschichten für die drei Grundfarben, also speziell der Kunstlichtfilm war viel weniger für Rot empfindlich als für Blau.
Und genau das ist bei den heutigen Sensoren nicht der Fall. Sie nehmen im Prinzip total stur einfach jedes Licht auf Tageslichtbasis auf und erst im Nachhinein werden die Farbanteile verschoben, was wie oben beschrieben mit etlichen Nachteilen verbunden ist.
Korrekt funktionieren eigentlich nur Konversionsfilter, wo wieder der Tageslichtcharakter, allerdings mit ziemlichem Lichtverlust hergestellt wird.

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