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Adobe Premiere 6.02

Ein Jahr nach unserem ersten Premiere 6.0-Test habe ich den Testbericht etwas upgedated. Obwohl das Programm mittlerweile schon über ein Jahr auf dem Markt ist und die Konkurrenz nichtschläft erfreut sich die aktuelle Version immer noch bei vielen Anwendern ungetrübter Beliebtheit.

// 16:15 Do, 21. Mär 2002von

Adobes Premiere ist wohl eines der dienstältesten PC-Programme zur Videobearbeitung. Die aktuelle Version 6.02 glänzt dabei gegenüber der Konkurrenz nicht mit überzähligen Features wie Authoring oder Brennfunktionen, sondern versteht sich als solide Schnittlösung für kommerzielle Schnittprojekte......



Während Adobe mit der Einführung der Version 5.0 einen Schnellschuß ablieferte, der viele Anwender wegen seiner Instabilität vergraulte und erst seit dem letzten 5.1c Update einigermaßen solides Arbeiten ermöglichte, konnte Adobe mit der neuen Version 6 wieder alte Kunden zurückgewinnen. Um nicht nur mit der neuen Konkurrenz gleich zu ziehen, hat Adobe zusätzlich zahlreiche neue Funktionen implementiert, die zumindest im PC-Bereich neue Maßstäbe in der Bedienung setzen dürften. Dennoch werden die meisten Anwender vor allem die native Firewire-Unterstützung für OHCI-Karten vermißt haben, die nun endlich auch den Einsatz von billiger Hardware im Zusammenspiel mit Premiere ermöglicht.



Mit dieser Unterstützung macht sich Adobe allerdings von der DV-Implementierung in Microsofts Betriebssystemen abhängig . So ist die aktuelle Implementation von Microsofts DV-Treibern bei weitem noch nicht so ausgereift, wie Lösungen von Drittherstellern.Vergleicht man den Microsoft-DV-Codec mit anderen Versionen von Canopus oder MainConcept, so sieht man nach mehreren Generationen, daß das Microsoft scheinbar aus Geschwindigkeitsgründen bei der Qualität der Ausgabe etwas gespart hat. Und auch die Gerätesteuerung seltenerer Camcodertypen ist oftmals noch nicht optimal. Mit diesem Problem hat allerdings auch die Konkurrenz zu kämpfen, die ebenfalls auf diese (WDM)-Schnittstelle setzt.



Bei längeren Projekten kommt es auf langsameren Systemen immer noch zu gelegentlichen Rucklern was auf eine fehlende Pufferung der Ausgabeframes schließen läßt. Mittlerweile stellt Adobe bereits einen zweiten Beta-Patch (6.02) bereit, der dieses Problem beheben soll. Dieser findet sich unter http://www.adobe.com/support/downloads/prwin.htm . In letzter Zeit haben die Beschwerden hinsichtlich dieses Problems in unserem Forum auch deutlich abgenommen.



Besitzer einer OHCI-Karte haben jedoch auch einen dicken Vorteil gegenüber den Besitzern teurerer Schnittkarten: So wird mit diesen Lösungen ímmer der volle Funktionsumfang von Premiere 6.0 unterstützt. Neben den neuen Audio-Funktionen (s.u.) sei hier vor allem die Möglichkeit genannt, jederzeit eine Preview an einem externen Monitor ohne Rendern zu erzeugen. Scrubbt man mit der gedrückten Alt-taste durch die Timeline, wird diese Vorschau mit gerenderten Effekten (!!) auch über den DV-Ausgang übertragen. Auch während man einen Effekt einstellt, wird dieser (als Standbild) auf dem externen Monitor angezeigt. Bei komplexeren Effekten funktioniert dies natürlich nicht in Echtzeit und das Scrubben gelingt in so einem Fall nicht mehr weich mit 25 Bildern pro Sekunde. Zur Effektkontrolle erweist sich diese Funktion jedoch als äußerst praktisch, so daß man sich nach kurzer Zeit fragt, wie man jemals ohne Sie ausgekommen ist.


Daneben bietet Premiere auch neue Previewmöglichkeiten, die eine Vorschau mit Effekten ohne Rendern bei reduzierter Framerate erlaubt.



