Frage von Andi1972:Hallo alle zusammen,
Nachdem mir hier vor einem Jahr stets gut geholfen wurde, als wir mit unserem Filmabenteuer begonnen haben, dachte ich mir dass ich mal einen kleinen Drehbericht von unserer "Extremerfahrung" Mittelalterfilm hier reinstelle. Für Anfänger vielleicht ganz interessant, für Profis vielleicht zum Schmunzeln.
jedenfalls viel Spaß.
Unser Ziel war es einen Templerfilm zu drehen. Dazu haben wir in Südfrankreich eine Burg angemietet und etwa 10 Monate Vorbereitungen getroffen. Wir sind alles Amateure, die sich extra im Rahmen von Kursen, regelmäßigen Treffs und Workshops auf das Projekt vorbereitet haben. Glücklicherweise hatten wir zwischendrin Hilfe von ein paar Filmhochschulabsolventen, die aber leider nicht mit zum eigentlichen Dreh fahren konnten.
Wer sich für noch mehr Details interessiert findet diese auf unserer Website unter Produktionstagebuch.
Ansonsten hier mal meine Eindrücke.
Wir konnten uns die Burg mitsamt umliegender Länderei leider nur für 14 Tage leisten. Insofern hatten wir für einen 90 minütigen Spielfilm mit ziemlich viel Stress gerechnet. Jedoch haben sich 2 Filmweisheiten gleich bewahrheitet.
1. Man ist immer unter Zeitdruck
2. Man ist nie 100% zufrieden und denkt immer sofort das könnte ich auch besser. Der Zeitdruck erlaubt es nur nicht.
Lange Rede kurzer Sinn wir haben also schon im Vorfeld eine Handwerkercrew nach Frankreich geschickt, die uns in einer Pension unserers Vertrauens mittelalterliche Möbel, einen Wagen und einen Badezuber gebaut haben. Eine Woche später kam der Rest von uns (etwa 30 in einem Bus) angefahren.
Die Rahmenbedingungen: im Schnitt 30-35 Grad, 1,5 Toiletten für alle Teilnehmer, 2 Duschen für alle Teilnehmer auf der Burg und eine im Dorf. Sehr interessant.
Wir haben mit 2 Canon XH A1 gedreht und hatten noch einiges an Tonequipment und Lichtequipment dabei.
Im Schnitt habe zumindest ich etwa 16-18 Stunden gearbeitet (Regie, Kamera und ab und an durchs Bild laufen musste ich auch noch)
Mit Aufstehen und zur Burg hoch marschieren, besprechen, Material kurz ankucken, etc. bedeutete das im Schnitt 4 Stunden Schlaf. Erstaunlich wie lange man das aushält.
Wir wurden schon im Vorfeld gewarnt dass sich am Filmset ein sehr rauer Ton einstellen kann, was auch der Fall war. Allerdings darf man das im Rahmen eines Lagerkollers einfach nicht so ernst und persönlich nehmen, dann geht das schon.
Durch die Hitze und die abzudeckenden Dimmer (weil surrend) sowie die Stromschwankungen des Generators hatten wir einen extremen Verschleiß an Birnen, Trafos und Dimmern. An den Dedolights sind Dimmer und Trafos (zugegebenerweise nicht die Serienteile) kaputt gegangen und bei allen anderen Lampen hats reihenweise die Birnen raus gefeuert. So standen wir 1 Tag vor Abreise ohne die beliebten 800 Watt Scheinwerfer da.
Wir haben etwa 25-30 Stunden Film am Ende bekommen, was für einen 90 Minuten Film wohl nicht sehr viel ist. Der Zeitdruck jedoch lies nicht wirklich viel mehr zu.
Durch das Licht kann man meist nur mit einer Kamera filmen, was viel Zeit kostet aber zumindest bei den Kämpfen war die zweite Kamera Gold wert.
