Saubere Berechnungen
Bei Vegas ging Qualität schon immer über Performance. Egal, ob man seinen Video-Normpegel auf RGB16-235 legen will, zwischen diversen Videofarbräumen wechselt oder dass die Aspect-Ratio bis auf die vierte Nachkomma-Stelle stimmt: Jede Funktion in Vegas erscheint immer mathematisch absolut korrekt implementiert worden zu sein. Geschwindigkeits-Trickerseien, die auf ungenaueren Festkomma-Berechnungen basieren, sucht man vergeblich. Alle Bildberechnungen finden mit Fließkomma-Genauigkeit und oft sogar im Subpixelbereich statt. Dies schlägt sich direkt in einer markellosen Effekt-Qualität nieder. Allerdings bemerken solche Qualitäts-Nuancen meist nur Messtechniker in den Kellern der Sendeanstalten. Der Preis für diese Exaktheit war in vorhergehenden Versionen immer eine deutlich schlechtere Echtzeit-Performance, als man sie von der Konkurrenz kannte. Dabei blieb es am Anwender hängen, die Einbußen bei der Vorschauqualität in zahlreichen Parametern selbst zu bestimmen.
Letzteres ist nach wie vor der Fall, jedoch hat mit der neuen Version die Vorschau-Geschwindigkeit deutlich zugelegt. Erstmals konnte Vegas auf unserem Quad-Core-System eine AVCHD-Vorschau in voller Auflösung ruckelfrei wiedergeben. An den „Schnittstellen“ kommt es dennoch gelegentlich zu kleinen Aussetzern und richtig rund läuft es erst, wenn die Timeline schon ein paar mal durchgelaufen ist. Neben dem Cachen einzelner Frames im Ram scheint das Programm bei der Wiedergabe jetzt aber sehr gut auf Mehrkern-Prozessoren ausgelegt zu sein. Während des Schnitts sind jetzt meistens alle Prozessor-Kerne sehr gleichmäßig ausgelastet. Neuerdings kann das Programm die Auflösung der Vorschau auch adaptiv anpassen, falls das System durch Effekte überlastet ist. Dies kommt besonders den frisch hinzugekommenen Effekten wie Glint, Rays, Defocus, Starburst, Soft Contrast und Fill Light zu gute, die sehr aufwändig Linseneffekte und Halos simulieren. Hierbei handelt es sich übrigens um die bisher für 130 Dollar separate erhältlichen Velvetmatter-Effekte, die Sony kurzerhand für die neue Version aufgekauft hat.
Auf dem Papier beherrscht Vegas jetzt sogar das SmartRendering mit AVCHD-Dateien. Dabei werden nur die Teile eines Clips neu gerendert, bei denen sich der Bildinhalt verändert hat. Bei uns wollte dieses Feature jedoch nur bedingt funktionieren. So vergaß Vegas gerne mal einen Titel oder einen Effekt in das Video miteinzuberechnen. Wir persönlich sehen jedoch für Smart-Rendering sowieso kaum echte Anwendungsfälle, da wir meistens Clips durchgängig farbkorrigieren und ein Rückexport nach AVCHD in den seltensten Fällen praktikabel ist.
Was die Hardwareseite angeht, scheint nur noch AJA im Boot zu sein, deren Karten preislich jedoch schon in einer sehr anspruchsvollen Liga spielen. Die früher einmal zumindest experimentell vorhandene Unterstützung von Blackmagic Design Karten gibt es bei der neuen Version nicht mehr.
Das DVD- und BluRay-Autoring Tool DVD Architekt Pro 5 liegt auch Vegas 9 kostenlos bei und war ja schon etwas früher eingeführt worden. Hierbei handelt es sich um eine der wenigen, bereits erhältlichen semiprofessionellen BluRay-Authoring-Lösungen auf dem Markt. Diesem Programm werden wir uns allerdings zu einem späteren Zeitpunkt mal etwas genauer ansehen.


