Doch neben der OHCI-Unterstützung sind auch zahlreiche Neuerungen im Programm versteckt: So erlaubt Premiere 6.0 nun erstmalig die korrekte Darstellung und Bearbeitung von nicht quadratischen Pixeln. Dadurch werden beispielsweise Titelgrafiken jetzt sowohl auf der PC-Oberfläche als auch bei der Ansicht auf einem externen Videomonitor im richtigen Seiten-Verhältnis berechnet und dargestellt. Um bei gemischtem Material hierbei nicht ins Trudeln zu geraten, stellt Premiere ein Übersichtfenster über alle Einstellungen im Projekt bereit. Hier werden sowohl die Settings der Capture- und Projekt-Einstellungen als auch die Ausgabe-Parameter nebeneinander übersichtlich dargestellt, und Unstimmigkeiten rot hervorgehoben. Falsche Halbbildreihenfolgen oder Eierköpfe bei der Ausgabe dürften mit dieser praktischen Übersicht endlich der Vergangenheit angehören.



Auch beim Capturen fallen dem Anwender weitere Neuigkeiten positiv auf. Das bisher etwas spartanisch gehaltene Capture- Fenster wurde um zahlreiche Features erweitert. So können nun die Capture-Paramter direkt im Fenster eingestellt werden, wobei es sogar möglich ist, durch eine Auswahl seines eigenen DV-Geräts für ein korrektes Capturing-Verhalten zu sorgen. Leider besitzt Premiere auch in der sechsten Version noch immer keine Szenen-Erkennung.



Nach dem Capturen befinden sich alle Clips im Projekt-Fenster, welches ebenfalls neue Möglichkeiten bietet. So läßt sich nun das gezeigte Thumbnail eines Videos selbst bestimmen und ist nicht mehr automatisch das erste Bild eines Clips. Außerdem lassen sich nun auch Objekte im Projektfenster suchen und in sogenannten Bins für das Projekt organisieren. Die auffälligste Neuerung in diesem Bereich ist jedoch mit Sicherheit das neu hinzugekommene Storyboard. In diesem Fenster lassen sich Clips versuchsweise hintereinander anordnen, um schon einmal die Wirkung und Dramatik des späteren Schnitts zu planen. Hierbei können die Filme auch schon getrimmt und somit in minutenschnelle zu einem ersten Rohschnitt verarbeitet werden, den man sich ohne Rendern direkt (und sogar über Firewire !!) ausgeben lassen kann. Mit der neuen Funktion „Automate to Timeline“ kann dieser Rohschnitt direkt in die Timeline übernommen werden. Das Clevere an dieser Funktion ist jedoch, daß man vorher in der Timeline Marker setzen kann (beispielsweise auf den Takt einer unterlegten Musik) wodurch Premiere die Schnittpunkte auf die importierten Clips automatisch anpaßt. Mit dem Trim-Tool lassen sich dann nachträglich die einzelnen Clips zwischen den Schnittmarken bequem in Ihren In- und Outpunkten verschieben. Produzenten von Musikvideos dürften Premiere allein wegen dieser Funktion schnell in Ihr Herz schließen. Mit der neuen Funktion ist es aber genauso gut möglich einen Standardübergang (wie beispielsweise einen Fade) zu definieren und mit welchem die Clips aus dem Storyboard dann automatisch in der Timeline überblendet werden.





Neuerdings kann der Anwender zwischen zwei Editing-Modes wählen. Bei dem von früher bekannten A/B-Mode werden Clips und Transitions auf separaten Spuren angezeigt. Bei dem neu hinzugekommenen Single-Track Editing werden diese Informationen nur auf einer Spur angezeigt, wie man es von professionelleren Schnittsystemen wie Avid kennt. Weitaus gravierender ist jedoch die neue Integration von Filtern in den Workflow. Bisher mußte man für einen Effekt diesen aus einer Fenster-Liste mühsam auswählen, in einem eigenen Fenster einstellen und kannte das Ergebnis erst begutachten, wenn dieses Fenster wieder geschlossen war. In der neuen Version liegen alle Effekte direkt greifbar in einem eigenen Fenster, welches ständig geöffnet bleiben kann. Mit der Maus lassen sich Effekte direkt auf einzelne Clips ziehen. In einem eigenen Effect-Control-Fenster werden alle Effekte, die auf einem Clip liegen, in einer Liste mit allen verfügbaren Parametern angezeigt. Verändert man einen Effektparameter, so wird das Ergebnis sofort (!!) im Previewfenster (und auf Wunsch auch wieder über Firewire) ausgegeben. Besonders wenn sich mehrere Effekte auf einem Clip befinden kann man diese ohne Mausklickorgien weitaus schneller aufeinander abstimmen, als dies bisher möglich war.



