Frage von joefox:Hi,
nachdem ich ein Praktikum bei einer Produktionsfirma im Bereich Videografie absolviert habe, erhalte ich regelmäßig Aufträge von der Firma, um als Videograf Freiberuflich zu arbeiten. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich deutlich zu wenig Geld dafür bekomme. Meine Aufgaben umfassen das Erstellen von Imagefilmen oder Event-Recaps als Kameramann/Videograf (eine Person für alle Aufgaben). Ich filme lediglich, und die Produktionsfirma kümmert sich um den Schnitt. Derzeit erhalte ich 300 Euro pro Tag (für 10 Stunden) oder 200 Euro für einen halben Tag (weniger als 5 Stunden). Die Arbeit ist oft recht einfach, zum Beispiel ein Interview mit einer Lichtquelle und einigen B-Roll-Aufnahmen oder das Filmen eines Events mit zwei Kameras, wobei eine fest positioniert ist und ich die andere schwenke.
Zu beachten ist, dass ich in Berlin arbeite. Meine Freunde, die nicht in Berlin sind, erhalten deutlich mehr, etwa 500-700 Euro pro Tag mit 3 Jahren Berufserfahrung. Natürlich bin ich noch Anfänger und habe nur ein Jahr Berufserfahrung, aber ich habe den Eindruck, dass ich aufgrund meiner Fähigkeiten mehr verdienen sollte. Welchen Betrag würdet ihr empfehlen? Ich dachte an etwa 400 Euro für 10 Stunden.
Viele Grüße,
Joe
Antwort von pillepalle:
Hallo Joe,
ja, das ist viel zu wenig. Du steckst allerdings in einem Dilemma. Die Firma die Dich ausgebildet hat (und scheinbar Dein einziger Kunde ist) kennt natürlich Deinen Werdegang und weiß vermutlich auch das Du sonst wenig Kunden hast. Wenn Du also mehr verlangst, ist es gut möglich das sie sich einen anderen Dummen für ihre Filme suchen. Ich weiß ja nicht wie abhängig Du davon bist.
Mein Tip wäre Dir andere Kunden nebenbei aufzubauen und dann andere Preise aufzurufen. Dann brauchst Du irgendwann auch nicht mehr für ein Assistentenhonorar zu arbeiten.
VG
Antwort von dienstag_01:
Ich finde, das ist nicht viel zu wenig, in Berlin findet man noch genug Leute, das wirkt sich auf die Preise aus. Dafür gibt es relativ regelmäßig Jobs.
Was nicht heißt, dass man nicht mehr verdienen kann.
Allerdings braucht es Alternativen, falls es mit der Firma nicht funktioniert.
Kommt ja auch drauf an, wo man hin will.
Antwort von pillepalle:
@ Dienstag
Kann ja sein das die Preise in Berlin im Keller sind, aber deshalb bleibt es trotzdem unterbezahlt. Da hilft es auch nicht wirklich wenn man regelmäßig unterbezahlt wird. Aber ich will mich nicht um Zahlen streiten und jeder muss selber wissen womit er zufrieden ist und wie er seine Lebenszeit verbringt.
Das eigentliche Problem liegt ja woanders. Jemand der 300,-€ für 10 Stunden zahlt hat gar keine ernsthafte Absicht jemanden Qualifiziertes für ein höheres Honorar zu buchen. Der will den Billigheimer. Wenn man da pokern möchte stehen die Chancen gut das es auch nicht klappt. Langfristig wird man sein Glück vermutlich nur woanders finden können.
VG
Antwort von Bluboy:
Wieviele Aufträge gibts denn pro Monat.
Antwort von Frank Glencairn:
300,- für 10 Stunden. Das ist unter Mindestlohn - das geht ja in Richtung aktive Selbstausbeutung.
Antwort von Jott:
Berlin ist immer „billig“, weil an jeder Ecke jemand „igendwas mit Medien“ macht, also sich (auch) als Kameramann/frau anbietet.
Ich würde wie vorgeschlagen zusätzliche andere Kunden suchen, die zumindest etwas fairer zahlen. Musst du übrigens auch, sonst bist du scheinselbständig und bekommst Ärger.
Antwort von Pianist:
joefox hat geschrieben:
Die Arbeit ist oft recht einfach, zum Beispiel ein Interview mit einer Lichtquelle und einigen B-Roll-Aufnahmen oder das Filmen eines Events mit zwei Kameras, wobei eine fest positioniert ist und ich die andere schwenke.
Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich noch nicht so ganz begriffen habe, was dort genau Deine Aufgabe ist. Bist Du reiner freiberuflicher Kameramann, dem die nötige Technik zur Verfügung gestellt wird, und dem jemand an die Seite gestellt wird, der sich um die Inhalte kümmert, also die Fragen stellt, die Antworten bewertet und so weiter?
Wenn Du da nur alleine ohne Technik erscheinst, und andere das inhaltliche Denken übernehmen, dann sind 300 EUR in Berlin ein ziemlich üblicher Satz. Wenn Du aber selbständig die Interviews führst und Dich in die inhaltliche Ebene einarbeitest, und auch eigene Ausrüstung einsetzt, dann würden wir eher so über den dreifachen Tagessatz reden.
Jott hat geschrieben:
Ich würde wie vorgeschlagen zusätzliche andere Kunden suchen, die zumindest etwas fairer zahlen. Musst du übrigens auch, sonst bist du scheinselbständig und bekommst Ärger.
Da kann ich mich nur dringend anschließen. Wobei der Auftraggeber den größeren Ärger bekommt. Aber gehen wir mal vom positiven Fall aus: Er bekommt 300 EUR pro Tag, muss keine eigene Technik anschaffen, hat irgendwann 20 Einsatztage pro Monat für diverse Auftraggeber und wird in die KSK aufgenommen, dann hat er kein so schlechtes Jahreseinkommen und bekommt am Ende eine Rente, die schon eher im oberen Bereich liegt.
Matthias
Antwort von iasi:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
300,- für 10 Stunden. Das ist unter Mindestlohn - das geht ja in Richtung aktive Selbstausbeutung.
30€ pro Stunde. Unter Mindestlohn?
Eigentlich geht das vor allem eher in Richtung Scheinselbstständigkeit.
Keine Aquisition von Kunden.
Nur Aufträge von einer Firma.
Nur die Aufnahmen nach Vorgaben.
...
Nun müsste der nächste Schritt sein, eigene Kunden zu gewinnen.
Aber das kostet dann eben zunächst Zeit und Geld.
Antwort von Bluboy:
30 Euro Brutto für Netto klingt gut, ist es aber nicht.
Antwort von iasi:
Pianist hat geschrieben:
Da kann ich mich nur dringend anschließen. Wobei der Auftraggeber den größeren Ärger bekommt. Aber gehen wir mal vom positiven Fall aus: Er bekommt 300 EUR pro Tag, muss keine eigene Technik anschaffen, hat irgendwann 20 Einsatztage pro Monat für diverse Auftraggeber und wird in die KSK aufgenommen, dann hat er kein so schlechtes Jahreseinkommen und bekommt am Ende eine Rente, die schon eher im oberen Bereich liegt.
Matthias
Warum sollte der Auftraggeber den größeren Ärger bekommen?
Er bucht ihn für einzelne Aufträge und kann/muss nichts über seine anderen Tätigkeiten wissen.
Nur wenn er an "20 Einsatztage pro Monat" nur für diesen einen Auftraggeber arbeiten würde, könnte man dem Auftraggeber an den Karren fahren.
Antwort von Frank Glencairn:
iasi hat geschrieben:
30€ pro Stunde. Unter Mindestlohn?
Dann zieh doch mal Steuern, Rücklagen, Versicherungen sonstige Kosten etc. davon ab - dann sind wir ganz schnell unter 12 Euro.
Antwort von Pianist:
iasi hat geschrieben:
Nur wenn er an "20 Einsatztage pro Monat" nur für diesen einen Auftraggeber arbeiten würde, könnte man dem Auftraggeber an den Karren fahren.
Ja, von dem Fall ging ich jetzt ja erst mal aus.
Antwort von iasi:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
30€ pro Stunde. Unter Mindestlohn?
Dann zieh doch mal Steuern, Rücklagen, Versicherungen sonstige Kosten etc. davon ab - dann sind wir ganz schnell unter 12 Euro.
Viel ist das natürlich nicht.
Die 30€ beinhalten schließlich die Arbeitgeberanteile zu den Sozialversicherungen.
Bezahlte Urlaubstage etc. fehlen natürlich auch.
Aber unter 12 Euro kommt man dennoch nicht.
