Frage von ennui:Ich hab nicht viel Erfahrung mit komplexeren Farbkorrektur-Sachen, aber mein altes Edius hat da einige Möglichkeiten, inkl. nachträglicher WB-Korrektur in Lichtern, Mitten und Schatten. Wie setze ich das konkret am besten ein?
Folgendes Problem: Verschiedene Aufnahmen vom selben (sonnigen) Tag, an der Kamera war der automatische WB eingestellt. Außerdem verschiedene Tageszeiten, also verschiedener Sonnenstand und unterschiedl. Farbtemperatur, und verschiedene Licht/Schattensituationen. Der Automatik-WB hat das ganz gut korrigiert, trotzdem merkt man doch beim Schnitt von der einen zur anderen Aufnahme (die eine mittags, die andere nachmittags), wie sich die Farbigkeit der Bilder ändert und es wirkt im Schnitt etwas inhomogen - einmal wärmer, dann wieder neutraler. Suggeriert werden soll aber, dass alle Aufnahmen zur selben Zeit entstanden.
Ich dachte nun, man bräuchte da irgendeine Referenz im Bild, an der man sich orientiert, zb. den blauen Himmel. Da schaue ich mir an, wieviel Rot hat der im einen Bild mit drin, und entnehme ungefähr daraus, wieviel ich beim anderen Bild insgesamt ins Rot verschieben muss. (Besser natürlich noch weiße/graue Flächen, aber die gibts da nicht in jedem Bild).
Das klappt so einigermaßen, aber es geht doch bestimmt auch noch professioneller...?
Antwort von Mantis:
An dieser Stelle klinke ich mich auch mal ein. Das interessiert mich.
Komme gerade von einem dreitätigen Dreh mit der GH2 und hatte auch die Probleme (Sonne + Schnee, Sonne + Wolken, Regen + Wolken, Schnee).
Allerdings habe ich den autom. WB ausser Acht gelassen und immer entweder auf bewölkt / sonnig gedreht und eine leichte WB Korrektur ins Magenta gemacht, damit das Bild ein bisschern wärmer ist. Damit bin ich ganz gut gefrahren, bis auf Tag2, an dem extreme Sonne und bewölkt sich innerhalb von Sekunden abwechselten (Berglandschaft). Da wirds hin und wieder etwas kühl.
Antwort von nicecam:
Suggeriert werden soll aber, dass alle Aufnahmen zur selben Zeit entstanden.
Leicht Off-Topic: Dann auch auf Sonnenstand achten. Schatten können härter/weicher, kürzer/länger sein. Das würde auch auffallen!
Antwort von ennui:
Ja klar, aber damit komme ich schnittmäßig schon zurande, das ist nicht so das Problem. Es geht mir eher um die unterschiedliche Farbigkeit resultierend aus dem unterschiedlichen Weißabgleich, bzw. wie Andere da vorgehen würden. Eine Sache, die mir zb. nicht ganz klar ist, ist, warum denn in Schatten, Mitten und Lichtern jeweils einzeln die Werte verschoben werden können/sollten (der WB der Kamera wirkt doch gleichmässig aufs ganze Bild, unabhängig von der Helligkeit?). Bisher schiebe ich da eher nach Augenmaß rum, hier mal wärmer, dort mal kälter. Es geht aber sicher noch genauer/besser.
Oder anders gefragt: Wieviel ist da überhaupt nachträglich möglich? Eine identische Farbigkeit, so als seien beide Szenen wirklich mit dem gleichen Whitebalance zur gleichen Zeit gedreht worden, wird wohl nicht möglich sein (ist AVCHD-Maaterial). Das WB-Werkzeug scheint aber trotzdem ziemlich mächtig zu sein, ich weiß eben nur nicht, wie man es idealerweise einsetzen würde.
Antwort von marwie:
Optimalerweise hat man halt einen kalibrierten Vorschaumonitor per SDI oder so angeschlossen, aber sowas ist halt teuer...
Von Auge und mit Hilfe von Vektorskop, RGB Parades etc. kann man aber auch schon einiges machen.
