Handling Allgemein
Kameras wie die Nikon D3s stellen die gegenwärtig höchste Evolutionsstufe von Profi-DSLRs im Kleinbildsegment dar. Die Ausrichtung auf professionellen Gebrauch lässt sich leicht anhand einer ganzen Reihe von Handling-Layouts aufzeigen, die für Profis handfeste Vorteile bringen, für Konsumer in den meisten Fällen eher Overkill darstellen: Beim ersten in die Hand nehmen fällt sofort die extrem robuste Ausführung der Nikon D3s auf, die sich aus ihrer Größe zusammen mit dem massiven Handgewicht ergibt. Mit Abmessungen von 157 x 159,5 x 87,5 mm (H x B x T) bei einem Gewicht von ca. 1240 g ohne Batterien ist die Nikon D3s im Vergleich zum restlichen Nikon DSLR Lineup kurz gesagt groß und schwer. Wie relativ diese Begriffe sind, zeigt sich am Anwendungsprofil: Zu den Standard-Optiken, die bei nahezu jedem Presse-Profi zum Repertoire gehören, zählt bsp. ein 80-200 1:2,8 Zoom (bzw. jetzt 70-200 mm 1:2,8), welches mit 1470 g sogar noch etwas mehr als die D3s selbst wiegt.

Um hier eine gute Kamera-Optik Balance zu erhalten, muss die Kamera selbst deutliches Gewicht mitbringen. An leichteren Kamerabodies wird die Kombination zunehmend Objektiv-lastig und damit unangenehm im mehrstündigen Handling. Höheres Kameragewicht kommt also der Balance von schwereren, lichtstarken Objektiven deutlich entgegen. Somit ist die Nikon D3s also nicht „schwer“, sondern gut ausgewogen. Gleiches gilt für die Größe des Kamerabodys. Der integrierte Hochformatgriff erlaubt blitzschnelle Formatwechsel bei optimaler Erreichbarkeit von Autofokus-Push-Button, Blenden- und Verschlusszeitenrad. Ein Top-Feature für Profis - für Konsumer angenehm, jedoch um den Preis eines deutlich größeren Gehäuses. Apropos kompaktes Gehäuse: Beim derzeitigen Trend zu immer kleineren Kameragehäusen heben sich die Profi-Cams angenehm von der Konsumer- und selbst einigen Prosumer-Gehäusen ab. Wer große Hände hat, wird die D3s allein schon wegen der sehr guten Ergonomie zu schätzen wissen, ganz abgesehen davon, ob er die Profi-Features benötigt oder nicht. Dieser Trend ist zwar bedauerlich aber derzeit wohl nicht umkehrbar.
Doch die Nikon D3s stellt neben ihrer Ergonomie noch ein Menge mehr in Sachen Profi-Werkzeug zur Verfügung: Sehr positiv gefallen hat uns der doppelte CF-Card-Slot mit seiner hervorragenden Belegungsmöglichkeit von Backup, JPEG-RAW, Overflow und dem speziellen Zuweisen eines Card-Slots für die Videoaufnahme.

Apropos Card-Slot: Optimal gesichert gegen versehentliches Öffnen zeigt sich die gefederte Abdeckung der Card-Slotentriegelung – ein Feature, welches wir so ebenfalls nur bei Profi-DSLRs kennen. Hierzu zählt ebenfalls der Batterie-Einschub, der auch mit Handschuhen noch zu arretieren und entriegeln ist. Häufig sind es tatsächlich solche Kleinigkeiten, die eine professionelle Kamerabedienung auszeichnen, wie beispielsweise die Arretierung des Belichtungswahlschalters, der somit vor ungewollter Verschiebung von Spot auf mittenbetonter oder Matrix-Messung geschützt ist, oder der integrierte Okkular-Verschluß gegen Streulicht bei Langzeitbelichtungen. Zu den ebenfalls sehr gelungenen Funktionen muss die Audio-Recording-Funktion gezählt werden, die im Automatik-Modus nach dem Verschluß für eine vorgegebene Zeit zwischen 5 und 60 Sekunden aktiviert wird und so Sprachnotizen für die letzte Aufnahme ermöglicht oder im manuellen Modus jeweils einer bereits gemachten Aufnahme nachträglich zugeordnet werden kann.
Vermisst haben wir eine Aktivierung / Deaktivierung von AUTO-ISO über den externen ISO-Schalter. Zwar kann man sich einen Shortcut ins persönliche Menue legen, aber dafür muss zumindest das Menue aufgerufen werden.

Abschießend in Sachen Handling vielleicht noch ein Paar Überlegungen zu den wichtigsten Unterschieden im Bedienkonzept zwischen den beiden großen Pro-Kamera Herstellern Nikon und Canon. Zunächst mal sind die Unterschiede für den Zugriff auf die zentralen Kamerafunktionen wie Programmwahl, Blende, Verschlußzeit, ISO, Bildfolge, Belichtungs- und Autofokusmeßfeldauswahl bei beiden Kameraherstellern zumindest im Pro-Bereich (Nikon D3s, Canon EOS 1D MK IV) in der Regel ohne den Umweg ins Kameramenue möglich. Das bedeutet, dass über Schalter am Gehäuse direkt entsprechende Einstellungen vorgenommen werden können. Je nachdem, mit welchem System man in der Vergangenheit vertrauter gewesen ist, findet man sich schnell zurecht. Wir sind der Meinung, dass hier kein System objektiv als besser oder schlechter gewertet werden kann. Mit genügend Einarbeitungswillen dürfte der geneigte Fotograf mit beiden Systemen im professionellen Umfeld zu den gewünschten Ergebnissen kommen. Unterscheiden tun sich die beiden Bedienkonzepte jedoch durchaus in der Art der verbauten Schalter. Nikon setzt auf eine möglichst große Anzahl von Schaltern, die durch ihre Stellung bereits von außen kenntlich machen, welche Funktion aktiviert ist. Canon hingegen setzt eher auf Sensor-Druck-Schalter, die in Verbindung mit einem Drehrad die gewünschte Funktion aktivieren. Hierin sehen wir, zumindest in der Bedienung, die beiden wesentlichsten Unterschiede. Beide Konzepte haben Vor- und Nachteile – es ist am jeweiligen Nutzer, das eine oder andere Konzept für seine persönliche fotografische Praxis zu bewerten.