Antwort von pillepalle:
@ iasi
Nutzt aber nichts, wenn man nur ein paar Tage im Monat arbeitet. Das man als Freiberufler 20 Tage im Monat durchgehend gebucht wird dürfte äußerst selten vorkommen. Aber als Beschäftigungstherapie, wenn man sonst nicht weiß was man mit seiner Zeit anfangen soll, ist das schon ok ;)
VG
Antwort von Frank Glencairn:
iasi hat geschrieben:
Aber unter 12 Euro kommt man dennoch nicht.
Man könnte meinen, du hast noch nie ne Kalkulation von nem Freelancer gesehen.
image_2023-05-27_014416169.png
image_2023-05-27_014351808.png
Hier siehst du wie man sowas seriös und realistisch berechnet:
https://www.freelancermap.de/blog/welch ... verlangen/
Antwort von iasi:
pillepalle hat geschrieben:
@ iasi
Nutzt aber nichts, wenn man nur ein paar Tage im Monat arbeitet. Das man als Freiberufler 20 Tage im Monat durchgehend gebucht wird dürfte äußerst selten vorkommen. Aber als Beschäftigungstherapie, wenn man sonst nicht weiß was man mit seiner Zeit anfangen soll, ist das schon ok ;)
VG
So sieht Scheinselbstständigkeit aber aus.
Wenn man als Neueinsteiger jedoch 10 Tage im Monat von einem Auftraggeber gebucht wird, ist es jedoch schon mal eine Basis, auf der man dann an den anderen 15 Tagen am Aufbau der eigenen Firma arbeiten kann.
Kunden und Auftraggeber zu aquirieren magst du ja vielleicht als Beschäftigungstherapie betrachten, aber das kostet üblicherweise reichlich Zeit.
Wenn du einen Tag dafür aufwenden musst, um einen Auftrag für 600€ an einem Tag zu erhalten, dann hast du auch nicht mehr verdient.
Antwort von pillepalle:
@ iasi
Mit 'Geld verdienen' hat das aber nichts zu tun. Mir ist schon klar das man immer Leute findet die für Minihonorare arbeiten, weil sie nichts zu tun haben, oder Erfahrung sammeln wollen, aber man kommt so nie weiter. Man bleibt der Hamster im Rad.
iasi hat geschrieben:
Wenn du einen Tag dafür aufwenden musst, um einen Auftrag für 600€ an einem Tag zu erhalten, dann hast du auch nicht mehr verdient.
Dann nimmt man 1200,- und es rechnet sich wieder ;) Es braucht einen Grund um seine Zeit mit einer bestimmten Tatigkeit zu verbringen. Sonst fragt man sich schnell nach dem Sinn, oder wie der TO ob das 'normal' ist.
VG
Antwort von Bluboy:
Die meisten Anfänger sitzen am Jahresende in der Schuldenfalle
Wieviel sollte man für die Steuer zurücklegen
https://www.accountable.de/blog/wie-vie ... ite-legen/
Antwort von iasi:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
Aber unter 12 Euro kommt man dennoch nicht.
Man könnte meinen, du hast noch nie ne Kalkulation von nem Freelancer gesehen.
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image_2023-05-27_014351808.png
Hier siehst du wie man sowas seriös und realistisch berechnet:
https://www.freelancermap.de/blog/welch ... verlangen/
Aha.
Du gehst also davon aus, dass sich jemand mal aufbauen und ausrufen kann: Hier bin ich!
Und schon geht´s am nächsten Tag los, mit täglichen Aufträgen von verschiedenen Auftraggebern zu diesen freelancer-Sätzen.
Die Rechnungen schreibt dann der Steuerberater, der dann auch die ganzen anderen Abrechnungen erledigt. ;)
Wie realistisch ist es denn, dass ein Anfänger gleich mit den Stundensätzen von Etablierten beginnen kann.
Versetz dich doch mal in einen Auftraggeber.
Dann wirst du verstehen, dass niedrige Stundensätze für einen Anfänger eine Investition sind, um überhaupt Fuß fassen zu können.
Antwort von Pianist:
Einerseits ja. Aber andererseits ist es sehr schwer, dann beim gleichen Auftraggeber die Preise anzuheben.
Ich kann jedenfalls sagen, dass es in Berlin viele Aufträge gibt, bei denen auch das Geld wirklich nicht der limitierende Faktor ist, es aber von entscheidender Bedeutung ist, ein Gefühl für die Inhalte zu haben.