Zuerst würde ich bei den Clips jeweils Schwarzpunkt (je nach Software wird das als Lift oder Pedal bezeichnet) hellster Punkt (Gain) und Gamma auf vernünftige werde einstellen. Danach kannst du die Farben z.b. mit Color Wheels, RGB Kurven oder Lift, Gain und Gamma pro Farbkanal, korrigieren.
Beim Weissabgleich wird zwar das ganze Bild anders, aber z.b. im Schatten ist die Farbtemperatur eine andere als in der Sonne oder man möchte Weiss als Weiss haben aber sonst eher einen wärmeren Ton.
Man sollte zwar bei Color Correction immer auch mit Scopes Arbeiten, aber von Auge ist auch wichtig, denn bei vielen Dingen kommt es auf ein gutes Auge an und mit den Scopes alleine erhält man noch kein gutes Bild. Während man z.b. Schwarz und Weisspunkte noch meist gut ablesen bzw. einstellen Kann mit Scopes kann, muss man die Mitteltöne von Auge richtig einstellen, weil die Szenen halt sehr unterschiedlich sind.
Absolute Freiheit bezüglich nachträglicher Weissabgleich hat man nur mit Raw Daten, ansonsten ist man immer mehr oder weniger eingeschränkt, das kommt auf den Codec (AVCHD bzw. H264 ist gar nicht mal so schlecht, HDV ist kritischer finde ich), Farbsubsampling etc an. Das ist auch je nach Kamera unterschiedlich, muss man halt ausprobieren, was noch möglich ist.
Zum Thema kann ich das Buch "The Art and Technique of Digital Color Correction" von Steve Hullfish empfehlen.
Antwort von ennui:
Schwarzpunkt und Weißpunkt etc. habe ich als erstes gemacht (nennt man primäre Korrektur, oder?). Das ist nicht so das Problem, vom WB abgesehen sind die alle ähnlich belichtet. Monitor ist ok und kalibriert. Vektorskop usw. gibts auch bei Edius, da kenne ich mich aber eher nur mit der prim. Korrektur aus, meist mache ich danach gar nichts mehr.
Ich hatte, bevor ich dann die geeignetere WB-Korrektur probiert habe, zuerst mit den Farbkanälen rumgespielt, aber das war nix. Da bekommen die Bilder schnell komische Farbstiche und sehen künstlich aus, nicht das gewünschte Ergebnis. Die WB-Korrektur arbeitet ja scheinbar auch anders. Ich habe da jeweils einen Punkt in einem Farbkreis und kann den ins warme oder kalte, nach rot/gelb oder blau/grün usw. schieben. Das ist was anderes, als wenn ich einen rot- oder magenta-Regler hochziehe. Teilweise geht das mit der WB-Korrektur schon ganz gut, aber ich mache es halt nach Augenmaß:
Bild a wirkt sehr warm, spätnachmittag, viel rot. Bild b wirkt neutraler, Sonnenlicht sieht eher weiß aus. Dann gehe ich bei Bild a ins bläuliche/kältere, bis es am Ähnlichsten aussieht. Perfekt ist es trotzdem nicht.
Mir ist nicht ganz klar, ob man den Weißabgleich einfach so linear verschieben kann oder wie das Tool genau arbeitet, im Gegensatz zu Korrekturen in den Farbkanälen. Außerdem wollte ich wissen, ob es für diese Aufgabe sowas wie ein Howto gibt, also eine erprobte Praxis, mit der man zu exakteren Ergebnissen kommt, wo man Farbwerte misst und überträgt. So ähnlich wie man eine Farbkarte filmen könnte und es anhand von der dann angleichen würde. Also kann ich das Blattgrün oder Himmelblau nehmen und aneinander angleichen, und wenn ja, wie genau?
Das mit Lichtern und Schatten ist erst mal egal - wenn in Aufnahme a ein Teil der Szenerie im Schatten liegt und dementsprechend kältere Farben hat, der Teil andere warm/sonnig ist, soll Aufnahme b einfach genau dahin korrigiert werden, dass das alles da genau so ist, und nicht gesplittet/einzeln nur der schattige Bereich bearbeitet werden.
