Frage von AndyFilm:Wie wir alle wissen existiert ein ITU-Standard für DV-PAL-Videos. Mit einer handelsüblichen DV-PAL Kamera werden Videos in einer Größe von 720*768 nicht-quadratische Pixel (1,094) aufgezeichnet, dies entspricht 788*576 quadratischen Pixel, was wiederum einem Seitenverhältnis von 128:117 entspricht. Nun gilt aber laut ITU-Standard eine genutzte Größe von 702*576 Pixeln, links und rechts wird eine Pufferzone von 9 Pixeln (als schwarze Balken) eingefügt (eine Altlast aus der Zeit der Röhrenfernseher). In quadratischen Pixeln wären dies 768*576, was einem Seitenverhältnis von 4:3 entspricht.
Gebe ich ein DV-PAL Video mit einem Softwareplayer (z.B. VLC) wieder, zeigt er mir 768*576 quadratische Pixel auf meinem Computermonitor (der bekanntlich quadratische Pixel enthält) an - ohne schwarze Balken links und rechts. Das gleiche Verhalten beobachte ich auch in einer Schnittsoftware wie Pinnacle Studio welches das Video in 768*576 lädt.
Lade ich dieses Video nun in Premiere CS 5.5, so gibt mir Premiere dieses Video in 788*576 Pixeln wieder - ohne schwarze Balken. Dies bedeutet für mich, dass Premiere das Bild von 702 auf 720 nicht-quadratische Pixel dehnt, was doch eigentlich völlig falsch ist. Ein Export z.B. ins WMV Format bestätigt diese These, da das Video mit 788*576 Pixeln auf einmal breiter ist als meine Originalaufnahme.
Wer kann mir weiterhelfen ?
Antwort von dienstag_01:
In Premiere kannst du unter Rechtsklick auf Clip -> Filmmaterial interpretieren gegebenenfalls das Pixel-Seiten-Verhältnis anpassen.
Antwort von AndyFilm:
Danke für den Tipp, aber leider kann ich nur die Vorgaben von Premiere auswählen, und da gibt es kein "DV-PAL 1,067".
Antwort von WoWu:
Das ist auch gut so, weil der korrekte Faktor 1,094 ist. 1,067 beruht auf einer falschen Annahme.
Fakt ist, dass die Digitale Zeile um 10,7 µs breiter ist und das einer Differenz von 18 Bildpunkten entspricht.
Somit ist 788 die korrekte quadratische Pixelmenge.
Das Bild ist dann zwar nicht 4:3 .... aber wer hat behauptet, dass Bilder, ausser in PAL, 4:3 sein müssen ? Dann sind sie eben 4,1:3 (wen juckt das) ... aber die Pixel sind dann eben nicht verzerrt.
Hier schon mal genau beschrieben:
viewtopic.php?t=75178?highlight=067
Antwort von AndyFilm:
Hallo Wofgang und der Rest,
vielen Dank für die sehr, sehr gute Beschreibung ! Ich habe mich die letzten Wochen intensiv mit dem Thema befaßt und muß zum Schluß kommen, dass alle so gut gemeinten, vermeintlich "richtigen" Erklärungen im Internet zu 99,9% falsch sind, weil die Verfasser wirklich keine Fachleute sind. Aber so ist es, ein Blogger erzählt etwas und 10.000 kopieren die Aussage unreflektiert - that's Internet.
Wolfgang hat die theoretische Basis geliefert, hier die praktischen Konsequenzen die sich für die Weiterverarbeitung daraus ergeben:
1. MiniDV Aufnahmen
Es geht hier nur um die digitale Verarbeitung von Videos einer MiniDV PAL Digicam.
Die (meine) Kamera nimmt wirklich mit "vollen" 720 Pixeln auf, der Witz ist jedoch, dass bei der Ausgabe über den analogen A/V Anschluß an einen Fernseher 702 Pixel ausgegeben werden, es werden genau 9 Pixel links und 9 Pixel rechts bei der Ausgabe abgeschnitten. Dies ist ironischerweise auch der Ausschnitt der auf dem Kameramonitor ausgegeben wird, es werden aber noch 18 weitere Pixel aufgezeichnet !!! Mit einem einfachen Test (Lineal abgefilmt) habe ich dies nachgewiesen. Selbst der PANASONIC Support ist bis heute nicht in der Lage mir dies zu bestätigen.
Es gibt eine handvoll digitaler DV Kameras die nativ mit 702 (704) Pixeln aufzeichnen, die vernachlässige ich aber hier.
