Frage von speven stielberg:Ich hab mir gerade ein paar Image-Filme auf Youtube angeschaut. So wie es ausschaut, müssen heute alle Bewegtbilder zusätzlich auch noch bewegt werden. Ich weiß nicht mehr welcher Film es war, aber einer wurde offenbar ausschließlich mit Slider und/oder Gimbal gedreht. Klar, EIN PAAR Kamerafahrten wirken immer spannend, aber inflationär eingesetzt, find ich das irgendwie nur nervig. Meine Augen (oder mein Hirn?) sehnt sich da geradezu mal nach ein paar ruhigen Szenen zwischendurch bei denen sich die Kamera NICHT bewegt. Ist das ne Altererscheinung? Wie seht Ihr das?
Antwort von Jott:
Es ist eigentlich schon immer so, dass die Kamera ständig in Bewegung ist. Das Ergebnis ist unterschwellig erheblich wertiger. Bei uns gibt es kaum statische Einstellungen in Filmen.
Kann natürlich gut sein, dass es die „Generation Gimbal“ übertreibt. Subtile Querfahrten sind oft effektiver als dauerndes Rumgehampel, nur weil es geht. Ist aber Geschmackssache, und bei Auftragsproduktionen muss es zunächst mal dem Kunden gefallen, nicht Dritten.
Antwort von speven stielberg:
Jott hat geschrieben:
Es ist eigentlich schon immer so, dass die Kamera ständig in Bewegung ist. Das Ergebnis ist unterschwellig erheblich wertiger. Bei uns gibt es kaum statische Einstellungen in Filmen.
Kann natürlich gut sein, dass es die „Generation Gimbal“ übertreibt. Subtile Querfahrten sind oft effektiver als dauerndes Rumgehampel, nur weil es geht. Ist aber Geschmackssache, und bei Auftragsproduktionen muss es zunächst mal dem Kunden gefallen, nicht Dritten.
Hm, aber genau dieses permanente Quergefahre find ICH nervig. Wenn ich der einzige bin, isses aber natürlich auch egal.
Antwort von Darth Schneider:
Die Kamera kann sich auch so bewegen das es kaum auffällt, oder es gibt Kamerabewegungen die zur Handlung oder Stimmung beitragen oder halt die übertriebene sinnfreie Bewegerei, die dann halt manche Zuschauer nervt.
Hier ein Interssanter kleiner Film über dieses sehr komplexe Thema.
https://youtu.be/CSzWXuDjOWg
Gruss Boris
Antwort von TheGadgetFilms:
Motivierte Kamerabewegung ist hier das Stichwort.
Antwort von Cinemator:
Gut, dass das mal angesprochen wird. Das Ideal vom bewegten Bild ist ja, dass sich vor der Kamera etwas bewegt und nicht die Kamera selbst.
Ein klassisches Sujet kommt aus alten Wild West Filmen. Die von Banditen oder Indianern verfolgte achtspännige Postkutsche, die staubaufwirbelnd und in langer Kurve vor großer Prärie-Kulisse auf einen zugerast kommt. Da reicht meist eine einzige Einstellung mit festpositionierter Cam. Da noch mit der Cam wild herumzufuchteln, wäre Quatsch.
Nichts gegen Kamerabewegungen bei passenden Motiven, sie müssen in der Regel aber eher sanft, ruhig und minimalistisch sein.
Im Grunde kaum spürbar. Es sei denn, die Szene erfordert etwas anderes. Dafür gibt es ja auch gute Beispiele.
Ein mir bekannter Fall von peinlicher Kameraarbeit: der Stapellauf eines großen Schiffe sollte von zwei erfahrenen Kameramännern aufgenommen werden. Einer an Bord, der andere an der Helling. Als das Schiff nun ins Gleiten kam, hat der Depp an der Helling mitgeschwenkt, wodurch man vom Stapellauf eigentlich nichts mehr mitbekam. Das war einfach vorher nicht richtig durchdacht worden.
Schlimm dagegen dieses: Einige mega-coole Typen heutzutage meinen, langweilige Aufnahmen durch viel Wackeln und wilde Schnitte interessant machen zu müssen und produzieren das Gegenteil. Ich schalte da sofort ab.
Antwort von speven stielberg:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
Die Kamera kann sich auch so bewegen das es kaum auffällt, oder es gibt Kamerabewegungen die zur Handlung oder Stimmung beitragen oder halt die übertriebene sinnfreie Bewegerei, die dann halt manche Zuschauer nervt.
Hier ein Interssanter kleiner Film über dieses sehr komplexe Thema.
