Frage von Axel:Im Oppenheimer-Thread schrieb ich:
Axel hat geschrieben:
Wenn ich den Trailer von Killers of the Flower Moon sehe, weiß ich im Prinzip, was mich erwartet: eine moralische Geschichte nach wahren Begebenheiten, souverän erzählt. Der ursprüngliche Teaser-Trailer war wohl selbst Scorsese zu eindeutig:
Can you spot the wolves in this picture?
Kann ich. Danke für's Spoilern. Ich brauche mir den Film eigentlich nur noch anzugucken, um die filmtheoretisch makellose Exekution der Geschichte zu würdigen wie den Nachgeschmack eines erdigen Whisky.
Spoilern kann ich tatsächlich nur, indem ich die Wirkung beschreibe. Der Trailer verrät alles, aber in den dreieinhalb Stunden (!) wird das Prinzip - wer die Wölfe sind und wie dummdreist sie agieren - in vielen Subplots wiederholt und nur leicht variiert. Das ist gleichzeitig deprimierend und peinigend komisch, in etwa so, wie die immergleichen, dümmlichen Zoten in Austin Powers zum Lachen reizen.
Die Osage, denen man ein schäbiges Reservat in Oklahoma zugebilligt hat, um sie zu ghettoisieren, finden dort Öl und führen Freudentänze auf (Trailer: "greed is an animal"). Ihre Tradition verkommt zur Folklore, sie leben auf großem Fuß und lassen sich vom vom Geld angezogenen Weißen durch die Gegend kutschieren. Der Weiße Mann, zeigt sich, ist und bleibt der Apex Predator. Die "Vernunftehen" mit indianischen Frauen sind erst der harmlose Anfang. Warum die indianischen Frauen das durchsichtige Spiel mitspielen, fragte ich mich mehrmals, aber es
war wohl so: "basierend auf einer wahren Geschichte".
Der Materialismus und der Kapitalismus siegen, auch über die Gerechtigkeit. Der beste Bösewicht seit langem ist Robert De Niro, der mit geheuchelter Güte und viel religiösem Bullshit die Osage gaslightet. Wenn nach dem Film die Allergie gegen scheinheiliges Geschwafel gefördert wurde, dann ist viel erreicht, bei mir (erst eine gute Stunde her) hat's jedenfalls diesen Effekt.
Unbedingt ansehen, wenngleich, obwohl ich Scorsese damit in den Rücken falle, ein paar Wochen warten, bis der Film auf Apple + erscheint, der Wirkung wohl keinen Abbruch tut.
Antwort von 7River:
Mit dreieinhalb Stunden Laufzeit benötigt man auch gut Sitzfleisch im Kino. Oder einen Premiumsitz.
Antwort von Darth Schneider:
@7river
Oder einfach abwarten bis man den Film streamen kann, dann ganz bequem vom Sofa aus.:)
Ich denke ich mach’s so.
Im Kino muss ich den Streifen eh nicht unbedingt sehen.
Wirklich spannend daran finde ich daran das Apple jetzt Kinofilme macht und gleich mit dem ersten sehr wahrscheinlich einen ziemlichen Hit landen wird.
Gut, was mit dem Trio, De Niro, De Caprio und Scorsese natürlich absolut vorhersehbar ist…
Gruss Boris
Antwort von iasi:
Mit
Napoleon bringt Apple gleich noch einen Pemium-Film.
Und Finchers
The Killer soll auch sehr gut sein und bald auf Netflix starten.
Antwort von Valentino:
iasi hat geschrieben:
Mit Napoleon bringt Apple gleich noch einen Pemium-Film.
Es soll anscheinend auch 5-Perf 70mm Kopien geben:
https://www.in70mm.com/presents/1963_bl ... /index.htm
Dazu soll es einen 4,5h Directors-Cut geben.
Antwort von 7River:
Eine sehr schöne Kritik dazu, die Vorfreude auf den Film weckt.
https://www.youtube.com/watch?v=z-y_GN499sE
Antwort von Skeptiker:
Etwas neben dem eigentlichen Thema (mein Text) - sorry!