Ich habe vor allem viele Braun- und Grüntöne (Natur) im Bild, und blauen Himmel. Gerade da sieht man im Direktvergleich und Schnitt einfach ganz schöne Unterschiede in der Farbigkeit, obwohl jede Aufnahme für sich eben nur mehr oder weniger warm/sonnig und ok aussieht. Ich frag mich halt auch, ob ich hier schon die Grenzen des Machbaren erreicht habe oder mich nur blöde anstelle.
Antwort von domain:
Folgendes Problem: Verschiedene Aufnahmen vom selben (sonnigen) Tag, an der Kamera war der automatische WB eingestellt.
Also den automatischen Weißabgleich einer Kamera kannst du mal grundsätzlich vergessen, wirkt sich katastrophal im Schnitt aus. Eigentlich gibt es nur zwei sinnvolle Einstellungen, eine für Tageslicht und eine für Kunstlicht und ev. eine für dazwischen (z.B. 4000 Grad Kelvin) für besonders schöne und stimmungsvolle Mischlichtaufnahmen.
Beim Abgleich zwischen einzelnen Clips würde ich nicht viel messen, sondern mehr nach Augenmaß bestmöglich angleichen und nur darauf kommt es letztlich an und nicht auf übereinstimmende Messwerte.
Aber und jetzt kommt was Wichtiges: diese Aufnahmen wenn möglich trotzdem nicht aneinanderhängen, sondern Zwischenaufnahmen (z.B. Groß- und/oder Detailaufnahmen) dazwischenschieben. Dann kann das Auge nämliche keine Farbsprünge mehr so im direkten Vergleich entdecken.
Außerdem mal EB im TV beobachten, die scheren sich da so wie gar nicht und geht auch.
Antwort von srone:
kenne deinen softwarepark nicht, würde mir 2 standbilder (tif,jpg) ausspielen, diese in photoshop (oder ein anderes grafikprg mit anzeige der rgb-werte) laden und mit der pipette zb den himmel ausmessen, in der info bekommst du dann die rgb-werte.
zb: wert1(himmel-mittags) rot 100 blau 200 grün 120
wert2(himmel-abends) rot 150 blau 180 grün 120
jetzt siehst du, was du tun must, um das anzupassen.
würde aber beide rgb-werte "vermitteln", um das material nicht überzustrapazieren.
zb zielwert himmel: rot 125 blau 190 grün 120
das würde ich dann anhand mehrerer punkte weiter überprüfen (hautton, grasgrün, etc), weitergehend kann man dies dann auch noch getrennt für lichter, mitten und schatten durchführen.
aber wie oben schon gesagt wurde, ein perfektes angleichen ist nicht möglich, da sich eben auch die licht-qualität und auch der -einfallswinkel, je nach tageszeit verändert und das kann man "noch" nicht korrigeren:-(
lg
srone
Antwort von ennui:
Danke, das ist doch mal was konkretes. So ähnlich habe ich es auch schon versucht. Dabei frage ich mich: Wenn ich beim einen Himmel etwas rot rausnehme, ist das dann auch genau das, was im Blattgrün auch zuviel an rot wäre, also verläuft das quasi so linear, dass ich nur den Himmel korrigiere/angleiche, und der Rest müsste dann automatisch auch stimmen/angeglichen sein? Sonst wirds ja uferlos...
Zweites Problem: Ich weiß nun, um zu Himmel b zu kommen, muss ich bei Himmel a zb. 20 Werte im Rot runtergehen. Das Werkzeug WB bietet aber eben nur diesen Farbkreis, und da andere Werteskalen. Deswegen muss ich momentan dann nach der Korrektur wieder ein Tiff exportieren, wieder vergleichen, usw.
Antwort von srone:
Danke, das ist doch mal was konkretes. So ähnlich habe ich es auch schon versucht. Dabei frage ich mich: Wenn ich beim einen Himmel etwas rot rausnehme, ist das dann auch genau das, was im Blattgrün auch zuviel an rot wäre, also verläuft das quasi so linear, dass ich nur den Himmel korrigiere/angleiche, und der Rest müsste dann automatisch auch stimmen/angeglichen sein? Sonst wirds ja uferlos...
es ist uferlos :-), du selbst bestimmst den zeitpunkt wann es (bei bezahlten sachen auch eine frage des budgets) passt. 100% geht auchaus oben beschriebenen gründen(lichqualität und richtung, beeinflussen eben auch den look eines bildes) sowieso nicht.
