Test Blackmagic Intensity Pro

Blackmagic Intensity Pro

Nachdem wir in unserem letzten Test der DeckLink HD Extreme Karte doch durchaus beeindruckt von den Fähigkeiten waren, wollten wir auch einmal einen Blick auf die „kleine“ Intensity Pro werfen und sehen, was man hier für sein Geld erwarten darf.

Nachdem wir in unserem letzten Test der DeckLink HD Extreme Karte doch durchaus beeindruckt von den Fähigkeiten waren, wollten wir auch einmal einen Blick auf die „kleine“ Intensity Pro werfen und sehen, was man hier für sein Geld erwarten darf.




Schön klein und damit umweltfreundlich verpackt wird die Karte ausgeliefert.
Schön klein und damit umweltfreundlich verpackt wird die Karte ausgeliefert.


Schon vor dem Kauf der Karte stellt sich ja eigentlich die Frage, wofür man diese überhaupt gebrauchen kann. In der Regel bekommt man ja seine AVCHD- oder HDV-Videoclips bereits irgendwie in digitaler Form auf die Festplatte. Ein Einsatzgebiet steht dabei auf jeden Fall fest: Über die analogen Eingänge lässt sich (Zuspieler vorausgesetzt) jederzeit altes Bandmaterial in guter Qualität in den Rechner digitalisieren. Nur wird dieses Einsatzgebiet natürlich von Jahr zu seltener.


Dank einem digitalen HDMI-Input lässt sich von einem Camcorder das Signal mit 4:2:2 Abtastung vor dem Hardware-Codec abgreifen. Dies kann in Studio-Umgebungen nützlich sein, um bessere Kanten beim Keying zu erhalten. Allerdings auch ein eher seltener Anwendungsfall.



Alle Anschlussmöglichkeiten der Intensity Pro.
Alle Anschlussmöglichkeiten der Intensity Pro.


Zuletzt empfiehlt sich die Karte natürlich auch als digitale Output-Möglichkeit von der Timeline eines Schnittprogramms. Seit neuestem unterstützt BlackMagic hierbei auch die Adobe CS4, was uns natürlich besonders interessiert hat.







Flexibilität

Die Intensity Pro ist sehr klein und leicht verbaut.
Die Intensity Pro ist sehr klein und leicht verbaut.


Der Einbau der Karte dürfte auf den meisten Systemen kein Problem darstellen, da sie nur einen einfachen PCIe x1 Slot benötigt, der auf praktisch jedem aktuellen Mainboard zu finden ist. Für die Anschlüsse steht keinerlei Bay zur Verfügung, weshalb alle Buchsen nur über eine Kabelpeitsche (analog) bzw. direkt auf dem Slotblech (HDMI) zur Verfügung stehen.



Kein Bay, stattdessen Kabelsalat hinter dem Rechner.
Kein Bay, stattdessen Kabelsalat hinter dem Rechner.


Die Flexibilität der Karte ist auf den ersten Blick sehr gut: Sie ist PC- und Mac-kompatibel. So lässt sie sich grundsätzlich auf einem Mac mit installiertem BootCamp-Windows oder (Achtung BÖSE!!) sogar auf einem Hackintosh in beiden Betriebssystemen betreiben. Die Betonung liegt hier auf „grundsätzlich“, denn jedes mal, wenn man das Betriebssystem wechselt verlangt die Karte ein Firmware-Update, das nach dem Einspielen einen Reeboot benötigt. Ein richtig schneller Wechsel ist also nicht möglich, aber besser als nichts ist das allemal. Außerdem gibt es seit kurzem ein Linux-SDK, was zu Programmier-Spielereien unter dem alternativen Betriebssystem geradezu einlädt.



Gegenüber der großen Decklink HD ist die Signalverarbeitung auf 8 Bit beschränkt. Die Vorteile der 10 Bit-Verarbeitung (gerade auf der Premiere Timeline!) fallen also bei der Intensity Pro weg. Als Codecs stehen dabei nur Unkomprimiert oder MJPEG zur Verfügung.





