Frage von Andreas_Kiel:Moin, moin,
ich habe am Wochenende versucht, eine Person in gleichbleibender Größe aufzunehmen, während sich der Hintergrund in der Größe verändert. Das wollte ich so erreichen:
a) ich sitze mit der Kamera hinten im als Dolly mißbrauchten Kombi, der langsam von der Person wegrollt und
b) gleichzeitig zoome ich auf diese Person und der Hintergrund soll dadurch größer werden in Relation zur Person.
Was ich erreicht habe: zu schnell /zu langsam gerollt /gezoomt. Ewig stimmte was nicht ... habe das mit langsamster Zoomstufe versucht. Ist das wirklich so eine verd***te Fleißübung, oder gibt es einen
"schlag-mit-der-flachen-hand-an-den-kopf-und-schrei-heureka"-Trick????
Nach etlichen Versuchen wurden die Helferlein sauer ... kein Wunder bei 1.600 kg Leergewicht plus ... ähem ... mir ...
Besten Dank für alle nützlichen Tips,
Andreas
Antwort von PowerMac:
Du versuchst wohl einen Vertigo-Effekt zu simulieren. Das kannst du mit dem Auto sowas von vergessen. Du musst beschleunigt (afaik logarithmisch) zoomen, von langsam zu schnell, gleichzeitig die Schärfe ziehen, den Dolly gegen beschleunigen und alles stabil halten. Profis machen das mit einem gut laufenden Dolly und Motion Tracking. Vier hochkonzentrierte Leute und gute Teamarbeit - ohne geht das nicht.
Antwort von Marco:
Ein guter Kameramann macht das mit jeder Studiokamera auf Pumpe. Übung macht den Meister.
Marco
Antwort von PowerMac:
Mit dem Pedestal 10 Meter in drei Sekunden nach hinten durch das Studio fahren, beschleunigt auf einer Linie und dabei fokussieren und zoomen? Klar;)
Antwort von Marco:
Du musst es ja nicht glauben. Ich sehe das bei uns im Studio jede Woche, wenn sich einer der Kameraleute austobt.
Man sollte aus Dingen nicht immer mehr Mysterium machen, als eigentlich vorhanden ist.
Auch bei langsamer Geschwindigkeit und relativ wenig Strecke ist dieser Effekt gut umzusetzen. Zwei bis drei Meter reichen dafür. Dann muss Start oder Ende eben entsprechend nah am Objekt sein. Und bei Konsumerkameras hilft sogar der Autofocus noch etwas mit.
Marco
Antwort von PowerMac:
Naja, zwei oder drei Meter sind schon ein Unterschied zu zehn Metern und mehr für richtige Vertigofahrten wie im szenischen Film oder in der Werbung. Zwei oder drei Meter sind eben einige planbar Schrittabfolgen wogegen die Beschleunigung auf große Strecke fast unmöglich ist. Ich sage nicht, dass das unmöglich ist… Mit zwei Kabelhilfen und in einem großen, offenen Studio mit nicht-federndem Boden ist das mit viel Übung sicherlich machbar.
Antwort von Anonymous:
gibts für sowas keine elektronisch steuerbaren Kameras (Bewegung+Schärfe) in der Profitechnik? (erinnere mich vage an Shots die Lucas für Star Wars (1977) gemacht hat mit Kamerafahrten für die Weltraumschlachten, in denen die Bilder der Modelle in exakt den richtigen Winkeln aufgenommen werden mussten für die späteren Tricks in der Post)
Antwort von PowerMac:
Ja. Ich schrieb oben schon Motion Tracking. Und zwar nicht "das Motion Tracking" in der Postproduktion, vielmehr die Programmierung von Bewegungsabläufen. Da gibts motorisierte Dinger, die dir jeden Shot tausend mal nach einander exakt am Kran ausführen.
Antwort von Andreas_Kiel:
<seufz> offenbar hilft da doch nur Muskelarbeit und Geduld. Vielen Dank, ich seh schon, das wird nicht einfach ;-)
Noch aus Interesse: ich wußte nicht, daß das Vertigo-Effekt genannt wird; kommt das aus dem gleichnamigen Hitchcock-Film? Gesehen habe ich das aber auch anderswo.
Besten Gruß
Andreas
Antwort von PowerMac:
Benannt ist es nach dem Film. Der Effekt in Hitchcocks Vertigo ist aber etwas anders. Sieht man öfters in diversen Werbungen…
Antwort von Axel:
Der Effekt in Hitchcocks Vertigo ist aber etwas anders
Dennoch ist er in einer Hinsicht mit Motion Control zu vergleichen: Es war eine kontrollierte Trickaufnahme. Die verschiedenen, teilweise auf Glasplatten gemalten Ebenen (Treppenabsätze) wurden auf Schienen von der Kamera wegbewegt, während diese einzoomte. Je nachdem, was die Aufnahme bezwecken soll und wie wichtig sie ist, könnte sich ein Compositing lohnen, bei dem die Person freigestellt ist. Ihre Perspektive würde sich gar nicht ändern, der Hintergrund könnte in der gewünschten Weise unabhängig davon aufgenommen werden.
Antwort von Pianist:
Sieht man öfters in diversen Werbungen…
Für meinen Geschmack ein sehr unangenehmer Effekt, weil das Gehirn ihn extrem schlecht verarbeiten kann.
Matthias
Antwort von chaos_total:
@ Pianist
Für meinen Geschmack ein sehr unangenehmer Effekt, weil das Gehirn ihn extrem schlecht verarbeiten kann.
Das ist ja das coole dran. ;-)
Liebe Grüße, chaos