Postproduktion mit KI Kontroverse in Hollywood um "The Brutalist": Wieviel KI ist zu viel?

// 13:31 Sa, 1. Mär 2025von

Auch wenn es noch nicht so weit ist, dass ganze Hollywoodfilme rein per KI generiert werden, gibt es bekanntlich eine immer größer werdende Zahl von KI-Tools, die bei den verschiedensten Aspekten der Filmproduktion – angefangen von der Pre-Production über den eigentlichen Dreh bis hin zur Postproduktion – hilfreich sein können. Kurz vor der diesjährigen Oscarverleihung ist eine große Kontroverse darum entbrannt, inwieweit der Einsatz solcher KI-Tools legitim ist. Anlass liefern die zwei Oscar-Anwärter „The Brutalist“ und „Emilia Perez“ – bei beiden wurde die Performance der Schauspieler per KI etwas „gepimpt“ - es wurden die Sprach- bzw. Gesangsaufnahmen per Voice Cloning etwas editiert.





In dem Filmdrama „The Brutalist“, das für 10 Oscars nominiert ist und interessanterweise auf VistaVision gefilmt wurde, sollten die beiden ungarischen Hauptfiguren die Sprache perfekt beherrschen, was angesichts der legendären Schwierigkeit der ungarischen Sprache, die mehr mit dem Finnischen als anderen europäischen Sprachen verwandt ist, anscheinend trotz intensiven Coachings und Sprachtrainings nicht zu bewerkstelligen war. Deswegen wurde in der Postproduktion auf die Möglichkeit zurückgegriffen, per Voice Cloning mit dem Tool Respeecher gezielt einige Laute und Buchstaben nachträglich zu korrigieren. Und trotz dieses sehr begrenzten Einsatzes von KI (bzw. in diesem Falle eines Deep-Learning-Tools) gab es eine so starke Kritik, dass sich der Produzent zu einer Antwort genötigt sah:



Adrien und Felicitys Darbietungen sind völlig ihre eigenen“, sagte Corbet in einer Stellungnahme gegenüber The Hollywood Reporter am Montag und widersprach damit der Behauptung, dass Technologie eingesetzt wurde, um die Leistungen der Schauspieler zu verbessern oder zu verändern. „Sie haben monatelang mit der Dialekttrainerin Tanera Marshall gearbeitet, um ihre Akzente zu perfektionieren. Die innovative Respeecher-Technologie wurde ausschließlich bei der Bearbeitung ungarischsprachiger Dialoge verwendet, insbesondere um bestimmte Vokale und Buchstaben für mehr Genauigkeit zu verfeinern. Es wurde kein englischer Text verändert. Dies war ein manueller Prozess, der von unserem Soundteam und Respeecher in der Postproduktion durchgeführt wurde. Das Ziel war es, die Authentizität von Adriens und Felicitys Darbietungen in einer anderen Sprache zu bewahren, nicht sie zu ersetzen oder zu verändern – und das mit größtem Respekt für die Kunst.






In „Emilia Perez“ wurde KI eingesetzt, um eine Gesangsdarbietung nachträglich zu verbessern, indem der Stimmumfang vergrößert wurde und – ebenfalls per Respeecher – mit der Stimme einer professionellen Sängerin verschmolzen wurde. Auch hier hagelte es Kritik.





Worum es bei dem Streit um KI-Tools eigentlich geht

Das Thema KI ist in Hollywood nicht erst seit dem Schauspielerstreik 2023 ein großes Thema, weil befürchtet wird, dass die Filmproduktionen nur zu gerne KI nutzen wollen würden, um Filme billiger zu produzieren – auf Kosten der Künstler. Denn es wird immer leichter möglich, Stimmen ebenso nachzubilden wie das Aussehen und die gesamte Performance von Schauspielern. Noch haben die Schauspieler als Ergebnis des Streiks grundlegende Einschränkungen beim Einsatz von KI durchsetzen können – für die Erstellung digitaler Nachbildungen ist ihre Einwilligung erforderlich und sie werden im Falle der Verwendung dafür entlohnt –, aber sie fürchten, dass Präzedenzfälle wie die beiden obigen sich immer weiter ausweiten könnten – was ist, wenn der Regisseur nachträglich per KI die Gesichter oder die Mimik der Darsteller in manchen Szenen nach seinem Gutdünken verändert? – und der Einsatz von KI zum Verbessern der Stimmen nur das Einfallstor ist für eine allmähliche Übernahme der ganzen Performance durch KI, welche Schauspieler dann ganz unnötig macht.



The Brutalist
The Brutalist


Deswegen wird von ihrer Seite eine ganz puristische Haltung eingenommen, die ganz und gar auf einer menschlichen Performance besteht, die in keiner Weise per KI verändert bzw. „verbessert“ wird – besonders exemplifiziert an diesen beiden Filmen, da die per KI unterstützten Schauspieler für Schauspiel-Oscars nominiert sind. Ein Gewinn für sie könnte als Gewinn und Normalisierung des KI-Einsatzes in Hollywood ausgelegt werden.



Allerdings ist „KI“ in Form von DeepLearning-Tools ja bisher schon öfter im Einsatz gewesen, z. B. bei der künstlichen Verjüngung oder Alterung von Gesichtern als Ersatz für aufwändige Masken. Und angesichts der Nützlichkeit neuer KI-Tools wird sich deren Einsatz an allen Ecken und Enden der Postproduktion schwerlich aufhalten lassen. Durch Auseinandersetzungen wie die um "The Brutalist" wird sich klären, wieviel und welcher KI-Einsatz in der Filmproduktion toleriert wird.


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