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Infoseite // Filmhochschule vs. Quereinsteiger



Frage von Multivideocutterman:


Hallo,

ich habe mal eine Frage an alle die im Filmgeschäft bereits ihr Lebensunterhalt verdienen können.

Was sagt ihr zu Filmhochschule vs. Quereinsteiger?

Wer hat die besseren Chancen sein Lebensunterhalt durch Filme verdienen zu können? Die jenigen, die nach einer Hochschule suchen, oder jene die über youtube etc. sich als Quereinsteiger versuchen?

Was würdet ihr einem Filmneuling raten? Schließlich kosten Unis/FHs viel, und man hat vermutlich lange Wartezeiten. In dieser Zeit könnte doch der Quereinsteiger schon seine eigene Firma erfolgreich führen. Oder ist das einfach zu unwahrscheinlich?

Wie sehr ihr das?

Außerdem kann ja auch der Quereinsteiger noch Fortbildungskurse belegen, und der FH-Schüler kann das Problem haben, dass er z.B. nach ewiger Wartezeit keine Stelle bekommt..

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Antwort von camworks:

In dieser Zeit könnte doch der Quereinsteiger schon seine eigene Firma erfolgreich führen. Oder ist das einfach zu unwahrscheinlich? ja!

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Antwort von NEEL:

Wenn Du die Frage so stellst, willst Du wohl szenische Filme machen. Ich denke, Du solltest Du zwei Fragen positiv beantworten können (und dabei vor Ideen lossprudeln):

1. Will ich etwas erzählen?
2. Habe ich etwas zu erzählen?

Aber Vorsicht ob der verbreiteten Selbstüberschätzung. Die meisten Zeitgenossen haben bei genauer Betrachtung nichts zu erzählen ausser Skateboardfilmen oder Remakes bzw. nacherzählenden Potpourris ihrer gesammelten das-find-ich-gut Szenen. Ästhetik toll zu finden ist das Wenigste. Wem z.B. das Gerechtigkeitsempfinden abgeht, dem fehlt IMHO eine grundlegende Antriebsfeder des Erzählens. Wer der Weltliteratur nichts abgewinnen kann, dürfte im Metier ebenso falsch liegen. Filme toll zu finden ist etwas grundlegend anderes, als Filme machen zu können.

Wenn Du nichts zu erzählen hast, aber gerne was mit Medien machst, gründe eine Imagefilmfirma, aber versuche nicht die Preise durch Dumping zu verderben;-)

Wenn doch: Ob erzählerischer Film bzw. auch Dokfilm das Richtige für Dich ist, wirst Du herausfinden, indem Du Filme machst und Dir nicht zu fein für Praktika bist. Guter Test: Ein benachbarter Berufszweig ist der des Journalismus, auch hier geht es ums Erzählen. Es gibt eigentlich keine echten Filmemacher, die schlechte Journalisten wären und deshalb kann man sich hier wunderbar austesten, deshalb am Besten mal mit einem Praktikum oder Volontariat anfangen und sehen wie es läuft. Das hilft Dir später auch in allen filmischen Lebenslagen, denn Projekte kommunizieren zu können ist eine völlig unterschätzte Sekundärtugend;-)

Hier mal eine kurze Skizze eines möglichen Idealweges, den Auswahlkommissionen meiner Erfahrung nach gut finden: Ob Du Drehbuchautor, Regisseur oder Kameramann werden wirst, kannst Du IMHO eher durch weitere fachbezogene Praktika herausfinden, als durch narzistische Feststellungen. Also möglichst einige davon machen, das kommt sehr gut an. Unabdingbar ist eine Theaterhospitanz, hier lernst Du wie Schauspieler ticken und das ist weitaus wichtiger, als sich mit Elektrotechnik auszukennen. Nach der Theaterhospitanz dann Setpraktika in den verschiedenen Gewerken. Am Schluß Regie-, Kamera-, oder Produktionsassistenzen, erst bei Kurzfilmen, dann bei Langfilmen. Wenn Du das durchlaufen hast, weißt Du mehr über Dich und Deine Fähigkeiten und auch darüber, was realistisch machbar ist.

