Handling Allgemein

Bereits beim ersten In-die-Hand-Nehmen fallen die sehr gute Ergonomie und die hohe Solidität der Canon EOS 1D Mark IV auf. Letzteres macht sich bei Abmessung und Gewicht deutlich bemerkbar: Mit 156,6 x 156 x 79,9 mm (H x B x T) bei 1.180 g (ohne Akku) bringt die Canon EOS 1D Mark IV spürbares Gewicht mit, welches sich im Handling mit schwereren, lichtstarken Objektiven als gut ausbalanciert erweist (Zum Vergleich: Die kürzlich hier getestete: Nikon D3s liegt bei 157 x 159,5 x 87,5 mm (H x B x T) bei einem Gewicht von ca. 1240 g ohne Akku). Die Formung der Handaufnahme verdient bei Canon großes Lob: Auch bei großen Händen fügt sich die Canon EOS 1 D Mark IV bestmöglich in die Hand. Ähnlich wie das Konkurrenz-Modell von Nikon verfügt auch die Canon EOS 1D Mark IV über zwei Cardslots – allerdings nicht zwei CF-Card-Slots, sondern über einen CF-Card-Slot und einen SD-Card-Slot. Für die Aufteilung RAW auf CF Card und JPG auf SD Card eine elegante Lösung. Wer jedoch eine Kopie seiner RAW-Aufnahmen auf der zweiten Karte haben möchte, oder größtmöglichen Speicherplatz auf zwei Karten verteilt, für den hätten wir eine parallele CF-Card-Lösung vorgezogen. Dies ist zwar auch mit der SD-Card möglich aber ein einheitliches Kartensystem empfinden wir als konsequenter. Allerdings gibt es auch gewichtige Gegenargumente: Canon führt für die Etablierung eines SD-Card-Slots den Wunsch vieler Fotografen an, eine Kartenoption zu haben, bei der man überall auf der Welt einfach Nachschub organisieren kann, sollten die eigenen Karten defekt sein. Die Verfügbarkeit von SD-Karten, die man quasi an jedem „Bahnhofsshop“ kaufen kann, garantiert so gesehen die optimale Einsatzbereitschaft des EOS 1D Mark IV DSLR-Systems.





 Canon EOS 1D Mark IV Schalter Layout auf hohem Niveau
Canon EOS 1D Mark IV Schalter Layout auf hohem Niveau


Besonderes Augenmerk verdient das völlig neu aufgesetzte Fokussystem der Canon EOS 1 Mark IV – vor allem, weil dessen Vorgänger - zu recht oder zu unrecht sei hier offen gelassen - bei der Canon EOS 1 D Mark III teilweise in die Kritik geraten war. Hier hat Canon nun extrem nachgearbeitet. Das Fokusmodul weist insgesamt 45 AF-Meßfelder auf, wovon 39 als Kreuzsensoren gearbeitet wurden. Das neue Fokussystem der EOS 1D Mark IV lässt sich bis in kleinste Detail finetunen: Hierzu gehören neben der Auswahl des AF-System-Modus – AI Servo für kontinuierliche Objektverfolgung oder OneShot für Einzelfokussierung – auch die Konfiguration der Meßfelder (die Auswahl der aktiven Meßfelder kann von 45 auf 19 oder 11 oder lediglich die inneren 9 oder die äußeren 9 geschaltet werden) aber auch die genaue Belegung der AF-On-Taste, die spezifischere Meßfeldanwahl bei AI-Servo und vielfachen Prioritäten (Nachführung, Transportgeschwindigkeit, Auslösung etc.), das Fintunen der AI-Servo Geschwindigkeit, die Multicontroller-Belegung beim Autofokus, automatische Hochformat-Meßfeldanwahl etc.pp. Kurzum: Noch nie war soviel individualisierbare Autofokusfunktion verfügbar. Die manuelle Meßfeldansteuerung kann allein über mind. drei Tasten erfolgen: Über das Zeigefinger-Rad in horizontaler Richtung, über das Daumenrad in vertikaler Richtung und über den Multicontroller in alle möglichen Richtungen (inkl. schräger Meßfeldnavigation).



Fast möchte man meinen, dass es Canon bei der Autofokus-Anpassung etwas übertrieben hat – die individualisierbare Autofokuseinheit ist extrem komplex. Trotzdem lohnt sich die ausführliche Beschäftigung mit den Autofokus-Funktionen, weil nur so sichergestellt werden kann, dass für die jeweilige Anwendung die optimale Einstellung gespeichert werden kann. Wer diese Einstellungen in eigenen Voreinstellungen abspeichert, erhält ein optimal finegetuntes System. Wir haben zwar keine Sportanwendungen fotografiert, wofür diese Kamera ohne Zweifel bestens ausgelegt ist, konnten aber bei unseren normalen Autofokus-Tests bei AI-Servo und One-Shot Fokussierung keine Schwächen feststellen. Lediglich im direkten Vergleich mit der Nikon D3s empfanden wir die Nikon in extremen Lowlight-Situationen einen Tick zuverlässiger bei der Fokussierung. Dies muss jedoch nicht die Schuld der Kamera sein, sondern kann genauso gut einer nicht optimalen Feinjustage der AF-Einheit geschuldet sein. Wir sind uns ziemlich sicher, dass bei ausreichender Beschäftigung mit dem AF-System beide Kameras, sowohl die Nikon D3s als auch die Canon EOS 1D Mark IV hervorragende Ergebnisse bei der Sport- und Actionfotografie erzielen. Die Frage des Systems ist dann wie stets eher eine Frage, mit welchem System man bereits vertrauter ist oder eine größere Investition in Optiken/Zubehör bereits getätigt hat.



