Frage von rainermann:Nun hat's auch mich "erwischt": Kunde will Video mit "moderner Wackelkamera". Immer alles in Bewegung, nix statisch, da statisch=langweilig und altmodisch. Von Hand. Kein Stativ, kein Gimbal.
Tja, das ist der Nachteil der technischen Demokratie: jeder kann und darf heute drehen, wie und was er will. Ist an sich eine sehr schöne Entwicklung. Leider nimmt dadurch auch die Masse an ungekonnter Bedienung zu und das wird dann zum Mainstream (siehe auch Stichwort Hochkant). Kunde sieht's, Kunde will, Kunde bekommt. Kunde ist König. Ich muss halt 2 Gänge runter- und den Amateurmodus einschalten... In 10 Jahren gibt's den RetroFilter "RollingShutter". Das schaut nämlich voll cool aus, hatten damals viele Cams. Wetter, daß..?!
Antwort von nic:
Man kann auch hochwertige ‚Wackelkamera‘ drehen. Ich gehe davon aus, dass du ein handwerklich solides Ergebnis abliefern kannst, das auch deinem Kunden gefallen wird.
Antwort von rainermann:
Klar, Danke. Hilft schon mal für's Ego ;) muss da halt irgendwie nen Zugang zu finden, dann wird das schon...und vor allem rausfinden, was er unter "Wackelkamera" versteht- am Ende meint er nur bewegte Kamera oder stabile Handkamera. Werd ich auf jeden Fall vorher genau klären.
Antwort von handiro:
Schultercam und vorher orntlich Allohohl, dann klappt das schon :-)
Antwort von cantsin:
Eventuell ist es eine Lösung, Dein Material stabil zu drehen, aber dann einen camera shake-Effektfilter in der Nachbearbeitung draufzusetzen. Auf diese Weise hast Du immer noch sauberes Material zur späteren Weiterverwendung, Du kannst die Wackler in der Post besser kontrollieren, und Rolling Shutter ist kein Problem.
Muss da übrigens an die Schweizer Trashfilm-Produzentenlegende Erwin C. Dietrich denken. In den 70er produzierte er eine Reihe von Frauengefängnis-Sexploitationfilmen des noch legendäreren Trashfilmregisseur Jess Franco. Franco kam aus Portugal mit seinem ersten von Dietrich produzierten Film ("Frauengefängnis" -
https://www.imdb.com/title/tt0073017/) zurück, und Dietrich wollte ihn erst nicht in die (Schmuddel-)Kinos bringen, weil Franco selbst die Kamera geführt hatte, und zwar mit wilden Wacklern und Zooms. Franco habe ihn dann mit Engelszungen bequatscht, worauf Dietrich den Film dann doch in die Kino gebracht habe und er ein kommerzieller Riesenerfolg wurde. Zwanzig Jahre später sah Dietrich dann einen Dogma-Film von Lars von Trier, und seine spontane Reaktion war, dass Franco das schon in den 70ern gemacht habe...
Aus dem Film stammt übrigens diese unglaubliche Szene (mit Franco selbst und seiner Ehefrau Lina Romay als Darstellern):
https://vimeo.com/19014235
(vorspulen zu 1:30, geht leider nicht mit Vimeo-Links)
Vielleicht könntest Du ja gespielte Zeitlupe auch noch einbauen...
Antwort von srone:
jetzt war cantsin schneller, "we"ll fix it the post" war auch mein erster gedanke...;-)))
lg
srone
Antwort von Jott:
Da gibt es wunderbare Filter, für (zusätzliches) Gewackel und Gezitter, sogar Schärfe suchen und blöd rumzoomen ...
Aber so richtig scheiße wie von Herrn Maier aus dem Marketing selber gefilmt darf's dann trotzdem nicht aussehen! Undankbare Jobs ...
