Zhiyun Smooth 4 + Filmic Pro + iPhone XS
Spannend finden wir die völlig neue Bedeutung, die Gimbals bei Smartphones wie dem iPhone XS u.a. zukommt: Gimbals sind – zumindest beim neuen iPhone XS – nicht mehr in erster Linie für die Stabilisierung da, sondern um Apps wie Filmic Pro externe Bedienelemente in Form von Schaltern Knöpfen und Drehrädern zur Verfügung zu stellen.
In gewisser Weise mutieren Smartphones damit zu hochmodularen Kamerasystemen, weil externe Entwickler sowohl Apps als auch Hardware um das Smartphone herum kreieren können und hierbei deutlich mehr Freiheit haben, als bei althergebrachten Kamerasystemen. Das vergleichsweise gute Zusammenspiel von Filmic Pro und dem Zhiyun Smooth 4 Gimbal auf dem iPhone XS ist ein gelungenes Beispiel hierfür.

Wir haben 16 Funktionsschalter auf dem Zhiyun Smooth 4 gezählt, mit denen sich viele zentrale Funktionen von Filmic Pro direkt abrufen lassen - darunter: Manuelle Fokusverlagerung via Fokuswheel, Fokusfeldaktivierung/ Lock, Belichtungsfeldaktivierung/Lock, Display-Infos, Peaking, Umschaltung manueller/ Automodus u.a..
Die externe Funktionsverlagerung auf Bedienelemente des Gimbals ist gerade für Smartphones wichtig - insbesondere, wenn man etwas mehr Ehrgeiz beim Smartphone-Filmen entwickelt: Ohne externe Bedienelemente bleiben beim Handy nur die Paar wenigen Tasten am Rand, die häufig nicht alle von Apps genutzt werden dürfen sowie das Touchdisplay, das gegenüber externen Schaltern ergonomisch deutlich weniger Sinn macht und dessen Bedienung während des Filmens auch zu Wacklern-, Fehleinstellungen u.a führen kann.
Doch das heisst nicht, dass die Kombination Smartphone + App + Gimbal völlig sorgenfrei wäre. Die Kehrseite dieser extremen Modularität heisst Inkompatibilität: Hier muss viel Software aus unterschiedlicher Hand zusammenspielen: Handy-Betriebssystem Version, Filmic Pro App-Version, Gimbal-App Version... Ist ein Glied in dieser Kette zu alt oder zu neu kann schnell Frust aufkommen.

Hinzu kommt, dass die via Bluetooth angebundenen externen Bedienelemente stets auch mit Latenzen zu kämpfen haben – das gilt sowohl für Menüaufrufe und im speziellen für die Ansteuerung des Fokusrads. Wer hier Minimal-Latenzen wie bei mechanischen Follow-Fokus-Systemen erwartet, ist hier definitiv falsch. Es gilt also wie stets abzuwägen: Was ist wichtiger? Bildqualität, Zuverlässigkeit, Reaktivität und Reproduzierbarkeit oder hochmobiles Setup inkl. internen Bearbeitungsmöglichkeiten und schnellstmöglichem WWW-Upload?
Wer letzteres benötigt, wird bei der Kombination iPhone XS, Filmic Pro und Zhiyun Smooth 4 durchaus fündig. Eine tiefere Integration von Filmic Pro Funktionen in einen Gimbal dürfte schwer zu finden sein. Und hat man sich erstmal an die Bedienung gewöhnt sind vor allem die buttonbasierte Aktivierungs- und Lockfunktionen der Fokus- und Belichtungsfelder echte Hilfen.

Unser Tip: Im „manuellen Betrieb“ die Belichtungs- und Fokusfelder an ihrer Stelle unverändert in Filmic Pro behalten und einfach per Gimbalbewegung die Felder auf die entsprechenden Motive richten und dann Fokus und Belichtung abnehmen und per Wheel-Klick locken.
Und: Aufpassen würden wir bei Smartphones besonders bei Moirée-lastigen Motiven wie Gittern, feinen Mustern und Oberflächenstrukturen.



