Meine Aufträge bekomme ich jedenfalls nicht, weil ich eine Kamera bedienen kann.
Matthias
Antwort von iasi:
pillepalle hat geschrieben:
Dann nimmt man 1200,- und es rechnet sich wieder ;) Es braucht einen Grund um seine Zeit mit einer bestimmten Tatigkeit zu verbringen. Sonst fragt man sich schnell nach dem Sinn, oder wie der TO ob das 'normal' ist.
VG
Genau: "Dann nimmt man" :)
Es gibt da aber eben auch die andere Seite, die dann auch geben muss. ;)
Frag dich doch mal, warum ein neuer Kunde dir 1200,- bezahlen soll, wenn er andere freelancer für das gleiche Geld bekommen kann, mit denen er schon erfolgreich zusammengearbeitet hat.
Der TO kann nun zu diesem Auftraggeber gehen und über die Tagessätze verhandeln, wenn er sich bewährt hat.
Vor allem muss sich der TO aber aus der aktuell bestehenden Abhängigkeit von einem Auftraggeber lösen, was ihm nun einfacher gelingen sollte, da er auf Erfahrungen verweisen kann.
Antwort von iasi:
Pianist hat geschrieben:
Einerseits ja. Aber andererseits ist es sehr schwer, dann beim gleichen Auftraggeber die Preise anzuheben.
Ich kann jedenfalls sagen, dass es in Berlin viele Aufträge gibt, bei denen auch das Geld wirklich nicht der limitierende Faktor ist, es aber von entscheidender Bedeutung ist, ein Gefühl für die Inhalte zu haben.
Meine Aufträge bekomme ich jedenfalls nicht, weil ich eine Kamera bedienen kann.
Matthias
Richtig.
Aber du musst natürlich auch zunächst mal zeigen, dass du mehr kannst, als nur eine Kamera bedienen.
Als Anfänger musst du ja erstmal unter Beweis stellen, dass du den anderen "Faktoren" gerecht wirst.
Antwort von pillepalle:
iasi hat geschrieben:
Genau: "Dann nimmt man" :)
Es gibt da aber eben auch die andere Seite, die dann auch geben muss. ;)
Ja, Du hast das Konzept schon richtig verstanden. Den eigenen Preis bestimmt man selber.
iasi hat geschrieben:
Frag dich doch mal, warum ein neuer Kunde dir 1200,- bezahlen soll, wenn er andere freelancer für das gleiche Geld bekommen kann, mit denen er schon erfolgreich zusammengearbeitet hat.
Der TO kann nun zu diesem Auftraggeber gehen und über die Tagessätze verhandeln, wenn er sich bewährt hat.
Vor allem muss sich der TO aber aus der aktuell bestehenden Abhängigkeit von einem Auftraggeber lösen, was ihm nun einfacher gelingen sollte, da er auf Erfahrungen verweisen kann.
Das ist völliger Quatsch. Tagessätze verhandelt man nicht mit Leuten mit denen man lange zusammenarbeitet. Nur mit denen mit denen man noch nicht gearbeitet hat. Und genau das ist das Problem beim TO. Der Teppichhändler wird ihm nicht einfach das Honorar verdoppeln. Man muss auch mal akzeptieren das nicht jeder Kunde der richtige ist. Die Grundsatzfrage ist ganz einfach. Lohnt es sich für mich, oder lohnt es sich nicht?
VG
Antwort von Pianist:
Das führt uns zu der Frage, was eigentlich das angestrebte Geschäftmodell sein soll. Freier Kameramann für alle möglichen Produktionsbuden, die sich um die Akquisition von Kundenaufträgen kümmern und die ganze inhaltliche Arbeit machen bzw. durch einen Autoren machen lassen? Oder möchte er selbst in die Inhalte einsteigen, und Auftraggebern außerhalb der Medienbranche ein Gesamtpaket in Form eines fertigen Filmes liefern?
Matthias
Antwort von Jott:
Noch kurz zur Scheinselbständigkeit, weil das wie so oft, auch hier, arg locker gesehen wird: die tritt schnell ein, wenn der kleine Selbständige nur für einen Kunden arbeitet. Daraus ergibt sich recht schnell Steuer- und Sozialabgaben-Hinterziehung, und dann knallt's.
"Wenn eine Scheinselbstständigkeit vorliegt und nachgewiesen werden kann, müssen sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer mit rechtlichen und finanziellen Konsequenzen rechnen: Nachzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuer für die Dauer der Zusammenarbeit."
