Frage von Auf Achse:Servus!
Ich habe ein paar Fragen bezüglich der Anwendung des Histogramms. Die grundlegende Funktion ist mir bekannt, ... das Histogramm informiert über die korrekte Belichtung und den Anteil der Hell- Dunkelbereiche.
Aber was kann das Histogramm was das Zebra und das halbwegs geschulte Auge nicht kann? Wie wendet man es korrekt an, worin liegt der Vorteil gegenüber oder in Kombination mit dem Zebra? Welche zusätzlichen Informationen liefert es?
Liegt der Vorteil hauptsächlich im Studiobereich wo man den Anteil an zu hellen- zu dunklen Gegenständen ausreichend beeinflussen kann um eine gleichmässige Belichtung (-->und Histogrammkurve) zu erreichen? Oder bringt"s auch Outdoor was, zB Reportage, run+gun - Situationen?
Wie immer DANKE für eure Infos,
Auf Achse
Antwort von WoWu:
Hi auf Achse.
Das Histogramm gibt Dir bereits bei der Aufnahme einen Aufschluss darüber, inwieweit du in der Nachbearbeitung die Bildelemente noch im Griff hast, weil ein dunkellastiges Bild weniger Bearbeitung zulässt, als ein Bild, dessen Belichtungsanteile in den hellen Abstufungen liegt. daraus lässt sich schneller und störfreier ein brauchbares Bild generieren.
Das Zebra ist eher als zusätzliches Mittel zu sehen, weil es Dir nur den Klippbereich zeigt, Dir aber nichts über die Werteverteilung darunter angibt.
Das Histogramm gibt Dir eigentlich Auskunft darüber, was hinterher in der Post noch gemacht werden kann.
Normalerweise beurteilt man ja das Bild nach dem Monitor. Dessen Wiedergabe ist aber durchaus fraglich, es kommt auf das Umgebungslicht an, ob die Sonne drauf scheint oder nicht und natürlich auch auf die "Einstellung" des eigenen Auges ... ist die Pupille geschlossen oder nicht.
Das alles führt zu einem ziemlich subjektiven Bildeindruck. Das Histogramm ist aber eine objektive Darstellung. Streng genommen gibt es mehr Auskunft und verlässlichere Informationen über das Bild, als der Monitor und erst Recht mehr, als Zebra, denn ein Bild kann nach Histogramm perfekt eingestellt sein, ohne dass Zebra überhaupt anspricht.
Beispielsweise kann ein Monitorbild in ein dunkles Motiv auf dem Monitor gut aussehen, würde aber nach Histogr. mehr Licht vertragen. Erhöht man also die Belichtung, sieht es auf dem Monitor grausam aus, aber in der Post erreicht man durch leichte Korrektur ein gut durchgezeichnetes und rauschfreies Bild, sofern man sich in einem sicheren Verstärkungsfeld bewegt.
Also, legst Du Wert auf durchgezeichnete Bilder (und Wolken), dann wirst Du immer mit dem H. arbeiten. Hast Du nur Angst vor Übersteuerung und ausgefressenem Weiss, wirst Du mit Z. arbeiten. Z bei 108% z.B. ist ein Wert, der schon gar keinen praktischen Sinn mehr ergibt.
Aber wenn Du ein H hast, kannst Du Z. komplett vergessen und wirst die besseren Bilder machen, wenn Du die Post mit einbeziehst.
Der Monitor sollte Dir nur den Ausschnitt zeigen (und ggf. die Schärfe). Licht immer mit H. bestimmen.
Man muss sich einwenig davon trennen, dass fertige Bilder aus der Kamera immer die besseren Bilder sind. Erst das Endprodukt zählt und das schliesst schon bei der Aufnahme die Möglichkeiten der Post mit ein.
(EB und wo es schnell gehen muss hat einwenig andere Prioritäten)
Antwort von Auf Achse:
Danke für deine wie immer sehr ausführliche und verständliche Information!
Wie "liest" man das H. korrekt, wie sieht ein optimales H. aus. Hast du vielleicht Beispielbilder, Screenshots?
Wie sind die Optimalwerte, wo die Grenzwerte, wie die optimale Verteilung der Kurve im Zusammenhang zur Amplitudenhöhe? An beiden Kurvenenden abfallend, nehme ich an?
Die SD707 hat ja eine H-anzeige, ich möchte mich in nächster Zeit damit befassen und herausfinden was ich damit für mich herausholen kann.
LG, Auf Achse
Antwort von WoWu:
Histogramme werden ja immer durch das Motiv bestimmt. daher gibt es keine "Musterbeispiele", wie z.B. einer Kennlinie.
Daher muss man mit dem H. einwenig umgehen können, was Dir aber bestimmt nicht schwer fallen wird, denn es ist ganz einfach zu verstehen.
Das wäre mal ein Thema für Lutz, es aufzubereiten.
Wenn es bei uns schnell gehen muss, haben wir eine Faustregel für alle drei möglichen Fälle:
Helles Motiv (z.B. mit viel Himmel) = Druck auf die Belichtungsautomatik und dann manuell eine Blende runter.
Dunkles Motiv (z.B. in einen Wald hinein)= Belichtungsautomatic und dann eine Blende heller.
Gegenlichtmotiv: Vernünftig gegenleuchten und dann hat man auch Zeit, das nach Histogramm zu machen.
Hat man die Zeit nicht, = vermeiden. Ansonsten kann man das Histogramm und meistens auch das Bild ohnehin vergessen.
Blende, weil das Shutter nur selten bei Video einzusetzen ist, hätte aber eine ähnliche Wirkung.
Auch so etwas wie Optimalwerte gibt es eigentlich nicht, weil das H. ja die Kontrastverteilung im Bild zeigt. Das ist natürlich wieder vom Motiv abhängig.
Ich brauche eigentlich Zebra überhaupt nicht, weil ich sehe, was am rechten Rand des H. los ist.
Abfallen ist gar nicht gut, weil das Bild dann in trüber Soße endet, also ruhig die Ränder anstoßen, aber eben mit keinem vollen Pegel (Höhe).
Der eigentliche Sinn des H. ist auch, wie ich schon sagte, die Post mit einzubeziehen und genügend Bildinhalte zu haben, um noch etwas angleichen zu können, ohne dass man gleich im Noise endet oder ausgebrannte Flächen hat.
Spiel mal einwenig mit dem H. und Du wirst sehen, dass du Z und den Monitor fast vergessen kannst und dass deine Aufnahmen ausgewogener aussehen und sich deutlich störunanfälliger in der Post bearbeiten lassen.
Antwort von Auf Achse:
Wie gesagt, ich befasse mich in nächster Zeit damit und mit diesen Erklärungen kann ich etwas anfangen!
Vielen Dank und Grüsse,
Auf Achse