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Camcorder Workshop Teil 5: Bildgestaltung

Wer unsere Workshop-Serie aufmerksam verfolgt und nebenbei noch fleißig geübt hat, hat seine Videokamera mittlerweile bestens im Griff. Selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen werden die Bilder richtig belichtet, nie pumpt der Fokus, und das Stativ ist in wenigen Sekunden einsatzbereit. Höchste Zeit, sich mit der Wahl von Motiv und Bildausschnitt zu beschäftigen.

// 18:05 Mo, 1. Aug 2005von

Wer unsere Workshop-Serie aufmerksam verfolgt und nebenbei noch fleißig geübt hat, hat seine Videokamera mittlerweile bestens im Griff. Selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen werden die Bilder richtig belichtet, nie pumpt der Fokus, und das Stativ ist in wenigen Sekunden einsatzbereit. Höchste Zeit, sich mit der Wahl von Motiv und Bildausschnitt zu beschäftigen.






Einstellung ist alles

Die sichere Wahl des Bildausschnitts bildet das wichtigste Gestaltungsmittel des Kameramanns überhaupt. Wer sich Gedanken über den Bildausschnitt macht, bevor er filmt, spart sich viel Mühe beim späteren Schnitt, und nur wer um die Möglichkeiten und die Wirkung des Bildausschnitts weiss, wird auch für jede Situation den passenden Ausschnitt finden. Zur Orientierung haben wir die klassischen Bildausschnitte, sozusagen das Vokabular des Kameramanns, zusammengetragen, von der Supertotale bis zum extremen Close-up. Zu jeder Einstellung finden Sie auch eine kurze Charakterisierung.



Wie der Name schon sagt, handelt es sich um Ausschnitte, das heißt der Kameramann hat bei der sogenannten Kadrierung (von Kader, ein anderes Wort für Bildfeld) zu entscheiden, was dem Zuschauer gezeigt werden soll und was außen vor gelassen wird. Mit anderen Worten hat die Wahl des Bildausschnitts sehr viel mit Informationsvermittlung zu tun – das mag trocken klingen, ist aber fundamental und sehr spannend. Denn was gezeigt wird und was nicht, sollte davon abhängig gemacht werden, welche Geschichte auf welche Weise erzählt werden soll. Wie auch beim Schnitt gilt es, das richtige Mischungsverhältnis zu finden zwischen zeigen und aussparen, sonst kann ein Zuschauer entweder der Geschichte nicht folgen (es fehlen wichtige Informationen), oder sie wird langweilig (zu viele Informationen). So lautet die für die Kameraarbeit entscheidende Frage: welches ist der passende Bildausschnitt, um dem Zuschauer so treffend wie möglich ein Geschehen zu zeigen? Eine Totale etwa stellt dar, wo eine Handlung stattfindet, ein Close-up betont dagegen ein wichtiges Detail.



Natürlich mussman sich nicht sklavisch an die Standard-Bildausschnitte halten; sie sind vor allem als Richtwerte zu verstehen. Bei der Aufnahme von Personen ist jedoch Vorsicht geboten: die Bildkante sollte nicht an natürlichen Körpergrenzen verlaufen, wie zum Beispiel am Hals, da der Kopf dann abgetrennt zu sein scheint. Besser ist es in solchen Fällen, den Kopf oben anzuschneiden (was man auch sehr häufig in Film und Fernsehen sieht).







Die klassischen Bildausschnitte

 Supertotale
Supertotale

Die Supertotale etabliert den Ort der Handlung in einer grösstmöglichen Übersicht. Details sind hier kaum zu erkennen, dafür wird ein Gefühl für den Ort entwickelt. Als Panorama verschafft die Supertotale eine erste sehr weitläufige Orientierung. Sie wird häufig auch von einem erhöhten Standpunkt aus gefilmt.



 Totale
Totale



Die Totale etabliert die Umgebung des Hauptmotivs. Häufig wird daher auch vom Establishing-Shot gesprochen. Die Totale bildet sowohl Hauptmotiv als auch Umgebung in voller Größe ab. Die Totale findet sich klassischer Weise am Anfang einer neuen inhaltlichen Sequenz, um konkreter in den Ort einer Handlung einzuführen, als dies die Supertotale könnte.