Mindestens einen zweiten Kunden haben löst das Problem. Und wenn man keinen findet, hat man noch ein ganz anderes Problem. Was übrigens von Selbständigen in jungen Jahren meist komplett vergessen und verdrängt wird: Altersvorsorge. Da muss ein ordentlicher Batzen von den Einnahmen reinfließen, sonst sitzt man mit 60 oder früher verarmt rum und fragt sich, was im Leben schief gelaufen ist. Will niemand hören, zu spießig ... ich weiß. Aber Rente gibt's halt nicht.
Also: mit welchen Skills bekommt man mehr Aufträge und wird wesentlich besser bezahlt?
- korrektes Auftreten (ich meine nicht mit Anzug oder so was, sondern sozialkompetent)
- Sprachkenntnisse (mindestens Englisch fließend)
- umfassende Allgemeinbildung
- thematisch Bescheid wissen (ist egal bei Eventsachen, aber nicht bei Corporate Videos)
- mit der Kamera zaubern können, nicht nur drauf halten - ganz wichtig!
- Lichtsetzung beherrschen, insbesondere bei Menschen
- Ton beherrschen (als One Man Show absolut unverzichtbar)
- stressresistent, immer Ruhe ausstrahlen
- Netzwerk pflegen - es kommt der Tag, da will jemand schnell einen kompletten Film haben
- und natürlich: Studienabschluss. Parallel machen, wenn irgend möglich.
Auftraggebern, die den Billigsten suchen, ist das alles natürlich egal. Aber die will man ja nicht.
Antwort von rush:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
Aber unter 12 Euro kommt man dennoch nicht.
Man könnte meinen, du hast noch nie ne Kalkulation von nem Freelancer gesehen.
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image_2023-05-27_014351808.png
Hier siehst du wie man sowas seriös und realistisch berechnet:
https://www.freelancermap.de/blog/welch ... verlangen/
Auf selbiger Seite sollte man aber ggfs auch das richtige Feld für "unseren" Bereich suchen - denn genau dieser Medienbereich liegt in Ballungsregionen i.d.R. deutlich unterhalb der von Dir aufgezeigten Balken wie man dieser Grafik/Tabelle entnehmen kann.
Und selbst regionale Unterschiede können bereits Preisunterschiede von 50-100% ausmachen - es gibt hier also kaum den einen richtigen Stundenlohn.
Vergleiche z.B. Sachsen mit Bayern oder BW - da fallen dir die Kinnladen herunter wie groß die Unterschiede teils bei entsprechenden Produktionsfirmen sind und von dem was am Ende im Portemonnaie ankommt.
So gesehen: alles relativ.
Wenn man einen Arbeitgeber hat für den man desöfteren oder langfristig gebucht wird muss man eben abwägen ob man das gern beibehalten möchte um die Miete und Grundkosten "drin" zu haben - oder ob man alles über Board wirft und alles auf eine Karte setzt.
Besonders Einsteigern/Anfängern ist letzteres nicht unbedingt zu empfehlen - oder zumindest typenabhängig.
Eine halbwegs solide Basis ist doch ein guter Start - und darauf kann man dann aufbauen und über Kontakte sein Netz spannen und neue Auftraggeber/Firmen für die man arbeitet finden.
Es bringt eben auch nicht immer Anklang den maximalen Stundenlohn beim neuen Arbeitgeber aufzurufen den man irgendwo aufgeschnappt hat - der aber womöglich in diesem oder jenem Bereich völlig "overrated" ist. Sinnvoller ist es regional und branchenbezogen zu schauen was wirklich drin ist und ob es sich um ein einmaliges Projekt oder eine möglicherweise längere Zusammenarbeit handelt. Netzwerken ist daher enorm wichtig - auch wenn es einem vielleicht nicht sonderlich liegt.
Antwort von Jott:
Ein unsterblicher Klassiker übrigens, auf den man nie reinfallen darf:
"Wir haben leider gerade nur ganz wenig Budget, aber wie haben viele Projekte für eine längere Zusammenarbeit ..."
Die wird es nicht geben, weil die Story genauso dem nächsten erzählt wird, um das Honorar noch weiter zu drücken. Test: den Spieß umdrehen und beim Erstauftrag auf vollem Wunschtagessatz bestehen - und Rabatt bei regelmäßigen Folgeaufträgen einräumen. Wenn, dann nur so und nicht andersrum!