Antwort von nic:
So geht Wackelkamera:
Antwort von rainermann:
Ist für mich jetzt eher ein schönes Beispiel für gute, motivierte Handkamera - wenn der Kunde DAS meint... damit könnte ich mehr als leben ;)
Befürchte eher, er meint sowas wie wenn mein 5Jähriger meine Kamera in die Hand nimmt oder dieser Wackel-Tatort aus den 2000ern, der damals auf Betacam gedreht wurde (war das der?).
Antwort von Funless:
Ich befürchte eher, dass dein Kunde wohl eher so eine Wackelkameraführung wie bei
Hancock meint/wünscht. In den ganzen 92 Minuten des Films gibt es
keine einzige Sequenz bei der die Kamera nicht wackelt, übrigens auch in der 10 Minuten längeren Extended Fassung nicht.
Wahrscheinlich dachten Peter Berg und Tobias A. Schliessler, dass das zur ultimativen „mitten-drin-statt-nur-dabei“-Immersion führen würde.
Antwort von rainermann:
So, habe Beispiele vom Kunden bekommen - Rotalarm kann abgestellt werden ;) Wie ich schon leicht vermutet und "gehofft" hatte - statt Wackelbilder meinte er eher bewegte Kamera. Gerne Handkamera, aber auch Gimbalfahrten etc.pp. Muss kein "Hancock" sein (Jesses,... danke für den Clip. Und das durchgehend?), eher "12 years a slave". Alles gut (aus meiner pers. Sicht). Hab die Bourne-Filme nie gesehen, aber gehen die nicht auch filmisch Richtung Wackeldackel?
Antwort von Funless:
Die
Bourne-Filme sind nochmal‘nen Tacken heftiger was die Wacklerei betrifft, also bei den Action Szenen. Mitunter schon so krass, dass man kaum noch erfassen kann was da eigentlich passiert.
Und ja bei
Hancock durchgehend, völlig egal welche Szene.
Aber du hast ja jetzt vom Kunden die Entwarnung bekommen, von daher alles gut.
Antwort von Jalue:
Dachte ich mir schon. Meine Erfahrung: Wenn Kunden "Extreme" einfordern (Wackelkamera, run and gun, low key, Amateurlook, Filmlook, YouTubig (letzteres mein Liebling) ...), sollte man das umgehend durch 50 Prozent "TV-Standard-Look" dividieren, dann landet man beim gewünschten Ergebnis.
Wackelkamera ist nach dieser Gleichung: Stinknormale, professionell geführte Handkamera ;-)
Antwort von Darth Schneider:
Ich würd das besser noch mal mal ganz genau mit dem Kunden besprechen, was er dann wirklich ganz genau unter Handkamera versteht, anstatt hier ein wenig zu raten...Die Bourne Filme sind überigens toll, sehr spannend, Handkamera finde ich, passt zum auf der Flucht Thema perfekt, aber im Kino sind die halt Filme schön schöner zum schauen ;) Handkamera ist ein Stilmittel, passt schon nicht zu jedem Thema.
Gruss Boris
Antwort von Jott:
Mit einer BM Pocket "natur" ist es einfach, mit der wackelt's handheld mangels Stabilizing und Sucher genau so, wie der Kunde es sich wahrscheinlich vorstellt!
Antwort von Darth Schneider:
Nicht wenn sie auf einem Stativ, einem Slider oder auf einem Gimbal sitzt...und auch nicht wenn jemand eine sehr ruhige Hand hat und im Weitwinkel filmt, und dank dem schön grossen Screen kann man dabei sogar sehen was man filmt ..;)
Gruss Boris
Antwort von Jott:
Ich habe "handheld" geschrieben ...
Antwort von Darth Schneider:
Das geht scheinbar schon auch ohne Stabi...
Gruss Boris
Antwort von rainermann:
Wie schon geschrieben, habe konkrete (mehrere) Beispiele bekommen. Er meint einfach "bewegte Kamera" von Hand bis Gimbal. Auch Schwenks vom Stativ sind "erlaubt". Kein "Zittern" oder "Wackeln", wie mein kleiner Bub ober es mein 87jähriger Onkel machen würden.
