Die AF101 konnte ja leider nur einer gewinnen, aber viele weitere Teams haben interessante Filme abgeliefert, sodass wir Euch noch die ersten 10 Plätze (s.u.) des Shot-transit Wettbewerbs vorstellen wollen – die Clips ebenso wie deren Macher. Dazu haben wir ein paar Fragen herumgeschickt, auf die bereits erste Antworten zurück sind.
Der Vollständigkeit halber erstmal die Top-10 Liste:
1 Ronny
2 Zu Fuß
3 Zur falschen Zeit
4 kleiner Mensch
5 loop recording
6 left in the mirror
7 Autofokus
8 Nein
9 Calling
10 Verdurstet
Wir finden jedoch, die jeweilige Platzierung sollte nicht überbewertet werden, und präsentieren daher die Interviews einfach in der gleichen Reihenfolge, wie sie uns erreichen:
Zur falschen Zeit am richtigen Ort
von Markus Bokemüller
Wie bist Du auf die Grundidee Deiner Geschichte gekommen?
Die Grundidee, entstand spontan bei einem nächtlichen Spaziergang über eine Bahnhofsbrücke. Diese Location war sehr interessant und sollte möglichst mit einer Story verknüpft werden, welche mit einem starken Plot Point endet. Der Protagonist sollte einen aussichtlosen Konflikt haben, der durch einen Zufall gelöst wird, und mit ein wenig schwarzen Humor ausgeht. Für die Schärfeverlagerung bot die Umgebung auch vielfältige Möglichkeiten.
Wie hast Du die Schärfeverlagerung(en) in die Story eingebaut? (Oder hast Du die Story auf der Shottransition aufgebaut..?)
Die Schärfeverlagerung wurde in diesem Fall an die Story angepasst. Ingesammt gab es drei Verlagerungen die sehr dezent eingesetzt wurden. Einmal die Verlagerung des Gangs des Hauptdarstellers, die zweite als kurze Vorstellung des unbekannten Mannes, welcher einen Umschlag übergibt und die letzte, mit der das Augenmerk auf den Hintergrund gezogen wird. Hier wird das Missverständnis offenbart und der unbekannte Mann wird von
der eigentlichen Übergabeperson erschossen.
Welche Technik hast Du verwendet?
Für den Dreh haben wir uns eine Canon 7D mit 35mm F 1.4 Optik ausgeliehen
Wie hast Du an die Schauspieler gekommen?
Alle Nebendarsteller waren Freunde, die spontan für einen nächtlichen Dreh Interesse gezeigt hatten und uns unterstützen wollten. Der Hauptdarsteller und Sprecher Christian Friedrich, ist ein Videojournalist einer lokalen Zeitung. Durch öftere Zusammenarbeit haben wir uns angefreundet und so kam es zu diesem Dreh.
Wie hast Du technisch die Shottransition (so exakt) hinbekommen?
Die Schärfe wurde sehr intuitiv auf das wichtigste verlagert, leider waren bei diesem spontanen Dreh keine Focushilfen wie Follow Focus, großer Monitor oder Markierungen vorhanden. So waren viele Anläufe und Takes notwendig.
Was war das Kniffligste beim Dreh bzw. der Umsatzung Deiner Idee?
Das wohl herausfordenste war das exakte Timing des Ablaufs für diese Storyumsetzung. Des weiteren haben wir mit minimalen Aufwand und Equipment gearbeitet. Der Dreh war sehr spontan und viel mehr als Kamera und ein Stativ war nicht vorhanden.
Fandest Du die Einschränkungen beim Wettbewerb eher hinderlich oder war es ein Ansporn, innerhalb der vorgegebenen Grenzen (feste Einstellung, Shottransition, 1 Minute max) etwas hinzubekommen?
Viel mehr als Ansporn war diese Zielvorgabe für uns zu sehen. Von jedem einzelnen am Set fordert eine lange und statische Einstellung viel mehr Leistung ab. So konnte man doch beweisen wieviel Können und Wollen in einem steckt um seinen Kurzfilm zu verwirklichen. Also danke für diese "Stolpersteine" ;)
Was ist Dein nächstes Projekt?