Gruss Boris
Also wenn Personen "verfolgt" werden, macht das irgendwie auch Sinn. Mir geht's aber mehr um beispielsweise Landschaftsszenen. Bei der Aufnahme vom Bach wandert die Kamera nach links. Schnitt. Aufnahme im Wald, die Kamera wandert nach rechts. Schnitt. In der Blumenwiese wandert die Kamera wieder nach links. usw. Meiner Meinung nach stresst das, wenn alles bewegt gefilmt wird. Wird auch irgendwie langweilig. Sehen wir das bewegte Bewegtbild als "Leckerli". Leckerli an Leckerli führt schnell zur Übersättigung. Sparsam verwendet könnte der Effekt deutlich größer sein ... !?
Antwort von Jott:
Cinemator hat geschrieben:
Schlimm dagegen dieses: Einige mega-coole Typen heutzutage meinen, langweilige Aufnahmen durch viel Wackeln und wilde Schnitte interessant machen zu müssen und produzieren das Gegenteil. Ich schalte da sofort ab.
Andere Zielgruppen schalten ab, wenn es NICHT so ist. Locker bleiben und immer dran denken: beim Auftragsfilm gibt der Auftraggeber vor, wie es aussehen soll. Daraus ergibt sich dann, ob man wackelt, gimbalt, sanft auf Schienen gleitet oder einfach nur in EB-Manier alter Schule die Kamera in Augenhöhe (alles andere strengt zu sehr an) auf's Sachtler betoniert und gut ist.
Antwort von Darth Schneider:
Wobei ich schon auch sehr gerne mal einen Slider, oder so etwas hätte, gerade für meine Lego Space Projekte wäre das schon cool, Ich habe aber keine Idee welche günstigen Modelle für meine4K Pocket geeignet wären...viel zu viel Auswahl. Dann gibt es auch noch diese sehr günstigen Rollschuh Style Dollys und sogar kleine Kamerakräne für 200 Pipen hab ich schon gesehen.
Kennt sich jemand aus damit, sagen wir mal eher im untersten Preisbereich, aber keine schlechten Billig China Kopien die dann nicht richtig funktionieren ?
Gruss Boris
Antwort von srone:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
Wobei ich schon auch sehr gerne mal einen Slider, oder so etwas hätte, gerade für meine Lego Space Projekte wäre das schon cool, Ich habe aber keine Idee welche günstigen Modelle für meine4K Pocket geeignet wären...viel zu viel Auswahl. Dann gibt es auch noch diese sehr günstigen Rollschuh Style Dollys und sogar kleine Kamerakräne für 200 Pipen hab ich schon gesehen.
Gruss Boris
vor jahren, waren die igus-schienen, der preiswerteste klassiker.
lg
srone
Antwort von Konsument:
Jott, muß ich das überspitzt so mißverstehen, daß der Auftraggeber dir ein Drehbuch schreibt ;? Das dumme ist ja, daß der Geschmack des Auftraggebers nicht unbedingt mit der Zielgruppe übereinstimmen muß. Wenn heute im Pantoffelkino Werbung kommt, stelle ich eilends den Ton ab. Hauptsächlich nervtötend. Ich bin mit stielberg vollkommen d' accord. Ich mag diese überflüssigen Kamerabewegubgen auch nicht. Ganz schlimm sind Drehbewegungen um irgendetwas. Da wird mir schwindelig. Genauso bescheuert fand ich die zwischendurch in Mode gekommenen Sekundenschnitte., bei denen man garnicht mehr verarbeiten konnte was einem da gezeigt wurde. Vollkommen schwachsinnig, aber war in deswegen mußte das jeder machen. Genauso doof sind die Kamerabewegungen an Personen vorbei oder um sie rum. Dauert dann auch jedesmal gefühlt Stunden.
Antwort von Jörg:
srone weiß es
vor jahren, waren die igus-schienen, der preiswerteste klassiker.
ich habe zwei von den Teilen, eine davon kann erworben werden...
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... 8-245-3454
Solch Skateboard"dolly" nutze ich auch ab und an, bin sehr zufrieden damit.
Antwort von Darth Schneider:
Sali Jörg
Das würde mir schon genügen denke ich, dein Slider. Ich glaube ich habe auch noch so ein altes Cullman Stativ Zuhause, beim Kopf bin ich mir nicht sicher, deiner sieht etwas anders aus.
Aber ich bin diese Woche in der Tschechei, bis Freitag, und nächste Woche Di. muss ich gleich wieder arbeiten in der Badi in der Schweiz. Berlin ist nich gerade auf dem Weg, glaube ich. Ginge das nicht auch per Post, in die Schweiz, zu sperrig, zu teuer, zu unnötig kompliziert, für dich ?
aber Danke anyway für die Tipps.