Im Dorf herum sausende Mofas, testfliegende Mirage Jets und der brummende Generator können einen wirklich die schönsten Aufnahmen killen.
An einem Tag hatten wir ca. 40 leute am Set und (davon etwa 10 Franzosen) die wir vor Ort angeworben hatten und 6 Pferde. Ein Heidenspaß diese alle zu koordinieren. Meine Lösung ein Turm und ein Megaphon sehr hilfreich.
Glücklicherweise hatten wir mit den Pferden wesentlich weniger Probleme wie vermutet und auch die Ratten die wir dabei hatten waren handzahm und leichter zu filmen wie so mancher Mensch.
Die Kämpfe, die wir möglichst ohne viele Schnitt zusammen bringen wollten, waren natürlich eine besondere Herausforderung. Der Boden war steinig, staubtrocken und sau hart. Aber mit gambeson und Kettenhemd ging es schon einigermaßen. keiner der nicht irgendwo geblutet hat und keiner der nicht irgendwo riesiege Blutergüsse hatte, aber das war schon ok. Immerhin ist nichts passiert. (Naja, einer ist die Treppe runter geflogen, was nicht so toll war, aber immerhin gabs keine Schwert-verletzten und Schwerverletzten. Meine Erfahrung ist, dass jede lange vorher eingeübte Choreographie hier wirklich Gold wert ist. Gerade beim Gestocher ins engen Burggängen wird das sonst schon mal lebensgefährlich.
Wir haben übrigens alle mit echten Rüstungen und Schaukampfwaffen gekämpft. Also keine alufarbenen Strickhemden und Plastikschwerter.
An zwei Tagen hatte es mal wolken, einmal hat es sogar geregent. Man muss also irgendwie sehr flexibel mit seiner Planung sein, was das ganze natülich noch sehr erschwert hat zumal bestimmt mehr als die Hälfte der Drehs outdoor statt gefunden hat.
Unterm Strich muss ich sagen Respekt für alle die sowas beruflich machen. Das ist echt ein Riesenabenteuer, mit jeder Menge Stress und Action aber irgendwie auch ziemlich cool. Leider war ich am Ende so fertig, dass ich nicht mal mehr zur "Happy End Party" gehen konnte weil ich am Sofa eingeschlafen bin.
Ach ja, sind wir fertig geworden. Ja natürlich. Am letzten Tag um 3.15 am Morgen waren wir fertig. Um 7 haben wir die Burg aufgeräumt und um 11 waren wir auf dem Weg nach Deutschland ....
Also falls ihr auch mal so was machen wollt und Fragen habt, immer gerne....
Andi
www.templerfilm.de
Antwort von Axel:
Man ist förmlich erschlagen von all den Informationen. Ich warte lieber, bis du einen Trailer online stellst, denn ein solcher
kann mehr sagen als 1000 Worte (oder gar noch mehr). Beste Wünsche für den Erfolg.
Antwort von Ficeduld:
Genau, Trailer her!
Mann, was für ein Idealismus, kann mich richtig reinfühlen 35°C, kaum Duschen, kein Schlaf...........
Viel Spass beim Schnitt!
lg F.
Antwort von Andi1972:
Wir sind leider noch beim runter laden.
Der Trailer dauert noch ein bissel - da brauchen wir ja auch noch Musik dazu. Soll heißen das gute Stück muss dann erst mal zum freundlichen Komponisten.
Also so der Grundplan ist - Trailer Weihnachten, Filmpremiere so im Mai...
Schau ma mal ob ma des packen. :-)
Ich werde es natürlich hier kundtun sobalds was gibt....
Happy day
Andi
Antwort von meister hubert:
*meld* für einen freundlichen komponisten =)
Antwort von Pete21:
Meinen Respekt habt ihr!!! Ich würd auch gerne mal bei so einem Projekt mitarbeiten - irgendwann werd ich das auch :D Muss aber noch viiieeel lernen. Aber meine Zeit wird kommen :D