Technik
Beim Betrachten der technischen Daten fällt als erstes die geringe Pixel-Auflösung der 1/3" CCDs der HVX200 auf. Gemäß Angaben von Panasonic beträgt die Auflösung "nur" 950x540 Pixel (Insg 513.000 Pixel). Im Vergleich zu anderen HD(V) Cams scheinen hier Welten zu liegen, arbeiten die meisten doch mit Auflösungen über 1 Mio Pixeln, teilweise mit bis zu 1.5 Mio. Was also passiert hier?
Das Geheimnis der geringen Pixelzahl liegt im progressiv arbeitenden Chip der Panasonic im Gegensatz zu den interlaced arbeitenden der restlichen Cams. Anstelle von Halbbildern liefert der Panasonic-Chip also Vollbilder, die dann wiederum in einer Interlaced-Matrix eingespeist werden, aus der dann jeweils das gewünschte Videoformat herausgerechnet wird. Ohne hier zusehr in die Details gehen zu wollen, kann verkürzt gesagt werden, dass das vermeintliche Manko der geringeren Auflösung durch die progressive Abtastung kompensiert wird. Doch dies ist nicht alles. Hinzu kommt ein Verfahren, das Panasonic Advanced Progressive Technology nennt, eine Spatial Offset Methode, die vergleichbar dem Pixelshift arbeitet. Diese erweitert die Auflösung um den Faktor 1.5, so dass mit 1440x810 Pixeln gearbeitet wird, die nachwievor progressiv ausgelesen werden. Im Vergleich zu anderen HDV-CAMs hat Panasonic hier als einziger Hersteller ein solches progressives Verfahren am Start. Wie sich dies auf die Bildqualität auswirkt, wollen wir im nächsten Abschnitt klären. Bereits an dieser Stelle lässt sich sagen, dass damit grundsätzlich keine schlechtere Bildqualität als bei vergleichbaren Oberklasse-HDV-Cams produziert wird.
Ebenfalls zum Thema Technik zählt das exzellent verarbeitete Leica-Objektiv der HVX200. Ein Punkt, dem bei der Diskussion der HVX200 bislang unverständlicher Weise recht wenig Aufmerksamkeit beigemessen wurde, ist der sehr große Weitwinkelbereich der Optik. Mit 32,5mm stellt sie zusammen mit wenig anderen in der HD-Klasse das derzeit technisch machbare in Sachen HD-Optik dar. Der Telebereich ist eher durchschnittlich - zur HVX200 sollte man also vor allem auf Grund ihres guten Weitwinkels greifen.

Auch in Sachen Audio gibt sich die HVX200 keine Blöße. Es stehen zwei dreipolige XLR-Eingänge zur Verfügung sowie zusätzlich ein eingebautes Stereomikrofon, das akustisch gut platziert in die Verlängerung des oberen Handgriffes fest eingelassen ist.
Das nach allen Seiten verschwenkbare LCD-Display der HVX200 arbeitet mit 210.000 Pixeln und liegt damit auf dem Niveau der Klasse - allerdings könnte die Ablesbarkeit bei Sonnenlicht etwas besser sein.
Zu den Besonderheiten der Technik zählt neben der progressiven Verarbreitung der Bildwandler natürlich auch das P2-festspeicherbasierte Aufnahmesystem. Viel ist bereits zum Pro & Contra dieser Recording-Philosophie gesagt worden. Der Charme des Kartensystems liegt im Bereich Continuous Recording, Datenrate und Robustheit, die Kehrseite im Preis und aufwendigerer Archivierbarkeit. Zum Thema Robustheit kann das System tatsächlich als ausgereift gelten, auch wenn es noch relativ jung ist. Wir hatten in der Bedienung keine Porbleme: Aufnahme, Wiedergabe, Sichtung des Materials vor Ort am Laptop - sehr unkompliziertes Arbeiten mit gleichzeitig schnellen Transferraten wissen durchaus zu überzeugen. Wer für die Presse-Arbeit (Konferenz) ein System benötigt, das kontinuierlich aufzeichnen kann ohne Unterbrechung durch Cassetten-Wechsel, ist mit dem 2-Slot-P2-Systen sehr gut beraten, benötigt jedoch auch das entsprechende Budget, um in genügend P2-Karten zu investieren. Minimum sollten hierbei 3 Karten sein, wobei eine Karte stets das aufgenommene Material auf einen Laptop oder Festplatte transferiert, während die anderen aufzeichnen. Da Karten durch die 2 Slots im laufenden Betrieb gewechselt werden können (der Slot der gerade nicht aufzeichet), ergibt sich somit ein endlos-Recording System, vorausgesetzt man hat genügend Festplattenspeicher mitgebracht und für diesen steht eine Stromversorgung vor Ort zur Verfügung. Die Zukunft liegt jedenfalls sehr deutlich in Aufzeichnungssystemen die keine rotierenden Elemente enthalten. Wessen Workflow bislang auf Archivierung auf Tape oder DVD beruhte, muss sich überlegen, wie eine sichere Archivierungslösung des P2 Materials aussehen könnte. Sendeanstalten oder größere Postproduktionshäuser die ihr GesamtMaterial auf ausfallsicheren Medienservern zur Verfügung stellen, haben hiermit weniger Probleme als kleinere Filmproduktionen, deren Material bislang im Stahlschrank Tape an Tape archiviert wurde. Dies bedeutet auch, dass sich die HVX200 natürlich bestens in eine bereits etablierte P2-Umgebung integriert und etwas neue Logistik erfordert bei einem althergebrachten Workflow.
