Frage von Achim_sa:Hallo,
zur Zeit mache ich ein Praktikum bei einer Filmproduktion (bin seit 6 Monaten dabei).
Immer wenn zwischendurch Zeit ist nehme ich auch mal die P2 oder Digibeta auf die Schulter, um ein bisschen zu üben.
Belichtung, Schärfen etc. gelingen mir schon ziemlich gut. Aber mein großes Problem ist das Wackeln der Bilder. Das ist bei mir weiterhin ziemlich heftig (auch in der weitwinkeligsten Einstellung).
Besonders im gehen sind die Bilder ziemlich unbrauchbar. Meiner Meinung nach vieeeeel mehr als bei den Kollegen.
Auf dem Stativ ist alles super. Ich mache ordentliche ruhige Schwenks usw.
Klar fehlt mir die Erfahrung, aber gibt es da irgendwelche Tipps (außer dem "üben, üben, üben") um das wackeln zu minimieren? wisst ihr irgendwelche Techniken um das Üben zu verbessern?
Ich wäre über eure Hilfe und Tipps dankbar.
Grüße
Achim
Antwort von deti:
... Tipps (außer dem "üben, üben, üben") um das wackeln zu minimieren?
Beim Filmen nicht gehen. Eine Schulterkamera allein ist keine Steadicam.
Deti
Antwort von r.p.television:
Und falls man doch mal gehen sollte und brauchbares Material dabei filmen möchte sollte man im Prinzip genauso gehen wie mit einer Steadicam. Angewinkelte Knie und Schlurfgang. Auch wenn's aussieht als hätte man in die Hose gesch...sen.
Allgemein: Die Schulterkamera sollte im Gleichgewicht auf der Schulter aufliegen, d.h. die führende rechte Hand sollte kein Gewicht tragen. Ich selbst praktiziere es sogar so dass ich durch zusätzliche Akkus ein Mehrgewicht hinten erreiche. Meine Führhand hängt quasi in der Schlaufe des Objektivs. Dadurch gelingen sehr wackelfreie Aufnahmen.
Viele Änfänger positionieren die Kamera zu weit vorne auf der Schulter. Man hat ja ein paar Zentimeter Spiel innerhalb des Schulterpolsters. Also weiter hinten aufsetzen und die Aufnahmen werden ruhiger werden weil der Führungsarm entspannter ist.
Antwort von Achim_sa:
Beim Fernsehen sieht man es ja oft im EB Bereich oder auch bei etlichen Dokus, dass keine Steadicam verwendet, sondern schlichtweg mit der Schulterkamera gelaufen wurde.
Ein richtiger Freund bin ich davon zwar auch nicht, aber lernen sollte ich es trotzdem. Den Tipp mit "Schlurfenden Gang" werde ich mal üben.
Antwort von MarcBallhaus:
Lass doch mal die Stöckelschuhe weg ;)
Antwort von newsart:
Also Deine Beobachtung ist richtig und gut. Denn Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Es gibt tatsächlich ganz goße Unterschiede, wie ruhig unterschiedliche Kameraleute von der Schulter drehen können. Übrigens auch bei Kollegen mit jahrzehntelanger Praxis. Den wenigsten fällt das aber wirklich auf. Und sie geben sich mit der Begründung "Schulter wackelt halt" zufrieden. Ich habe glücklicherweise die gegenteilige Begabung. Viele Kollegen haben mich bei Schulterbildern schon drauf angesprochen, wie ich in der Situation ein Stativ einsetzen konnte. Daher einige Tips:
1. Klar möglichst Weitwinklig drehen, besser noch mit WW-Optik.
2. Das Schulterpolster, die Griffschlaufe und vor allem den Sucherabstand vom Kameragehäuse und in Vorn-Hinten-Richtung richtig einstellen. Bei Deiner Beschreibung "dann greife ich mir auch mal die Digibeta" glaube ich kaum, dass Du Dir Zeit genommmen hast, dies wirklich auf Dich persönlich zu justieren.
3. Du musst richtig mit der Kamera kuscheln. D.h. die kamera liegt nicht nur gut ausbalanciert auf der Schulter, sondern wird auch durch die Wange und den Kopf in der Kippbewegung stabilisiert.
4. Ich halte beim Drehen die Luft an. Natürlich nicht über eine viertel Stunde (:- aber die meisten Einstellungen sind ja nur 8-10 Sekunden.
5. Das Ruhig-Halten der Kamera ist eine Konzentrationssache. Wenn Du Dich als Anfänger noch auf Schärfe, Blende, White und sonstige Bedienung konzentrieren musst, reicht das nicht noch für's Ruhighalten. Die Technik musst du völlig vergessen, dann suchst du Dir feststehende vertikale und horizontale linien, legst diese ans Suchergitter an, atmest ein, hälst die Luft an, startest die Aufnahme, hälst die Linien immer schön konstant und atmest langsam gleichmäßig aus. Dann Aufnahmestopp, einige Sekunden ausruhen und weitermachen.
6. Gänge mit der Schulterkamera sind schwierig. Entweder du setzt die Bewegung aktiv in dier Gestaltung ein oder benutzt die Schulterkamera gar nicht auf der Schulter. Ich mache ganz viele Gänge mit der Kamera am Henkel. Oder aber klemme mir die Mühle untern Arm. Das muss man ausprobieren, was in welcher Situation am besten klappt.
7. Jer schwerer die Kamera, desto ruhiger ist der Dreh. Eine schwere WW-Optik, Akkus, Funkstrecke, Kopflich und eine heavy Ikegami - damit klappt's super. Je mehr Masse, desto ruhiger hälst Du.
8. Konzentration, Gewicht, Technik: Nach einem längeren Dreh bin ich körperlich aber auch vom Kopf her völlig alle. Wenn Du es richtig machst, wird Dich die Arbeit 100% in Anspruch nehmen und wie beim Sport Dich völlig fordern. Wer nur halb dabei ist, bei dem wackelt es auch doller.
9. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Nur das Stativ steht wirklich still. Ganz ohne Kamerabewegung geht es freihändig nun mal nicht. Wer sich die Zeit für den Stativeinsatz nimmt, wird mir ruhigen Bildern belohnt. Bei statischen O-Tönen sollte es ein Muss sein, vom Stativ zu drehen. Wenn es nicht anders geht, gestalte Dein Bild bewegt. Je bewegter das bild und die Szenerie, desto weniger fällt das Wackeln auf.
Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig. Ansonsten: Üben, üben, üben. Und wenn Du es wirklich wie ein sportliches Training siehst, wirst Du bald über die Wackelbilder der anderen schmunzeln. Man kann das trainieren!
Antwort von Achim_sa:
Danke Dir für die ausführliche Beschreibung. Im stehen habe ich es heute mit den Tipps versucht und die Ergebnisse werden schon langsam etwas besser. Natürlich dauert es wohl noch bis ich mich an einen realen EB Einsatz traue.
Das Laufen sieht immer noch so aus wie auf einem Schiff bei mäßigen Orkan aber das mit dem "Unterklemmen" werde ich auch weiter üben.
Klar würde ich viel vom Stativ drehen. Aber manchmal geht es ja nicht anders und nur Stativ wäre sicher auch zu statisch.