7River hat geschrieben:
Eine sehr schöne Kritik dazu, die Vorfreude auf den Film weckt.
-> Link auf Roberts Hofmanns Besprechnung von Killers of the Flower Moon (eine Buchverfilmung von Martin Scorsese)
Ob die Kritik treffend oder schön ist, kann ich noch nicht beurteilen.
Aber beim Anhören von Robert Hofmann, stört mich etwas:
Der Mann spricht ohne Pause wie jemand, der die knapp 16 Minuten füllen müsste, als ginge es dabei um einen einzigen, besondes langen Satz.
Befürchtet hier jemand, dass ihm beim Luftholen zwischendurch ein anderer ins Wort fallen könnte? Redet hier jemand um Sein oder Nichtsein?
Warum zwischen dem schnellen Dauersprech nicht mal kurz innehalten und einen wichtigen Satz nachwirken lassen? Dem Publikum mal eine Sekunde Zeit lassen.
Oder gibt's hier keinen Kernsatz, keine Akzente in dem etwas selbstgefälligen Sermon - ist alles gleich wichtig oder eben nicht?
Schade, dass hier jemand über einen Film - vielleicht einen zähen (3.5 Stunden), aber lohnenden Film - spricht, ohne auch nur
eine der Filmregeln zu beachten: Du sollst Deine Worte
so setzen, dass sie beim Publikum ankommen und vielleicht sogar hängenbleiben (oder so ähnlich)! ;-)
Antwort von cantsin:
7River hat geschrieben:
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“
Aus "Under Siege" und seeligen Früh-90er-Actionfilmzeiten...
Aber auch echtes Synchrondeutsch. Ohne jetzt das Drehbuch zu kennen, gehe ich beinahe jede Wette ein, dass der Originaldialog so lautet: "You know, Ryback, it looks delicious. But it smells like swill. I've put up with your shit long enough. Only because the captain loves your way of cooking. But this one time, he isn't around and won't be able to help you."
EDIT - mal 'ne flüssigere Rückübersetzung ins Deutsche:
"Weisst Du, Ryback, das sieht zwar lecker aus. Aber es riecht wie Schweinefraß. Ich hab' deinen Scheiß lang genug mitgemacht. Nur weil der Captain Deine Kochkünste liebt. Aber jetzt ist er weg und kann dir nicht helfen."
Antwort von iasi:
Skeptiker hat geschrieben:
Etwas neben dem eigentlichen Thema - sorry!
7River hat geschrieben:
Eine sehr schöne Kritik dazu, die Vorfreude auf den Film weckt.
-> Link auf Roberts Hofmanns Besprechnung von Killers of the Flower Moon (eine Buchverfilmung von Martin Scorsese)
Ob die Kritik treffend oder schön ist, kann ich noch nicht beurteilen.
Aber beim Anhören von Robert Hofmann, stört mich etwas:
Der Mann spricht ohne Pause wie jemand, der die knapp 16 Minuten füllen müsste, als ginge es dabei um einen einzigen, besondes langen Satz.
Befürchtet hier jemand, dass ihm beim Luftholen zwischendurch ein anderer ins Wort fallen könnte? Redet hier jemand um Sein oder Nichtsein?
Warum zwischen dem schnellen Dauersprech nicht mal kurz innehalten und einen wichtigen Satz nachwirken lassen? Dem Publikum mal eine Sekunde Zeit lassen.
Oder gibt's hier keinen Kernsatz, keine Akzente in dem etwas selbstgefälligen Sermon - ist alles gleich wichtig oder eben nicht?
Schade, dass hier jemand über einen Film - vielleicht einen zähen (3.5 Stunden), aber lohnenden Film - spricht, ohne auch nur eine der Filmregeln zu beachten: Du sollst Deine Worte so setzen, dass sie beim Publikum ankommen und vielleicht sogar hängenbleiben (oder so ähnlich)! ;-)
Er macht youtube-Videos.