Antwort von pillepalle:
@ rush
Es geht nicht darum alles auf eine Karte zu setzen. Aber wenn man langfristig in dem Job glücklich werden möchte tut man gut daran mehrere Kunden und Standbeine zu haben. Man ist sonst auf Gedeih und Verderben von einem Kunden abhängig. Und glaub' mir, ich habe auch schon erfahrenere Leute und Agenturen daran zugrunde gehen sehen. Nur einen Kunden zu haben, ist wie keinen zu haben.
Wie gesagt, verkaufen tut man sich zu beginn, nicht nach Jahren. Da kann man nur ein wenig nachverhandeln. Andere Kunden suchen die besser zahlen ist die einzige Möglichkeit da heraus zu kommen. Wenn man gut genug ist und kein Talent oder keine Zeit dafür hat, kann man die Aquise auch anderen überlassen. Aber die Freiberuflichkeit bringt eben nicht nur angenehme Seiten mit sich. Darüber muss man sich schon im klaren sein.
@ Jott
Es gibt viele Klassiker. Der Kunde der mit dem Porsche vorfährt und erklärt er habe wenig Geld. Ich sage dann immer, dass ich auch den Wagen in Zahlung nehme :)
VG
Antwort von Jott:
Und noch ein wichtiger Hinweis: es ist unabdingbar, teurer zu sein als andere, weil man ja auch mal krank werden oder eine Doppelbuchung nicht vermeiden kann. Dazu muss man dann einen Kollegen ins Boot holen und bezahlen können - ohne dass es eine Nullnummer wird oder gar Drauflegen bedeutet.
Einen fest gebuchten Drehtag abzusagen bleibt allenfalls bei zweifellosen Eintagsfliegen folgenlos.
Antwort von rush:
@pillepalle: Ich schrieb deswegen ja das es zu Beginn sinnvoll sein kann vorhandene Jobs als Basis zu nehmen, einerseits um Erfahrungen zu sammeln und andererseits zum Netzwerken um dann entsprechend andere Arbeitgeber zu akquirieren um den Fuß hier und dort in die Tür zu bekommen.
Oft klappt das eben über Connections und "Kollegen" die einen kennen und ggfs empfehlen, entweder weil sie selbst mal nicht können oder wissen das bei Firma xyz Bedarf besteht und auch die Modalitäten kennen zu denen man dort problemlos an Board kommt.
Antwort von Frank Glencairn:
rush hat geschrieben:
Es bringt eben auch nicht immer Anklang den maximalen Stundenlohn beim neuen Arbeitgeber aufzurufen den man irgendwo aufgeschnappt hat - der aber womöglich in diesem oder jenem Bereich völlig "overrated" ist. Sinnvoller ist es regional und branchenbezogen zu schauen was wirklich drin ist und ob es sich um ein einmaliges Projekt oder eine möglicherweise längere Zusammenarbeit handelt. Netzwerken ist daher enorm wichtig - auch wenn es einem vielleicht nicht sonderlich liegt.
Der minimale Preis richtet sich immer nach dem (unter Abzug aller Kosten) was du zum Leben brauchst.
Dafür kann es dann aber keine maximale Leistung geben, sondern halt auch nur eine - dem Preis angemessene.
Der klassische - naja, zahlt die Miete und das Essen - Job, der niemals auch nur in die Nähe deines Showreels kommt.
Wenn jemand nicht mal das Budget für sowas hat (aber zusätzlich natürlich noch Blockbuster Ansprüche) - walk away.
Der angemessene Preis ist der, mit dem du komfortabel leben kannst, und der dir Zeit/Möglichkeit/Ressourcen gibt, das Optimale aus dem Projekt rauszuholen.
Der Ideale Preis liegt nochmal deutlich darüber, entsprechende Projekte zählen zu dem Bereich der dir dann wirklich Prestige generiert, und deine eigene Marke nach vorne bringt.
Die erste Sorte fällt also sowieso aus dem Raster, die zweite versucht man so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, um sich auf die dritte Sorte Jobs zu fokussieren.
Noch was - nur weil man zufällig in Berlin wohnt, heißt das ja nicht daß man da auch drehen muß.
Ich drehe hier wo ich wohne so gut wie nie was, sondern weißgottwo in Deutschland/Europa/der Welt.