 Halbtotale
Halbtotale

Die Halbtotale bildet unser Modell, das Hauptmotiv, in voller Größe ab. Etwaige Aktionen, die den gesamten Körper miteinbeziehen werden mit der Halbtotalen gefilmt. Die Halbtotale wird klassischer Weise für die Einführung einer Person benutzt.



 Amerikanische Einstellung
Amerikanische Einstellung

Eine weit verbreitete Abwandlung der Halbtotalen ist die sogenannte Amerikanische Einstellung. Hier wird die Hauptperson vom Knie aufwärts gezeigt. Die amerikanische Einstellung erhielt ihren Namen aus Western-Filmen, wo stets der Revolver des Helden mit im Bild sein musste.



 Halbnahe
Halbnahe

Die Halbnahe zeigt unsere Protagonistin ab der Hüfte aufwärts und wird auch gelegentlich als Reporter-Einstellung bezeichnet. Diese Einstellung ist uns aus dem Fernsehen aus dem Umfeld der Reportage bekannt. Die Halbnahe-Einstellung wird häufig als einführende Einstellung in eine Situation mit zwei Personen benutzt, wie beispielsweise Straßen-Interviews.



 Nahe
Nahe



Die nahe Einstellung zeigt die Hauptperson in etwa ab der Schulter aufwärts. Die Umgebung spielt bei dieser Einstellung so gut wie keine Rolle mehr. Die Kamera ist nahe bei der Person – wahrt jedoch noch einen Abstand mit genügend Respekt vor der Person.



 Großaufnahme
Großaufnahme

Die Großaufnahme begibt sich in intime Distanz zur Person – hier wird quasi eine unsichtbare Grenze überschritten. Die Mimik einer Person als Ausdruck von Gefühlen wird "groß" weitergegeben. Wir fühlen mit.



 extreme Großaufnahme / Super-Close-Up
extreme Großaufnahme / Super-Close-Up

Die extreme Großaufnahme, auch Super-Close-Up genannt, fokussiert auf ein Detail, beispielsweise auf die Augenpartie, um psychische Befindlichkeiten noch konzentrierter weiterzugeben. Der Super-Close-Up sollte sparsam und mit Bedacht eingesetzt werden.



 Dutch Angle
Dutch Angle

Unsere letzten drei Bilder stellen Spezialfälle in Sachen Kameraplatzierung dar: Hinter dem Dutch Angle verbirgt sich ein bewusst gekippter Bildausschnitt. Der Dutch Angle eignet sich zum einen für die Dynamisierung von Bildern, und zum anderen, um Motiven, die bereits hinlänglich bekannt sind, eine neue Perspektive abzugewinnen: für das Brandenburger Tor sehr gut einsetzbar.



 Vogelperspektive
Vogelperspektive

Die Vogelperspektive lässt unser Modell klein erscheinen. Wer den Eindruck von Größe auf Seiten des Betrachters erwecken möchte, der greift zur Vogelperspektive.





 Froschperspektive
Froschperspektive

Wer umgekehrt den Betrachter klein halten möchte und dem Motiv überproportionale Größe verleihen will, der greift zur Froschperspektive. Die Froschperspektive erlaubt im Gegensatz zur Vogelperspektive die bewusstere Wahl des Hintergrundes.








Perspektive und Bildachsen

Die Größe des Ausschnitts entscheidet also darüber, wieviel in einer Einstellung von der Filmwelt zu sehen ist. Außerdem muss jedoch zwischen den Inhalten gewichtet und das Bild möglichst interessant und ansprechend gestaltet werden. Hier kommt es darauf an, wo die Kamera platziert wird, denn dies legt die Perspektive auf das Gesehene fest. Je nachdem, welche Aufnahmeperspektive gewählt wird, werden verschiedene Achsen das Bild dominieren. Viele Kompositionen sind dabei deutlich interessanter als unsere zu Demonstrationszwecken recht statische Abbildung 12 – sie besitzt zwar Tiefe, zeigt aufgrund des symmetrischen Aufbaus aber wenig Gewichtung zwischen den Bildbereichen auf. Doch gerade um diese zu erreichen sind Bildachsen ein wichtiges Mittel, denn sie verbinden beziehungsweise trennen Bildelemente und Ebenen (wie Vorder- und Hintergrund), lenken den Zuschauerblick und sorgen für Dynamik (siehe Abbildung 13). Vor allem bei einem Medium wie Video, welches aufgrund seiner großen Schärfentiefe ein sehr flaches Bild produziert, sollten Bildachsen als Gestaltungsmittel Beachtung finden. Dabei müssen die Achsen keineswegs immer physikalisch im Bild vorhanden sein (durch Gebäude, Straßen etc.) Auch beispielsweise durch die Anordnung von Personen in einem Raum können Achsen entstehen. Besonders spannend wird es, wenn Bewegungen entlang von vor allem diagonalen Linien verlaufen.




