Bei der Beurteilung von Camcordern ist eines der wichtigsten Kriterien die Schärfe. Der Grund ist einfach: Im Gegensatz zur Farbe ist sie nur schwer im Nachhinein verbesserbar. Außerdem gilt sie als wichtiges Gestaltungsmittel bei der Aufnahme, nicht umsonst gibt es bei professionellen Filmaufnahmen oft einen eigenen Schärfeassistenten. Leider wird gerade im Konsumerbereich das Schärfeverhalten einer Kamera gerne vernachlässigt. Begründungen gibt es viele, von „Das schafft der Fernseher zu Hause sowieso nicht“ bis „das ist viel zu teuer“ ist da zu hören. Auch die Hersteller sind dabei nicht ausgenommen, schließlich kosten gute CCDs Geld. Da greift man doch lieber ein bisschen in die Trickkiste um günstige CCDs verwenden zu können, dafür stürzen sich Marketingabteilungen lieber auf „Verkaufsargumente“ wie Videomail, MegaPixelFotos oder WebCam-Funktion. Trotzdem sollte auch heutzutage eines der wichtigsten Kriterien für den Kauf eines hochwertigen Camcorders die Bildqualität und damit auch die Schärfe sein.
Kontur – Was ist das?
Profis unterscheiden zwischen natürlicher und elektronischer Schärfe, der so genannten Kontur. Je nach Einsatzzweck bezeichnet man sie auch als Sharpness oder Flankenaufsteilung. Grundsätzlich dient sie dazu, den Frequenzgang eines Videogerätes zu verbessern, so dass der für Fernsehen wichtige Bereich zwischen 0 und 5MHz linear oder etwas ansteigend verläuft. Dabei werden ähnlich wie beim Höhenregler an der HiFi - Anlage die hohen Frequenzen angehoben, was zu einem schärferen Bildeindruck führt. Schauen wir uns also als erstes den Frequenzgang von Camcordern an.
Kontur und Frequenzgang
Der Frequenzgang von Videogeräten wird meist mit einem so genannten Sweep überprüft. Er besteht aus einem Muster von Linien, die von links nach rechts immer feiner werden, die Frequenz steigt also von links nach rechts:

Nimmt man so eine Vorlage mit einem Camcorder auf, lässt sich der Frequenzgang auf einem Waveformmonitor darstellen. Beispiel JVC GY300:

Je weiter nach rechts noch etwas zu sehen ist, und je sauberer das Signal ist, desto besser ist die natürliche Schärfe des Camcorders. Hier ist das Signal nahezu perfekt, linear und weit hinaufreichend.
Zum Vergleich eine Canon XL1s:

Hier verläuft in den tieferen Frequenzen das Signal nicht so linear, dafür fällt es im Verhältnis gesehen früher ab. Bei diesen beiden Abbildungen ist die Kontur so weit es ging heruntergeregelt gewesen.
Was passiert, wenn man sie einschaltet? Wieder die GY300:

Die Kontur hebt rechts etwas an, feinere Details werden also verstärkt. Die Arbeitsweise ist dabei einwandfrei. Sie arbeitet genauso wie es sein soll: Nur in den Höhen ist eine Anhebung zu sehen, Fehler in tieferen Frequenzbereichen sind kaum vorhanden.
Zum Vergleich wieder die XL1s:

Die Anhebung passiert eher in der Mitte, ist also tiefer. Zusätzlich sind weiter links deutliche Unsauberkeiten zu sehen. So soll es nicht sein.
Eine Kontur kann also den Frequenzgang eines Camcorders deutlich beeinflussen. Ist schon ein großer Teil natürlicher Schärfe vorhanden, braucht es nur eine Anhebung in den oberen Frequenzen. Dadurch wird eine knackige Schärfe erreicht, ohne groß Nebenwirkungen in Kauf nehmen zu müssen. Dient die Kontur allerdings vorrangig der Kaschierung eines schlechten Frequenzganges, setzt sie meist zu tief an. Dabei sind Fehler an Kanten zu sehen, die das Bild schnell unnatürlich werden lassen.