Intel hat zum Super Bowl, dem amerikanischen Fotball Endspiel mit beinahe 100 Millionen Zuschauern, einen neuen Versuch mit gestartet, 3-D auf normalen Fernsehern mittels zweifarbiger 3-D Pappbrillen darzustellen. Ziel war es, anhand von zwei 3-D Werbeclips den demnächst im Kino anlaufenden Dreamworks (Anz, Shrek, Kung Fu Panda)3-D Film „Monsters Vs. Aliens“ zu bewerben, der mit Intel-Technologie produziert wurde und vollkommen auf den 3-D Effekt hin produziert wurde – wie Dreamworks in Zukunft alle Filme primär in 3-D produzieren wird. Diese Werbeaktion scheint aber trotz enormen Aufwand (130 Millionen kostenlos verteile Brillen) gründlich danebengegangen zu sein: Nach Marketingaussagen von Intel sollte durch eine neue Technik „ColorCode 3D„ und neue Filter (rot/blau statt rot/grüne Brillenfolien) die 3-D Qualität viel besser als die altbekannten anaglyphen Brillen sein. Aber laut Zuschauern war die Qualität grottenschlecht - sie sahen entweder keinen 3-D Effekt, fanden ihn nutzlos oder er verursachte Kopfschmerzen - kurz gesagt also ein großer Rückschritt verglichen mit modernen 3-D Kinos und damit eine schlechte Werbung für das neue stereoskopische 3-D Kino. Anstatt Skeptiker zu überzeugen, daß es jetzt funktionierendes, spektakulär anzusehendes 3-D Kino gibt, das nichts mit dem alten, zu Recht gescheiterten 3-D Hype mit den Rot/Grün-Brillenzu tun hat, wurde ein gigantischer, kontraproduktiver 3-D Flop produziert.
Konfusion hatte Intel auch durch die verwirrende Nutzung von Marketing Buzzwords in seiner Werbekampagne verursacht: Die angepriesene InTru3D-Technologie ist vollkommen auf die Rendering-Seite der Herstellung von animiertem 3-D Content beschränkt (sie soll 3-D Rendering Previews in Echtzeit ermöglichen und einfach insgesamt durch mehr Prozessorpower die Produktion beschleunigen – aber welche neue Prozessorgeneration täte das nicht?) und hat – trotz aller Marketingbeteuerungen - nichts mit dem 3-D Anschauen an sich zu tun. Nach Angaben von Dreamworks verdoppelt (bzw. bei 3-D vervierfacht) sich bei jedem Film der Rechenaufwand aufgrund höherer Ansprüche und besserer Darstellung (ein Effekt der auch Shreks Law genannt wird). Die relativ neuartige Methode, 3-D per farbkodierter stereoskopischer Brille auf normalen Fernsehern zu zeigen, dagegen wird ColorCode 3D genannt.
Im Gegensatz zur alten anaglyphen Technik mit rot-grün Brillen, wo jedem Auge ein verschiedenfarbig kodiertes Bild präsentiert wird und das resultierende 3-D Bild aufgrund der Filterung kaum farbig ist, funktioniert Color Code 3D anders und benutzt ein bernsteinfarbenes (gelb-oranges) sowie ein blau-violettes Filterglas. Das Bild wird in annähernd orginalem Farbumfang gezeigt (es ist deswegen im Gegensatz zu den rot-grün kodierten Bildern auch ohne Brille annähernd ansehbar) und wird beinahe unverändert durch das bernsteinfarbene Glas gesehen – durch das blaue Glas dagegen kommt nur ein einfarbiges Parallaxenbild (d.h. es enthält nur die Tiefeninformationen) – das Ergebnis ist, daß diese Bilder durch den Wahrnehmungsapparat dann als farbiges Stereo 3-D Bild gesehen werden. Negativ auf den 3-D Effekt allerdings wirken sich bei diesem Verfahren die unkalibrierten, individuell farblich eingestellten Fernseher aus – und das blau getönte Glas gibt dem Zuschauer den manchmal Kopfschmerzen erregenden Eindruck, auf einem Auge eine Sonnenbrille zu tragen. Die Beispielvideos auf der Website von Color Code 3D sollen zumindest beeindruckender sein als die während dem Super Bowl gezeigten 3-D Werbeclips und der 3-D Film "Chuck". Dreamworks/Intel versichern jetzt allen Zuschauern, daß der 3-D Effekt von „Monsters Vs. Aliens“ im Kino unvergleichlich besser sein wird als der missglückte Versuch im Fernsehen.
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