Camcorder Workshop Teil 5: Bildgestaltung : 13a
Camcorder Workshop Teil 5: Bildgestaltung : 13b

Bild 13: Hier wurde der Bildausschnitt so gewählt, dass die Bildachsen den Blick auf den Dom in Hintergrund lenken. Die Tiefenwirkung wird durch das Schiff verstärkt, das sich entlang der Hauptachse bewegt.



Auf welcher Höhe die Kamera platziert wird ist natürlich von großer Bedeutung in diesem Zusammenhang. Frosch- und Vogelperspektive zeigen das Geschehen auf ungewohnte Weise (siehe Abb. 10 und 11), sollten jedoch – ebenso wie der „dutch angle“, der gekippte Bildausschnitt (siehe Abb. 9) – mit Vorsicht genossen werden. Sinnvoll eingesetzt werden Aufnahmen aus diesen ungewöhnlichen Perspektiven, wenn zum Beispiel etwas aus der Sicht einer Person im Film selbst gezeigt werden soll, oder um eine besondere Stimmung zu generieren.



Ein Film, dessen Wirkung in hohem Maße auf dem besonderen Umgang mit Bildachsen und Perspektive beruht, ist „Der dritte Mann“ von Carol Reed (1949). Es ist einer der ersten Filme, in dem vielfach mit gekipptem Bildausschnitt gearbeitet wurde, was in Kombination mit der ebenfalls sehr prägnanten Lichtsetzung (große Kontraste zwischen Licht und Schatten) ein Nachkriegs-Wien gezeigt, das auf bedrohliche Weise aus den Angeln geraten scheint (siehe Abbildung 14). (Der Kameramann Robert Krasker erhielt für seine Arbeit übrigens einen Oscar.)



Camcorder Workshop Teil 5: Bildgestaltung : Bild14

Bild 14: Eine der prägnantesten Einstellungen in Carol Reeds „Der dritte Mann“ mit auffällig gekipptem Bildausschnitt. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Kirch Media GmbH.)








Die klassische Bildkomposition

Folgende Achsen und Bildpunkte lassen sich in diesem streng nach der Zentralperspektive komponiertem Bild ausmachen:



Camcorder Workshop Teil 5: Bildgestaltung : Bild12


Es ergeben sich, von den Ecken des Bildes ausgehend, vier das Bild bestimmende Fluchten. Diese kreuzen sich im sogenannten Fluchtpunkt, der bei der Zentralperspektive in der Bildmitte liegt und in diesem Fall durch die Siegessäule, beziehungsweise unseren roten Kreis markiert wird. Darüberhinaus lässt sich eine Horizontlinie bestimmen, die das Bild ziemlich genau in der Mitte teilt, und an der sich Himmel und Erde treffen. Außerdem ist das Bild ebenfalls vertikal zur Mitte hin symmetrisch aufgebaut, so dass sich eine vertikale Spiegelachse ausmachen lässt. All diese Achsen und Bildpunkte sollten sicherlich nicht bei jedem Motiv zentral umgesetzt werden - das wäre ziemlich langweilig - doch von ihrer Existenz sollte man zumindest wissen.







Der goldener Schnitt

Aus der klassischen Proportionslehre stammt das Konzept des „Goldenen Schnitts“. Durchteilt man eine Linie, so soll sich das kleinere Teilstück zum größeren verhalten, wie dieses zur ungeteilten Linie, was ein Teilungsverhältnis von 5/8 entspricht (etwa 0,62). Auf eine Bildfläche angewandt mit einer senkrechten und einer horizontalen Linie, sieht das ganze aus wie in Bild 15. Wer sein (Haupt-)Motiv nicht mittig im Bild platziert, sondern dem goldenen Schnitt entsprechend etwas versetzt, erhält ein sehr viel spannungsreicheres Bild, das trotzdem ausgewogen komponiert ist. Da man beim Dreh allerdings selten ein Lineal zur Hand hat, hat sich in der Praxis die Drittelung durchgesetzt (im Englischen spricht man auch von der „Rule of Thirds“). Auch Horizontlinien und ähnliches sollten nach diesem Prinzip im oberen oder unteren Bilddrittel liegen.