Wir empfehlen für schnellstmögliche manuelle Autfokusmeßfeldwahl die Reduktion der ansteuerbaren Autofokusmeßfelder von 45 auf 19 oder 11 zu reduzieren. Für die automatische Meßfeldwahl bleiben trotzdem alle 45 bestehen.



Ebenfalls wie die Konkurrenz von Nikon bietet die Canon EOS 1D Mark IV schwindelerregend hohe ISO-Performance. Im H3-Modus stehen ISO 102.400 zur Verfügung. Zwar kommt die ISO-Performance vom Rauschverhalten nicht ganz an den Spitzenreiter Nkon D3s heran (s. Testlabor) – trotzdem sind diese ISO-Werte extrem beeindruckend. In Sachen ISO gibt es jedoch auch Punte, die uns bei der Canon besser gefallen haben, als bei der Nikon D3s: Stichwort Auto-ISO-Aktivierung. Bei der Canon EOS 1D Mark IV lässt sich die sehr nützliche Auto-ISO-Funktion über die normale ISO-Taste aktivieren. Dies haben wir bei der Nikon D3s vermisst (hier muss man ins Menue hineintauchen oder sich einen Shortcut ins persönliche Menue legen, was mehr Handgriffe und damit mehr Zeit erfordert).



Vermisst haben wir bei der Canon 1D Mark IV die clever gelöste persönliche Konfigurierbarkeit aller externer Buttons, wie sie Canon bei der EOS 7D umgesetzt hat (auch der digitale Horizont wurde bei der EOS 1D Mark IV leider weggelassen). Zwar lässt sich aus Canons Sicht nachvollziehen, weshalb man hier eher beim vertrauten geblieben ist – die größte Käufergruppe dürfte bei Canon EOS 1D Mark III-Profis liegen, die auf das neue Modell upgraden und nicht mit einem neuen Bedienkonzept verschreckt werden sollen – trotzdem fühl sich die EOS 7D in Bezug auf clevere Shortcuts und Menues als das innovativere Konzept an. Wohlgemerkt auf das personalisierbare Bedienkonzept externer Buttons bezogen – bei der Bildqualität sowie beim Autofokus-Finetuning ist die Canon EOS 1D Mark IV über jeden Zweifel erhaben.



Anschlußfreudig – HDMI, Stereo-Mikro, Blitzsystem, Fernsteuerung, Video ...
Anschlußfreudig – HDMI, Stereo-Mikro, Blitzsystem, Fernsteuerung, Video ...




Abschießend in Sachen Handling vielleicht noch ein Paar Überlegungen zu den wichtigsten Unterschieden im Bedienkonzept zwischen den beiden großen Pro-Kamera Herstellern Nikon und Canon. Zunächst mal sind die Unterschiede für den Zugriff auf die zentralen Kamerafunktionen wie Programmwahl, Blende, Verschlußzeit, ISO, Bildfolge, Belichtungs- und Autofokusmeßfeldauswahl bei beiden Kameraherstellern zumindest im Pro-Bereich (Nikon D3s, Canon EOS 1D MK IV) in der Regel ohne den Umweg ins Kameramenue möglich. Das bedeutet, dass über Schalter am Gehäuse direkt entsprechende Einstellungen vorgenommen werden können. Je nachdem, mit welchem System man in der Vergangenheit vertrauter gewesen ist, findet man sich schnell zurecht. Wir sind der Meinung, dass hier kein System objektiv als besser oder schlechter gewertet werden kann. Mit genügend Einarbeitungswillen dürfte der geneigte Fotograf mit beiden Systemen im professionellen Umfeld zu den gewünschten Ergebnissen kommen. Unterscheiden tun sich die beiden Bedienkonzepte jedoch durchaus in der Art der verbauten Schalter. Nikon setzt auf eine möglichst große Anzahl von Schaltern, die durch ihre Stellung bereits von außen kenntlich machen, welche Funktion aktiviert ist. Canon hingegen setzt eher auf Sensor-Druck-Schalter, die in Verbindung mit einem Drehrad die gewünschte Funktion aktivieren. Hierin sehen wir, zumindest in der Bedienung, die beiden wesentlichsten Unterschiede. Beide Konzepte haben Vor- und Nachteile – es ist am jeweiligen Nutzer, das eine oder andere Konzept für seine persönliche fotografische Praxis zu bewerten.





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