Gruss Boris
Antwort von Jörg:
Kompliziert wirds nicht sein, muss rausbekommen wer das so liefert, was es kostet.
Schweiz hat immer die Frachtkostenhürde....
Antwort von Darth Schneider:
Wenn’s zu viel Arbeit ist, und du das Teil einem Berliner verkaufen kannst ist’s auch gut...Aber ein faires Angebot isses auf jeden Fall.
Ich schau mal noch wie Weit Nord Berlin denn ist, von Tschechien...aber meine Frau hat da auch noch mitzureden, und ich bräuchte noch Platz im Auto.
Gruss Boris
Antwort von Jott:
„Jott, muß ich das überspitzt so mißverstehen, daß der Auftraggeber dir ein Drehbuch schreibt“.
Das hat doch nichts mit „Drehbuch“ zu tun, sondern mit dem Kamerastil. Wir haben unter anderem einen Dolly mit 4m (!) Schienen und einer 90 Grad-Kurve, ist alles aus einer Titanlegierung und wiegt nur 5 Kilo. Kann auch mit ins Flugzeug. So was wird fast ständig eingesetzt, ist in wenigen Minuten drehklar. Was ich dann damit mache, entscheide ich selber, nicht ein „Drehbuch“.
Kontrollierte Bewegungen sorgen für Perspektive. Schon ein simples Interview mit gaaanz langsamer Querbewegung zum Beispiel, so dass sich der Hintergrund verschiebt, kommt erheblich besser als statisch.
Antwort von Jörg:
Ich schau mal noch wie Weit Nord Berlin denn ist,
für das Teil allein extra nach Berlin zu kommen, ist eher unwirtschaftlich ;-))
Antwort von Cinemator:
@Jott: Andere Zielgruppen schalten ab, wenn es NICHT so ist. Locker bleiben und immer dran denken: beim Auftragsfilm gibt der Auftraggeber vor, wie es aussehen soll. Daraus ergibt sich dann, ob man wackelt, gimbalt, sanft auf Schienen gleitet oder einfach nur in EB-Manier alter Schule die Kamera in Augenhöhe (alles andere strengt zu sehr an) auf's Sachtler betoniert und gut ist.
Klar, wenn der Auftrag so lautet, dann muss man es wohl so umsetzen. Aber hier im Forum haben wir die große Freiheit, den persönlichen Geschmack zu äußern und zu diskutieren. Ich denke, um den geht es vor allem, oder?
Antwort von Cinemator:
Konsument hat geschrieben:
Jott, muß ich das überspitzt so mißverstehen, daß der Auftraggeber dir ein Drehbuch schreibt ;? Das dumme ist ja, daß der Geschmack des Auftraggebers nicht unbedingt mit der Zielgruppe übereinstimmen muß. Wenn heute im Pantoffelkino Werbung kommt, stelle ich eilends den Ton ab. Hauptsächlich nervtötend. Ich bin mit stielberg vollkommen d' accord. Ich mag diese überflüssigen Kamerabewegubgen auch nicht. Ganz schlimm sind Drehbewegungen um irgendetwas. Da wird mir schwindelig. Genauso bescheuert fand ich die zwischendurch in Mode gekommenen Sekundenschnitte., bei denen man garnicht mehr verarbeiten konnte was einem da gezeigt wurde. Vollkommen schwachsinnig, aber war in deswegen mußte das jeder machen. Genauso doof sind die Kamerabewegungen an Personen vorbei oder um sie rum. Dauert dann auch jedesmal gefühlt Stunden.
Berühmtes Beispiel für Drehschwindel: die 360Grad-Ballhausdrehung vom gleichnamigen Regisseur, z.B. im Film Martha
Antwort von dosaris:
Cinemator hat geschrieben:
Berühmtes Beispiel für Drehschwindel: die 360Grad-Ballhausdrehung vom gleichnamigen Regisseur, z.B. im Film Martha
D O P
Antwort von Frank Glencairn:
https://youtu.be/CSzWXuDjOWg?list=WL
Antwort von dustdancer:
Cinemator hat geschrieben:
Berühmtes Beispiel für Drehschwindel: die 360Grad-Ballhausdrehung vom gleichnamigen Regisseur, z.B. im Film Martha
Vielleicht einfach mal in die Thematik einlesen, bevor man diese Kommentiert. Michael Ballhaus war ein Kameramann...
Antwort von Darth Schneider:
Einmal war Frank nicht schneller als ich...he, he...