 Bild 15 - Bei dieser Bildkomposition befinden sich die Briefkästen perfekt im goldenen Schnitt positioniert.
Bild 15 - Bei dieser Bildkomposition befinden sich die Briefkästen perfekt im goldenen Schnitt positioniert.


Aber nicht nur die Bildfläche sollte beim Bildaufbau sinnvoll unterteilt werden, auch die dritte Dimension will berücksichtigt werden. Ein Bild sollte in der Regel mindestens in Vorder- und Hintergrund unterteilt sein, wenn nicht sogar in mehrere Bildebenen, sonst wird das dargestellte flach erscheinen (was natürlich auch ein erwünschter Effekt sein kann).






Bewegung

Bildachsen und goldener Schnitt sind Gestaltungsprinzipien, die genauso in der Fotografie genutzt werden wie bei Video. Doch während ein Foto nur einen Moment abbilden kann, handelt es sich bei Video um ein Bewegtbild-Medium – nur wer Bewegung in seine Bilder bringt, schöpft das volle Potential von Video aus. Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten, den Bildern "Beine zu machen".



Erstens: Das Motiv bewegt sich selbst. Dies ist wohl die einfachste Möglichkeit, Bilder zu dynamisieren. Halten Sie also nach Bewegung Ausschau und binden Sie diese in Ihre Motive mit ein. Fußgänger, Verkehrsmittel, Kinder, Hunde, Wolken, eine Zeitung, die von einem Windstoß erfasst wird – das Spektrum reicht von Alltäglichem bis zu poetischen Momenten. Gezielte Bewegungen im Bildausschnitt können den Aufnahmen auch Tiefe und Struktur verleihen, indem Bildelemente etwa aus dem Hintergrund in die vorderen Bildebene kommen, oder sich auf etwas zubewegen und somit den Zuschauerblick lenken. Einer der ersten Filme überhaupt stellt in dieser Hinsicht so etwas wie eine Urszene dar – „Die Ankunft eines Zuges im Bahnhof von La Ciotat“ (1895) zeigt in einer einzigen Einstellung genau, was der Titel verspricht. Die Kamera ist so positioniert, dass die Gleise diagonal durch den Bildausschnitt verlaufen, der Zug fährt von oben rechts in das Bild, bis die Lokomotive vorne links zu stehen kommt, woraufhin Passagiere ein und aus steigen. Ohne die Kamera zu bewegen (diese Möglichkeit hatte man damals noch nicht) haben die Brüder Lumière auf diese Weise maximale Dynamik in ihr Bild gebracht. Das Gegenteil davon passiert übrigens in dem schon erwähnten Film „Der dritte Mann“. In einer langen Einstellung geht die Hauptdarstellerin aus der Ferne vor bis sie im Vordergrund die Bildfläche wieder verlässt, doch ist von ihrer Vorwärtsbewegung kaum etwas zu spüren, da sie frontal auf die Kamera zugeht (Abbildung 17).



Camcorder Workshop Teil 5: Bildgestaltung : Bild17

Bild 17: Nicht immer ist eine dynamische Bewegung erwünscht. Um das Moment des Wartens zu betonen verläuft die Bewegungsrichtung in dieser Einstellung aus „Der dritte Mann“ frontal auf die Kamera zu – so ist ein Vorwärtskommen kaum zu merken. [Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Kirch Media GmbH.



Wenn sich ihr Motiv nicht bewegt, dann kann sich – zweitens – ruhig mal der Bildausschnitt bewegen. In Maßen angewandt, bringen Schwenks und Zooms Dynamik ins Bild. Achten Sie jedoch darauf, dass diese gleichmäßig verlaufen und nicht verwackeln – es empfiehlt sich (wie stets) mit Stativ zu arbeiten. Mit etwas Übung lässt sich natürlich ein Schwenk auch mit einem sich bewegenden Motiv kombinieren, indem Sie zum Beispiel ein gehende Person mit einem Schwenk verfolgen. Führen Sie dabei die Kamera so, dass mehr Bildraum vor als hinter der Person ist.



