Video-DSLR / Systemkamera -- freie Bildgestaltung mit Abstrichen

Seit einigen Jahren stellen videofähige Fotoapparate eine attraktive Alternative zu Camcordern dar, vor allem im Indie-Filmbereich sowie überall dort, wo schöne, kinoähnliche Bilder zum vergleichsweise kleinen Preis gefragt sind. Dank der größeren Sensoren, die in Fotokameras verbaut werden, steht ein großer Spielraum für selektive Schärfe zur Verfügung (etwa um den Hintergrund unscharf werden zu lassen), entsprechend vielfältig lassen sich die Aufnahmen gestalten. Außerdem sind die Geräte sehr lichtstark. Die Objektive lassen sich nach Bedarf wechseln und oft kann der Look der Aufnahmen mithilfe von sogenannten Bildprofilen (Charakteristiken) modifiziert werden.


Von günstig (Panasonic G70 für unter 600 Euro) bis hochpreisig (Canon EOS 1D C für über 7000 Euro) reicht das 4K-Spektrum...
Von günstig (Panasonic G70 für unter 600 Euro) bis hochpreisig (Canon EOS 1D C für über 7000 Euro) reicht das 4K-Spektrum...

Dazu bekommt man mit einer Video-DSLR oder eine Systemkamera (welche aufgrund des fehlenden Spiegels im Vergleich kompakter ausfällt) natürlich auch ausgezeichnete Fotoeigenschaften, schließlich ist die Fotografie ihr eigentliches Einsatzgebiet. Dies merkt man nicht nur an der Ergonomie, sondern leider auch an einigen anderen Ecken, auch wenn viele Kinderkrankheiten mittlerweile behoben sind. Nach wie vor gibt es fast überall eine Aufnahmebegrenzung – es können maximal 30 Minuten am Stück aufgezeichnet werden. Für viele Einsatzzwecke mag das nicht tragisch sein, wissen sollte man es beim Kauf dennoch. Problematischer ist wohl die Tatsache, daß die Geräte im Dauer-Videobetrieb heiß laufen können (denn der Prozessor muß deutlich mehr rechnen als bei Einzelbildern, erst recht bei hohen Auflösungen), sodaß es zu erhöhtem Bildrauschen kommen kann, oder die Kamera schaltet sich aus.





Ferner sind die Automatiken im Videobetrieb nicht immer völlig reibungslos und zuverlässig (was auch abhängig vom verwendeten Objektiv ist). Die Bildstabilisierung fällt höchst unterschiedlich aus, von sehr gut (auf fünf Achsen, wie bei der Sony A7RII) bis nur bei Verwendung von optisch stabiliserten Objektiven vorhanden. Das Wabern des Rolling Shutter-Effekts ist meist ausgeprägter bzw. schlechter korrigiert als bei dezidierten Videokameras, und bei feinen Mustern im Bild kann es – je nachdem, wie die meist hohe Sensorauflösung ausgelesen wird – zu unschönen Moirémustern kommen (anders als bei Camcordern, wo diese fast nie auftreten).



Gelegentlich ist das Display an der Kamerarückseite fest verbaut, was weniger Flexibilität bei der Bildkontrolle bedeutet, zudem läßt sich bei DSLRs wegen des Spiegels der der Sucher nicht beim Filmen nutzen. Nicht alle Fotoobjektive sind für den Einsatz im Videobetrieb geeignet, etwa muß der Zoom lautlos arbeiten (falls nicht mit Festbrennweiten gedreht wird). Auch die Tonsektion läßt häufig zu wünschen übrig; wird der Ton extern aufgezeichnet, müssen Ton und Bild nachträglich synchronisiert werden, wobei man sich glücklicherweise von spezieller Software helfen lassen kann (zB. Plural Eyes). Allerdings kann es bei langen Tonsequenzen allmählich zu einem leichten Zeitversatz zwischen der Ton- und Bildaufnahme kommen.


Beliebt bei Filmern zB. die Sony A7S II sowie die GH4 von Panasonic
Beliebt bei Filmern zB. die Sony A7S II sowie die GH4 von Panasonic


Für wen?


Wer für seinen Film den Kinolook sucht, sich aber keine Cine-Kamera (s.u.) leisten kann oder will und statt dessen bereit ist, im Handling hier und da Abstriche zu machen, greife zu einer Video-DSLR oder Systemkamera, deren Videofunktion sich in Tests bewährt hat. Wer mit seiner Kamera auch gute Fotos machen möchte ebenfalls. Um das Maximale an Bildqualität rauszuholen, ist ein bißchen Einarbeitung allerdings ratsam, da es in der Regel viele manuelle Parameter gibt, an denen man bei der Aufnahme schrauben kann – das sollte man mögen.



Wer es dagegen einfach, schnell und vor allem leicht haben möchte – eine Spiegelreflexkamera mit 1-2 Optiken steckt man sich nicht in die Jackentasche –, ist eventuell mit einem kleineren Fotoapparat oder (je nach Anspruch) mit einem Camcorder oder Smartphone besser beraten.




Typische Plus / Minus Punkte auf einen Blick



+ viel Bildqualität schon für wenig Geld zu finden (nach oben offen)


+ viel Schärfenspielraum (dank großer Sensoren)


+ sehr lichtstark (dank großer Sensoren bzw. großen Senseln)


+ auch für Fotos geeignet


- weniger portabel (je nach Objektivwahl)


- Aufnahmelimit max 30 min.


- zT. Hitzeprobleme bei Dauereinsatz


- eingebaute Mikros meist schlecht


- Rolling Shutter meist ausgeprägt


- nicht so ergonomisch für lange Drehs


- nicht immer mit Klappdisplay



Zur Bestenliste 4K Video-DSLR/DSLM | Zur Bestenliste HD Video-DSLR/DSLM





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