Siehe weiter oben.
Gruss Boris
Antwort von Cinemator:
dosaris hat geschrieben:
Cinemator hat geschrieben:
Berühmtes Beispiel für Drehschwindel: die 360Grad-Ballhausdrehung vom gleichnamigen Regisseur, z.B. im Film Martha
D O P
@dosaris: Sorry, D.O.P. ist natürlich richtig.
In dem arte-Beitrag sieht man sehr gut, dass die Klassiker mit Kamerabewegungen umgehen konnten und diese auch narrativ und dramaturgisch angelegt waren. Solche Filme gibt es heute ja immer noch. Z.B No Country for Old Men.
Nur wenn ich den einen oder anderen heutigen Doku- oder TV-Film sehe, graust es mir schon. Grundlos wildes Gewackel, zackiges Vor-und-Zurück und das auch noch hektisch geschnitten.
Antwort von speven stielberg:
Konsument hat geschrieben:
Wenn heute im Pantoffelkino Werbung kommt, stelle ich eilends den Ton ab. Hauptsächlich nervtötend.
Beruhigend, dass es doch noch Typen wie mich gibt. :-)
Die Taste mit dem durchgestrichenen Lautsprechersymbol war immer meine liebste. Ich bin inzwischen so weit, dass ich so gut wie kaum mehr Privatfernsehen schaue. Du guckst nen spannenden Film, eine Szene, die die zutiefst berührt und "ZACK" - um es mit Lichter zu sagen - geht das Geschrei los. Unerträglich.
Antwort von TomStg:
Cinemator hat geschrieben:
Nur wenn ich den einen oder anderen heutigen Doku- oder TV-Film sehe, graust es mir schon. Grundlos wildes Gewackel, zackiges Vor-und-Zurück und das auch noch hektisch geschnitten.
Genau diesen Unfug mit völlig unmotivierten Kamerabewegungen kann man sich ausführlich im Nachbarfred zur Osmo Pocket ansehen.
Antwort von speven stielberg:
Cinemator hat geschrieben:
@Jott: Andere Zielgruppen schalten ab, wenn es NICHT so ist. Locker bleiben und immer dran denken: beim Auftragsfilm gibt der Auftraggeber vor, wie es aussehen soll. Daraus ergibt sich dann, ob man wackelt, gimbalt, sanft auf Schienen gleitet oder einfach nur in EB-Manier alter Schule die Kamera in Augenhöhe (alles andere strengt zu sehr an) auf's Sachtler betoniert und gut ist.
Klar, wenn der Auftrag so lautet, dann muss man es wohl so umsetzen. Aber hier im Forum haben wir die große Freiheit, den persönlichen Geschmack zu äußern und zu diskutieren. Ich denke, um den geht es vor allem, oder?
Ich entwerfe eine wunderschön stimmige Broschüre und dann kommt der Auftraggeber und hätte alle Überschriften gerne in Pink. Oder bei meinen Archi-Kumpels: die entwerfen ein tolles Haus und dann kommt der Bauherr und hätte gerne nen Erker oder Säulen vorn am Haus. Ist sicher beim Auftragsfilmen nicht anders: auch hier gibt es wohl Auftraggeber, die von Ästhetik noch nie was gehört haben und die schlicht machen, was alle machen oder was gerade "in" ist. Da müssen wir - so schwer es manchmal fällt - durch!
Aber bei eigenen Projekten können wir es ja besser machen!
Edit: s. auch Nachbar-Fred: viewtopic.php?f=9&t=145147&p=987644&Pag ... pt#p987638
Antwort von Jörg:
Wann weiß man als "Filmer" dass man unabhängig ist?
Wenn man diesen inflatorischen, wenn man sich erlauben kann, diesen vollkommen
unsinnigen trend einfach nicht mitzumachen...
Ich kenne jemanden, der filmt nicht mehr von der Schulter, weil die cam dann zu ruhig ist.
Ein weiteres Beispiel für sinnfreien Zeitgeist, der Nachbarbeitrag "Social-Media-Look"
geht in die gleiche Richtung.
Antwort von dienstag_01:
Wenn irgendwas sinnloser Zeitgeist ist, dann sicherlich nicht die Kamerabewegung. Die Kamerabewegung ist nur Mittel zum Zweck, den sinnlosen Zeitgeist erträglich zu machen. Der sinnlose Zeitgeist an sich heißt Imagefilm. Glaub ich.
Antwort von Darth Schneider:
Imagefilm, teure Hochzeitsfilme und die Demo Reels, das ist sinnloser Zeitgeist.
Gruss Boris