 Bild18 - Wer seinen Camcorder sicher an einem Einbeinstativ befestigt und sich selbst Rollerblades anschnallt, kommt mit etwas Übung zu solchen Bildern.
Bild18 - Wer seinen Camcorder sicher an einem Einbeinstativ befestigt und sich selbst Rollerblades anschnallt, kommt mit etwas Übung zu solchen Bildern.




Die dritte Möglichkeit, Bewegung ins Bild zu bringen, besteht in der Tat darin, die Kamera selbst zu bewegen. Im letzten Teil der Serie hatten wir ja schon das Schwebestativ besprochen, mit dem ruhige, gleitende Kamerafahrten möglich sind (etwas Erfahrung vorausgesetzt). In professionellen Produktionen werden darüber hinaus auch Kamerakräne und sogenannte Dollys (kleine Wägen auf Schienen) eingesetzt, Mittel die im LowBudget-Bereich selten zu Verfügung stehen. Doch auch hier lohnt es sich zu experimentieren – verglaste Fahrstühle, Rolltreppen, Autos, Skateboards und ähnliches können als Ersatz-Dollys zu durchaus spektakulären Bildern verhelfen (so zum Beispiel in Bild 16).






Talking Heads

Für die Aufnahme von Sprechersituationen, beispielsweise bei einem Interview oder bei Dialogszenen, gelten besondere Regeln, um für Ihre Gesprächspartnerin einen bestmöglichen Ausschnitt zu finden.



Als Einstellung bietet sich die Nahe an, sodass die Person von der Schulter aufwärts zu sehen ist. Platzieren Sie die Kamera leicht schräg zur Sprachrichtung. Spricht die Person direkt in die Kamera, werden die Zuschauer adressiert, was in der Tagesschau durchaus Sinn macht, sonst jedoch eher ein unerwünschter Illusionsbruch ist. Zu viel Raum über dem Kopf, auch Headroom genannt, macht ebenso Ihren Bildausschnitt kaputt, wie zu wenig Luft zwischen Kopf und Oberkante.



Bei der Suche nach dem richtigen Ausschnitt bietet ein leicht versetztes Bild mehr Gestaltungsmöglichkeiten für den Hintergrund und öffnet den Sprecherraum schräg nach rechts (dieser wird oft auch mit dem englischen Begriff Noseroom bezeichnet). Ähnliches gilt übrigens für Profilaufnahmen: Achten Sie bei der Wahl des Ausschnitts darauf, dass in Blickrichtung mehr Raum zur Verfügung steht als umgekehrt.




 a
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Bild 16: Kleine Unterschiede mit großer Wirkung: Vergleichen Sie das zu mittig gewählte Bild (b) mit dem nach rechts geöffneten, und dadurch spannungsreicheren Ausschnitt (a). Der Bildausschnitt in (c) weist zu viel Headroom auf – das Modell scheint aus dem Bild zu rutschen.








Tipps:

Soll ein Film vor allem im Internet gezeigt werden, empfiehlt es sich, hauptsächlich mit halbnahen oder nahen Einstellungen zu arbeiten, da die Bildinhalte einer Totalen in den kleinen Abspielfenstern kaum zu erkennen sind.



Erzeugen Sie Bildtiefe durch bewusste Bildkomposition.



Blicke und Sprache brauchen auch Platz im Bild -- wählen Sie den Ausschnitt entsprechend.



Auch wenn Sie keine Geschichte im strengen Sinn erzählen möchten: nehmen Sie ein Motiv möglichst aus unterschiedlichen Perspektiven und in unterschiedlichen Größen auf, um abwechslungsreiche Bilder zu erhalten.



Lernen Sie von Profis: Stellen Sie beim Fernsehen den Ton ab und achten Sie nur darauf, welche Bildauschnitte gewählt wurden, und wie die Bilder komponiert sind. Vergleichen Sie in dieser Hinsicht auch einmal die Kameraarbeit in einer typischen Reportage mit einem Spielfilm.




Der erwähnte Film „Der dritte Mann“ (1949) ist als DVD im Arthaus Verleih erhältlich.


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