2. Capturing
Beim Capturing werden 720 Pixel übertragen (1,094), dies entspricht
788*576 quadratischen Pixeln. Alle anderen Aussagen (768*576) sind schlichweg falsch, wer es trotzdem glaubt "staucht" sein Bild zusammen. Ich kann es mir nicht erlauben meine Aufnahmen zu verfälschen.
3. Decoder
MP4 (H.264) dekodiert die Aufnahme 100% korrekt zu 788*576 Pixeln
WMV dekodiert in 720*576 1.094-Pixeln, auch korrekt da die Ausgabe auf dem Computermonitor nachher 788*576 quadratische Pixel misst
MPEG2 Dekoder arbeitet falsch, warum auch immer ist der Dekoder sehr unflexibel, er dekodiert 720*576 1.094-Pixel zu 768*576. Bei der Ausgabe auf dem Computermonitor ist das Bild gestaucht. Warum das so ist bleibt mir ein Rätsel
4. Schnittsoftware
Adobe Premiere arbeitet in der Version CS5 korrekt, jedoch habe ich die alten Versionen auf einer VM installiert um zu schauen was früher bei mir "schief" lief. Tatsächlich gibt Premiere 6.5 bei DV eine Pixelbreite von 1.067 als Standard an - das gibt es nicht und war schlichtweg falsch. Premiere Pro hat immer noch dieses falsche Verhältniss angezeigt aber scheinbar dann doch richtig dekodiert.
Pinnacle 12 arbeitet auch falsch und dekodiert die Aufnahmen immer in 768*576 Pixel. Die Version 15 werde ich bald testen.
XMedia Recode scheint die Formate richtig zu dekodieren.
Kommentare sind gerne erwünscht, stellt sich mir nur die Frage warum das Problem in der Videosszene scheinbar noch nicht (oder nie) so richtig angekommen zu sein scheint.
Antwort von dienstag_01:
Sehr interessant!
Du übersiehst aber, dass im Normalfall für PAL 4:3 nicht in 768x576 oder 788x576 ausgegeben wird, sondern standardmäßig in 720x576. Und dieses Bild wird dann gestreckt dargestellt.
Deshalb gibt es da auch im Normalfall nichts, was einem auffallen kann. Das Video kommt von der Cam (720), wird im NLE bearbeitet (720) und wieder ausgegeben (720).
Anders ist es, wenn externe Grafiken eingebunden werden.
Antwort von AndyFilm:
Da gebe ich dir völlig Recht. Es geht mir jedoch nur um die Bearbeitung am PC - und ein Computermonitor besitzt nun mal nur quadratische Pixel.
Hier kommt es also darauf an ob der Player resp. die Schnittsoftware richtig arbeitet und das Bild zu 788 und nicht zu 768 Pixeln streckt.
Antwort von cebros:
Während der Bearbeitung wird das Bild im NLE im korrekten Seitenverhältnis, also mit nichtquadratischen Pixeln, dargestellt, aber auch nur dargestellt. Denn das Ausgangsmaterial wird ja nicht angetastet.
Bei der Ausgabe kommt es auf das gewählte Ausgabeformat an. Wird hier z.B. PAL DV gewählt, werden die Pixel 1:1 übertragen.
WMV ist ein Format, das für die Ausgabe auf dem PC gedacht ist, daher üblicherweise mit Quadratischen Pixeln arbeitet. Wird also WMV als Ausgabeformat gewählt, wird das Bild entsprechend umgerechnet, so dass am Ende das Bild mit Quadratpixeln nicht verzerrt dargestellt wird.
Antwort von WoWu:
@AndyFilm
MPEG2 Dekoder arbeitet falsch, warum auch immer ist der Dekoder sehr unflexibel, er dekodiert 720*576 1.094-Pixel zu 768*576. Bei der Ausgabe auf dem Computermonitor ist das Bild gestaucht. Warum das so ist bleibt mir ein Rätsel
Das muss nicht so sein ...
MPEG2 arbeitet mit 16x16 bzw. 8x8 Makroblöcken. Das funktioniert also nur mit 768 ... (48 bzw. 96)
MPEG4 arbeitet mit (bis zu) 4x4 Makroblöcken.
Da funktioniert dann auch 788 (197).
Was die Videoscene angeht ... das ist wie damals bei der Fotographie... 99% knipsen nur und sind froh, wenn überhaupt ein Bild dabei herauskommt.
Und das Internet: Du weisst doch, das Internet hilft nur dem, der nicht alles glaubt. :-))
Und die Blogs kannst Du ohnehin fast alle "in der Pfeife rauchen".
Antwort von AndyFilm:
Ich schließe mich meinen Vorrednern an
:-)
Antwort von wenzel chris:
edit....................................