@Darth klar, Du hast schon recht. Würde sowas auch nie ohne genaue Klärung mit dem Kunden angehen. Würde auch gar nicht drehen wollen, ohne selbst eine Linie im Kopf zu haben, die ich dann durchziehe.
Antwort von Jan:
Ich bin über ein neues Musikvideo gestoßen und mich würde einmal interessieren, wie es hier einige professionelle Filmer finden. Wer keine Metalmusik mag, kann den Ton leise drehen. Benutzt wurde wohl eine 20.000€ teure Red Gemini, ich kann mit der Qualität dieses Videos gar nichts anfangen, auch nichts mit der nichtvorhandenen Lichtsetzung, den Einstellgrößen oder eben wie im Threadtitel erzählt, dem teilweise unkontrollierten Gewackel. Sechs Tage wurde wohl gedreht, was ziemlich lange ist für ein normales Amateurmusikvideo. Auch wird hier meiner Meinung nach keine Geschichte erzählt, es ist eher ein Aufeinanderreihen von Bildern. Aber warum muss man dann so eine teure Kamera verwenden? Oder bin ich zu hart, wie seht ihr es?
https://www.youtube.com/watch?v=pS8-Uevn7eY
Antwort von klusterdegenerierung:
Mit der FX6 geht das total einfach, denn die kann man ohne 2x5Kg Gewichte an den Seiten kaum ruhig halten.
Du brauchst sie also nur in den Händen halten und los gehts und es wackelt wie Hulle.
Jetzt kommt der Clou, wenn Deinem Kunden das Gewackel zu viel ist, kannst Du durch die Gyrodaten in Catalyst Browse das gewackel manuell auf das Maß runter fahren wie er es mag und wenn der ganze Rotz dann fertig ist, machst Du für Dich eine Version mit 100% Stabi damit Du nicht anschliessend zu Psycho Doc mußt.
Antwort von Frank Glencairn:
nic hat geschrieben:
So geht Wackelkamera:
1. Man nehme ne Arricam LT und Film,. damit das ganze nicht zur rolling shutter Orgie wird.
Antwort von andieymi:
Irgendwie ja nicht so schwierig:
Du gibst dem Kunden, was er will. Verkraftet es dein Ego nicht, dem Kunden zu geben, was dieser wünscht, wenn das deinem ästhetischen Empfinden widerspricht, brauchst Du den Auftrag vermutlich eigentlich eh nicht?
Wie viel Gewackel gemeint ist wäre doch mal etwas, was man den Kunden auch fragen könnte und mit Beispielen abzuklären wäre, als hier im Forum Vermutungen zusammenzutragen?
Aber schöne Beispiele für Schulter & Handkamera!
Antwort von andieymi:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
nic hat geschrieben:
So geht Wackelkamera:
1. Man nehme ne Arricam LT und Film,. damit das ganze nicht zur rolling shutter Orgie wird.
Oder halt ne Komodo ;o
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass sämtliche Post-Möglichkeiten gutem Handheld überhaupt nicht gerecht werden. Es geht weniger um unkontrolliertes Wackeln (das man dann in der Post auf einmal dosiert drübergeben könnte), die frei beweglichen Radien fehlen, was oft Handheld ausmacht, ein sich ständig ändernder Nodalpunkt. Da kann man mal eine statische Totale ein bisschen atmen lassen, aber nicht ein ganzes Projekt.
Auch zu unterscheiden: Es macht einen großen Unterscheid, ob sich die Kamera wirklich bewegen soll oder eigentlich innerhalb des Bewegungsradius des Operators geführt wird, aber innerhalb dieser Radien doch wenig Meter macht. In dem Musikvideo oben: Problematisch wird es ja erst, wenn quasi räumlich signifikante Bewegungen per pedes probiert werden. Für den Rest vom Operating passt das besser zum Produkt als die Band-Performance am Stativ zu drehen...