Das nächste Projekt soll ein Kurzfilm von 15-20 Minuten werden, für welchen wir noch ein fremdes Drehbuch zur Umsetzung suchen.
Calling
Sergej Lembke
Wie bist Du auf die Grundidee Deiner Geschichte gekommen?
Ehrlich gesagt war ich beim Lernen für eine Klausur, und dann kam mir auf einmal DIE Idee. Von dem Wettbewerb hatte ich ja bereits recht lange gewusst, jedoch kamen mir keine brauchbaren Ideen, die die Schärfeverlagerung kreativ einbinden würden. Erst am Sonntag (2 Tage vor Einsendeschluss) kam mir diese Idee die ich dann letztendlich auch umgesetzt habe. Die Idee schoss mir auf einmal durch den Kopf und wirkte sofort stimmig.
Wie hast Du die Schärfeverlagerung(en) in die Story eingebaut? (Oder hast Du die Story auf der Shottransition aufgebaut..?)
Den „Film“ hatte ich sofort im Kopf, zusammen mit der Perspektive, den Schärfeverlagerungen und wo ich die Darsteller platziere. Durch die Bedingungen des Wettbewerbs war für mich die Nutzung eines langen Raums eine gute Möglichkeit zur Fokusgestaltung, deshalb kann ich schwer sagen was ich auf was angepasst habe – es passte einfach.
Welche Technik hast Du verwendet?
Den Film habe ich mit meiner Nikon D90 und dem Nikon 50mm f 1/1.8 Objektiv bei offener Blende gefilmt, um eine möglichst große Schärfenuntiefe zu realisieren. Den Ton konnte ich lediglich mit der Digitalkamera meines Vaters aufnehmen – bzw. den Anrufer mit meinem Headset ;)

Wie bist Du an die Schauspieler gekommen?
Die Schauspieler sind langjährige Freunde von mir, mit denen ich bereits vor einem bzw. zwei Jahren zusammen im Schultheater gespielt habe und um deren Spielfreude und Kreativität ich weiß, was dem ganzen Projekt noch die nötige Energie gab. Nach 2 nächtlichen Anrufen war der Drehtermin dann auf den besagten Dienstag gelegt, an dem der Film dann ja auch in letzter Minute fertiggestellt und hochgeladen wurde.
Wie hast Du technisch die Shottransition (so exakt) hinbekommen?
Janz einfach: Per Hand :)
Mit der Nikon D90 kann man im Liveview eben nur manuell fokussieren. Um die mehrfachen Schärfeverlagerungen wirklich exakt und schnell zu realisieren habe ich mir die verschiedenen Zahlen am Fokusring für die einzelnen Veränderungen markiert und habe so die meiste Zeit zwischen dem Geschehen, der Position des Fokusrings und dem Bild auf dem LCD Monitor kontrolliert ob der Fokus stimmt.
Was war das Kniffligste beim Dreh bzw. der Umsetzung Deiner Idee?
Eindeutig die Vibration an meiner mobilen Telefonzelle leise auszulösen und das Handy von Andrei so getimed anzurufen, dass es kurz nach der Ohrfeige klingelt. Die Idee den Klingelton im Nachhinein einzuspielen kam mir erst am Mittwoch ;)
Fandest Du die Einschränkungen beim Wettbewerb eher hinderlich oder war es ein Ansporn, innerhalb der vorgegebenen Grenzen (feste Einstellung, Shottransition, 1 Minute max) etwas hinzubekommen?
Die gegebenen Einschränkungen fand ich sehr interessant, da vor allem durch nur eine Perspektive es keine Möglichkeit gab mit Schnitten eine Dynamik hineinzubringen. Es war definitiv ein Ansporn und ein zwar begrenzter aber dennoch sehr offener Rahmen für Handlungsspielraum.
Was ist Dein nächstes Projekt?