Zweites Problem: Ich weiß nun, um zu Himmel b zu kommen, muss ich bei Himmel a zb. 20 Werte im Rot runtergehen. Das Werkzeug WB bietet aber eben nur diesen Farbkreis, und da andere Werteskalen. Deswegen muss ich momentan dann nach der Korrektur wieder ein Tiff exportieren, wieder vergleichen, usw.
eine übungs- und erfahrungssache zieh den farbregler mal als test ins maximum (gegenüber von rot) dann siehst du, wieder im photoshop, wieviel rot er bei einem wertebereich von 8bit (0-255) reduziert, das ist dann ein anhaltspunkt an dem du dich orientieren kannst.
erreichst du damit zb -100 rot (im rgb) wäre der halbe weg -50 and so on...
lg
srone
Antwort von ennui:
Ich habs geahnt... naja, wird es eben ein Kompromiss, oder ich muss im Schnitt etwas tricksen. Am sinnvollsten wäre wohl gewesen, da für jede einzelne Aufnahme einen manuellen WB in der Kamera durchzuführen, aber dafür reichte da die Zeit nicht und bei der 7D ist der ja auch noch so umständlich zu machen.
Übrigens finde ich interessant, dass der automatische WB der 7D durchaus nicht alles Licht einfach "weiß" dreht, sondern eben diese realistischeren warmen Sommertagsbilder produzierte. Wäre auch mal interessant zu wissen, wie der im Einzelnen arbeitet. Was mir noch auffällt: Wenn richtig viel Grün im Bild ist, also auch durch Baumkronen und Blätter gefiltertes und reflektiertes Licht, ist der Angleich irgendwie besonders kompliziert.
Ob es wohl was bringt, insgesamt die Farbsättigung leicht runterzudrehen, um das alles zu kaschieren? Probier ich nachher mal.
Inzwischen filme ich ja am liebsten mit festen Farbtemperaturwerten, aber da hätte ich dann das Problem ja auch wieder ähnlich gehabt. Danke für die Erklärungen, so weiß ich wenigstens, woran ich bin und renne nicht mehr irgendwas Unereichbarem hinterher...
Antwort von srone:
Inzwischen filme ich ja am liebsten mit festen Farbtemperaturwerten, aber da hätte ich dann das Problem ja auch wieder ähnlich gehabt. Danke für die Erklärungen, so weiß ich wenigstens, woran ich bin und renne nicht mehr irgendwas Unereichbarem hinterher...
das ist viel günstiger als awb, da es einen festen offset ergibt, vor allem bei bewegter kamera.
meine werte:
5600k tags
4200k abends, nachts, bei available light, da schliesse ich die übliche innenraumbeleuchtung mit ein, da es der empfundenen wärme näher kommt.
3200k selbst geleuchtetes kunstlicht (halogen), bzw bewusst verändert um kalt oder warm zu erzeugen.
lg
srone
Antwort von domain:
Das Ausmessen und Übertragen der Farbwerte eines Punktes eines Referenzbildes auf das Zielbild geht auch automatisch, wie hier in Liquid und damit sicher auch zumindest im Avid MC. Der Referenzpunkt liegt am Anfang der schrägen Linie im linken Bild und soll auf einen ausgewählten Punkt am Ende der Linie im rechten Bild übertragen werden:
zum Bild http://img4.fotos-hochladen.net/uploads/punktuell1640whejv2m.jpg
Ergebnis:
Generell finde ich Punktabstimmungen nicht viel Wert, weil ziemlich willkürlich und zufällig vom jeweiligen RGB-Wert des betreffenden Pixels abhängig.
Schon eher ist eine ausgewählte Fläche zur Abstimmung geeignet:
Ergebnis:
Was ich damit aber sagen will ist, dass all die Messerei oder gar automatische Abgleichung, wie hier gezeigt, im Grunde nicht viel Wert ist.
Es genügt eigentlich ein Festlegen des Kontrastes, meist zwischen 15 und 255 im Waveformmonitor und dann eine Abstimmung nach Augenmaß. Das geht viel schneller und passt dem Auge meist auch viel besser.