Installation

Die Installation unter Windows Vista verlief auch nach mehrmaligem Anlauf nicht vollständig. Trotz aktuellster Treiber (3.2) und vorab installierter Adobe CS4 mit allen Updates, fand Premiere nach dem Start keinerlei Presets und war auch sonst in keinerlei Art auf die Karte konfiguriert. So mussten wir von Hand alle Dateien, die wir vor fanden manuell in die jeweiligen Adobe Verzeichnisse kopieren. Für Anwender ohne Systemerfahrung ist dies eine gewisse Hürde, zumal dieses Problem weder auf der Webseite dokumentiert ist, noch sich sonst irgendwo eine Anleitung dazu findet. Erst auf direkte Support-Anfrage sendete uns BlackMagic Design eine Anleitung für die manuelle Installation. Laut BlackMagic kommt es bei einigen nicht englischen CS4 Installationen zu dem Problem. Wir haben uns im Netz ungehört und unserer Meinung nach gibt es ein grundsätzliches Installations-Problem mit der deutschen CS4.



Daher an dieser Stelle nochmal für alle, die noch nach der Lösung suchen:



Als erstes muss man das Verzeichnis finden, in das BlackMagic seine kompletten Treiber installiert hat. Wer nichts spezielles bei Installation angegeben hat, findet diese unter:




C:Program FilesBlackmagic DesignBlackmagic IntensityPremiere Support4.0




Danach muss man den Pfad zur Installation von Adobes MediaCore der CS4 kennen. Wir nehmen einmal an, das dies in den meisten Fällen unter




C:Program FilesAdobeCommonPlug-insCS4MediaCore




zu finden ist, selbst wenn man die restliche Suite woanders abgespeichert hat.



Dann kopiert man die Files



BMDExport.prm


BMDImport.prm


BMDPlayer.prm


BMDRecord.prm



vom Black Magic Ordner in den Media Core-Ordner.



Anschließend sucht man im Installations-Ordner von Premiere die Editing-Modes. Defaultmäßig findet man dieser unter:



C:Program FilesAdobeAdobe Premiere Pro CS4SettingsEditing Modes



Dann kopiert man das File



Blackmagic Editing Mode.xml



dorthin.






Als letztes entzippt man folgendes Files aus dem Black Magic Ordner:



DeckLink Premiere CS4 PC Presets.zip



...und kopiert die Dateien in das Premiere Root-Verzeichnis, meistens zu finden unter:



C:Program FilesAdobeAdobe Premiere Pro CS4




Wer das ganze mit dem Windows Explorer macht, sollte vielleicht noch wissen, dass dort das Verzeichnis "Program Files" in der deutschen Version "Programme" heißt.



Wenn dies getan ist, ist auch Premiere für den Schnitt bereit. Die anderen Adobe CS4-Anwendungen wurden dagegen schon vorher problemlos gefunden und eingebunden.



Wirklich gelungen ist dagegen die Konfiguration der Karte gelöst: Die Einstellungen für die Karte finden sich an einer zentralen Stelle, nämlich in der Systemsteuerung. Wer mit mehreren Schnittprogrammen (oder auch z.B. mit After Effects und Premiere) arbeitet, muss sich so nicht verschiedene Orte merken und kann die Karte jederzeit zentral umkonfigurieren.





Zusammenspiel Adobe

Im Zusammenspiel mit der Adobe CS4 Suite lief die Karte anschießend wie gedacht. Für die Premiere-Vorschau steht der HDMI-Output als externer Monitor bereit. Da die Vorschau jedoch nur 8 Bit ist, gibt es hier kaum einen Vorteil gegenüber dem HDMI/DVI-Output einer Grafikkarte. Sogar im Gegenteil: Die Treiber der Grafikkarten-Hersteller erlauben oft die nachträgliche Fein-Justage des Monitor-Outputs, während die Intensity Pro gerade mal eine IRE-Einstellung bietet. Die tollen LUTs und Einstellmöglichkeiten der Decklink HD Extreme hat die Intensity Pro nicht geerbt.



Eine reibungslose Vorschau funktioniert übrigens auch nur, wenn man auf die mitgelieferten Codecs setzt. Sprich, wenn die Clips in einem BlackMagic-Container (entweder unkomprimiert oder als MJPEG-Codec) vorliegen. Man kann zwar in den Intensity Projekteinstellungen auch AVCHD oder HDV-Clips auf die Timeline ziehen, aber die Vorschau stoppt dann immer (!) beim ersten ausgelassenen Frame. Dies passiert selbst auf den stärksten Quadcores öfter als man denkt und grenzt das Anwendungsfeld doch etwas stark ein. Denn für einen bequemen Schnitt muss man seine Clips immer nach MJPEG oder uncompressed umcodieren. (Es wird sich wohl kaum ein Anwender die Mühe machen AVCHD-Clips über HDMI zu capturen.)