Derzeit arbeite ich noch am Drehbuch meines ersten Kurzfilms, den ich hoffentlich Anfang Sommer realisieren kann - in diesem wird ebenfalls Leah (die Dame des Wettbewerbfilms) zu sehen sein.
loop recording
von Andre Koschmieder
Wie bist Du auf die Grundidee Deiner Geschichte gekommen?
Zuerst möchte ich noch sagen, dass wir ein Team aus 3 Leuten waren, die alle noch Schüler sind - das hat unseren Clip wohl ziemlich geprägt...
Da Musik meist aus mehreren Loops entsteht - ein und dasselbe Musikstück also immer wieder aneinandergereiht wird - kann eine Person einen ganzen Track allein aufnehmen. Das wollten wir in unserem Video zeigen. Da man von Station zu Station schöne Schärfeverlagerungen realisieren kann, schien diese Idee perfekt für den Wettbewerb.
Genauso wie die Musik immer "voller" wird, sollte sich das Bild durch die stationsweise Beleuchtung auch nach und nach aufbauen.
Wie hast Du die Schärfeverlagerung(en) in die Story eingebaut? (Oder hast Du die Story auf der Shottransition aufgebaut..?)
Unsere Story war, wie gesagt, auf die Shottransition aufgebaut. Von Station zu Station (akustische Gitarre - elektrische Gitarre - Schlagzeug - Mikrofon) gibt es also immer wieder Schärfefahrten. Leider kann man diese durch die uns zur Verfügung stehende Kamera (Sony Z1) nicht sonderlich gut sehen.
Welche Technik hast Du verwendet?
Die Frage für alle Technikfreaks: Das Hauptaugenmerk lag bei uns auf der Beleuchtung. Daher mieteten wir uns 6 Arri Stufenlinsen. Teilweise mussten wir allerdings auch auf Bauscheinwerfer zurückgreifen - so weit reichte das Budget dann nicht ;)
Als Kamera hatten wir die Sony Z1.
Die Musikaufnahme (der Track wurde eigens für dieses Video aufgenommen) griffen wir auf das "Homestudio" des Musikers, der auch im Video zu sehen ist, zurück.
Wie hast Du an die Schauspieler gekommen?
Daher, dass wir uns für ein Musikvideo entschieden haben, war der Schauspieler schnell gefunden - derjenige, der die Musik gemacht hat.
Wie hast Du technisch die Shottransition (so exakt) hinbekommen?
Durch shottransition-Knöpfe an der Kamera lief es ganz gut, die erste Schärfefahrt musste ich allerdings per Hand machen.

Was war das Kniffligste beim Dreh bzw. der Umsatzung Deiner Idee?
Wie gesagt - das Licht war sehr aufwendig. Generell war das gesamte timing sehr aufwendig, da das Licht auf den Punkt genau kommen und der Schauspieler hatte jeweils nur 8 Sekunden zur nächsten Station. Anfangs war es ein ziemliches Chaos - gegen Ende sah es doch ganz gut aus. Nach insgesamt 10 Stunden Aufbau und Dreh hatten wir dann die perfekte Aufnahme.
Fandest Du die Einschränkungen beim Wettbewerb eher hinderlich oder war es ein Ansporn, innerhalb der vorgegebenen Grenzen (feste Einstellung, Shottransition, 1 Minute max) etwas hinzubekommen?
Anfangs war es natürlich sehr einschränkend und hinderlich, aber es war sehr interessant aus diesen Voraussetzungen etwas zu zaubern. Wir haben damit gelernt, wie man nicht nur durch Kamerabewegung, sondern auch durch genug Bewegung im Bild, perfekt gesetzte Beleuchtung und spannenden Bildinhalt ein schönes Bild erzeugen kann. Ich denke, dass dieser Wettbewerb unsere weitere Arbeit an neuen Projekten dadurch verändert hat.
Was ist Dein nächstes Projekt?
Das nächste Projekt ist schon in Planung - es wird ein Musikvideo. Ich denke wir können uns schon einiges aus der Erfahrung von diesem Video nehmen. Wir freuen uns auch schon auf einen weiteren Wettbewerb von slashcam, wenn es einen geben wird...?!
Weitere Kurz-Interviews folgen