Antwort von srone:
@ domain,
da gebe ich dir prinzipiell recht, wenn man etwas erfahrung hat, der to suchte aber, so glaube ich, nach einem ansatz, diese erfahrung zu erwerben und da ist og. methode ein, wie ich finde, brauchbarer ansatz. nach div tif-ausspielungen und messungen wird er früher oder später, auf diesselben, verzichten können. :-)
lg
srone
Antwort von domain:
Da hast du sicher Recht, aber Ennui schreibt:“Das klappt so einigermaßen, aber es geht doch bestimmt auch noch professioneller...?“
Und da dürfte ein kleines Missverständnis vorliegen. Mal abgesehen von ziemlich umständlichen Belichtungsmessungen (vor der Zeit der TTL-Messung) vor der eigentlichen Aufnahme haben Profis noch nie viel gemessen.
Dazu ein kleines Beispiel. Als ich in den frühen 80-er Jahren mein Labor von SW auf Farbe umgestellt hatte musste ich zu Beginn bis zu 5 Probestreifen machen, Filter rein- oder rausdrehen, Belichtungszeit nach Tabelle korrigieren und dann hat das 30*40 Bild erst nicht gepasst und musste mit erneut veränderten Filtereinstellungen wiederholt werden. Integral messende Farbanalyser habe ich natürlich auch probiert, alle diesbezüglichen Messgeräte waren unbrauchbar, es zählt einzig das Auge.
Als ich mal Gelegenheit hatte einen Profifotografen, der noch viel größere Formate belichtete bei der Arbeit zuzusehen war ich von den Socken. Erstens machte er „Probestreifen“ im 18*24 cm Format, dann drehte er etwas an den Filtern und an der Zeitschaltuhr für die Belichtung und heraus kam ein perfekt belichtetes Foto im 50*70 Format.
Also das nenne ich professionell und nicht ein Herumtüfteln mit Graukarten für den Weißabgleich und RGB-Pipettenmessungen in Photoshop. Das machen nur Anfänger:-)
Antwort von srone:
ich glaube das beste messgerät ist die erfahrung :-)
lg
srone
Antwort von ennui:
Also Belichtungen mache ich ja auch lieber pi mal Daumen, und korrigiere dann noch die Belichtungsmessung der Kamera, wenn die mir da was vorschwindelt, was ich gar nicht haben will. Das geht ganz gut, wenn man die Kamera kennt und ein Gefühl dafür entwickelt, was da bei was rauskommt, und über die Belichtungsmessung der Kamera muss ich mich oft sehr wundern. Wenns was ganz wichtiges und diffiziles wäre, würde ich aber sogar mit einem Spotmesser rummessen, schon allein, weil das dann so beeindruckend wichtig aussieht.
Hier gings mir um den konkreten Fall, wie ich ihn beschrieben hab: Weißabgleich nachträglich, was ist da möglich und wie macht man es. Normalerweise brauche ich kaum Farbkorrektur. Ich hab mir halt überlegt, wie es gehen könnte, und rumimprovisiert. Und mich gefragt, wie würds der Profi machen.
Mit "professionell" meine ich dabei eine Vorgehensweise von jemandem, der täglich beruflich daran sitzt, Bilder mit unterschiedlichem Weißabgleich einander anzugleichen, und da viel mehr Erfahrung und bessere Werkzeuge und noch einen festen Workflow hat, um bestmögliche und reproduzierbare Ergebnisse zu erreichen.
@domain, dein Beispiel (wird da nicht gerade eher die primäre Farbkorrektur mit Schwarz- und Weißpunkt angeglichen??) wäre das, was ich da brauchen würde, würde das auch beim Weißabgleich so leicht gehen: Hier den Himmel markieren, da im zweiten Bild sagen: so soll das da auch sein, und da soll das hin. Selbiges dann noch für die Grüntöne, etc. Leider kann Edius das nicht, oder ich blicke es noch nicht so.
Und wäre ich mal auf die gloriose idee gekommen, da immer eine Farbkarte in die Kamera zu halten (wenn schon keine Zeit für den richtigen Weißabgleich war), wüsste ich wenigstens für die Grundfarben: So solls eigentlich sein, das ist der Offset. Ich hätte eine Referenz. Stattdessen habe ich nun zwei Bilder, die beide für sich ganz ok aussehen, aber zugleich aussehen, als wären sie aus zwei unterschiedlichen Filmen oder Jahren, und kann da nun irgendwie dran rumdrehen.