Dazu kommt, dass der MJPEG-Codec in der Qualität nicht einstellbar ist und leider sichtbar verlustbehaftet arbeitet. Für die Uncompressed-Bearbeitung braucht man im Gegenzug bei HD definitiv viel Platz und ein RAID. Das passt irgendwie nicht ganz zum Preisbereich der Karte. Wäre hier ein guter MJPEG-Codec mit höherer Qualität (z.B. visually lossless, gerne auch mit Alpha-Kanal-Unterstüzung) im Lieferumfang, würde dies die Karte enorm aufwerten. Zumal so ein Codec gleich einen prima Intermediate-Codec abgegeben würde, der Premiere-Playback unterstützt.



Auch die Vorschau unter After Effects war nicht hundertprozentig überzeugend. Erstens passt sich das Bildseitenverhältnis nicht automatisch an. Und zweitens bremst die Karte die Vorschau deutlich aus. Und mit deutlich meinen wir, dass bei komplexen Compositings die Bildwiedergabe von 15 FPS auf ca. 5 FPS einbrach, wenn die Vorschau auf einen zweiten Monitor umgelenkt wurde.



Auch mit Photoshop ist übrigens eine direkte Vorschau auf einem angeschlossenen Vorschaumonitor möglich. Allerdings ist diese nicht live, sondern man muss das Bild immer über das Export-Menü dezidiert senden. Dennoch sehr praktisch, wenn man DVD- oder BluRay-Menüs bastelt.





Media Express

Capturen kann man direkt über Premiere aber auch über die hauseigene Media Express Software. Letztere ist etwas hausbacken und bietet wirklich nur die nötigsten Funktionen zur Aufnahme und zum Abspielen. Dies soll sich jedoch mit dem neuen, kostenlosen Media Express 2.0 ändern, das jetzt für August 2009 angekündigt ist. Wir werden auf jeden Fall einen weiteren Blick darauf werfen, sobald es erhältlich ist.



Die kommende Version 2 von Media Express sieht viel versprechend aus.
Die kommende Version 2 von Media Express sieht viel versprechend aus.





Vegas 9 geht nicht - oder doch?

Entgegen der Aussagen von Blackmagic spielt die Karte übrigens sehr wohl mit Vegas 9 zusammen. (Danke an dieser Stelle für den Tipp in unserem Forum an Ruessel). Allerdings muss hierfür auch eine alte Vegas 8 Version auf dem Rechner installiert sein. Von dort kopiert man (mal wieder von Hand) einfach die 2 Dateien um:



BMDDecklinkVideoProperties.dll


aus dem Vegas Pro 8- in das neue Vegas Pro 9- Verzeichnis, sowie die




DeckLinkVegas.dll


(aus dem Verzeichnis „Video Hardware Drivers“) in das gleiche Verzeichnis von Vegas Pro 9.0.



Ironischerweise klappt hier dann sogar die Wiedergabe von AVCHD und HDV-Files ohne Stoppen direkt von der Timeline.



Na bitte, geht doch. Die Intensity Pro-Vorschau in Vegas 9.
Na bitte, geht doch. Die Intensity Pro-Vorschau in Vegas 9.



Und sonst?

Bemerkenswert ist die gute Integration der Karte als DirectShow-Device. So können viele praktische Freeware-Applikationen wie VirtualDub aber auch DirectShow-Filtergraphen direkt auf die Karte zugreifen. Wer beispielsweise einen HomeMediaCenter mit ffdshow zusammenbastelt kann hier schön mit Avisynth-Scripten Clips vor der digitalen Ausgabe über HDMI in Echtzeit bearbeiten (z.b: hochskalieren oder deinterlacen). Hier läuft die Karte dann zu Höchstform auf, auch wenn dieser Einsatzzweck von BlackMagic überhaupt nicht aktiv beworben wird.





Fazit

Mit einem besseren (MJPEG-)Codec würde die Karte sofort unsere Empfehlung zum Premiere-Schnitt bekommen. In der jetzigen Form muss sich der Anwender jedoch entweder zwischen dem qualitativ doch eher schlechten MJPEG-Codec oder dem sehr ressourcenfressenden uncompressed-Format entscheiden. Beide wollen nicht sonderlich gut zur sonstigen Ausstattung der Karte passen. Auch die Installation ist auf jeden Fall überarbeitungswürdig. Wer allerdings für etwas unkonventionellere Projekte eine DirectShow-Eingabe oder Ausgabe sucht, bekommt wohl nirgendwo günstiger eine entsprechende Lösung für digitale Ein- und Ausgänge geboten.






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