Dieses von After Effects abgekupferte Konzept ist aber nicht das einzige, was Premiere von seiner Compositing-Schwester geerbt hat. Da die neue Plug-in-Schnittstelle nun auch (weitgehend) After Effects-kompatibel ist, werden auch gleich 25 hochqualitative Filter aus diesem Paket mitgeliefert. Gerade im Bereich Farbkorrektur, 3D-Rotationen und Alpha-Effekten stehen dem Premiere-Anwender nun viele Effekte zur Verfügung, die bisher die größte Schwäche von Premiere waren.


Leider wird dieses Workflow-Konzept nicht konsequent durchgehalten. Alte Premiere Effekte, die sich noch zuhauf im Programm befinden müssen nach wie vor in separaten Fenstern eingestellt werden, was die Arbeit enorm bremst. Auch die meisten Schnittkartenhersteller, die Premiere um eigene Funktionen erweitern verfolgen diese Unsitte und bremsen dadurch den an sich gut konzipierten Workflow aus. Das Keyframing ist gegenüber Version 5.1 etwas verbessert worden:


Endlich lassen sich die Keyframes für alle Parameter direkt in der Timeline setzen. Jedoch reichen die Keyframing-Möglichkeiten bei weitem nicht an professionelle Compositing-Programme haran.



Auch der Audio-Bereich wurde um einige sinnvolle Features ergänzt. So existiert nun ein eigenes Mischpult, mit dem sogar Audiospuren in Echtzeit abgemischt werden können. Die Anzeige der Lautstärke erfolgt dabei sowohl für jeden Track separat als auch für den endgültigen Stereo-Master Kanal. Leider kann dieser Master immer nur ein Stereokanal sein. Daß es mittlerweile jedoch auch für viele Anwender reizvoll sein könnte mit Mehrkanal-Sound (z.B.: Dolby 5.1) zu arbeiten, berücksichtigt Adobe in dieser Version noch nicht. Wer zusätzlich seinen Rechner zur Soundbearbeitung nützt, dürfte sich über die Möglichkeit freuen, eigene DirectX-Plugins ohne Umwege in Premiere nutzen zu können.



Als eine der größte Schwächen von Premiere wurde immer der integrierte Titeler gesehen. Um diesem Manko abzuhelfen liefert Adobe (nur mit der Windows Version) zwei zusätzliche, leicht eingeschränkte Titel-Programme mit, die vielen Lesern bereits bekannt sein dürften: TitleDeko von Pinnacle und Title Express von Inscriber Technologies. Hiermit dürfte man für alle Titelaufgaben gut gerüstet sein.



Natürlich dürfen bei einem derartigen Update auch neue Streaming-Funktiononen für das Internet nicht fehlen. So liegt dem Paket sogar eine eingeschränkte Version des berühmten Cleaner 5 bei, welche den Export in alle gängigen Webformate erlaubt. Im Gegensatz zu anderen Programmen seiner Klasse erlaubt Premiere nun sogar auf der Timeline sogenannte Webmarker zu setzen. Hiermit können Webinhalte um einen eingebetteten Film auf einer Webseite gesteuert werden. Beispielsweise könnten hiermit technische Daten in einem anderen Frame ständig aktualisiert werden, während auf der Webseite das zugehörige Video läuft.



Bei den Renderzeiten ist Premiere gegenüber der Version 5.1 etwas schneller geworden. Neu ist jedoch die deutlich verbesserte Multiprozessor-Unterstützung, die einen zweiten Prozessor nun merklich auszunutzen kann. Welchen nutzen ein zweiter Prozessor bringen kann, kann man unter anderem in unserem DV-Rendering-Tests unter Premiere sehen. Aufgrund der langsamen Renderzeiten am Mac ist das Programm jedoch momentan keine echte Alternative zu Final Cut Pro.




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