Die diesjährige NAB 2022 hatte nach ihrer erzwungenen Corona-Pause erstaunlich wenig Neues im Gepäck. Tatsächlich hat es letztlich wirklich nur ein Thema geschafft, als offensichtlicher Trend auf der Messe eine dominante Rolle zu spielen: Die Cloud. Oder besser gesagt, Cloud-Lösungen, die speziell für die Videoproduktion angeboten werden.
Dabei ist das Thema an sich keinesfalls neu, sondern hat sich bereits in den letzten Jahren immer wieder an verschiedenen Stellen der Branche blicken lassen. Neu ist allerdings offensichtlich das gesteigerte Interesse an funktionierenden Lösungen, was Adobe letztlich dazu bewogen hat, einen der Pioniere auf diesem Gebiet (Frame.io) komplett für über eine Milliarde Euro zu übernehmen, anstatt intern eine eigene Lösung zu entwickeln.

Auf der einen Seite ist dieser Schritt durchaus verständlich, da man auf diese Weise gleich die aktuellen Kunden eines funktionierenden Produkts übernehmen kann. Auf der anderen Seite wirkt die technische Umsetzung der bisher verfügbaren Lösungen von Frame.io nicht wie eine mächtige Programmieraufgabe. Denn viele Firmen haben sich bereits in den letzten Jahren eigene, nicht unähnliche Cloud-Funktionalitäten mit ein paar Scripts und etwas Netzwerktechnik selber zusammengestrickt. Worin könnte der spezielle Wert der neuen Workflows liegen, die Frame.io oder Blackmagic nun zur NAB als große Neuigkeit ankündigen?
Was ist denn die Cloud bei der Videobearbeitung?
Schon unter der Definition des Begriffs versteht jeder Hersteller in ersten Linie die Funktionen, die er selber bereitstellen kann. Deswegen macht es wohl am meisten Sinn, erst einmal einen Überblick darüber zu gewinnen, wo die Cloud in Zukunft bestehende Workflows ergänzen, bzw. sogar ersetzen kann.
Zentraler Speicher
Breitester Konsens bei der Definition ist die Bereitstellung von zentralem Speicherplatz für Clips und Assets, der -in der Regel ausreichend gut gesichert- von vielen Teilnehmern gleichzeitig genutzt werden kann. Dies kann einen Zugriff über das Internet bedeuten, jedoch fallen auch Inhouse-Lösungen im eigenen Intranet darunter. In der Regel unterstützt ein modernes Cloud-Produkt beide Zugriffsvarianten.
Entsprechende Lösungen gibt es bereits seit Jahren, weshalb die neuen Lösungen zur NAB nicht unbedingt durch spezielle Hardware herausstechen, sondern vielmehr durch spezielle Einbindung in Applikationen glänzen müssen.
Frame.io/Adobe vermieten den benötigten dezentralen Speicherplatz als Dienstleistung, Blackmagic bietet gleichzeitig Hardware-Lösungen an, um mit möglichst wenig Aufwand auch eine eigene Cloud aufbauen zu können.

Daneben können einige Cloud-Services mit unspezifischen Cloud-Dienstleistern wie Dropbox genutzt werden. Doch natürlich kommt es für Videobearbeiter primär darauf an, was man mit den online abgelegten Daten praktisch anstellen kann.