Also ist jedes " aber in Berlin..." Argument nicht wirklich eines.
Fun Fact: einen der bestbezahltesten Jobs ever hatte ich in Berlin :D
Antwort von rush:
Ausnahmen gibt es bekanntlich immer und das ist ja auch gut so ;-)
Nur ist der Medienbereich hier ziemlich gesättigt und da muss man schon seine Nische finden wenn man entsprechende Preise aufrufen möchte.
Das was Eingangs erwähnt wurde klingt jedoch eher nach relativ "einfacher" Kameraarbeit... So gesehen können das ja vllt auch lockere Jobs sein bei denen zwar etwas weniger Kohle rumkommt - man aber womöglich gar nicht den ganzen Tag benötigt sondern nach ein paar Stunden durch ist... ;-) So relativieren sich dann häufig etwas niedrigere Tagessätze auch ganz schnell ein wenig. Auch hier hilft eben gutes Netzwerken um zu wissen wo solche Jobs liegen...
Antwort von Pianist:
Jott hat geschrieben:
- thematisch Bescheid wissen (ist egal bei Eventsachen, aber nicht bei Corporate Videos)
Das kommt nun wieder darauf an, was man unter "Eventsachen" versteht. Ein Veranstaltungsbericht stellt meiner Meinung nach regelmäßig hohe Anforderungen: Man muss ein Gefühl für das Thema und die Machart der Veranstaltung haben, man muss wissen, welcher Akteur für welche Sichtweisen steht, wen man sich für O-Töne mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten vor die Kamera holt, sofern der Auftraggeber da nicht ohnehin schon konkrete Wünsche hat, man muss gleich ein klares Bild haben, welche Kernsätze aus einer Rede man zitiert, man muss bestimmte Inhalte rüberbringen, aber auch den Geist der Veranstaltung wiedergeben, so dass die Auftraggeber hinteher "toll" sagen. Gerade auf Veranstaltungen passiert oft in kurzer Zeit sehr viel, und man bekommt häufig nichts mehr vom Buffett ab, weil man die Pausen damit verbringt, O-Töne mit Leuten aufzunehmen.
Also ganz so egal ist das alles nicht. Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass man derjenige ist, der die Komplett-Verantwortung für den Film trägt.
Matthias
Antwort von pillepalle:
Pianist hat geschrieben:
....und man bekommt häufig nichts mehr vom Buffett ab
Also bitte. Das gehört nun wirklich zur Grundausbildung wie man das Amuse-Gueule und die Kamera gleichzeitig hält 😅
VG
Antwort von joefox:
Um etwas klar zustellen. Ich bin währenddessen noch Student. Ich werde aber jetzt an einem Reel arbeiten und mich bei anderen Produktionsfirmen bewerben. Meistens gibt es so 2-3 Aufträge pro monat. ich habe auch mittlerweile eine pocket 6k pro mit stativ licht etc, die pocket alleine vermiete ich für 100 euro mit objektiv und stativ. licht und andere sachen sind dann extra. danke Euch allen.
Antwort von Pianist:
Was studierst Du denn?
Antwort von joefox:
Pianist hat geschrieben:
Was studierst Du denn?
ich studiere zur zeit medientechnik, will jedoch kamera studieren in naher zukunft in ludwigsburg oder an der hff münchen.
Antwort von Pianist:
Das klingt doch nach einem klaren Plan. Also soll es mittelfristig dann eher nicht der kleine Hochzeitsfilmer werden, sondern Du willst großes Kino machen, ja? Da drücke ich auf jeden Fall sämtliche Daumen. Sowas habe ich nie angestrebt, hatte immer meine Nische, aber die Arbeit in einem großen Spielfilm-Team ist sicher auch sehr interessant.
Viel Erfolg!
Matthias
Antwort von markusG:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
30€ pro Stunde. Unter Mindestlohn?
Dann zieh doch mal Steuern, Rücklagen, Versicherungen sonstige Kosten etc. davon ab - dann sind wir ganz schnell unter 12 Euro.
Die Mindestlohn sind
immer brutto. Und lassen sich natürlich bedingt mit Gage gleichsetzen....
Antwort von Jott:
„ Also ganz so egal ist das alles nicht. Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass man derjenige ist, der die Komplett-Verantwortung für den Film trägt“
Im Eingangspost beschreibt er Draufhaltejobs, nichts von Komplett-Verantwortung.