Frage von komeet:Hallo zusammen,
für mein nächstes Projekt plane ich einen Stuhlkreis mit 4 Personen zu filmen. Der Gesprächsführer sitzt am linken Kopfende und interagiert mit allen Gesprächsteilnehmern. Die restlichen Gesprächsteilnehmer agieren nicht untereinander. Von allen Gesprächsteilnehmern sollen Wide-Shots und Close-Ups gemacht werden.
Wie vermeide ich nun Achsensprünge? Ich stehe da gerade etwas auf dem Schlauch. Es sitzen sich ja immer 2 Personen gegenüber und heisst das nicht, dass ich automatisch die Achse der beiden anderen überspringe?
Oder denke ich da gerade falsch?
Vielen Dank schon mal für Eure Antworten.
Antwort von burning-jens:
Was für eine Situation ist es denn? Eine Live-Runde? Eine szenische Situation? Wie viele Kameras hast du im Einsatz?
Antwort von Schleichmichel:
Du solltest nur die Blickachse bei Dialogen nicht ignorieren. Wenn zB zwei im Schnitt nach links schauen, wenn sie miteinander reden, wirkt es sehr dämlich.
Ansonsten wird die Achse kaum Probleme machen. Mit Kreisfahrten um die Runde, oder Schwenks aus der Mitte kannst Du auch nichts falsch machen, wenn Du das meinst.
Wer ganz unsicher ist, nimmt frontal auf :) Das kann auch unter gewissen Umständen gut wirken.
Antwort von domain:
Müssen die Teilnehmer denn unbedingt in einem Stuhlkreis sitzen? Besser wäre ein Halbstuhlkreis. Im gegenüberliegenden Halbkreis kannst du die Kameras positionieren wie du willst, es wird nie zu einem Achsensprung kommen.
Antwort von Schleichmichel:
Man kann die Achse ja mal gelegentlich überspringen, wenn es die Schnittfolge erlaubt. Sollte man auch, um das Motiv auszureitzen. Das kann dramaturgisch zB durch einen Stimmungswechsel einer Person begründet sein.
Antwort von le.sas:
Mach es genau so wie Schleichmichel geschrieben hat.
Wenn die Personen nicht interagieren sondern nur dem einen zuhören, dreh es so dass das Bild in die Richtung wo der Render sitzt offen ist wenn du Nahe oder so von den einzelnen Personen drehst.
Ansonsten würde ich öfter mal ne 2er oder sowas reinnehmen, irgendwann als 2. oder 3. Bild anfangs ne Totale oder Kreisfahrt, dann wird dem Zuschauer klar wie der Raum aufgeteilt ist und wer sich wo befindet.
Dann einfach in dem Stil weiterdrehen.
Beachte dass bei einem Kreis nicht zwingend eine Kreisfahrt oder ein Schwenk in der Mitte nötig sind, auch mal an der Seite vorbeifahren(wenn du die Möglichkeit dazu hast) Alles was mehr als nur ne Nah zeigt hilft dem Zuschauer sich zu orientieren. Auch bestimmt Möbel im Raum, Fenster usw helfen da, also Fixpunkte. Dann brauchst du dir über Achssprünge, oder "gefühlte Achssprünge" keine Gedanken zu machen.
Ansonsten viel Spaß- so was aufzulösen ist immer was tolles und wenn es geklappt hat freut man sich hinterher umso mehr
Antwort von komeet:
Danke schon mal für Eure Antworten und hilfreichen Hinweise soweit.
Was für eine Situation ist es denn? Eine Live-Runde? Eine szenische Situation? Wie viele Kameras hast du im Einsatz?
Es handelt sich um eine szenische Situation und ich habe nur eine einzige Kamera.
Müssen die Teilnehmer denn unbedingt in einem Stuhlkreis sitzen? Besser wäre ein Halbstuhlkreis. Im gegenüberliegenden Halbkreis kannst du die Kameras positionieren wie du willst, es wird nie zu einem Achsensprung kommen.
hmm... ich weiß nicht. dann wäre nach meinem Gefühl dann unnatürlich angeordnet. Und man würde merken, dass man es nur gemacht hat, weil auf der anderen Seite die Kamera steht. Also geschlossenen Kreis finde ich schon besser.
Beachte dass bei einem Kreis nicht zwingend eine Kreisfahrt oder ein Schwenk in der Mitte nötig sind, auch mal an der Seite vorbeifahren(wenn du die Möglichkeit dazu hast) Alles was mehr als nur ne Nah zeigt hilft dem Zuschauer sich zu orientieren. Auch bestimmt Möbel im Raum, Fenster usw helfen da, also Fixpunkte.
Naja Möbel gibt es nicht so viele im Raum. Es soll mit Absicht ein karger dunkler Raum sein. Somit fallen diese Fixpunkte schon mal weg. Habe mir aber auch überlegt von oben (mit einer Leiter) in den Kreis reinzufilmen, damit die entsprechende Positionierung klarer wird.
Antwort von le.sas:
Dann ein Poster aufhängen, eine Wand weniger beleuchten, Lampe, usw usw.
Mit ein bißchen NAchdenken kommt man schon auf Fixpunkte oder möglichkeiten
Antwort von marwie:
Also die Leute sitzen an einem Tisch oder was meinst du mit "Der Gesprächsführer sitzt am linken Kopfende"?
Ich finde, man könnte schon ein Halbkreis nehmen, dann hast du weniger die Sitation, dass dir Leute den Rücken zudrehen (z.B. bei Podiumsdiskussionen macht man es ja auch so).
Spricht jeweils eine Person länger oder wird häufig zwischen dem Gesprächsleiter und der Person gewechselt?
Solange klar ist, wer mit wem spricht, also die Personen im entsprechenden Bereich vom Bild sind, sollte es keine Probleme geben mit Achssprünge.
Da das Ganze ja szenisch ist, nimmst du es mehrmals auf, nehme ich an, oder?
Ansonsten ist es schwierig mit nur einer Kamera das in einem Take aufzunehmen, das sieht dann schnell laienhaft aus.
Antwort von Schleichmichel:
Man braucht keine Fixpunkte zur Orientierung. Den meisten Zuschauern ist so gesehen die Orientierung egal und tolerieren auch (bis zu einem gewissen Grad) geänderte Beleuchtung, die ja ohnehin oft erforderlich wird. Man konzentriert sich eh primär auf die Handlung.
Wichtig ist nur, dass in Schnittfolgen zwei sprechende Figuren nicht in die gleiche Richtung blicken. Das verstört.
Kubrick hat bei Dr. Seltsam ja auch keinen halbrunden Tisch ins Kriegszimmer gesetzt und hier sieht man Figuren mitunter auch von unterschiedlichen Seiten. Nur ein Beispiel...