Das Internet-Publikum klickt weg, wenn es eine Pause gibt.
Die Filmregeln gelten hier nicht, denn es ist nun einmal beschwerlich, sich aus seinem Kinosessel zu erheben und dann im Dunkel zum Ausgang zu laufen - zumal man den Unmut anderer auf sich zieht und vor allem Geld für den Film bezahlt hat.
Macht hingegen ein youtube-Filmkritiker eine Pause, wähnt sein Publikum ihn am Ende seiner Kritik und schiebt ihn beiseite.
Antwort von 7River:
@Skeptiker
Der Film hat, was ich jetzt mitbekommen habe, durchweg gute Kritiken bekommen. Das wollte ich eigentlich mit dem Video sagen.
Ich mag den Robert Hofmann. Er ist einfach sympathisch. Mein Favorit was Filmkritiker auf YouTube betrifft.
Antwort von Skeptiker:
Nachtrag
(leider verspätet, sorry): Enthält Spoiler! Wer den Film unvorbereitet sehen möchte, die Kritik vielleicht besser später ansehen!
@iasi
@7River
Alles klar - leuchtet ein.
Wenn's recht ist, hier als Kontrast zum Schnellsprecher noch ein Link zum stets elegant gekleideten (bildungsbürgerlich mit Kindlers Literatur-Lexikon (Paperback-Ausgabe) im Hintergrund oben - der Mann ist für manche ein rotes Tuch, ich weiss) 'Normal'-Sprecher & "Filmanalyse"-Kritiker Wolfgang M. Schmitt (der vielleicht weniger jüngere Follower hat als der atemlose Ohne-Pause-Erzähler Robert Hofmann):
Scorseses True-Crime-Kritik: KILLERS OF THE FLOWER MOON – Kritik & Analyse (Dauer: rund 20 Min.)
https://www.youtube.com/watch?v=4AqRCmTfjzo
Antwort von Axel:
cantsin hat geschrieben:
Aber auch echtes Synchrondeutsch…
Nebenbei erwähnt ist die Sprache in der OV (ich sah OmU) in einem breiten Dialekt, dem man aber gut folgen kann, und keiner nuschelt oder wird von zig-Kanal Soundbombast überlagert. Mit Sicherheit geht viel Atmosphärisches und Paraverbales in der Synchro verloren. Aufgefallen ist mir aber, dass die Synchronstimmen von Robert und Leo ziemlich nah am Original sind.
Mit etwas Abstand ist meine Irritation darüber, dass massenhaft Osage-Frauen von dahergelaufenen Weißen geheiratet wurden, nur gestiegen. Es waren ja Sugar-Squaws, ihre Männer White Trash. Der Film gibt keine Antwort. Und dass Leo im Film mehrmals als „damn handsome fellow“ bezeichnet wird, erinnert mich ebenfalls an Austin Powers‘ „Mojo“. Pocahontas hat eine Romanze mit Alfred E. Neumann. Aber wie gesagt, es muss wohl so gewesen sein. Als ehemaliger Hochzeitsfilmer sollte ich wissen, dass Liebe blind macht. Erinnert mich an einen Vers aus Joe Jacksons
Is she really going out with him? :
Look over there (where?)
There, here comes Jeanie with her new boyfriend
They say that looks don't count for much
If so, there goes your proof …
Antwort von MK:
iasi hat geschrieben:
Das Internet-Publikum klickt weg, wenn es eine Pause gibt.
Zwischen ohne Pause und ohne Punkt und Komma besteht doch noch ein Unterschied.
Antwort von MK:
Skeptiker hat geschrieben:
Der Mann spricht ohne Pause wie jemand, der die knapp 16 Minuten füllen müsste
Länger kann er mit einmal aufziehen nicht ;-)
Antwort von Valentino:
7River hat geschrieben:
Eine sehr schöne Kritik dazu, die Vorfreude auf den Film weckt.