Der tolle Profifotograf von früher hätte ja einfach seinen chemischen Tageslicht-Film belichtet und vielleicht noch bischen im Labor rumgefiltert, was weiß ich. Da wär ja nix mit "automatischem Weißabgleich". In vielen alten Filmen fällt das ja auch ziemlich auf, dass sie da was zusammengeschnitten haben, was zu unterschiedlichen Tageszeiten gedreht wurde. Da sind ja sogar manchmal lauter Wolken im Bild und dann plötzlich wieder weg, und dann wieder da... da waren die oft auch nicht so zimperlich.
Ich muss jetzt halt nochmal bischen Nachdreh mit paar Naheinstellungen machen, auch kein Beinbruch, eher ein netter Tag im Park.
Antwort von domain:
@domain, dein Beispiel (wird da nicht gerade eher die primäre Farbkorrektur mit Schwarz- und Weißpunkt angeglichen??) wäre das, was ich da brauchen würde, würde das auch beim Weißabgleich so leicht gehen
Sieht in obigem Beispiel wirklich so aus, aber natürlich versucht das NLE auch die Farben anzugleichen. Hier der Versuch der Angleichung des inneren Gelbs der Blasinstrumente:
Ergebnis:
Wie du siehst passiert fast immer Folgendes: du kannst zwar spezielle Punkte oder Bereiche des Zielbildes an das Referenzbild angleichen, aber heraus kommt fast immer derselbe Blödsinn. Der gezielt bestimmte Bereich stimmt zwar überein, aber u.U. der gesamte Rest des Bildes nicht mehr und genau darin liegt das eigentliche Problem.
Vergiss die Abstimmung über Messwerte einfach. Nur das Auge zählt.
Antwort von ennui:
Haha, ich hab mir gerade mal die ersten Test-Nachdrehaufnahmen angeschaut: Jetzt habe ich das Problem gleich 3x. Das Licht heute war trotz blauem Himmel und Sonne ein anderes als damals, etwas kühler. Außerdem sieht die Vegetation Mitte Mai viel frischer und grüner aus als im Hochsommer nach 3 heißen Wochen, besonders betont noch in der Großaufnahme. Und außerdem musste ich ja wiederum einen ganz neuen Weißabgleich machen, der nochmal anders rauskam.
Dann habe ich spaßeshalber nochmal mit Auto-WB in erschiedenen Winkeln zur Sonne gefilmt, und wieder das gleiche, einmal warm, einmal weiß-neutral. Viel extremer als bei festem Kelvin-Wert. Nie wieder!
@domain, ja, die Farben verschieben sich beim Korrigieren dann insgesamt "linear", das habe ich auch so erlebt. An einer Stelle stimmts dann, aber der komplette Rest geht dafür flöten. Aber ich mach doch da jetzt nicht mit tausend Masken rum... kann mir auch nicht vorstellen, dass das dann noch irgendwie organisch aussieht.
Edit: Oder ich kümmer mich einfach nicht mehr drum. Vielleicht fällt es ja auch nur mir so extrem auf und stört gar nicht so, bei leichter dezenter Korrektur. Ich habe hier letztens einen Film gesehen, da fuhr jemand mit dem Auto durch einen frühherbstlichen belaubten Septemberwald - Schnitt - er steht vorm Landhaus und die Bäume haben plötzlich nur noch paar wenige, braune Blätter. Und das war ein Spielfilm mit wahrscheinlich 1000x meinem Budget.
Antwort von Hamburg82:
ich glaube das beantwortet deine frage was das "greifbare, messbare" angeht .
ist zwar ein avid, aber edius wird da ähnlich sein.
bei ca. 5'00'' wirds für dich spannend ;)
außerdem:
und die anderen tutorials zu cc:
lg
Antwort von ennui:
Ja danke. Hab mal reingeschaut, und so ähnliche Tools gibts mehr oder weniger auch bei der Edius-Farbkorrektur. Aber vor allem hat mich das jetzt auf die Idee gebracht, mal nach "white balance edius" zu suchen, und Bingo:
Da geht scheinbar doch noch mehr, wird nachher gleich mal probiert.
