![]() | Alexander Böhnke ua. (Hrsg.)
Das Buch zum Vorspann. "The title is a shot" Verlag: Vorwerk8 brochiert - 184 Seiten Sprache: Deutsch Erschienen: Juni 2006 ISBN: 393091672X Preis: 19 Euro |
Lets not get academic, sagen die Amerikaner, wenn es ihnen bei einer Sache zu sehr ums Detail geht. Dabei können Details was wunderbares sein, und sie sind ganz und gar nicht unwichtig, erst recht nicht in der praktischen Filmarbeit. Es sind dann aber nicht unbedingt die gleichen Details, die Akademiker (beim verbalen Sezieren) und Videografiker (beim bewegten pixellieren) beschäftigen.
Dieses Buch wendet sich vor allem an erstere, nämlich Filmwissenschaftler, indem es den fertigen, bereits gegebenen Vorspann in seinen verschiedenen Funktionen analysiert. Die entgegengesetzte, praxisorientierte Herangehensweise wäre ja, von einem Vorspann-losen Film auszugehen, um zu überlegen, welche Art von Vorspann geeignet sein könnte. Aber es wäre unfair, einem Buch vorzuwerfen, nicht so zu sein, wie es gar nicht sein will. Und so wollen wir an dieser Stelle eher überlegen, ob auch (Hobby-)Filmemacher der Lektüre etwas abgewinnen können.
Das Etwas könnte zum Beispiel folgende Erkenntnis sein: Vorspänne können viel mehr sein, als dem eigentlichen Film vorgelagerte Sequenzen, in denen in vertraglich festgelgter Abfolge und Schriftgröße die Mitwirkenden gelistet werden. Der Vorspann ist Rahmen und Ouvertüre, und zugleich das Tor, durch das der Zuschauer in den Film tritt. Ein guter Vorspann informiert nicht nur, sondern unterhält schon, und kann außerdem eine Absichtserklärung sein. Nicht selten stellt er ein geradezu experimentelles Fenster in sonst nur konventionellen Filmen dar.
Dem Vorspann als Zeichen und Botschaft spüren also die hier gesammelten 12 Aufsätze nach. Manche davon sind wie angedeutet nicht gerade zugänglich, andere dafür sehr aufschlussreich, auch wenn man vor der Diegese und dem Diskurs auch dort nicht sichergeht. Doch kommen beim Lesen auch viele eigene Ideen, wenn man in der freundlichen Situation ist, dieses Buch aus eigenem Interesse in die Hand zu nehmen, und nicht als Seminarliteratur. Man kann dann den akademischen Ton sich selbst überlassen, und sich herauspicken, was einem auf- und gefällt (hilfreich dabei: einige absolvierte Hochschulsemester und/oder ein Fremdwörterlexikon zur Hand).
Fazit:
Wer konkrete Anregungen für die eigene Vorspanngestaltung sucht, wird hier eher zwischen den Zeilen fündig; wer gerne erfahren möchte, welche Rolle der Vorspann als Kommunikationsmedium erfüllen kann, sollte zuschlagen.