Viele steigen an diesem Punkt aus und machen etwas völlig anderes. Und frühestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sich an einer Filmhochschule zu bewerben oder aber ehrlicherweise das Handtuch zu werfen und z.B. auf Lehramt zu studieren (und mit Sicherheit der coolste Typ im Lehrerzimmer zu werden;-)

Ab diesem Punkt ist es meiner Einschätzung nach auch egal, ob Du an einer Filmhochschule studierst oder nicht. Es gibt da so eine Faustregel fürs Filmemachen: Zwei richtig gute Kurzfilme (verifiziert nicht nur durch Mutti und den Freundeskreis, sondern durch Einladungen und Preisen auf Festivals) und ein realistisch kalkulierbares Knallerdrehbuch für einen Langfilm. Damit gehst Du dann zu einem Produzenten Deiner Wahl, den Du vorzugsweise auf Deinen Festivals triffst.

Wenn Du das gepaart mit den obigen Hospitanzen und Assistenzen in der Tasche hast, ist es weniger wichtig, ob Du auf einer Hochschule warst. Jeder sieht mit einem Blick auf deinen CV, daß Du Ahnung hast. Alles, was ab da zählt, ist das Erzählen können;-)

Allerdings ist die Konkurrenz so riesig, daß Du für jeden Film neu kämpfen werden mußt. Da können auch mal drei oder fünf Jahre ins Land ziehen, wo Du zwar ein paar gute Projekte relativ weit gebracht haben wirst, aber unterm Strich noch nichts realisiert hast. Frauen finden das - mit Blick aufs Konto - meist nicht so gut, aber das ist ein anderes Thema, das jeder für sich selbst entscheiden muß und ab hier eventuell Imagefilme zum Überleben machen wird...;-)

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Antwort von domain:

Hast du sehr gut und umfassend beschrieben. Erzählen können ist wohl die Hauptsache und bei Spielfilmen auch die Phantasiefähigkeit. Mir unbegreiflich wie es die Drehbuchautoren von Anna und die Liebe z.B. auf über 900 Folgen bringen konnten. Habe zwar noch nie eine gesehen, aber sie müssen ihr Handwerk offenbar verstehen.
Karl May (100. Todestag am 30. März) war ja auch so einer mit einer überschießenden Phantasie. Wusste gar nicht, dass er noch vor seinen bekannten Romanen 12000 Seiten an sgn. Kolportageromanen für den Verleger Münchmeyer geschrieben hatte, auch in Folgen, die immer wieder zum spannendsten Zeitpunkt unterbrochen und dann fortgesetzt wurden.

Bei Kameramännern kommt es glaube ich mehr auf die Fähigkeit der bildenden Kunst an, ist ein ganz anderes Metier. Hervorragendes ist hin und wieder auch bei Amateurvideos zu beobachten. Kann man teilweise erlernen, aber es gehört auch eine starke visuelle Veranlagung dazu.
Letzten Endes würde ich sagen, dass eigentlich jeder Erwachsene eine recht gute Selbsteinschätzung bezüglich dieser seiner Fähigkeiten hat, was bei Kindern noch nicht der Fall ist, die malen und schreiben ungeniert und entzückend drauf los.

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Antwort von camworks:

Letzten Endes würde ich sagen, dass eigentlich jeder Erwachsene eine recht gute Selbsteinschätzung bezüglich dieser seiner Fähigkeiten hat, Das dem nicht so ist, beweisen gefühlte 10 Milliarden Schrottclips auf YouTube.

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Antwort von le.sas:

Hochschulabsolventen und Quereinsteiger die beim wirklichen Film landen: 0,1%
Hochschulabsolventen und Quereinsteiger die Youtube "Image Filme" machen oder beim TV arbeiten (mittlerweile genau so qualitativ wie Youtube), aber trotzdem jedem unter die Nase binden "Ich arbeite beim Film" : 90%
;)

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Antwort von domain:

Das ist richtig, aber es gibt zunehmend mehr Menschen, die im besten Fall ein Leben lang kindlich, oft aber nur kindisch bleiben.
Außerdem scheint ein pubertärer mehr auf Äußerlichkeiten bedachter Narzismus immer mehr zuzunehmen und zusätzlich scheinen die drei LLL (= locker, lässig, langsam) eine zunehmende Bedeutung zu erlangen.
In den USA machen z.B. nur 65% der Jugendlichen einen Führerschein, weil sie ihren Hintern einfach nicht mehr hochkriegen und zwar egal für was. Die Autoindustrie ist in heller Aufruhr.
Aber für dämliche Videos scheint es gerade noch zu reichen und weil es ja soviel lustig ist will man es am besten gleich zum Beruf machen.