Antwort von domain:
Wie gesagt, meiner Meinung nach sind all diese Match-Routinen ein ziemlicher Schmarren.
Bemerkt man auch bei jedem diesbezüglichen Turorial, wenn er z.B. sagt, ja ist schon ganz gut geworden, aber da müssen wir manuell noch etwas nachhelfen, d.h., er weiß ganz genau, wie das anzugleichende Bild im Vergleich zur Referenz eigentlich auszusehen hätte.
Da fragt man sich unwillkürlich, wenn er ohnehin eine Zielvorstellung hat und das noch etwas mangelhafte Zwischenergebnis beurteilen kann und außerdem weiß, was im Feintuning noch zu ändern wäre, ja warum macht er das gleich über eine nichtlineare Dreiwege-Farbkorrektur, nach Lichtern, Mitteltönen und Schatten, das geht doch in Sekunden.
Ennui, bei dieser Art der Korrektur ist zu beachten, dass Farbverschiebungen in Richtung eines Weißabgleiches sich fast nicht in den Lichtern auswirken, schon dramatischer bei den Mitteltönen und extrem in den Schatten zu sehen sind. Versuche mal +- 3 Einheiten Rot (von 255) in den Lichtern und dann in den Schatten zu verändern. Du wirst von der enorm unterschiedlichen Wirkung überrascht sein.
Generell kann man sagen, dass Angleichungsprozesse, die linear auf das gesamte Bild wirken selten zielführend sein werden.
Eine Differenzierung pro Farbe nach Lichtern, Mitteltönen und Schatten ist fast Pflicht.
Antwort von srone:
ist ein bischen wie belichten, von der messautomatik der kamera lässt man sich die groben werte zeigen, das finetuning macht man dann von hand.
ich sehe solche automatiken durchaus als sinnvoll zum lernen, man lässt sich die grobe richtung zeigen, den schmalen pfad der wahrheit muss man jedoch selbst finden :-)
lg
srone
Antwort von ennui:
Ja, aber das Gute ist ja, dass es eben auh eine Dreiwege-Korrektur ist beim Edius-WB. Da in dem Tutorial wird ja auch gesagt, dass sich der WB am extremsten in den Mitten auswirkt (ist ja auch klar), und vor allem kann man ein Bild als Referenz fürs andere nehmen. Die sind ja jetzt ja auch nicht um Welten unterschiedlich, es sind eher subtile Unterschiede in den Farbpaletten, was aber gerade bei Grün oder Himmel dann doch ziemlich auffällt.
Aber normalerweise meide ich das alles auch. Ich mag die primäre Farbkorrektur, weil man da noch mal was rausholen kann, was bei der Belichtung noch nicht ganz perfekt war und Bilder noch etwas "knackiger" machen kann, ohne dass sie ihren grundsätzlichen Charakter verlieren. Aber ansonsten möchte gewöhnlich ich den Codec lieber wie einen chem. Tageslichtfilm nützen, und mit dem arbeiten, was da an Farbigkeit da ist. Also mit einem festen Wert spätnachmittags filmen, und da diesen goldenen Stich drinhaben, der einem in der Realität ja auch so vorkommt (trotz WB im Auge/Gehirn), und nicht da auf Teufel komm raus irgendein "weiß" draus machen. Das war ja alles mehr ein unbeabsichtigter Unfall bei den Aufnahmen.
Letztlich sieht auch kein sonniger Tag aus wie der andere, Luftfeuchtigkeit, Schleierwolken, Lichtbrechung, Sonnenstand/Tageszeit, Vegetation... wenn man mal genau hinschaut, ändert sich ständig was, anders wäre es ja auch langweilig.
Hut ab vor den Leuten, die sowas (Lichtbestimmung) heute bei Spielfilmen machen müssen, wenn da eine Szene an mehreren Tagen gedreht wurde, aber "gleichzeitig" aussehen soll. Aber die stellen dann ja auch schon beim Filmdreh riesige Sonnensegel hin, oder haben auch am Tag lauter Lampen dabei, ist halt doch was anderes.