1. Basics
2. Duell
1. Die Basics:
Ohne Codec
kein Video im Netz. Die meisten werden´s wissen.
Um Videos im Internet anschauen zu können, muß das Quell-Video-Material zunächst komprimiert werden – sonst wär´s zu groß – DSL hin oder her – und am anderen Ende beim User dekomprimiert werden. Diese Arbeit wird von Codecs geleistet, die meistens in einem Player ihren Dienst versehen. Bei Microsoft heißt er MS Media Player, der Realplayer von Realnetworks dürfte auch bekannt sein und dann gibt es da noch den Quicktimeplayer von Apple, der sich derzeit als Quicktime 5 Public Preview
3 von den Apple-Seiten herunterladen lässt. Um eben diesen letzten soll es gehen, genauer um den defacto Quicktime-Standard für Webvideokompression: den Sorenson-Codec 2 im Vergleich zu seinem Nachfolger Sorenson 3 Beta.
Doch zunächst ein Paar wissenswerte Brocken zu Quicktime selbst:
Die Quicktime-Player Architektur ist eine modulare. Von Drittherstellern entwickelte Codecs können in das Codec-Repertoire von Quicktime einfach aufgenommen werden – auf Anfrage gibt´s die Programmstruktur von Quicktime – ein Lecherbissen für Programmierer. Dies hat den Vorteil, dass (zumindest theoretisch) sehr schnell auf Neuerungen bei Kompressionsverfahren und Streamingformaten reagiert werden kann. Und in der Tat, Quicktime unterstützt im Vergleich zu den oben genannten Playern weitaus mehr Formate. Wer sich (wie ich) immer gewundert hat, weshalb CD-Rom, Web- und Grafik-Designer häufig von Quicktime schwärmen, der findet hier die Erklärung: Die Liste der Quicktime Import und Export Dateiformate liest sich wie das Who-is-Who der Multimediabibliothek:
Import File Formats:
3DMF – AIFF – AU - Audio CD Data – AVI
– BMP – DV – FlashPix – GIF - JPEG/JFIF – Karaoke – MacPaint - Macromedia Flash – MIDI - MPEG
1(Macintosh) - MPEG
1, Layer
3(MP3, M3U) – Photoshop – PICS – PICT – Pictures – PNG – QuickTime - Image File - QuickTime Movie –SGI –SMIL – Sound – Targa – Text – TIFF - TIFF-fax - Virtual Reality (VR) - Wave
Export File Formats:
AIFF – AU – AVI
– BMP - DV Stream – FLC - Image Sequence movie exporters - JPEG/JFIF – MacPaint – MIDI – Photoshop – PICT – Picture – PNG - QuickTime Image - QuickTime Movie – SGI - System 7 Sound – Targa – Text – TIFF - TIFF-fax - WAV
Häufig wird Quicktime auch als „echtes API“ bezeichnet im Gegensatz zu den proprietären Format-Playern von Real Networks und Microsoft. API steht für „Application Programming Interface“ und bedeutet eigentlich nur, dass es sich um eine Schnittstelle handelt, die einem anderen Programm, beispielsweise einem Browser, einer Grafik-Engine oder einem Schnittprogramm ermöglicht, die Funktionalität eines externen Fileformats wie bsp. DigitalesVideo (DV) voll auszuschöpfen. Die hohe Flexibilität der Quicktimearchitektur, in die sich aus externen Programmen mit relativ geringem Aufwand „Haken“ anbringen lassen, haben Quicktime ungeachtet seiner (relativ) geringen Verbreitung einen festen Platz in der Medienproduktion zugewiesen.
Bei Slashcam geht´s um „Medienproduktion“ also Video und deshalb jetzt hier die Video-Codecs, mit denen Quicktime arbeitet:
Video Codecs:
H.261 - H.263 – Animation - Apple BMP - Apple Video – Cinepak - Component
video – DV (NTSC / PAL) – Graphics - Intel Indeo Video 3.2, 4.4, 5.0 - Microsoft RLE – Microsoft -Video 1 - Motion JPEG A und B - Photo JPEG - Planar RGB
- Sorenson Video 1, 2, 3
(und demnächst echtes MPEG4)
Jeder dieser Codecs entstammt einem eigenen Anwendungsgebiet und würde für sich einen eigenen Artikel beanspruchen: Es gibt Codecs, die häufig bei der CD-Rom-Produktion eingesetzt werden (Cinepak), altgediente und daher zuverlässige Videokompressionsverfahren (Motion JPEG A und B) und last but not least Webvideokompressionsformate wie: Sorenson, womit wir endlich bei Thema wären.
Sorenson und Quicktime haben sich erstmals 1998 das Ja-Wort gegeben mit der Entscheidung Apples, den Sorenson Codec
offiziell aufzunehmen und mit Quicktime zu distribuieren (wer lieber in Player-Generationen rechnet: seit Quicktime 3).
Mit dem Aufkommen des viel zu oft gebrauchten Begriffs der „Medienkonvergenz“ in diesem Falle der Möglichkeit, im Internet Fernsehen zu schauen und umgekehrt mit dem Fernseher im www zu surfen, setzt ein bis heute nicht entschiedenes Rennen um den besten Video-Codec ein. Nein, wir werden hier nicht über den Ausgang dieses Rennens zu Gericht sitzen (erst im nächsten Artikel ;-)) – es soll hier lediglich um die Performance des jüngsten Teilnehmers
gehen: um den Sorenson 3 Video Codec
im Vergleich zu seinem Vorgänger.
2. Das Duell:
Um es kurz zu machen: Sorenson 3 beta ist mächtig besser als sein Vorgänger.
Um es fundiert zu machen:
(Wem die Screenshots nicht reichen und die Kompressionsbeispiele anschauen möchte, braucht den Quicktime 5 Public Preview
3 Player , der für PC und Mac unter www.apple.com/quicktime/preview/ kostenlos heruntergeladen werden kann – links zu den clips am Ende des Textes)
Für unseren Test haben wir zwei (kompressionstechnisch) sehr unterschiedliche Videosequenzen genommen, die lediglich das Quellformat miteinander gemein haben: DV.
Die Clips tragen die einprägsamen Titel „Pots“ und „Walk“, wobei die jeweilige Nummer dahinter „2“ oder „3“ für den benutzten Codec
steht.
Bei der „Pots“-Sequenz handelt es sich um Nachtaufnahmen vom Potsdamer Platz in Berlin, wo mit langsamen Schwenks und Zooms geabeitet wurde. Die Umsetzung klassischer Kamera-Bewegung zusammen mit den Hell-Dunkel-Bereichen bietet erste Anhaltspunkte für die Beurteilung der Codec-Qualität für „normales“ Filmmaterial. Bei „walk“ wird der Codec
an seine Grenzbereiche geführt. Hierbei handelt es sich um eine 1000% beschleunigte Kamerafahrt im bunten Keller des Sony Centers. Das Videomaterial wurde mit Blur- und Lichtfiltern nachträglich bearbeitet. Durch den Time-Warp ändert sich der Bildaufbau von Frame
zu Frame
dramatisch. Die Codecs müssen also richtig arbeiten.
Komprimiert wurde mit dem Media Cleaner Pro unter identischen Settings mit Variabler Bit
Rate (VBR). Hierbei wird das Videomaterial zunächst analysiert und dann komprimiert – VBR
liefert derzeit die qualitativ besten Ergebnisse.
Und so sieht´s aus:


Farbe und Detail:
Deutlich ist beim Sorenson 2 das ausbleichen des blauen Lichts zu sehen. Die farbliche Trennung funktioniert nicht, weil die einzelnen Blöcke nicht differenziert werden können – quasi ein Auflösungsproblem. Sorenson 3 hingegen differenziert die Blau- und Weiß-Anteile ausgesprochen sauber. Auch die Fensterdetails am linken Bildrand werden beim 3er sauber gezeichnet.


Nochmal Detail:
Obwohl das Sorenson 3 Movie kleiner ist (2,6 MB versus 3,1 MB) und sogar eine kleinere Datenrate
aufweist 33.7 K bytes/sec gegenüber 40,5 K bytes/sec werden mehr Details abgebildet. Die Lichter-Reihe ist als solche bis nach hinten zu erkennen.


Schnelle Szenenweschel:
Noch krasser geht es bei unserem zweiten Beispiel zur Sache: Der rasante Kamera-Flug durch den schlauchartigen Keller lässt beim Sorenson 2 nur noch ein buntes Schachbrettmuster erscheinen. Sorenson 3 hingegen zeichnet alle Details sauber durch. Die fliehenden Lichter haben nichts mit dem Codec
zu tun, sondern sind als Effekt auf das Material angewandt worden, um den Eindruck von Geschwindigkeit zu verstärken: Sorenson 3 zeichnet hier absolut sauber durch – ein wirklich beeindruckendes Resultat – und er ist wohlgemerkt noch im Beta-Stadium. Gerade für Action, Sport oder schnell geschnittenes Material eignet sich der Sorenson 3 hervorragend.


Auch was die Encoding-Zeiten anbelangt hat Sorenson einen Satz nach vorne gemacht, was nebenbei gesagt auch bitter nötig gewesen ist. Beinahe doppelt so schnell werden die Frames mit Sorenson 3 encodiert – dies bringt die Encodingzeiten auf ein Level mit Real und Microsoft.
So das war´s
Das nächste Mal werden wir Real, MS und Quicktime gegeneinander antreten lassen und den „Codec-Chef“ ausloben.
Anbei die Clips zum anschauen (download dauert n´bißchen)
pots2.mov Sorenson 2 (3,2 MB)
pots3.mov Sorenson 3 (2,6 MB)
walk21.mov Sorenson 2 (550 KB)
walk3.mov Sorenson 3 (550 KB)
Viel Spaß beim ausprobieren wünscht
rob