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Antwort von rainermann:

kommt halt auch sehr auf die Schule an... nicht zu unterschätzender Faktor: bei geeigneter Schule knüpft man Kontakte, die man so im "realen Leben" kaum bekommen kann. Der eine studiert Regie, der andere Kamera, ein weiterer Produktion etc. Da können sehr spannende Kontakte entstehen (ich sprech jetzt zB von der Filmaka in Ludwigsburg), die mind. soviel wert sind, wie das Studium an sich.

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Antwort von le.sas:

aus eigener Erfahrung kann ich sogar sagen dass diese Kontakte viel mehr Wert sind als irgend ein Studium.
Es sollte sowieso Pflichtveranstaltungen geben, bevor man am Set arbeiten darf:
1. Für Kameraleute, Grip usw: Praktikum beim Verleih, dann merken Sie dass es nicht cool ist, kaputtes Equipment zurückzubringen und zu denken- merkt schon keiner. Der ein oder andere lernt dort vielleicht auch sogar, wie man richtig mit Equipment umgeht...
2. Für Regisseure: Das Leben. Rausgehen, Menschen beobachten, unterhalten, selber Geschichten schreiben. Dann merkt man auch recht schnell, dass das was an den Hochschulen in dem Bereich erzählt wird, absolut beliebig und austauschbar ist
3. Für alle die jemals am Set arbeiten wollen: Praktikum am Set mit dem Schwerpunkt "Wie verhalte ich mich richtig, bin keine Diva und checke dass es noch andere Menschen außer mir gibt."
Jaaa, auch die Maskenbildnerin darf das Feuer löschen, auch wenn das nicht in ihrer Berufsbeschreibung steht.

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Antwort von rainermann:

Es sollte sowieso Pflichtveranstaltungen geben, bevor man am Set arbeiten darf:
1. Für Kameraleute, Grip usw: Praktikum beim Verleih, dann merken Sie dass es nicht cool ist, kaputtes Equipment zurückzubringen und zu denken- merkt schon keiner. Der ein oder andere lernt dort vielleicht auch sogar, wie man richtig mit Equipment umgeht...
2. Für Regisseure: Das Leben. Rausgehen, Menschen beobachten, unterhalten, selber Geschichten schreiben. Dann merkt man auch recht schnell, dass das was an den Hochschulen in dem Bereich erzählt wird, absolut beliebig und austauschbar ist
3. Für alle die jemals am Set arbeiten wollen: Praktikum am Set mit dem Schwerpunkt "Wie verhalte ich mich richtig, bin keine Diva und checke dass es noch andere Menschen außer mir gibt."
Jaaa, auch die Maskenbildnerin darf das Feuer löschen, auch wenn das nicht in ihrer Berufsbeschreibung steht. zumindest für die Filmaka LB kann ich sagen, daß man dort genau sowas (auch) lernt. Das ist kein Film-Club, sondern 4 Jahre Theorie und Praxis, daß es kracht. Entweder man arbeitet im Team oder steht sehr schnell alleine da... achja, daneben war auch für mich sehr wichtig für's weitere Leben, daß ich meinen Horizont extrem erweitern konnte. Wo hat man schon die Möglichkeit, so geballt bei und mit denen zu lernen, die in der Branche einen Namen haben. Bei einem Praktikum kann man vielleicht aus nächster Nähe dem Regisseur/Kameramann etc. über die Schulter schauen. Hier waren sie unsere Dozenten und brachten somit auch einen ganz anderen Background und ein Weltbild mit, wie es der Durchschnittsstudent so gar nicht kannte. Also das sind schon alles Dinge "drumherum", die das Paket Filmstudium auch mit sich brachte.

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Antwort von le.sas:

Ich war auch öfters in LB,
natürlich muss man sagen dass sich diese Uni extrem von vielen Anderen hier absetzt. Sowas wie private Unis, SAE und der ganze Mist, kannste voll vergessen.
Trotzdem ist es noch was anderes an einem "Nicht Uni Set" zu sein, bei dem kein einziger Student ist, sondern nur Leute die Geld verdienen, und alle unter dem selben Druck stehen-hier geht es um Geld.

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