Bei meinem Lieblings-Podcast kommt der Film nicht bei Beiden Kritikern so gut. Es geht am Ende darum, das es ein Film ist über die First Nation von "alten weißen Männern" geschrieben.
https://www.deutschlandfunknova.de/bei ... tunde-film
Antwort von 7River:
Valentino hat geschrieben:
Es geht am Ende darum, das es ein Film ist über die First Nation von "alten weißen Männern" geschrieben.
Ist das jetzt eine Erkenntnis? Ein US-Film von einem großen Filmemacher… Da sollte das schon klar sein. Oder?
Antwort von Darth Schneider:
7river
Nun gut, da hast du sicher recht.
Und so ein Spike Lee als Regisseur würde dann nicht besondere gut zum Film Thema passen. ;))
Grüsse Boris
Antwort von Frank Glencairn:
Valentino hat geschrieben:
Es geht am Ende darum, das es ein Film ist über die First Nation ..
Da haben deine Podcaster aber gleich ne ganze Menge falsch verstanden.
Zunächst ist das mal ne Romanverfilmung.
Und wie der volle Titel - "
Killers of the Flower Moon - The Osage Murders and the Birth of the FBI " schon sagt, geht es darin in erster Linie um einen Mordserie im Zusammenhang mit der Geburtsstunde des FBI.
Soweit ich weiß gibt es keine Regel, die vorschreibt daß die ethnische Zugehörigkeit des Mordopfers in einem Krimi dessen Genre bestimmt oder gar die Ethnie des Autors/Regisseurs der sich damit befassen darf.
In a nut shell: es ist ein Krimi und kein Indianerfilm.
Antwort von Axel:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
In a nut shell: es ist ein Krimi und kein Indianerfilm.
Von ganz ferne, mit allem, was (inklusive Karl May) seit Kindesgedenken zum Thema Indianer hängengeblieben ist, sehe ich Siedler, die Indianer mit Modeschmuck, (infizierten) Wolldecken und nicht zuletzt Alkohol korrumpieren. Ein Problem dabei ist mir nie richtig in den Sinn gekommen, d.h. ich habe mir nie ernsthaft eine Frage dazu gestellt: zur Korruption gehören zwei, derjenige der besticht und der, der sich bestechen lässt.
Dabei zeigt es der Film im Intro,
vor den Titeln, wie der Prolog von LODR ("The world is changed. I feel it in the waters, I smell it in the air ...."), dessen Audio anstatt der Trommeln gut zu der Szene gepasst hätte, in der die nackten Osage entrückt (und in John-Woo-Zeitlupe) im Öl baden. Öl, das flüssige Gold. Es hätte ihnen ohne die Nähe der Weißen zum Reservat nichts bedeutet. Es ist keine kindliche Freude darüber, materiellen Sorgen entkommen zu sein. Jetzt haben wir das Sagen, jetzt sind wir die Herren(menschen)!
zum Bild
Warum, fragte ich oben, erlagen die finanziell bessergestellten Osage-Frauen dem widerstehlichen Charme der Heiratsschwindler? Es ist alles nicht so einfach mit den leicht zu findenden Wölfen.
Im Zusammenhang mit Halloween bekam ich zahlreiche Horrorfilm-Vorschläge auf Youtube. Einer davon war Wolfen. Indianische Werwölfe reißen in New York Odachlose und Reiche. Albert Finney als NYPD Kommissar trifft in einer Kneipe raunende Indianer, die ihm sagen: "In unseren Augen seid
ihr die Wilden." Er ist perplex und gibt zu bedenken: "Aber es geschehen Morde!" Nun, sagt der alte Häuptling der Indianer, es sind nunmal die berühmten Jagdgründe. Die Welt ist kein Ponyhof. Aber mal im Ernst, ihr habt für weniger getötet, für die sprichwörtliche Hand voll Dollars. Ein junger Indianer beruhigt Finney: "Ist alles nur dummes Indianergeschwätz ..."