Beliebigkeit und Redundanz
Das Problem, mit dem die meisten Filme zu kämpfen hatten, war eindeutig die Gefahr der Beliebigkeit, von der auch z.B. Dominik Graf spricht (siehe Interview, Link unten). Nicht selten hatte man das Gefühl, die Filme seien ungefähr eine Stunde zu lang – interessanterweise allerdings nicht bei dem Film, dessen Laufzeit tatsächlich 300 Minuten betrug. Dieser Film war zwar lang, aber nicht *zu* lang. Andere dagegen neigten sehr zur Breite, bedauerlicherweise nicht zur epischen, sondern zur banalen. Mit einer an Sturheit grenzenden Zähe wurden da Dia- und Monologe, Vorgänge und Ansichten aufgezeichnet (um eine Bezeichnung von Katzenbach aufzugreifen), deren inhaltliche und ästhetische Aussagekraft doch sehr zu wünschen übrig läßt. Diese Beliebigkeit beim Dreh wurde in keinster Weise beim Schnitt wieder wettgemacht: Redundanz auf ganzer Linie.
Besonders fällt dies bei sog. Doku-Dramen auf. „The Box“ beispielsweise, bei dem übrigens annähernd die Hälfte des Publikums den Kinosaal verließ, zeigt zwei Mädchen und ihre Beziehung miteinander auf eine schon fast penetrante Art und Weise. „Shanghai Panic“ dagegen reiht teils belanglose, teils prätentiöse Szenen aneinander, sodaß ein Mix aus Big Brother und Vorabendserie dabei herauskommt (was um so enttäuschender für uns war, da ausgerechnet der Regisseur dieses Filmes gesagt hatte, „Auflösung ist lediglich ein Wert von vielen bei der Beurteilung von kreativer Arbeit“).
Es gab dies Jahr ungewöhnlich viele Erstlingsfilme, und zugleich also viele nicht besonders tolle Filme. Es drängt sich die Vermutung eines Zusammenhanges zwischen diesen zwei Sachverhalten auf, besonders wenn man noch hinzunimmt, daß sehr viele Filme von „one-man-units“ gemacht wurden (ein Verdacht, der sich, wenn nicht in allen so doch zumindest in einigen (3) Fällen bestätigt). Ich möchte nicht über Filmemacher schimpfen, die alles selbst machen möchten, ganz und gar nicht. Nur darauf hinweisen, daß sich hier die Spreu vom Weizen trennt. Avi Mograbi hat auch größtenteils allein gearbeitet, und einen wirklich tollen Film gemacht („August“, der in einigen Wochen auf Arte gezeigt wird- wir werden euch dann erinnern). Aber so hat er auch Erfahrung, und weiß was er tut, obwohl er nach eingener Aussage sich in den Dreharbeiten verlor, und am Ende ein ganz anderer Film entstand als geplant.
Wer dagegen als unerfahrener Filmemacher auf Hilfe und Wissen anderer verzichtet, stellt sich häufig selbst ein Bein, vor allem, wenn Konzept loslegt und mit dem Camcorder einfach nur draufhalten wird. Es ist eben kein Kinderspiel mit bewegten Bildern eine (wie auch immer geartete) Geschichte zu erzählen.